Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.XXII. Hauptstück. dem man in der mathematischen Erkenntniß mit Mü-he und Sorgfalt ein Cahos aus einander gelesen, blie- be man in der Metaphysic dabey, und beurtheilete nach demselben das Mathematische. Wir können aus allem diesem den Schluß machen, daß man es anders angreifen müsse, wenn die wissenschaftliche Erkenntniß zugleich und durchaus mathematisch und philosophisch werden solle, (§. 683.). Die Meßkunst läßt sich allerdings philosophisch betrachten, und zwar erstlich in Absicht auf die Methode, und sodann in Absicht auf die Sache selbst. Jn Absicht auf die Methode hat es Wolf schon ziemlicher Maaßen ge- than, und wir haben oben (§. 11. seqq.) angemerket, wo er zurücke geblieben. Wir werden hier noch bey- fügen, daß es besonders auch noch da geschehen, wo die Methode am nächsten an die Sache gränzet. Die Sache kömmt überhaupt auf die Frage an, wie es die Mathematiker angegriffen haben, um nach und nach ihre Begriffe von der Größe bey Dingen anzuwenden, die sich ohne diese Kunst- griffe nicht auf Zahl und Maaß bringen ließen? Die vollständige und ausführliche Erörterung dieser Frage, machet nun eine Wissenschaft aus, die wir im eigentlichsten Verstande das Organon quantorum nennen können. Sie ist das Werkzeug und Mittel, das man gebrauchen muß, um die Mathesin adpli- catam mit neuen Theilen zu bereichern. Diese Wis- senschaft läßt sich nun ohne eine sehr deutliche und ausführliche Kenntniß der Mathematic nicht erfinden, und es gebraucht ebenfalls eine philosophische Kennt- niß dazu, wenn man aus dem Specialen, so die Mathematic hiezu anbeut, brauchbare Regeln ab- strahiren, und sie durch schickliche Worte ausdrücken will. So viel kann man überhaupt leicht einsehen, daß
XXII. Hauptſtuͤck. dem man in der mathematiſchen Erkenntniß mit Muͤ-he und Sorgfalt ein Cahos aus einander geleſen, blie- be man in der Metaphyſic dabey, und beurtheilete nach demſelben das Mathematiſche. Wir koͤnnen aus allem dieſem den Schluß machen, daß man es anders angreifen muͤſſe, wenn die wiſſenſchaftliche Erkenntniß zugleich und durchaus mathematiſch und philoſophiſch werden ſolle, (§. 683.). Die Meßkunſt laͤßt ſich allerdings philoſophiſch betrachten, und zwar erſtlich in Abſicht auf die Methode, und ſodann in Abſicht auf die Sache ſelbſt. Jn Abſicht auf die Methode hat es Wolf ſchon ziemlicher Maaßen ge- than, und wir haben oben (§. 11. ſeqq.) angemerket, wo er zuruͤcke geblieben. Wir werden hier noch bey- fuͤgen, daß es beſonders auch noch da geſchehen, wo die Methode am naͤchſten an die Sache graͤnzet. Die Sache koͤmmt uͤberhaupt auf die Frage an, wie es die Mathematiker angegriffen haben, um nach und nach ihre Begriffe von der Groͤße bey Dingen anzuwenden, die ſich ohne dieſe Kunſt- griffe nicht auf Zahl und Maaß bringen ließen? Die vollſtaͤndige und ausfuͤhrliche Eroͤrterung dieſer Frage, machet nun eine Wiſſenſchaft aus, die wir im eigentlichſten Verſtande das Organon quantorum nennen koͤnnen. Sie iſt das Werkzeug und Mittel, das man gebrauchen muß, um die Matheſin adpli- catam mit neuen Theilen zu bereichern. Dieſe Wiſ- ſenſchaft laͤßt ſich nun ohne eine ſehr deutliche und ausfuͤhrliche Kenntniß der Mathematic nicht erfinden, und es gebraucht ebenfalls eine philoſophiſche Kennt- niß dazu, wenn man aus dem Specialen, ſo die Mathematic hiezu anbeut, brauchbare Regeln ab- ſtrahiren, und ſie durch ſchickliche Worte ausdruͤcken will. So viel kann man uͤberhaupt leicht einſehen, daß
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XXII. Hauptſtuͤck.
dem man in der mathematiſchen Erkenntniß mit Muͤ-
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be man in der Metaphyſic dabey, und beurtheilete
nach demſelben das Mathematiſche. Wir koͤnnen
aus allem dieſem den Schluß machen, daß man es
anders angreifen muͤſſe, wenn die wiſſenſchaftliche
Erkenntniß zugleich und durchaus mathematiſch und
philoſophiſch werden ſolle, (§. 683.). Die Meßkunſt
laͤßt ſich allerdings philoſophiſch betrachten, und zwar
erſtlich in Abſicht auf die Methode, und ſodann in
Abſicht auf die Sache ſelbſt. Jn Abſicht auf die
Methode hat es Wolf ſchon ziemlicher Maaßen ge-
than, und wir haben oben (§. 11. ſeqq.) angemerket,
wo er zuruͤcke geblieben. Wir werden hier noch bey-
fuͤgen, daß es beſonders auch noch da geſchehen, wo
die Methode am naͤchſten an die Sache graͤnzet. Die
Sache koͤmmt uͤberhaupt auf die Frage an, wie es
die Mathematiker angegriffen haben, um nach
und nach ihre Begriffe von der Groͤße bey
Dingen anzuwenden, die ſich ohne dieſe Kunſt-
griffe nicht auf Zahl und Maaß bringen ließen?
Die vollſtaͤndige und ausfuͤhrliche Eroͤrterung dieſer
Frage, machet nun eine Wiſſenſchaft aus, die wir
im eigentlichſten Verſtande das Organon quantorum
nennen koͤnnen. Sie iſt das Werkzeug und Mittel,
das man gebrauchen muß, um die Matheſin adpli-
catam mit neuen Theilen zu bereichern. Dieſe Wiſ-
ſenſchaft laͤßt ſich nun ohne eine ſehr deutliche und
ausfuͤhrliche Kenntniß der Mathematic nicht erfinden,
und es gebraucht ebenfalls eine philoſophiſche Kennt-
niß dazu, wenn man aus dem Specialen, ſo die
Mathematic hiezu anbeut, brauchbare Regeln ab-
ſtrahiren, und ſie durch ſchickliche Worte ausdruͤcken
will. So viel kann man uͤberhaupt leicht einſehen,
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