Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.Verhältnisse. so müssen 1°. die Glieder A, B in eben den Stü-cken und auf eben die Art verschieden seyn, wie die Glieder C, D verschieden sind, und hin- wiederum diese, wie jene. 2°. Hingegen müs- sen die Glieder A, C in eben den Stücken und auf eben die Art ähnlich seyn, wie die Glie- der B, D, und hinwiederum diese, wie jene. 3°. Eben dieses muß sich finden, wenn die bey- den äußersten, oder die beyden mittlern Glieder verwechselt werden, und folglich die Proportion in A : C = B : D oder D : B = C : A verwandelt wird. Denn abstrahirt man in den Ausdrücken A : B, und C : D, von dem, was in beyden ähnlich ist, so verhalten sie sich, wie die Verschiedenheiten. Diese Verschiedenheiten sind daher eben das, was bey mathematischen Pro- portionen die Numeri inter se primi sind. Z. E. 21 : 35 = 12 : 20 giebt = 3 : 5. 21 : 12 = 35 : 20 giebt = 7 : 4. Auf eine ähnliche Art Forderung : Grundsatz = Aufgabe : Lehr- satz, giebt = Frage : Satz Forderung : Aufgabe = Grundsatz : Lehr- satz, giebt = unbeweisbar : beweisbar Denn 1°. Forderungen und Aufgaben sind Fragen, Grundsätze und Lehrsätze aber sind Sätze. Hingegen 2°. Forderungen und Grundsätze sind unbe- weisbar; Aufgaben und Lehrsätze aber müssen bewiesen werden, (Dianoiol. §. 146. seqq. §. 440. Lamb. Archit. II. B. E
Verhaͤltniſſe. ſo muͤſſen 1°. die Glieder A, B in eben den Stuͤ-cken und auf eben die Art verſchieden ſeyn, wie die Glieder C, D verſchieden ſind, und hin- wiederum dieſe, wie jene. 2°. Hingegen muͤſ- ſen die Glieder A, C in eben den Stuͤcken und auf eben die Art aͤhnlich ſeyn, wie die Glie- der B, D, und hinwiederum dieſe, wie jene. 3°. Eben dieſes muß ſich finden, wenn die bey- den aͤußerſten, oder die beyden mittlern Glieder verwechſelt werden, und folglich die Proportion in A : C = B : D oder D : B = C : A verwandelt wird. Denn abſtrahirt man in den Ausdruͤcken A : B, und C : D, von dem, was in beyden aͤhnlich iſt, ſo verhalten ſie ſich, wie die Verſchiedenheiten. Dieſe Verſchiedenheiten ſind daher eben das, was bey mathematiſchen Pro- portionen die Numeri inter ſe primi ſind. Z. E. 21 : 35 = 12 : 20 giebt = 3 : 5. 21 : 12 = 35 : 20 giebt = 7 : 4. Auf eine aͤhnliche Art Forderung : Grundſatz = Aufgabe : Lehr- ſatz, giebt = Frage : Satz Forderung : Aufgabe = Grundſatz : Lehr- ſatz, giebt = unbeweisbar : beweisbar Denn 1°. Forderungen und Aufgaben ſind Fragen, Grundſaͤtze und Lehrſaͤtze aber ſind Saͤtze. Hingegen 2°. Forderungen und Grundſaͤtze ſind unbe- weisbar; Aufgaben und Lehrſaͤtze aber muͤſſen bewieſen werden, (Dianoiol. §. 146. ſeqq. §. 440. Lamb. Archit. II. B. E
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Verhaͤltniſſe.
ſo muͤſſen 1°. die Glieder A, B in eben den Stuͤ-
cken und auf eben die Art verſchieden ſeyn, wie
die Glieder C, D verſchieden ſind, und hin-
wiederum dieſe, wie jene. 2°. Hingegen muͤſ-
ſen die Glieder A, C in eben den Stuͤcken und
auf eben die Art aͤhnlich ſeyn, wie die Glie-
der B, D, und hinwiederum dieſe, wie jene.
3°. Eben dieſes muß ſich finden, wenn die bey-
den aͤußerſten, oder die beyden mittlern Glieder
verwechſelt werden, und folglich die Proportion in
A : C = B : D
oder
D : B = C : A
verwandelt wird. Denn abſtrahirt man in den
Ausdruͤcken A : B, und C : D, von dem, was
in beyden aͤhnlich iſt, ſo verhalten ſie ſich, wie
die Verſchiedenheiten. Dieſe Verſchiedenheiten
ſind daher eben das, was bey mathematiſchen Pro-
portionen die Numeri inter ſe primi ſind. Z. E.
21 : 35 = 12 : 20 giebt = 3 : 5.
21 : 12 = 35 : 20 giebt = 7 : 4.
Auf eine aͤhnliche Art
Forderung : Grundſatz = Aufgabe : Lehr-
ſatz, giebt = Frage : Satz
Forderung : Aufgabe = Grundſatz : Lehr-
ſatz, giebt = unbeweisbar : beweisbar
Denn
1°. Forderungen und Aufgaben ſind Fragen,
Grundſaͤtze und Lehrſaͤtze aber ſind Saͤtze.
Hingegen
2°. Forderungen und Grundſaͤtze ſind unbe-
weisbar; Aufgaben und Lehrſaͤtze aber muͤſſen
bewieſen werden, (Dianoiol. §. 146. ſeqq.
§. 440.
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