Nun haben wir das Außereinander seyn der Theile als ein Kennzeichen angegeben, welches aber mit dem Außereinanderseyn der Begriffe nicht so schlecht- hin kann verwechselt werden. Letzteres nämlich fin- det immer statt, wo das erstere ist (§. 252.), aber nicht umgekehrt. Denn so sind die Eigenschaften und Qualitäten in der Sache, ungeachtet wir uns jede besonders vorstellen, und indem wir sie mit Worten aus einander setzen, so setzen wir sie gleichsam auch in Gedanken aus einander, wenn sie es gleich in der Sache selbst nicht sind. Jndessen giebt es auch al- lerdings Absichten, in welchen sie als außer einander betrachtet, und gezählet werden können. Dieses ge- schieht z. E. bey Jnductionen, wenn man nämlich, um zu zeigen, daß eine vorkommende Sache diese oder jene sey, die Eigenschaften, die dazu erfordert werden, vorzählet, und zeiget, daß sie dieselbe sämmt- lich, und weder mehr noch minder habe. Sind die Eigenschaften einfache Bestimmungen (§. 525.), so müssen die Begriffe derselben schlechthin als außer einander angesehen werden, (§. 252.). Und wo die Jnduction nicht vollständig gemacht, aber auch nichts darwider bewiesen werden kann, da stellet jede dieser Bestimmungen in der Berechnung der Wahrschein- lichkeit eine Einheit vor, und die Wahrscheinlichkeit verhält sich zu der völligen Gewißheit, wie die An- zahl der erwiesenen Eigenschaften oder Merkmale, zu der ganzen Anzahl von allen, die die Sache haben soll, um die zu seyn, für die man sie ausgeben will. (§. 459.).
§. 695.
Was keine absolute Einheit ist, sondern der Jn- tensität nach Grade haben kann, verstärket diese Grade
nicht
Das Allgemeine der Groͤße.
§. 694.
Nun haben wir das Außereinander ſeyn der Theile als ein Kennzeichen angegeben, welches aber mit dem Außereinanderſeyn der Begriffe nicht ſo ſchlecht- hin kann verwechſelt werden. Letzteres naͤmlich fin- det immer ſtatt, wo das erſtere iſt (§. 252.), aber nicht umgekehrt. Denn ſo ſind die Eigenſchaften und Qualitaͤten in der Sache, ungeachtet wir uns jede beſonders vorſtellen, und indem wir ſie mit Worten aus einander ſetzen, ſo ſetzen wir ſie gleichſam auch in Gedanken aus einander, wenn ſie es gleich in der Sache ſelbſt nicht ſind. Jndeſſen giebt es auch al- lerdings Abſichten, in welchen ſie als außer einander betrachtet, und gezaͤhlet werden koͤnnen. Dieſes ge- ſchieht z. E. bey Jnductionen, wenn man naͤmlich, um zu zeigen, daß eine vorkommende Sache dieſe oder jene ſey, die Eigenſchaften, die dazu erfordert werden, vorzaͤhlet, und zeiget, daß ſie dieſelbe ſaͤmmt- lich, und weder mehr noch minder habe. Sind die Eigenſchaften einfache Beſtimmungen (§. 525.), ſo muͤſſen die Begriffe derſelben ſchlechthin als außer einander angeſehen werden, (§. 252.). Und wo die Jnduction nicht vollſtaͤndig gemacht, aber auch nichts darwider bewieſen werden kann, da ſtellet jede dieſer Beſtimmungen in der Berechnung der Wahrſchein- lichkeit eine Einheit vor, und die Wahrſcheinlichkeit verhaͤlt ſich zu der voͤlligen Gewißheit, wie die An- zahl der erwieſenen Eigenſchaften oder Merkmale, zu der ganzen Anzahl von allen, die die Sache haben ſoll, um die zu ſeyn, fuͤr die man ſie ausgeben will. (§. 459.).
§. 695.
Was keine abſolute Einheit iſt, ſondern der Jn- tenſitaͤt nach Grade haben kann, verſtaͤrket dieſe Grade
nicht
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Das Allgemeine der Groͤße.
§. 694.
Nun haben wir das Außereinander ſeyn der Theile
als ein Kennzeichen angegeben, welches aber mit
dem Außereinanderſeyn der Begriffe nicht ſo ſchlecht-
hin kann verwechſelt werden. Letzteres naͤmlich fin-
det immer ſtatt, wo das erſtere iſt (§. 252.), aber
nicht umgekehrt. Denn ſo ſind die Eigenſchaften und
Qualitaͤten in der Sache, ungeachtet wir uns jede
beſonders vorſtellen, und indem wir ſie mit Worten
aus einander ſetzen, ſo ſetzen wir ſie gleichſam auch in
Gedanken aus einander, wenn ſie es gleich in der
Sache ſelbſt nicht ſind. Jndeſſen giebt es auch al-
lerdings Abſichten, in welchen ſie als außer einander
betrachtet, und gezaͤhlet werden koͤnnen. Dieſes ge-
ſchieht z. E. bey Jnductionen, wenn man naͤmlich,
um zu zeigen, daß eine vorkommende Sache dieſe
oder jene ſey, die Eigenſchaften, die dazu erfordert
werden, vorzaͤhlet, und zeiget, daß ſie dieſelbe ſaͤmmt-
lich, und weder mehr noch minder habe. Sind die
Eigenſchaften einfache Beſtimmungen (§. 525.), ſo
muͤſſen die Begriffe derſelben ſchlechthin als außer
einander angeſehen werden, (§. 252.). Und wo die
Jnduction nicht vollſtaͤndig gemacht, aber auch nichts
darwider bewieſen werden kann, da ſtellet jede dieſer
Beſtimmungen in der Berechnung der Wahrſchein-
lichkeit eine Einheit vor, und die Wahrſcheinlichkeit
verhaͤlt ſich zu der voͤlligen Gewißheit, wie die An-
zahl der erwieſenen Eigenſchaften oder Merkmale, zu
der ganzen Anzahl von allen, die die Sache haben
ſoll, um die zu ſeyn, fuͤr die man ſie ausgeben will.
(§. 459.).
§. 695.
Was keine abſolute Einheit iſt, ſondern der Jn-
tenſitaͤt nach Grade haben kann, verſtaͤrket dieſe Grade
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/325>, abgerufen am 22.11.2024.
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