nur relativ seye. Denn da Sie richtig annehmen können, unsere Sonne bleibe eben so wenig an glei- cher Stelle als die Fixsterne, so vermischt sich die Aen- derung ihres Ortes mit der scheinbarn Veränderung der Lage der Sterne, und es ist unstreitig, daß man hiebey das Optische von dem Physischen unterscheiden müsse, wie es in der ganzen Astronomie schon längsten eingeführt ist.
Um aber diese Sache in ihr wahres Licht zu se- tzen, so muß ich Ihnen sagen, daß ich nun um die Bestimmung des Abstandes der Fixsterne unter einan- der gar nicht mehr besorgt bin. Sie wissen, wie vie- le Mühe man sich gegeben, die Parallaxe der Erdbahn dazu zu gebrauchen, nur um den Abstand eines der nächsten zu finden, und daß der halbe Diameter die- ser Bahn bald keine Verhältnis zu diesem Abstande behält, weil er wenigstens 500000mal grösser ist. Aber nun haben wir eine ganz andere Parallaxe, wel- che uns nach und nach die Lage der Fixsterne genauer angeben wird. Es ist die Parallaxe der Sonnenbahn, die sie um den Mittelpunct des Fixsternensystems durchläuft, und wir werden nun in Absicht auf die Fixsterne eben die Kunstgriffe gebrauchen können, de- ren sich die Astronomen im Monde in Absicht auf die Hauptplaneten bedienen müßten, wenn sie die Sonne nie sehen würden. Es ist natürlich, daß es uns meh- rere Zeit gebraucht. Die Grösse und Würdigkeit der Sache fordert sie.
Den
Coſmologiſche Briefe
nur relativ ſeye. Denn da Sie richtig annehmen koͤnnen, unſere Sonne bleibe eben ſo wenig an glei- cher Stelle als die Fixſterne, ſo vermiſcht ſich die Aen- derung ihres Ortes mit der ſcheinbarn Veraͤnderung der Lage der Sterne, und es iſt unſtreitig, daß man hiebey das Optiſche von dem Phyſiſchen unterſcheiden muͤſſe, wie es in der ganzen Aſtronomie ſchon laͤngſten eingefuͤhrt iſt.
Um aber dieſe Sache in ihr wahres Licht zu ſe- tzen, ſo muß ich Ihnen ſagen, daß ich nun um die Beſtimmung des Abſtandes der Fixſterne unter einan- der gar nicht mehr beſorgt bin. Sie wiſſen, wie vie- le Muͤhe man ſich gegeben, die Parallaxe der Erdbahn dazu zu gebrauchen, nur um den Abſtand eines der naͤchſten zu finden, und daß der halbe Diameter die- ſer Bahn bald keine Verhaͤltnis zu dieſem Abſtande behaͤlt, weil er wenigſtens 500000mal groͤſſer iſt. Aber nun haben wir eine ganz andere Parallaxe, wel- che uns nach und nach die Lage der Fixſterne genauer angeben wird. Es iſt die Parallaxe der Sonnenbahn, die ſie um den Mittelpunct des Fixſternenſyſtems durchlaͤuft, und wir werden nun in Abſicht auf die Fixſterne eben die Kunſtgriffe gebrauchen koͤnnen, de- ren ſich die Aſtronomen im Monde in Abſicht auf die Hauptplaneten bedienen muͤßten, wenn ſie die Sonne nie ſehen wuͤrden. Es iſt natuͤrlich, daß es uns meh- rere Zeit gebraucht. Die Groͤſſe und Wuͤrdigkeit der Sache fordert ſie.
Den
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Coſmologiſche Briefe
nur relativ ſeye. Denn da Sie richtig annehmen
koͤnnen, unſere Sonne bleibe eben ſo wenig an glei-
cher Stelle als die Fixſterne, ſo vermiſcht ſich die Aen-
derung ihres Ortes mit der ſcheinbarn Veraͤnderung
der Lage der Sterne, und es iſt unſtreitig, daß man
hiebey das Optiſche von dem Phyſiſchen unterſcheiden
muͤſſe, wie es in der ganzen Aſtronomie ſchon laͤngſten
eingefuͤhrt iſt.
Um aber dieſe Sache in ihr wahres Licht zu ſe-
tzen, ſo muß ich Ihnen ſagen, daß ich nun um die
Beſtimmung des Abſtandes der Fixſterne unter einan-
der gar nicht mehr beſorgt bin. Sie wiſſen, wie vie-
le Muͤhe man ſich gegeben, die Parallaxe der Erdbahn
dazu zu gebrauchen, nur um den Abſtand eines der
naͤchſten zu finden, und daß der halbe Diameter die-
ſer Bahn bald keine Verhaͤltnis zu dieſem Abſtande
behaͤlt, weil er wenigſtens 500000mal groͤſſer iſt.
Aber nun haben wir eine ganz andere Parallaxe, wel-
che uns nach und nach die Lage der Fixſterne genauer
angeben wird. Es iſt die Parallaxe der Sonnenbahn,
die ſie um den Mittelpunct des Fixſternenſyſtems
durchlaͤuft, und wir werden nun in Abſicht auf die
Fixſterne eben die Kunſtgriffe gebrauchen koͤnnen, de-
ren ſich die Aſtronomen im Monde in Abſicht auf die
Hauptplaneten bedienen muͤßten, wenn ſie die Sonne
nie ſehen wuͤrden. Es iſt natuͤrlich, daß es uns meh-
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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/249>, abgerufen am 16.07.2024.
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