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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die Einheit.
Zeiten bey sorgfältigerer Betrachtung der Dinge in
der Natur Veränderungen wahrgenommen, die man
sich vorhin nur nicht hätte in Sinn kommen lassen.
Daß ein Pfund Bley unter dem Aequator leichter
sey, als bey den Polen, und auf den Bergen leichter,
als bey dem Meere, gehöret unter die neuern Para-
doxa.
So ist auch die Veränderung in der Lage der
Fixsterne zu langsam, als daß man sie viel früher
hätte bemerken können.

§. 721.

Man hat aber in physischen Sachen nicht nur
überhaupt aus der Erfahrung zu lernen, daß die
Dinge, die sich ihrer Größe nach verändern und ver-
schieden seyn können, wirklich sich verändern und ver-
schieden sind, sondern man muß besonders auch die
Art und Mannichfaltigkeit, und die Gesetze, die da-
bey vorkommen, unmittelbar aus der Erfahrung ler-
nen, und dieses wird nothwendig, so oft mehr als
eine Art möglich ist. Man sieht leicht, daß hiebey
eigentlich zween Fälle zu unterscheiden sind. Denn
es kann ein Indiuiduum für sich betrachtet, in ver-
schiedenen Absichten dem Grade nach Veränderungen
leiden. Sodann können auch mehrere Indiuidua von
gleicher Art, den Stufen nach, von einander verschie-
den seyn. Man gebraucht nun vornehmlich den er-
sten Fall, wo man die Gesetze, nach welchen die
Grade zu- und abnehmen, in jeder einzeln Absicht
für sich betrachtet, finden will. Denn da erhält man
das ceteris paribus (§. 151.) am zuverläßigsten, und
wird dadurch in Stand gesetzet, das, was in jedem
Indiuiduo besonders ist, desto leichter und genauer
zu finden.

§. 722.
Y 3

Die Einheit.
Zeiten bey ſorgfaͤltigerer Betrachtung der Dinge in
der Natur Veraͤnderungen wahrgenommen, die man
ſich vorhin nur nicht haͤtte in Sinn kommen laſſen.
Daß ein Pfund Bley unter dem Aequator leichter
ſey, als bey den Polen, und auf den Bergen leichter,
als bey dem Meere, gehoͤret unter die neuern Para-
doxa.
So iſt auch die Veraͤnderung in der Lage der
Fixſterne zu langſam, als daß man ſie viel fruͤher
haͤtte bemerken koͤnnen.

§. 721.

Man hat aber in phyſiſchen Sachen nicht nur
uͤberhaupt aus der Erfahrung zu lernen, daß die
Dinge, die ſich ihrer Groͤße nach veraͤndern und ver-
ſchieden ſeyn koͤnnen, wirklich ſich veraͤndern und ver-
ſchieden ſind, ſondern man muß beſonders auch die
Art und Mannichfaltigkeit, und die Geſetze, die da-
bey vorkommen, unmittelbar aus der Erfahrung ler-
nen, und dieſes wird nothwendig, ſo oft mehr als
eine Art moͤglich iſt. Man ſieht leicht, daß hiebey
eigentlich zween Faͤlle zu unterſcheiden ſind. Denn
es kann ein Indiuiduum fuͤr ſich betrachtet, in ver-
ſchiedenen Abſichten dem Grade nach Veraͤnderungen
leiden. Sodann koͤnnen auch mehrere Indiuidua von
gleicher Art, den Stufen nach, von einander verſchie-
den ſeyn. Man gebraucht nun vornehmlich den er-
ſten Fall, wo man die Geſetze, nach welchen die
Grade zu- und abnehmen, in jeder einzeln Abſicht
fuͤr ſich betrachtet, finden will. Denn da erhaͤlt man
das ceteris paribus (§. 151.) am zuverlaͤßigſten, und
wird dadurch in Stand geſetzet, das, was in jedem
Indiuiduo beſonders iſt, deſto leichter und genauer
zu finden.

§. 722.
Y 3
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[341/0349] Die Einheit. Zeiten bey ſorgfaͤltigerer Betrachtung der Dinge in der Natur Veraͤnderungen wahrgenommen, die man ſich vorhin nur nicht haͤtte in Sinn kommen laſſen. Daß ein Pfund Bley unter dem Aequator leichter ſey, als bey den Polen, und auf den Bergen leichter, als bey dem Meere, gehoͤret unter die neuern Para- doxa. So iſt auch die Veraͤnderung in der Lage der Fixſterne zu langſam, als daß man ſie viel fruͤher haͤtte bemerken koͤnnen. §. 721. Man hat aber in phyſiſchen Sachen nicht nur uͤberhaupt aus der Erfahrung zu lernen, daß die Dinge, die ſich ihrer Groͤße nach veraͤndern und ver- ſchieden ſeyn koͤnnen, wirklich ſich veraͤndern und ver- ſchieden ſind, ſondern man muß beſonders auch die Art und Mannichfaltigkeit, und die Geſetze, die da- bey vorkommen, unmittelbar aus der Erfahrung ler- nen, und dieſes wird nothwendig, ſo oft mehr als eine Art moͤglich iſt. Man ſieht leicht, daß hiebey eigentlich zween Faͤlle zu unterſcheiden ſind. Denn es kann ein Indiuiduum fuͤr ſich betrachtet, in ver- ſchiedenen Abſichten dem Grade nach Veraͤnderungen leiden. Sodann koͤnnen auch mehrere Indiuidua von gleicher Art, den Stufen nach, von einander verſchie- den ſeyn. Man gebraucht nun vornehmlich den er- ſten Fall, wo man die Geſetze, nach welchen die Grade zu- und abnehmen, in jeder einzeln Abſicht fuͤr ſich betrachtet, finden will. Denn da erhaͤlt man das ceteris paribus (§. 151.) am zuverlaͤßigſten, und wird dadurch in Stand geſetzet, das, was in jedem Indiuiduo beſonders iſt, deſto leichter und genauer zu finden. §. 722. Y 3

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/349>, abgerufen am 25.11.2024.