Unter den erst angeführten Wörtern scheint das Wort nothwendig in seiner Bedeutung am wenig- sten veränderlich zu seyn, und bedeutet, was weder nicht, noch anders seyn kann, als es ist. Es ist eine Bestimmung des Bindewörtchens, und bezieht sich so- wohl auf das Seyn als auf die Art des Seyns (Modus essendi). Hinwiederum, was nicht noth- wendig ist, kann entweder nicht seyn, oder anders seyn, als es ist, oder gemacht wird, oder als man es machen will etc. Demnach kömmt bey dem nicht nothwendigen die Möglichkeit des Gegentheils vor.
§. 281.
Wir haben oben schon die Quellen und Merkmale der Möglichkeiten angegeben. Sie sind: 1°. das Nicht widersprechen. 2°. Die einfachen Be- griffe und ihrePostulata. 3°. Auf eine unmittel- barere Art die Kräfte, und 4°. wenn wir a posteriori gehen, die Existenz, (§. 243.). So viel und auf so vielerley Arten man nun von diesen Möglichkeiten einander entgegenzusetzen findet, so daß, wenn die eine existirt, die andere nicht existirt oder nicht zu- gleich in der ersten Stelle mit existirt, auf so vieler- ley Arten wird das Nothwendige von solchen Mög- lichkeiten ausgeschlossen. Sie sind möglich, und in Absicht auf die Gedenkbarkeit, nothwendig möglich, aber in Absicht auf die Existenz, nicht nothwendig, oder nicht nothwendig existirend, weil, wenn die eine ist, die andere nicht ist.
§. 282.
Was entweder verändert wird, oder verän- dert werden kann, ist nicht schlechthin noth- wendig. Nun sind die Kräfte die Grundlage zu
der
IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn
§. 280.
Unter den erſt angefuͤhrten Woͤrtern ſcheint das Wort nothwendig in ſeiner Bedeutung am wenig- ſten veraͤnderlich zu ſeyn, und bedeutet, was weder nicht, noch anders ſeyn kann, als es iſt. Es iſt eine Beſtimmung des Bindewoͤrtchens, und bezieht ſich ſo- wohl auf das Seyn als auf die Art des Seyns (Modus eſſendi). Hinwiederum, was nicht noth- wendig iſt, kann entweder nicht ſeyn, oder anders ſeyn, als es iſt, oder gemacht wird, oder als man es machen will ꝛc. Demnach koͤmmt bey dem nicht nothwendigen die Moͤglichkeit des Gegentheils vor.
§. 281.
Wir haben oben ſchon die Quellen und Merkmale der Moͤglichkeiten angegeben. Sie ſind: 1°. das Nicht widerſprechen. 2°. Die einfachen Be- griffe und ihrePoſtulata. 3°. Auf eine unmittel- barere Art die Kraͤfte, und 4°. wenn wir a poſteriori gehen, die Exiſtenz, (§. 243.). So viel und auf ſo vielerley Arten man nun von dieſen Moͤglichkeiten einander entgegenzuſetzen findet, ſo daß, wenn die eine exiſtirt, die andere nicht exiſtirt oder nicht zu- gleich in der erſten Stelle mit exiſtirt, auf ſo vieler- ley Arten wird das Nothwendige von ſolchen Moͤg- lichkeiten ausgeſchloſſen. Sie ſind moͤglich, und in Abſicht auf die Gedenkbarkeit, nothwendig moͤglich, aber in Abſicht auf die Exiſtenz, nicht nothwendig, oder nicht nothwendig exiſtirend, weil, wenn die eine iſt, die andere nicht iſt.
§. 282.
Was entweder veraͤndert wird, oder veraͤn- dert werden kann, iſt nicht ſchlechthin noth- wendig. Nun ſind die Kraͤfte die Grundlage zu
der
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IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn
§. 280.
Unter den erſt angefuͤhrten Woͤrtern ſcheint das
Wort nothwendig in ſeiner Bedeutung am wenig-
ſten veraͤnderlich zu ſeyn, und bedeutet, was weder
nicht, noch anders ſeyn kann, als es iſt. Es iſt eine
Beſtimmung des Bindewoͤrtchens, und bezieht ſich ſo-
wohl auf das Seyn als auf die Art des Seyns
(Modus eſſendi). Hinwiederum, was nicht noth-
wendig iſt, kann entweder nicht ſeyn, oder anders
ſeyn, als es iſt, oder gemacht wird, oder als man
es machen will ꝛc. Demnach koͤmmt bey dem nicht
nothwendigen die Moͤglichkeit des Gegentheils vor.
§. 281.
Wir haben oben ſchon die Quellen und Merkmale
der Moͤglichkeiten angegeben. Sie ſind: 1°. das
Nicht widerſprechen. 2°. Die einfachen Be-
griffe und ihre Poſtulata. 3°. Auf eine unmittel-
barere Art die Kraͤfte, und 4°. wenn wir a poſteriori
gehen, die Exiſtenz, (§. 243.). So viel und auf
ſo vielerley Arten man nun von dieſen Moͤglichkeiten
einander entgegenzuſetzen findet, ſo daß, wenn die
eine exiſtirt, die andere nicht exiſtirt oder nicht zu-
gleich in der erſten Stelle mit exiſtirt, auf ſo vieler-
ley Arten wird das Nothwendige von ſolchen Moͤg-
lichkeiten ausgeſchloſſen. Sie ſind moͤglich, und in
Abſicht auf die Gedenkbarkeit, nothwendig moͤglich,
aber in Abſicht auf die Exiſtenz, nicht nothwendig,
oder nicht nothwendig exiſtirend, weil, wenn die eine
iſt, die andere nicht iſt.
§. 282.
Was entweder veraͤndert wird, oder veraͤn-
dert werden kann, iſt nicht ſchlechthin noth-
wendig. Nun ſind die Kraͤfte die Grundlage zu
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/308>, abgerufen am 24.11.2024.
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