Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
und das Nicht nothwendig seyn.
9°. Jm dritten Falle, wo nämlich die Verände-
rung sich nur langsam äußert, geht der Schluß
ebenfalls an, weil wir der langsamen Verän-
derung Rechnung tragen können.
10°. Jm zweyten Falle aber, welcher sich von dem
ersten nicht anders unterscheidet, als wenn die
bisher beständig gewesene Sache verändert wird,
können wir nur bedingnisweise annehmen, daß sie
fortfahre zu bleiben. Dieses geht aber in denen
Fällen nothwendiger an, wo die zur Aenderung
erforderliche Kraft groß, und wenn sie irgend
wäre, durch ihre Wirkung kenntlich seyn müßte.
Denn so läßt sich auch schon das Annähern be-
merken. Und so geht es auch an, wenn wir
wissen, daß die Kraft sich nicht oft äußert, und
längere Zeit gebraucht, bis sie zum Ueberwie-
gen aufgehäufet wird etc.
§. 286.

Das Beständige und Fortdauernde bleibt einerley
oder eben dasselbe, so fern es beständig und fort-
dauernd ist. Da nun das Nothwendige die Anlage
zu dem beständigen und fortdauernden ist (§. 284. 285),
so läßt sich die oben gegebene Theorie von der Jden-
tität (§. 124-161.) bey beydem anwenden. Näm-
lich: Was nothwendig ist, bleibt unverändert,
einerley, eben dasselbe. Und hinwiederum,
was eben dasselbe bleibt, hat in so fern eine,
wenigstens hypothetische, Nothwendigkeit.

Sodann können auch bey dem Veränderlichen die
Gesetze der Veränderung etwas Beständiges und
Nothwendiges haben, und dieses kann auch vorkom-
men, so fern sich mehrere Sachen nach einerley Ge-
setze verändern. Wir haben die Anlage zu den

Grund-
S 3
und das Nicht nothwendig ſeyn.
9°. Jm dritten Falle, wo naͤmlich die Veraͤnde-
rung ſich nur langſam aͤußert, geht der Schluß
ebenfalls an, weil wir der langſamen Veraͤn-
derung Rechnung tragen koͤnnen.
10°. Jm zweyten Falle aber, welcher ſich von dem
erſten nicht anders unterſcheidet, als wenn die
bisher beſtaͤndig geweſene Sache veraͤndert wird,
koͤnnen wir nur bedingnisweiſe annehmen, daß ſie
fortfahre zu bleiben. Dieſes geht aber in denen
Faͤllen nothwendiger an, wo die zur Aenderung
erforderliche Kraft groß, und wenn ſie irgend
waͤre, durch ihre Wirkung kenntlich ſeyn muͤßte.
Denn ſo laͤßt ſich auch ſchon das Annaͤhern be-
merken. Und ſo geht es auch an, wenn wir
wiſſen, daß die Kraft ſich nicht oft aͤußert, und
laͤngere Zeit gebraucht, bis ſie zum Ueberwie-
gen aufgehaͤufet wird ꝛc.
§. 286.

Das Beſtaͤndige und Fortdauernde bleibt einerley
oder eben daſſelbe, ſo fern es beſtaͤndig und fort-
dauernd iſt. Da nun das Nothwendige die Anlage
zu dem beſtaͤndigen und fortdauernden iſt (§. 284. 285),
ſo laͤßt ſich die oben gegebene Theorie von der Jden-
titaͤt (§. 124-161.) bey beydem anwenden. Naͤm-
lich: Was nothwendig iſt, bleibt unveraͤndert,
einerley, eben daſſelbe. Und hinwiederum,
was eben daſſelbe bleibt, hat in ſo fern eine,
wenigſtens hypothetiſche, Nothwendigkeit.

Sodann koͤnnen auch bey dem Veraͤnderlichen die
Geſetze der Veraͤnderung etwas Beſtaͤndiges und
Nothwendiges haben, und dieſes kann auch vorkom-
men, ſo fern ſich mehrere Sachen nach einerley Ge-
ſetze veraͤndern. Wir haben die Anlage zu den

Grund-
S 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0313" n="277"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und das Nicht nothwendig &#x017F;eyn.</hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item>9°. Jm dritten Falle, wo na&#x0364;mlich die Vera&#x0364;nde-<lb/>
rung &#x017F;ich nur lang&#x017F;am a&#x0364;ußert, geht der Schluß<lb/>
ebenfalls an, weil wir der lang&#x017F;amen Vera&#x0364;n-<lb/>
derung Rechnung tragen ko&#x0364;nnen.</item><lb/>
              <item>10°. Jm zweyten Falle aber, welcher &#x017F;ich von dem<lb/>
er&#x017F;ten nicht anders unter&#x017F;cheidet, als wenn die<lb/>
bisher be&#x017F;ta&#x0364;ndig gewe&#x017F;ene Sache vera&#x0364;ndert wird,<lb/>
ko&#x0364;nnen wir nur bedingniswei&#x017F;e annehmen, daß &#x017F;ie<lb/>
fortfahre zu bleiben. Die&#x017F;es geht aber in denen<lb/>
Fa&#x0364;llen nothwendiger an, wo die zur Aenderung<lb/>
erforderliche Kraft groß, und wenn &#x017F;ie irgend<lb/>
wa&#x0364;re, durch ihre Wirkung kenntlich &#x017F;eyn mu&#x0364;ßte.<lb/>
Denn &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich auch &#x017F;chon das Anna&#x0364;hern be-<lb/>
merken. Und &#x017F;o geht es auch an, wenn wir<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, daß die Kraft &#x017F;ich nicht oft a&#x0364;ußert, und<lb/>
la&#x0364;ngere Zeit gebraucht, bis &#x017F;ie zum Ueberwie-<lb/>
gen aufgeha&#x0364;ufet wird &#xA75B;c.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 286.</head><lb/>
            <p>Das Be&#x017F;ta&#x0364;ndige und Fortdauernde bleibt <hi rendition="#fr">einerley</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">eben da&#x017F;&#x017F;elbe,</hi> &#x017F;o fern es be&#x017F;ta&#x0364;ndig und fort-<lb/>
dauernd i&#x017F;t. Da nun das Nothwendige die Anlage<lb/>
zu dem be&#x017F;ta&#x0364;ndigen und fortdauernden i&#x017F;t (§. 284. 285),<lb/>
&#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich die oben gegebene Theorie von der Jden-<lb/>
tita&#x0364;t (§. 124-161.) bey beydem anwenden. Na&#x0364;m-<lb/>
lich: <hi rendition="#fr">Was nothwendig i&#x017F;t, bleibt unvera&#x0364;ndert,<lb/>
einerley, eben da&#x017F;&#x017F;elbe. Und hinwiederum,<lb/>
was eben da&#x017F;&#x017F;elbe bleibt, hat in &#x017F;o fern eine,<lb/>
wenig&#x017F;tens hypotheti&#x017F;che, Nothwendigkeit.</hi><lb/>
Sodann ko&#x0364;nnen auch bey dem Vera&#x0364;nderlichen die<lb/><hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etze der Vera&#x0364;nderung</hi> etwas Be&#x017F;ta&#x0364;ndiges und<lb/>
Nothwendiges haben, und die&#x017F;es kann auch vorkom-<lb/>
men, &#x017F;o fern &#x017F;ich mehrere Sachen nach einerley Ge-<lb/>
&#x017F;etze vera&#x0364;ndern. Wir haben die Anlage zu den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Grund-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0313] und das Nicht nothwendig ſeyn. 9°. Jm dritten Falle, wo naͤmlich die Veraͤnde- rung ſich nur langſam aͤußert, geht der Schluß ebenfalls an, weil wir der langſamen Veraͤn- derung Rechnung tragen koͤnnen. 10°. Jm zweyten Falle aber, welcher ſich von dem erſten nicht anders unterſcheidet, als wenn die bisher beſtaͤndig geweſene Sache veraͤndert wird, koͤnnen wir nur bedingnisweiſe annehmen, daß ſie fortfahre zu bleiben. Dieſes geht aber in denen Faͤllen nothwendiger an, wo die zur Aenderung erforderliche Kraft groß, und wenn ſie irgend waͤre, durch ihre Wirkung kenntlich ſeyn muͤßte. Denn ſo laͤßt ſich auch ſchon das Annaͤhern be- merken. Und ſo geht es auch an, wenn wir wiſſen, daß die Kraft ſich nicht oft aͤußert, und laͤngere Zeit gebraucht, bis ſie zum Ueberwie- gen aufgehaͤufet wird ꝛc. §. 286. Das Beſtaͤndige und Fortdauernde bleibt einerley oder eben daſſelbe, ſo fern es beſtaͤndig und fort- dauernd iſt. Da nun das Nothwendige die Anlage zu dem beſtaͤndigen und fortdauernden iſt (§. 284. 285), ſo laͤßt ſich die oben gegebene Theorie von der Jden- titaͤt (§. 124-161.) bey beydem anwenden. Naͤm- lich: Was nothwendig iſt, bleibt unveraͤndert, einerley, eben daſſelbe. Und hinwiederum, was eben daſſelbe bleibt, hat in ſo fern eine, wenigſtens hypothetiſche, Nothwendigkeit. Sodann koͤnnen auch bey dem Veraͤnderlichen die Geſetze der Veraͤnderung etwas Beſtaͤndiges und Nothwendiges haben, und dieſes kann auch vorkom- men, ſo fern ſich mehrere Sachen nach einerley Ge- ſetze veraͤndern. Wir haben die Anlage zu den Grund- S 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/313
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/313>, abgerufen am 24.11.2024.