Summe oder das Product von allen solchen Ursachen anzeiget, so hat man dabey auch öfters Mühe, bis man alles, was dazu beyträgt, findet. Und über- haupt erhellet aus den angeführten Beyspielen, auf wie vielerley man zu sehen habe, wenn man die Gründe zu der Ausmessung der Größen und Grade finden will.
§. 693.
Bey allem diesem aber kömmt die schwerere Frage auf den Unterschied und die Kennzeichen des extensiven und des intensiven an, oder woran man erkennen könne, was an dem Ausmeßbaren der Größe, und was hingegen der Stärke nach müsse genommen werden? Diese Frage hat nun in Absicht auf den Raum und die Zeit, und so auch in Absicht auf das, was dem Raume und der Zeit nach aus- gedehnet ist, keine Schwierigkeit. Denn so weit dieses geht, wird alles der Ausdehnung nach genom- men, die Theile existiren gleichsam außer einander, und man denket ihre Summe, ohne daß die Theile sich darinn vermengen, oder aufhören, außer ein- ander zu seyn. Hingegen, wo die Sache inten- siue genommen werden muß, da stellen wir uns nur die Summe vor, und diese besteht dergestalt in der Aufhäufung der Theile, daß wir keines davon besonders empfinden. Der Unterschied zwischen diesen beyden Fällen hat seine Folgen, weil bey dem erstern allemal Entwickelung, Deutlichkeit und Klarheit, bey dem letztern aber schlechthin nur Klarheit in der Empfindung und Vorstellung desselben ist. Daher ist auch im erstern Falle das Zählen leichter als im letztern, und um desto mehr hat man darauf zu sehen, wo der erstere vorkömmt, und wie fern der letztere auf denselben reducirt werden kann.
§. 694.
XXII. Hauptſtuͤck.
Summe oder das Product von allen ſolchen Urſachen anzeiget, ſo hat man dabey auch oͤfters Muͤhe, bis man alles, was dazu beytraͤgt, findet. Und uͤber- haupt erhellet aus den angefuͤhrten Beyſpielen, auf wie vielerley man zu ſehen habe, wenn man die Gruͤnde zu der Ausmeſſung der Groͤßen und Grade finden will.
§. 693.
Bey allem dieſem aber koͤmmt die ſchwerere Frage auf den Unterſchied und die Kennzeichen des extenſiven und des intenſiven an, oder woran man erkennen koͤnne, was an dem Ausmeßbaren der Groͤße, und was hingegen der Staͤrke nach muͤſſe genommen werden? Dieſe Frage hat nun in Abſicht auf den Raum und die Zeit, und ſo auch in Abſicht auf das, was dem Raume und der Zeit nach aus- gedehnet iſt, keine Schwierigkeit. Denn ſo weit dieſes geht, wird alles der Ausdehnung nach genom- men, die Theile exiſtiren gleichſam außer einander, und man denket ihre Summe, ohne daß die Theile ſich darinn vermengen, oder aufhoͤren, außer ein- ander zu ſeyn. Hingegen, wo die Sache inten- ſiue genommen werden muß, da ſtellen wir uns nur die Summe vor, und dieſe beſteht dergeſtalt in der Aufhaͤufung der Theile, daß wir keines davon beſonders empfinden. Der Unterſchied zwiſchen dieſen beyden Faͤllen hat ſeine Folgen, weil bey dem erſtern allemal Entwickelung, Deutlichkeit und Klarheit, bey dem letztern aber ſchlechthin nur Klarheit in der Empfindung und Vorſtellung deſſelben iſt. Daher iſt auch im erſtern Falle das Zaͤhlen leichter als im letztern, und um deſto mehr hat man darauf zu ſehen, wo der erſtere vorkoͤmmt, und wie fern der letztere auf denſelben reducirt werden kann.
§. 694.
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XXII. Hauptſtuͤck.
Summe oder das Product von allen ſolchen Urſachen
anzeiget, ſo hat man dabey auch oͤfters Muͤhe, bis
man alles, was dazu beytraͤgt, findet. Und uͤber-
haupt erhellet aus den angefuͤhrten Beyſpielen, auf
wie vielerley man zu ſehen habe, wenn man die
Gruͤnde zu der Ausmeſſung der Groͤßen und Grade
finden will.
§. 693.
Bey allem dieſem aber koͤmmt die ſchwerere Frage
auf den Unterſchied und die Kennzeichen des
extenſiven und des intenſiven an, oder woran man
erkennen koͤnne, was an dem Ausmeßbaren der
Groͤße, und was hingegen der Staͤrke nach muͤſſe
genommen werden? Dieſe Frage hat nun in Abſicht
auf den Raum und die Zeit, und ſo auch in Abſicht
auf das, was dem Raume und der Zeit nach aus-
gedehnet iſt, keine Schwierigkeit. Denn ſo weit
dieſes geht, wird alles der Ausdehnung nach genom-
men, die Theile exiſtiren gleichſam außer einander,
und man denket ihre Summe, ohne daß die Theile
ſich darinn vermengen, oder aufhoͤren, außer ein-
ander zu ſeyn. Hingegen, wo die Sache inten-
ſiue genommen werden muß, da ſtellen wir uns nur
die Summe vor, und dieſe beſteht dergeſtalt in
der Aufhaͤufung der Theile, daß wir keines davon
beſonders empfinden. Der Unterſchied zwiſchen dieſen
beyden Faͤllen hat ſeine Folgen, weil bey dem erſtern
allemal Entwickelung, Deutlichkeit und Klarheit,
bey dem letztern aber ſchlechthin nur Klarheit in der
Empfindung und Vorſtellung deſſelben iſt. Daher
iſt auch im erſtern Falle das Zaͤhlen leichter als im
letztern, und um deſto mehr hat man darauf zu ſehen,
wo der erſtere vorkoͤmmt, und wie fern der letztere
auf denſelben reducirt werden kann.
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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