Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Vor seyn und das Nach seyn.
§. 322.

Hier haben wir demnach zwischen Folgen,
die nach einem sehr einfachen Gesetze nothwen-
dig sind, und zwischen dem, was nicht nur
bey dem Zufalle am leichtesten möglich, son-
dern nothwendig ist, eine absolute Aehnlich-
keit.
Man merke nur an, daß hier nicht die Frage
ist, ob, wenn man wirklich die Numeros ziehen
wollte, die herauskommenden Zahlen eine Quadrat,
oder andere Wurzel von einer ganzen Zahl vorstellen
würde? Die Möglichkeit wird dabey, eben so, wie
bey dem Falle des §. 318, unendlich klein oder = 0.
Sondern die Frage ist, wenn eine solche Reihe vor-
käme, ob sichs aus der bloßen Ordnung der Zah-
len
würde schließen lassen, daß sie vom Zufalle, oder
von einem geometrisch nothwendigen Gesetze herkom-
me? Dieses geht nun nicht an, weil erstbemeldete
Reihen alle Criteria haben, die bey dem Zufalle am
möglichsten und nothwendig sind, ungeachtet die Pro-
be mit dem Zufalle unendliche male müßte wiederholet
werden, ehe unter allen Wiederholungen kaum eine
vorkäme, welche eine solche Quadratwurzel hervor
brächte.

§. 323.

Wir wollen nun noch weiter gehen, und zeigen,
daß man die Ausziehung der Wurzeln, und
folglich geometrische Nothwendigkeiten in
Glücksspiele verwandeln könne, und daß sich
die Berechnung der Probabilität dabey durch-
aus anwenden lasse.
Man frage z. E. wie viel
jemand zu Wetten habe, daß die hundertste Nummer
der Quadratwurzel von 2, werde eine 5 seyn? Die

Antwort
U 4
Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
§. 322.

Hier haben wir demnach zwiſchen Folgen,
die nach einem ſehr einfachen Geſetze nothwen-
dig ſind, und zwiſchen dem, was nicht nur
bey dem Zufalle am leichteſten moͤglich, ſon-
dern nothwendig iſt, eine abſolute Aehnlich-
keit.
Man merke nur an, daß hier nicht die Frage
iſt, ob, wenn man wirklich die Numeros ziehen
wollte, die herauskommenden Zahlen eine Quadrat,
oder andere Wurzel von einer ganzen Zahl vorſtellen
wuͤrde? Die Moͤglichkeit wird dabey, eben ſo, wie
bey dem Falle des §. 318, unendlich klein oder = 0.
Sondern die Frage iſt, wenn eine ſolche Reihe vor-
kaͤme, ob ſichs aus der bloßen Ordnung der Zah-
len
wuͤrde ſchließen laſſen, daß ſie vom Zufalle, oder
von einem geometriſch nothwendigen Geſetze herkom-
me? Dieſes geht nun nicht an, weil erſtbemeldete
Reihen alle Criteria haben, die bey dem Zufalle am
moͤglichſten und nothwendig ſind, ungeachtet die Pro-
be mit dem Zufalle unendliche male muͤßte wiederholet
werden, ehe unter allen Wiederholungen kaum eine
vorkaͤme, welche eine ſolche Quadratwurzel hervor
braͤchte.

§. 323.

Wir wollen nun noch weiter gehen, und zeigen,
daß man die Ausziehung der Wurzeln, und
folglich geometriſche Nothwendigkeiten in
Gluͤcksſpiele verwandeln koͤnne, und daß ſich
die Berechnung der Probabilitaͤt dabey durch-
aus anwenden laſſe.
Man frage z. E. wie viel
jemand zu Wetten habe, daß die hundertſte Nummer
der Quadratwurzel von 2, werde eine 5 ſeyn? Die

Antwort
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0347" n="311"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Vor &#x017F;eyn und das Nach &#x017F;eyn.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 322.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Hier haben wir demnach zwi&#x017F;chen Folgen,<lb/>
die nach einem &#x017F;ehr einfachen Ge&#x017F;etze nothwen-<lb/>
dig &#x017F;ind, und zwi&#x017F;chen dem, was nicht nur<lb/>
bey dem Zufalle am leichte&#x017F;ten mo&#x0364;glich, &#x017F;on-<lb/>
dern nothwendig i&#x017F;t, eine ab&#x017F;olute Aehnlich-<lb/>
keit.</hi> Man merke nur an, daß hier nicht die Frage<lb/>
i&#x017F;t, ob, wenn man wirklich die <hi rendition="#aq">Numeros</hi> ziehen<lb/>
wollte, die herauskommenden Zahlen eine Quadrat,<lb/>
oder andere Wurzel von einer ganzen Zahl vor&#x017F;tellen<lb/>
wu&#x0364;rde? Die Mo&#x0364;glichkeit wird dabey, eben &#x017F;o, wie<lb/>
bey dem Falle des §. 318, unendlich klein oder = 0.<lb/>
Sondern die Frage i&#x017F;t, wenn eine &#x017F;olche Reihe vor-<lb/>
ka&#x0364;me, ob &#x017F;ichs aus der <hi rendition="#fr">bloßen Ordnung der Zah-<lb/>
len</hi> wu&#x0364;rde &#x017F;chließen la&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie vom Zufalle, oder<lb/>
von einem geometri&#x017F;ch nothwendigen Ge&#x017F;etze herkom-<lb/>
me? Die&#x017F;es geht nun nicht an, weil er&#x017F;tbemeldete<lb/>
Reihen alle <hi rendition="#aq">Criteria</hi> haben, die bey dem Zufalle am<lb/>
mo&#x0364;glich&#x017F;ten und nothwendig &#x017F;ind, ungeachtet die Pro-<lb/>
be mit dem Zufalle unendliche male mu&#x0364;ßte wiederholet<lb/>
werden, ehe unter allen Wiederholungen kaum eine<lb/>
vorka&#x0364;me, welche eine &#x017F;olche Quadratwurzel hervor<lb/>
bra&#x0364;chte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 323.</head><lb/>
            <p>Wir wollen nun noch weiter gehen, und zeigen,<lb/><hi rendition="#fr">daß man die Ausziehung der Wurzeln, und<lb/>
folglich geometri&#x017F;che Nothwendigkeiten in<lb/>
Glu&#x0364;cks&#x017F;piele verwandeln ko&#x0364;nne, und daß &#x017F;ich<lb/>
die Berechnung der Probabilita&#x0364;t dabey durch-<lb/>
aus anwenden la&#x017F;&#x017F;e.</hi> Man frage z. E. wie viel<lb/>
jemand zu Wetten habe, daß die hundert&#x017F;te Nummer<lb/>
der Quadratwurzel von 2, werde eine 5 &#x017F;eyn? Die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Antwort</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0347] Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn. §. 322. Hier haben wir demnach zwiſchen Folgen, die nach einem ſehr einfachen Geſetze nothwen- dig ſind, und zwiſchen dem, was nicht nur bey dem Zufalle am leichteſten moͤglich, ſon- dern nothwendig iſt, eine abſolute Aehnlich- keit. Man merke nur an, daß hier nicht die Frage iſt, ob, wenn man wirklich die Numeros ziehen wollte, die herauskommenden Zahlen eine Quadrat, oder andere Wurzel von einer ganzen Zahl vorſtellen wuͤrde? Die Moͤglichkeit wird dabey, eben ſo, wie bey dem Falle des §. 318, unendlich klein oder = 0. Sondern die Frage iſt, wenn eine ſolche Reihe vor- kaͤme, ob ſichs aus der bloßen Ordnung der Zah- len wuͤrde ſchließen laſſen, daß ſie vom Zufalle, oder von einem geometriſch nothwendigen Geſetze herkom- me? Dieſes geht nun nicht an, weil erſtbemeldete Reihen alle Criteria haben, die bey dem Zufalle am moͤglichſten und nothwendig ſind, ungeachtet die Pro- be mit dem Zufalle unendliche male muͤßte wiederholet werden, ehe unter allen Wiederholungen kaum eine vorkaͤme, welche eine ſolche Quadratwurzel hervor braͤchte. §. 323. Wir wollen nun noch weiter gehen, und zeigen, daß man die Ausziehung der Wurzeln, und folglich geometriſche Nothwendigkeiten in Gluͤcksſpiele verwandeln koͤnne, und daß ſich die Berechnung der Probabilitaͤt dabey durch- aus anwenden laſſe. Man frage z. E. wie viel jemand zu Wetten habe, daß die hundertſte Nummer der Quadratwurzel von 2, werde eine 5 ſeyn? Die Antwort U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/347
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/347>, abgerufen am 24.11.2024.