Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.über die Einrichtung des Weltbaues. sind sie von solcher Beschaffenheit, daß Frost und Hitzekeinen Eindruck auf sie macht. Nur die Einwohner der Planeten, und daher auch wir selbsten, sind so zarte gewöhnt, daß wir eine temperirte Wärme gebrauchen. Wir taugten nicht, den Weg dieses und anderer Come- ten zu machen. Sollte ich aber je eine Vergleichung anstellen, so sind die Bewohner der Planeten gegen die von den Cometen ungefehr das, was die Gewächse un- ter dem AEquator gegen die in den nördlichen Erdstri- chen sind. Diese halten alle Abwechslung der Witte- rung aus, dahingegen jene in warmen Gewächshäusern müssen gepflegt werden, wenn sie in unsern Ländern bestehen sollen. Die Frage, die Sie mir, mein Herr, über den wenn E 2
uͤber die Einrichtung des Weltbaues. ſind ſie von ſolcher Beſchaffenheit, daß Froſt und Hitzekeinen Eindruck auf ſie macht. Nur die Einwohner der Planeten, und daher auch wir ſelbſten, ſind ſo zarte gewoͤhnt, daß wir eine temperirte Waͤrme gebrauchen. Wir taugten nicht, den Weg dieſes und anderer Come- ten zu machen. Sollte ich aber je eine Vergleichung anſtellen, ſo ſind die Bewohner der Planeten gegen die von den Cometen ungefehr das, was die Gewaͤchſe un- ter dem Æquator gegen die in den noͤrdlichen Erdſtri- chen ſind. Dieſe halten alle Abwechslung der Witte- rung aus, dahingegen jene in warmen Gewaͤchshaͤuſern muͤſſen gepflegt werden, wenn ſie in unſern Laͤndern beſtehen ſollen. Die Frage, die Sie mir, mein Herr, uͤber den wenn E 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0100" n="67"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">uͤber die Einrichtung des Weltbaues.</hi></fw><lb/> ſind ſie von ſolcher Beſchaffenheit, daß Froſt und Hitze<lb/> keinen Eindruck auf ſie macht. Nur die Einwohner<lb/> der Planeten, und daher auch wir ſelbſten, ſind ſo zarte<lb/> gewoͤhnt, daß wir eine <hi rendition="#aq">temperi</hi>rte Waͤrme gebrauchen.<lb/> Wir taugten nicht, den Weg dieſes und anderer Come-<lb/> ten zu machen. Sollte ich aber je eine Vergleichung<lb/> anſtellen, ſo ſind die Bewohner der Planeten gegen die<lb/> von den Cometen ungefehr das, was die Gewaͤchſe un-<lb/> ter dem <hi rendition="#aq">Æquator</hi> gegen die in den noͤrdlichen Erdſtri-<lb/> chen ſind. Dieſe halten alle Abwechslung der Witte-<lb/> rung aus, dahingegen jene in warmen Gewaͤchshaͤuſern<lb/> muͤſſen gepflegt werden, wenn ſie in unſern Laͤndern<lb/> beſtehen ſollen.</p><lb/> <p>Die Frage, die Sie mir, mein Herr, uͤber den<lb/> Unterſchied der Planeten und Cometen vorgelegt ha-<lb/> ben, werde ich wohl nicht vollſtaͤndig aufloͤſen koͤnnen,<lb/> doch habe ich daruͤber verſchiedene Betrachtungen an-<lb/> geſtellt, die zu der Aufloͤſung dienen moͤgen. Einmal,<lb/> da ich ſezte, daß beyde bewohnt ſeyen, und das bleiben,<lb/> was ſie von Anfang her geweſen ſind, ſo faͤllt dieſer<lb/> Hauptunterſchied in meinem Syſtem ganz weg. Ich<lb/> laſſe dabey nichts unreifes, und noch vielweniger wuͤrde<lb/> ich ein Magazin von unreifen Planeten zugeben. Das<lb/> aͤuſſerliche Anſehen, welches in unſern Augen einen be-<lb/> trachtlichen Unterſchied zu machen ſcheint, beſteht in ih-<lb/> rem groͤſſern Dunſtkreyſe und in ihrem Schweife, die<lb/> wir bey den Planeten und ihren Satelliten anderſt ſe-<lb/> hen. Aber an dieſem halten Sie ſich nicht auf, weil<lb/> Dunſtkreyß und Schweif nur alsdenn groͤſſer werden,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wenn</fw></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0100]
uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
ſind ſie von ſolcher Beſchaffenheit, daß Froſt und Hitze
keinen Eindruck auf ſie macht. Nur die Einwohner
der Planeten, und daher auch wir ſelbſten, ſind ſo zarte
gewoͤhnt, daß wir eine temperirte Waͤrme gebrauchen.
Wir taugten nicht, den Weg dieſes und anderer Come-
ten zu machen. Sollte ich aber je eine Vergleichung
anſtellen, ſo ſind die Bewohner der Planeten gegen die
von den Cometen ungefehr das, was die Gewaͤchſe un-
ter dem Æquator gegen die in den noͤrdlichen Erdſtri-
chen ſind. Dieſe halten alle Abwechslung der Witte-
rung aus, dahingegen jene in warmen Gewaͤchshaͤuſern
muͤſſen gepflegt werden, wenn ſie in unſern Laͤndern
beſtehen ſollen.
Die Frage, die Sie mir, mein Herr, uͤber den
Unterſchied der Planeten und Cometen vorgelegt ha-
ben, werde ich wohl nicht vollſtaͤndig aufloͤſen koͤnnen,
doch habe ich daruͤber verſchiedene Betrachtungen an-
geſtellt, die zu der Aufloͤſung dienen moͤgen. Einmal,
da ich ſezte, daß beyde bewohnt ſeyen, und das bleiben,
was ſie von Anfang her geweſen ſind, ſo faͤllt dieſer
Hauptunterſchied in meinem Syſtem ganz weg. Ich
laſſe dabey nichts unreifes, und noch vielweniger wuͤrde
ich ein Magazin von unreifen Planeten zugeben. Das
aͤuſſerliche Anſehen, welches in unſern Augen einen be-
trachtlichen Unterſchied zu machen ſcheint, beſteht in ih-
rem groͤſſern Dunſtkreyſe und in ihrem Schweife, die
wir bey den Planeten und ihren Satelliten anderſt ſe-
hen. Aber an dieſem halten Sie ſich nicht auf, weil
Dunſtkreyß und Schweif nur alsdenn groͤſſer werden,
wenn
E 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |