Der Antwortende dieser Freunde bleibt sich selbst beständiger gleich, der andere muß sich etwas ändern, weil er lernte, und zu an einan- der hängenden Gedanken aufgelegter wurde. Freun- de konnte ich ohne deme nicht von sehr verschiede- ner Gedenkensart setzen, und den Grund, wa- rum die Einwürfe, die manchem Leser heimfallen werden, weggeblieben sind, habe ich schon vor- hin gegeben, weil ich vielmehr suchte, die Grün- de auf alle Seiten umzuwenden, und manigfal- tig zu machen. Hieraus wird sich erklären, wa- rum es dem Lernenden nicht Ernst ist, seine Ein- wendungen strenger zu treiben.
Die Brief-form erforderte Lobsprüche und Höflichkeiten, die ich allerdings würde weggelas- sen haben, wenn ich diese Betrachtungen als die meinigen gegeben hätte. Man mag sie als Ruhe- plätze ansehen, die mühsamere Untersuchungen un- terbrechen. Vorzüglich aber habe ich solche aus- gesucht, die entweder Pflichten und Eigenschaften wahrer Freunde, und ihre Gedenkensart vorstel- len, oder in logischen Anmerkungen über die Voll-
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Vorrede.
Der Antwortende dieſer Freunde bleibt ſich ſelbſt beſtaͤndiger gleich, der andere muß ſich etwas aͤndern, weil er lernte, und zu an einan- der haͤngenden Gedanken aufgelegter wurde. Freun- de konnte ich ohne deme nicht von ſehr verſchiede- ner Gedenkensart ſetzen, und den Grund, wa- rum die Einwuͤrfe, die manchem Leſer heimfallen werden, weggeblieben ſind, habe ich ſchon vor- hin gegeben, weil ich vielmehr ſuchte, die Gruͤn- de auf alle Seiten umzuwenden, und manigfal- tig zu machen. Hieraus wird ſich erklaͤren, wa- rum es dem Lernenden nicht Ernſt iſt, ſeine Ein- wendungen ſtrenger zu treiben.
Die Brief-form erforderte Lobſpruͤche und Hoͤflichkeiten, die ich allerdings wuͤrde weggelaſ- ſen haben, wenn ich dieſe Betrachtungen als die meinigen gegeben haͤtte. Man mag ſie als Ruhe- plaͤtze anſehen, die muͤhſamere Unterſuchungen un- terbrechen. Vorzuͤglich aber habe ich ſolche aus- geſucht, die entweder Pflichten und Eigenſchaften wahrer Freunde, und ihre Gedenkensart vorſtel- len, oder in logiſchen Anmerkungen uͤber die Voll-
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[XXVII/0032]
Vorrede.
Der Antwortende dieſer Freunde bleibt
ſich ſelbſt beſtaͤndiger gleich, der andere muß ſich
etwas aͤndern, weil er lernte, und zu an einan-
der haͤngenden Gedanken aufgelegter wurde. Freun-
de konnte ich ohne deme nicht von ſehr verſchiede-
ner Gedenkensart ſetzen, und den Grund, wa-
rum die Einwuͤrfe, die manchem Leſer heimfallen
werden, weggeblieben ſind, habe ich ſchon vor-
hin gegeben, weil ich vielmehr ſuchte, die Gruͤn-
de auf alle Seiten umzuwenden, und manigfal-
tig zu machen. Hieraus wird ſich erklaͤren, wa-
rum es dem Lernenden nicht Ernſt iſt, ſeine Ein-
wendungen ſtrenger zu treiben.
Die Brief-form erforderte Lobſpruͤche und
Hoͤflichkeiten, die ich allerdings wuͤrde weggelaſ-
ſen haben, wenn ich dieſe Betrachtungen als die
meinigen gegeben haͤtte. Man mag ſie als Ruhe-
plaͤtze anſehen, die muͤhſamere Unterſuchungen un-
terbrechen. Vorzuͤglich aber habe ich ſolche aus-
geſucht, die entweder Pflichten und Eigenſchaften
wahrer Freunde, und ihre Gedenkensart vorſtel-
len, oder in logiſchen Anmerkungen uͤber die Voll-
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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. XXVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/32>, abgerufen am 21.11.2024.
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