Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.Das Zusammensetzen. eine Art von Beharrungsstand dazu erfordert, demsich das System, wenn es denselben nicht ganz hat, oscillations- oder auch asymtotenweise nähert. Denn darinn kommen alle drey Arten von Kräften überein, wenn sie sich dem Gleichgewichte und Beharrungs- stande, aus dem sie verrückt sind, wiederum nähern sollen (§. 555. 558.). Das erstere geschieht nun hier gewöhnlich, wenn das System sich mit einem Male, und demjenigen, der es betrachtet, gleich anfangs von seiner fehlerhaften oder wenigstens fehlerhaft schei- nenden Seite so aufdeckt, daß man des Wahren, das noch etwann darinn ist, nicht wahrnimmt, oder die Geduld nicht hat, es aus einander zu lesen. So z. E. ist ein Satz allerdings irrig, wenn etwas wi- dersprechendes daraus gefolgert werden kann. Da- durch aber wird derselbe gewöhnlich ganz verworfen. Es ist aber der Begriff irrig ein solches Prädicat, welches sich selten ganz, und niemals gleichförmig über das Subject, welches hier einen Satz oder auch auch ein ganzes System vorstellet, ausbreitet. (Ale- thiol. §. 194. 202. 259. und oben §. 242.). Man ver- fährt noch ärger, wenn man einen Satz nur wegen des Beweises verwirft, den man unschlüßig und mangelhaft findet. (§. 200. Alethiol. §. 243. Dia- noiol.). Dieses geht nur an, wenn die Gründe, aus welchen man einen Beweis verwerfen muß, zugleich auch zeigen, daß und so auch wie der Satz müsse geändert werden. Jch übergehe übrigens hier, was die Ungeduld, der Geist der Neuerung und andere Leidenschaften zu solchen Oscillationen beytragen kön- nen, (Phänomenol. §. 148.). Beut sich hingegen bey der Betrachtung solcher Systemen das Wahre und das Jrrige durch einander gemenget, und gleich an, so verursachet die Mühe des Auseinanderlesens, und M 3
Das Zuſammenſetzen. eine Art von Beharrungsſtand dazu erfordert, demſich das Syſtem, wenn es denſelben nicht ganz hat, oſcillations- oder auch aſymtotenweiſe naͤhert. Denn darinn kommen alle drey Arten von Kraͤften uͤberein, wenn ſie ſich dem Gleichgewichte und Beharrungs- ſtande, aus dem ſie verruͤckt ſind, wiederum naͤhern ſollen (§. 555. 558.). Das erſtere geſchieht nun hier gewoͤhnlich, wenn das Syſtem ſich mit einem Male, und demjenigen, der es betrachtet, gleich anfangs von ſeiner fehlerhaften oder wenigſtens fehlerhaft ſchei- nenden Seite ſo aufdeckt, daß man des Wahren, das noch etwann darinn iſt, nicht wahrnimmt, oder die Geduld nicht hat, es aus einander zu leſen. So z. E. iſt ein Satz allerdings irrig, wenn etwas wi- derſprechendes daraus gefolgert werden kann. Da- durch aber wird derſelbe gewoͤhnlich ganz verworfen. Es iſt aber der Begriff irrig ein ſolches Praͤdicat, welches ſich ſelten ganz, und niemals gleichfoͤrmig uͤber das Subject, welches hier einen Satz oder auch auch ein ganzes Syſtem vorſtellet, ausbreitet. (Ale- thiol. §. 194. 202. 259. und oben §. 242.). Man ver- faͤhrt noch aͤrger, wenn man einen Satz nur wegen des Beweiſes verwirft, den man unſchluͤßig und mangelhaft findet. (§. 200. Alethiol. §. 243. Dia- noiol.). Dieſes geht nur an, wenn die Gruͤnde, aus welchen man einen Beweis verwerfen muß, zugleich auch zeigen, daß und ſo auch wie der Satz muͤſſe geaͤndert werden. Jch uͤbergehe uͤbrigens hier, was die Ungeduld, der Geiſt der Neuerung und andere Leidenſchaften zu ſolchen Oſcillationen beytragen koͤn- nen, (Phaͤnomenol. §. 148.). Beut ſich hingegen bey der Betrachtung ſolcher Syſtemen das Wahre und das Jrrige durch einander gemenget, und gleich an, ſo verurſachet die Muͤhe des Auseinanderleſens, und M 3
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Das Zuſammenſetzen.
eine Art von Beharrungsſtand dazu erfordert, dem
ſich das Syſtem, wenn es denſelben nicht ganz hat,
oſcillations- oder auch aſymtotenweiſe naͤhert. Denn
darinn kommen alle drey Arten von Kraͤften uͤberein,
wenn ſie ſich dem Gleichgewichte und Beharrungs-
ſtande, aus dem ſie verruͤckt ſind, wiederum naͤhern
ſollen (§. 555. 558.). Das erſtere geſchieht nun hier
gewoͤhnlich, wenn das Syſtem ſich mit einem Male,
und demjenigen, der es betrachtet, gleich anfangs
von ſeiner fehlerhaften oder wenigſtens fehlerhaft ſchei-
nenden Seite ſo aufdeckt, daß man des Wahren, das
noch etwann darinn iſt, nicht wahrnimmt, oder die
Geduld nicht hat, es aus einander zu leſen. So
z. E. iſt ein Satz allerdings irrig, wenn etwas wi-
derſprechendes daraus gefolgert werden kann. Da-
durch aber wird derſelbe gewoͤhnlich ganz verworfen.
Es iſt aber der Begriff irrig ein ſolches Praͤdicat,
welches ſich ſelten ganz, und niemals gleichfoͤrmig
uͤber das Subject, welches hier einen Satz oder auch
auch ein ganzes Syſtem vorſtellet, ausbreitet. (Ale-
thiol. §. 194. 202. 259. und oben §. 242.). Man ver-
faͤhrt noch aͤrger, wenn man einen Satz nur wegen
des Beweiſes verwirft, den man unſchluͤßig und
mangelhaft findet. (§. 200. Alethiol. §. 243. Dia-
noiol.). Dieſes geht nur an, wenn die Gruͤnde, aus
welchen man einen Beweis verwerfen muß, zugleich
auch zeigen, daß und ſo auch wie der Satz muͤſſe
geaͤndert werden. Jch uͤbergehe uͤbrigens hier, was
die Ungeduld, der Geiſt der Neuerung und andere
Leidenſchaften zu ſolchen Oſcillationen beytragen koͤn-
nen, (Phaͤnomenol. §. 148.). Beut ſich hingegen
bey der Betrachtung ſolcher Syſtemen das Wahre
und das Jrrige durch einander gemenget, und gleich
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