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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

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Cosmologische Briefe
nigfaltigkeit in demselben unerschöpflich ist, oder das
schimmernde Licht der Sterne etwas den Augen sehr
Angenehmes und Reizendes hat, oder endlich ein astro-
nomisches Auge deßwegen nie müde wird, weil es ein
beständiges plus ultra findet, und ihm der Himmel
immer neuen Stoff zum entzückenden Erstaunen, und
zu Betrachtungen giebt, die die Stille der Nacht sam-
meln hilft, und lebhafter macht; Alle diese Gründe
vereinigen sich bey mir, wenn ich diese glänzenden
Leuchter in dem Tempel der Gottheit betrachte. Da
nehme ich Flügel des Lichtes, und schwinge mich durch
alle Räume der Himmel durch. Nie komme ich weit
genug, und immer wächßt die Begierde, noch weiter
zu gehen. In solchen Betrachtungen stellte sich mir
die Milchstrasse vor. Ich erstaunte nochmals über
das Heer der kleinen Sterne in diesem Bogen, und
vermißte sie ausser demselben. So gar nahe, dachte
ich, sind diese Sterne nicht beysammen, daß sie ein-
ander fast berühren sollten. Sie müssen hinter einan-
der liegen, und die Reihen von Sternen müssen durch
die Milchstrasse durch vielfach länger seyn, als ausser-
halb derselben. Wären sie aller Orten gleich lange,
so müßte der ganze Himmel so helle scheinen, wie jezt
die Milchstrasse. Aber ausser diesem Streifen sehe
ich fast nur leere Räume. Kurz, das Fixsternenge-
bäude ist nicht sphaerisch, sondern flach, und sehr stark
abgeplattet.

Hier bliebe ich den ersten Abend beym Anstaunen
stehen, und zugleich auch bey dem letzten Schlusse.

Etwas

Coſmologiſche Briefe
nigfaltigkeit in demſelben unerſchoͤpflich iſt, oder das
ſchimmernde Licht der Sterne etwas den Augen ſehr
Angenehmes und Reizendes hat, oder endlich ein aſtro-
nomiſches Auge deßwegen nie muͤde wird, weil es ein
beſtaͤndiges plus ultra findet, und ihm der Himmel
immer neuen Stoff zum entzuͤckenden Erſtaunen, und
zu Betrachtungen giebt, die die Stille der Nacht ſam-
meln hilft, und lebhafter macht; Alle dieſe Gruͤnde
vereinigen ſich bey mir, wenn ich dieſe glaͤnzenden
Leuchter in dem Tempel der Gottheit betrachte. Da
nehme ich Fluͤgel des Lichtes, und ſchwinge mich durch
alle Raͤume der Himmel durch. Nie komme ich weit
genug, und immer waͤchßt die Begierde, noch weiter
zu gehen. In ſolchen Betrachtungen ſtellte ſich mir
die Milchſtraſſe vor. Ich erſtaunte nochmals uͤber
das Heer der kleinen Sterne in dieſem Bogen, und
vermißte ſie auſſer demſelben. So gar nahe, dachte
ich, ſind dieſe Sterne nicht beyſammen, daß ſie ein-
ander faſt beruͤhren ſollten. Sie muͤſſen hinter einan-
der liegen, und die Reihen von Sternen muͤſſen durch
die Milchſtraſſe durch vielfach laͤnger ſeyn, als auſſer-
halb derſelben. Waͤren ſie aller Orten gleich lange,
ſo muͤßte der ganze Himmel ſo helle ſcheinen, wie jezt
die Milchſtraſſe. Aber auſſer dieſem Streifen ſehe
ich faſt nur leere Raͤume. Kurz, das Fixſternenge-
baͤude iſt nicht ſphæriſch, ſondern flach, und ſehr ſtark
abgeplattet.

Hier bliebe ich den erſten Abend beym Anſtaunen
ſtehen, und zugleich auch bey dem letzten Schluſſe.

Etwas
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[150/0183] Coſmologiſche Briefe nigfaltigkeit in demſelben unerſchoͤpflich iſt, oder das ſchimmernde Licht der Sterne etwas den Augen ſehr Angenehmes und Reizendes hat, oder endlich ein aſtro- nomiſches Auge deßwegen nie muͤde wird, weil es ein beſtaͤndiges plus ultra findet, und ihm der Himmel immer neuen Stoff zum entzuͤckenden Erſtaunen, und zu Betrachtungen giebt, die die Stille der Nacht ſam- meln hilft, und lebhafter macht; Alle dieſe Gruͤnde vereinigen ſich bey mir, wenn ich dieſe glaͤnzenden Leuchter in dem Tempel der Gottheit betrachte. Da nehme ich Fluͤgel des Lichtes, und ſchwinge mich durch alle Raͤume der Himmel durch. Nie komme ich weit genug, und immer waͤchßt die Begierde, noch weiter zu gehen. In ſolchen Betrachtungen ſtellte ſich mir die Milchſtraſſe vor. Ich erſtaunte nochmals uͤber das Heer der kleinen Sterne in dieſem Bogen, und vermißte ſie auſſer demſelben. So gar nahe, dachte ich, ſind dieſe Sterne nicht beyſammen, daß ſie ein- ander faſt beruͤhren ſollten. Sie muͤſſen hinter einan- der liegen, und die Reihen von Sternen muͤſſen durch die Milchſtraſſe durch vielfach laͤnger ſeyn, als auſſer- halb derſelben. Waͤren ſie aller Orten gleich lange, ſo muͤßte der ganze Himmel ſo helle ſcheinen, wie jezt die Milchſtraſſe. Aber auſſer dieſem Streifen ſehe ich faſt nur leere Raͤume. Kurz, das Fixſternenge- baͤude iſt nicht ſphæriſch, ſondern flach, und ſehr ſtark abgeplattet. Hier bliebe ich den erſten Abend beym Anſtaunen ſtehen, und zugleich auch bey dem letzten Schluſſe. Etwas

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/183>, abgerufen am 21.11.2024.