ches keinen so allgemeinen Model zuläßt, in welchen sie sämmtlich gegossen werden könnten, um ihre ächte Form zu haben.
§. 41.
Nach den angegebenen Erfordernissen erhält auch die Grundlehre eine ganz andere Gestalt, als sie bisher gehabt hat. Sie wird vollständiger und die Ordnung verschieden. Jch merke dieses hier an, weil dadurch auch nicht wenige von den über diese Wissen- schaft gemachte Fragen theils wegfallen, theils um- gekehret oder sonst geändert werden und werden müs- sen. So z. E. um davon eine ziemlich allgemeine Formel zu geben, wird die Frage: Wie gründet sichAaufB? umgekehrt in die verwandelt: Wie gründet sichBaufA? Die oben gemachten An- merkungen (§. 23-29.) erläutern dieses zureichend, und geben die Fälle an, wo diese Aenderung vor- kömmt. Sodann wird diesen Fragen, und auch de- nen, so man über das Definiren machet, ein An- fang gesetzt, und daher fallen die Fragen weg, die man vor diesem Anfange noch vorher machte. Auf eine andere Art fallen die Fragen weg, deren Auf- lösung und deutliche Entwickelung in der wissenschaft- lichen Grundlehre wirklich angegeben wird. Durch eine solche Entwickelung werden auch die Fragen ge- ändert, welche wegen versteckter Vieldeutigkeiten, aus der Acht gelassener Bedingungen etc. gemacht worden sind, und sie fallen ganz weg, wenn die Be- dingungen, die sie voraus setzen, durch die richtigern Sätze der Grundlehre ins ungereimte und unmögli- che verwiesen werden. Diese Anmerkungen habe ich noch beyfügen sollen, damit man genauer finden könne, was man bey einer wissenschaftlichen Grund-
lehre
I. Hauptſtuͤck. Erforderniſſe
ches keinen ſo allgemeinen Model zulaͤßt, in welchen ſie ſaͤmmtlich gegoſſen werden koͤnnten, um ihre aͤchte Form zu haben.
§. 41.
Nach den angegebenen Erforderniſſen erhaͤlt auch die Grundlehre eine ganz andere Geſtalt, als ſie bisher gehabt hat. Sie wird vollſtaͤndiger und die Ordnung verſchieden. Jch merke dieſes hier an, weil dadurch auch nicht wenige von den uͤber dieſe Wiſſen- ſchaft gemachte Fragen theils wegfallen, theils um- gekehret oder ſonſt geaͤndert werden und werden muͤſ- ſen. So z. E. um davon eine ziemlich allgemeine Formel zu geben, wird die Frage: Wie gruͤndet ſichAaufB? umgekehrt in die verwandelt: Wie gruͤndet ſichBaufA? Die oben gemachten An- merkungen (§. 23-29.) erlaͤutern dieſes zureichend, und geben die Faͤlle an, wo dieſe Aenderung vor- koͤmmt. Sodann wird dieſen Fragen, und auch de- nen, ſo man uͤber das Definiren machet, ein An- fang geſetzt, und daher fallen die Fragen weg, die man vor dieſem Anfange noch vorher machte. Auf eine andere Art fallen die Fragen weg, deren Auf- loͤſung und deutliche Entwickelung in der wiſſenſchaft- lichen Grundlehre wirklich angegeben wird. Durch eine ſolche Entwickelung werden auch die Fragen ge- aͤndert, welche wegen verſteckter Vieldeutigkeiten, aus der Acht gelaſſener Bedingungen ꝛc. gemacht worden ſind, und ſie fallen ganz weg, wenn die Be- dingungen, die ſie voraus ſetzen, durch die richtigern Saͤtze der Grundlehre ins ungereimte und unmoͤgli- che verwieſen werden. Dieſe Anmerkungen habe ich noch beyfuͤgen ſollen, damit man genauer finden koͤnne, was man bey einer wiſſenſchaftlichen Grund-
lehre
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0072"n="36"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Hauptſtuͤck. Erforderniſſe</hi></fw><lb/>
ches keinen ſo allgemeinen Model zulaͤßt, in welchen<lb/>ſie ſaͤmmtlich gegoſſen werden koͤnnten, um ihre aͤchte<lb/>
Form zu haben.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 41.</head><lb/><p>Nach den angegebenen Erforderniſſen erhaͤlt auch<lb/>
die Grundlehre eine ganz andere Geſtalt, als ſie<lb/>
bisher gehabt hat. Sie wird vollſtaͤndiger und die<lb/>
Ordnung verſchieden. Jch merke dieſes hier an, weil<lb/>
dadurch auch nicht wenige von den uͤber dieſe Wiſſen-<lb/>ſchaft gemachte Fragen theils wegfallen, theils um-<lb/>
gekehret oder ſonſt geaͤndert werden und werden muͤſ-<lb/>ſen. So z. E. um davon eine ziemlich allgemeine<lb/>
Formel zu geben, wird die Frage: <hirendition="#fr">Wie gruͤndet<lb/>ſich</hi><hirendition="#aq">A</hi><hirendition="#fr">auf</hi><hirendition="#aq">B?</hi> umgekehrt in die verwandelt: <hirendition="#fr">Wie<lb/>
gruͤndet ſich</hi><hirendition="#aq">B</hi><hirendition="#fr">auf</hi><hirendition="#aq">A?</hi> Die oben gemachten An-<lb/>
merkungen (§. 23-29.) erlaͤutern dieſes zureichend,<lb/>
und geben die Faͤlle an, wo dieſe Aenderung vor-<lb/>
koͤmmt. Sodann wird dieſen Fragen, und auch de-<lb/>
nen, ſo man uͤber das Definiren machet, ein An-<lb/>
fang geſetzt, und daher fallen die Fragen weg, die<lb/>
man vor dieſem Anfange noch vorher machte. Auf<lb/>
eine andere Art fallen die Fragen weg, deren Auf-<lb/>
loͤſung und deutliche Entwickelung in der wiſſenſchaft-<lb/>
lichen Grundlehre wirklich angegeben wird. Durch<lb/>
eine ſolche Entwickelung werden auch die Fragen ge-<lb/>
aͤndert, welche wegen verſteckter Vieldeutigkeiten,<lb/>
aus der Acht gelaſſener Bedingungen ꝛc. gemacht<lb/>
worden ſind, und ſie fallen ganz weg, wenn die Be-<lb/>
dingungen, die ſie voraus ſetzen, durch die richtigern<lb/>
Saͤtze der Grundlehre ins ungereimte und unmoͤgli-<lb/>
che verwieſen werden. Dieſe Anmerkungen habe<lb/>
ich noch beyfuͤgen ſollen, damit man genauer finden<lb/>
koͤnne, was man bey einer wiſſenſchaftlichen Grund-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lehre</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[36/0072]
I. Hauptſtuͤck. Erforderniſſe
ches keinen ſo allgemeinen Model zulaͤßt, in welchen
ſie ſaͤmmtlich gegoſſen werden koͤnnten, um ihre aͤchte
Form zu haben.
§. 41.
Nach den angegebenen Erforderniſſen erhaͤlt auch
die Grundlehre eine ganz andere Geſtalt, als ſie
bisher gehabt hat. Sie wird vollſtaͤndiger und die
Ordnung verſchieden. Jch merke dieſes hier an, weil
dadurch auch nicht wenige von den uͤber dieſe Wiſſen-
ſchaft gemachte Fragen theils wegfallen, theils um-
gekehret oder ſonſt geaͤndert werden und werden muͤſ-
ſen. So z. E. um davon eine ziemlich allgemeine
Formel zu geben, wird die Frage: Wie gruͤndet
ſich A auf B? umgekehrt in die verwandelt: Wie
gruͤndet ſich B auf A? Die oben gemachten An-
merkungen (§. 23-29.) erlaͤutern dieſes zureichend,
und geben die Faͤlle an, wo dieſe Aenderung vor-
koͤmmt. Sodann wird dieſen Fragen, und auch de-
nen, ſo man uͤber das Definiren machet, ein An-
fang geſetzt, und daher fallen die Fragen weg, die
man vor dieſem Anfange noch vorher machte. Auf
eine andere Art fallen die Fragen weg, deren Auf-
loͤſung und deutliche Entwickelung in der wiſſenſchaft-
lichen Grundlehre wirklich angegeben wird. Durch
eine ſolche Entwickelung werden auch die Fragen ge-
aͤndert, welche wegen verſteckter Vieldeutigkeiten,
aus der Acht gelaſſener Bedingungen ꝛc. gemacht
worden ſind, und ſie fallen ganz weg, wenn die Be-
dingungen, die ſie voraus ſetzen, durch die richtigern
Saͤtze der Grundlehre ins ungereimte und unmoͤgli-
che verwieſen werden. Dieſe Anmerkungen habe
ich noch beyfuͤgen ſollen, damit man genauer finden
koͤnne, was man bey einer wiſſenſchaftlichen Grund-
lehre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/72>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.