Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.IX. Hauptst. Das Nothwendig seyn mensetzung nach keine mögliche Bedeutung, weilkugelicht und eckicht seyn einander widerspre- chen. Jn diesen Fällen giebt das Wort immer zween oder mehrere Sätze an, welche sämmtlich wahr seyn müssen, wenn das Wort etwas mög- liches bedeuten soll. 3°. Hat das Wort eine richtige eigene Bedeutung, und es wird metaphorisch gemacht, so ist die Frage, ob das tertium comparationis bey einer möglichen oder unmöglichen Hypothese ange- wandt wird. Jst die Hypothese möglich, so kann das Wort auch, allenfalls die Verglei- chung nicht richtig wäre, als ein Wurzelwort angesehen werden, und dadurch wird es schlecht- hin vieldeutig. Man hat demnach hiebey vor- nehmlich nur die Möglichkeit der benenneten Sache zu untersuchen. 4°. Ueberhaupt stellet ein Wort, so etwas Wider- sprechendes bedeutet, immer wenigstens zween Begriffe und gewöhnlich mehrere in einer Ver- bindung vor, die entweder ganz oder zum Theil nicht angeht, und muß sich daher in die einzel- nen Sätze, welche diese Verbindung stückweise vorstellen, immer auflösen lassen. 5°. Diese Mühe aber wird ersparet, wenn das Widersprechende nicht in einem Worte, sondern in einzelnen Sätzen vorgetragen wird. 6°. Ein Wort, das etwas Unmögliches vorstellet, wird mehrentheils durch eine unmögliche Defi- nition veranlasset, es mag dieses nun vorsetzlich geschehen, um einer gewissen Unmöglichkeit ei- nen Namen zu geben, oder unwissend, da man nämlich die dadurch benennete Sache für mög- lich
IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn menſetzung nach keine moͤgliche Bedeutung, weilkugelicht und eckicht ſeyn einander widerſpre- chen. Jn dieſen Faͤllen giebt das Wort immer zween oder mehrere Saͤtze an, welche ſaͤmmtlich wahr ſeyn muͤſſen, wenn das Wort etwas moͤg- liches bedeuten ſoll. 3°. Hat das Wort eine richtige eigene Bedeutung, und es wird metaphoriſch gemacht, ſo iſt die Frage, ob das tertium comparationis bey einer moͤglichen oder unmoͤglichen Hypotheſe ange- wandt wird. Jſt die Hypotheſe moͤglich, ſo kann das Wort auch, allenfalls die Verglei- chung nicht richtig waͤre, als ein Wurzelwort angeſehen werden, und dadurch wird es ſchlecht- hin vieldeutig. Man hat demnach hiebey vor- nehmlich nur die Moͤglichkeit der benenneten Sache zu unterſuchen. 4°. Ueberhaupt ſtellet ein Wort, ſo etwas Wider- ſprechendes bedeutet, immer wenigſtens zween Begriffe und gewoͤhnlich mehrere in einer Ver- bindung vor, die entweder ganz oder zum Theil nicht angeht, und muß ſich daher in die einzel- nen Saͤtze, welche dieſe Verbindung ſtuͤckweiſe vorſtellen, immer aufloͤſen laſſen. 5°. Dieſe Muͤhe aber wird erſparet, wenn das Widerſprechende nicht in einem Worte, ſondern in einzelnen Saͤtzen vorgetragen wird. 6°. Ein Wort, das etwas Unmoͤgliches vorſtellet, wird mehrentheils durch eine unmoͤgliche Defi- nition veranlaſſet, es mag dieſes nun vorſetzlich geſchehen, um einer gewiſſen Unmoͤglichkeit ei- nen Namen zu geben, oder unwiſſend, da man naͤmlich die dadurch benennete Sache fuͤr moͤg- lich
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IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn
menſetzung nach keine moͤgliche Bedeutung, weil
kugelicht und eckicht ſeyn einander widerſpre-
chen. Jn dieſen Faͤllen giebt das Wort immer
zween oder mehrere Saͤtze an, welche ſaͤmmtlich
wahr ſeyn muͤſſen, wenn das Wort etwas moͤg-
liches bedeuten ſoll.
3°. Hat das Wort eine richtige eigene Bedeutung,
und es wird metaphoriſch gemacht, ſo iſt die
Frage, ob das tertium comparationis bey einer
moͤglichen oder unmoͤglichen Hypotheſe ange-
wandt wird. Jſt die Hypotheſe moͤglich, ſo
kann das Wort auch, allenfalls die Verglei-
chung nicht richtig waͤre, als ein Wurzelwort
angeſehen werden, und dadurch wird es ſchlecht-
hin vieldeutig. Man hat demnach hiebey vor-
nehmlich nur die Moͤglichkeit der benenneten
Sache zu unterſuchen.
4°. Ueberhaupt ſtellet ein Wort, ſo etwas Wider-
ſprechendes bedeutet, immer wenigſtens zween
Begriffe und gewoͤhnlich mehrere in einer Ver-
bindung vor, die entweder ganz oder zum Theil
nicht angeht, und muß ſich daher in die einzel-
nen Saͤtze, welche dieſe Verbindung ſtuͤckweiſe
vorſtellen, immer aufloͤſen laſſen.
5°. Dieſe Muͤhe aber wird erſparet, wenn das
Widerſprechende nicht in einem Worte, ſondern
in einzelnen Saͤtzen vorgetragen wird.
6°. Ein Wort, das etwas Unmoͤgliches vorſtellet,
wird mehrentheils durch eine unmoͤgliche Defi-
nition veranlaſſet, es mag dieſes nun vorſetzlich
geſchehen, um einer gewiſſen Unmoͤglichkeit ei-
nen Namen zu geben, oder unwiſſend, da man
naͤmlich die dadurch benennete Sache fuͤr moͤg-
lich
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