Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.Vorrede. Sind hingegen die Fragen nicht zu bejahen, so fälltdas Lehrgebäude mehr, oder minder weg, und es bleibt uns das Vergnügen, es werde noch ungleich harmonischer seyn, nur daß wir es nicht kennen, und es mühsamer finden müssen. In Ansehung des ganzen Weltbaues scheinen troffen
Vorrede. Sind hingegen die Fragen nicht zu bejahen, ſo faͤlltdas Lehrgebaͤude mehr, oder minder weg, und es bleibt uns das Vergnuͤgen, es werde noch ungleich harmoniſcher ſeyn, nur daß wir es nicht kennen, und es muͤhſamer finden muͤſſen. In Anſehung des ganzen Weltbaues ſcheinen troffen
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Vorrede.
Sind hingegen die Fragen nicht zu bejahen, ſo faͤllt
das Lehrgebaͤude mehr, oder minder weg, und es
bleibt uns das Vergnuͤgen, es werde noch ungleich
harmoniſcher ſeyn, nur daß wir es nicht kennen, und
es muͤhſamer finden muͤſſen.
In Anſehung des ganzen Weltbaues ſcheinen
wir dermalen das zu ſeyn, was vor Zeiten Pythago-
ras, Phiiolaus, Ariſtarcbus, Nicetas und andere grie-
chiſche Weltweiſen in Abſicht auf unſer Sonnenſy-
ſtem waren. Sie wagten Muthmaſſungen daruͤber,
die ſie theils aus Gemaͤchlichkeit, theils aus Mangel
genugſamer Obſervationen nicht ganz ausfuͤhrten.
Vielleicht war auch das ſogenannte Ptolomaͤiſche
Syſtem noch nicht bekannt genug, daß man zurei-
chende Gruͤnde haͤtte daraus hernehmen koͤnnen, es
umzuſtoſſen. Alphonſus ſchiene ſchon mehr Anlaß zu
haben, daruͤber ungedultig zu werden, doch ohne
daß ihm einfiele, die Sache ganz umzuwenden.
Dieſes ware dem unſterblichen Copernico vorbehal-
ten, und Kepler und Newton muͤſſen es vollends ins
reine bringen. Wir erwarten noch die Copernicus, Keplers und Newtons fuͤr den ganzen Weltbau, und
koͤnnen uns eine aͤhnliche Vorherverkuͤndigung ent-
werfen, wie ſie Seneca in Abſicht auf die Cometen ge-
troffen
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