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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Urtheilen und Fragen.
des Satzes: Alle A sind B, folgt, so bleibt derselbe
überhaupt nur so weit bestimmt, daß man sagen kann:
Etliche, oder wenigstens etliche B sind A.

§. 125.

Bey den particularbejahenden Sätzen: Etliche
A sind B, bleibt es erstlich unbestimmt, ob nicht alle
A, B seyn. Denn da wir gewöhnlich die Sätze nicht
weiter ausdehnen, als wir sie wissen, so verstehen wir
auch durch etliche A nur so viel, als wenn wir sagen
wollten, wenigstens nicht kein A. Eben so unbe-
stimmt bleibt es, ob nicht alle B, A sind? Denn
wenn wir sagen: Etliche A sind B so könnte gar
leicht A eine Gattung und B eine von ihren Arten
seyn, und in diesem Fall würden nothwendig alle B, A
seyn. (§. 123. No. 1.) Jndessen ist nicht jedesmal
eines von beyden nothwendig; weil es geschehen kann,
daß der Satz: Etliche A sind B, auch umgekehrt
particular bleibt. Dieser Fall kömmt allemal vor,
wenn A und B nur in einigen Indiuiduis beysammen,
in andern aber A allein, und noch in andern B allein
ist. Und dieses hat statt, wenn die Begriffe aus der
Combination einer gewissen Anzahl von Merkmaalen
entstehen. Man combinire Z. E. a, b, c zu zwey und
zwey, so hat man die Begriffe ab, ac, bc; folglich
die Sätze: Nur etliche a sind b, nur etliche b
sind a. etc. Wie aber auch immer ein particularbe-
jahender Satz aussieht, so läßt er sich wenigstens
particular umkehren. Denn wenn etliche A, B sind,
so sind auch nothwendig etliche B, A.

§. 126.

Bey particular verneinenden Sätzen geht dieses
nicht an. Denn der Satz: Etliche A sind nicht
B, bestimmt weiter nichts, als, daß eben nicht
alle
A, B sind. Dieses ist aber wiederum nur, so weit

wir
Lamb. Org. I. Band. F

von den Urtheilen und Fragen.
des Satzes: Alle A ſind B, folgt, ſo bleibt derſelbe
uͤberhaupt nur ſo weit beſtimmt, daß man ſagen kann:
Etliche, oder wenigſtens etliche B ſind A.

§. 125.

Bey den particularbejahenden Saͤtzen: Etliche
A ſind B, bleibt es erſtlich unbeſtimmt, ob nicht alle
A, B ſeyn. Denn da wir gewoͤhnlich die Saͤtze nicht
weiter ausdehnen, als wir ſie wiſſen, ſo verſtehen wir
auch durch etliche A nur ſo viel, als wenn wir ſagen
wollten, wenigſtens nicht kein A. Eben ſo unbe-
ſtimmt bleibt es, ob nicht alle B, A ſind? Denn
wenn wir ſagen: Etliche A ſind B ſo koͤnnte gar
leicht A eine Gattung und B eine von ihren Arten
ſeyn, und in dieſem Fall wuͤrden nothwendig alle B, A
ſeyn. (§. 123. No. 1.) Jndeſſen iſt nicht jedesmal
eines von beyden nothwendig; weil es geſchehen kann,
daß der Satz: Etliche A ſind B, auch umgekehrt
particular bleibt. Dieſer Fall koͤmmt allemal vor,
wenn A und B nur in einigen Indiuiduis beyſammen,
in andern aber A allein, und noch in andern B allein
iſt. Und dieſes hat ſtatt, wenn die Begriffe aus der
Combination einer gewiſſen Anzahl von Merkmaalen
entſtehen. Man combinire Z. E. a, b, c zu zwey und
zwey, ſo hat man die Begriffe ab, ac, bc; folglich
die Saͤtze: Nur etliche a ſind b, nur etliche b
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jahender Satz ausſieht, ſo laͤßt er ſich wenigſtens
particular umkehren. Denn wenn etliche A, B ſind,
ſo ſind auch nothwendig etliche B, A.

§. 126.

Bey particular verneinenden Saͤtzen geht dieſes
nicht an. Denn der Satz: Etliche A ſind nicht
B, beſtimmt weiter nichts, als, daß eben nicht
alle
A, B ſind. Dieſes iſt aber wiederum nur, ſo weit

wir
Lamb. Org. I. Band. F
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[81/0103] von den Urtheilen und Fragen. des Satzes: Alle A ſind B, folgt, ſo bleibt derſelbe uͤberhaupt nur ſo weit beſtimmt, daß man ſagen kann: Etliche, oder wenigſtens etliche B ſind A. §. 125. Bey den particularbejahenden Saͤtzen: Etliche A ſind B, bleibt es erſtlich unbeſtimmt, ob nicht alle A, B ſeyn. Denn da wir gewoͤhnlich die Saͤtze nicht weiter ausdehnen, als wir ſie wiſſen, ſo verſtehen wir auch durch etliche A nur ſo viel, als wenn wir ſagen wollten, wenigſtens nicht kein A. Eben ſo unbe- ſtimmt bleibt es, ob nicht alle B, A ſind? Denn wenn wir ſagen: Etliche A ſind B ſo koͤnnte gar leicht A eine Gattung und B eine von ihren Arten ſeyn, und in dieſem Fall wuͤrden nothwendig alle B, A ſeyn. (§. 123. No. 1.) Jndeſſen iſt nicht jedesmal eines von beyden nothwendig; weil es geſchehen kann, daß der Satz: Etliche A ſind B, auch umgekehrt particular bleibt. Dieſer Fall koͤmmt allemal vor, wenn A und B nur in einigen Indiuiduis beyſammen, in andern aber A allein, und noch in andern B allein iſt. Und dieſes hat ſtatt, wenn die Begriffe aus der Combination einer gewiſſen Anzahl von Merkmaalen entſtehen. Man combinire Z. E. a, b, c zu zwey und zwey, ſo hat man die Begriffe ab, ac, bc; folglich die Saͤtze: Nur etliche a ſind b, nur etliche b ſind a. ꝛc. Wie aber auch immer ein particularbe- jahender Satz ausſieht, ſo laͤßt er ſich wenigſtens particular umkehren. Denn wenn etliche A, B ſind, ſo ſind auch nothwendig etliche B, A. §. 126. Bey particular verneinenden Saͤtzen geht dieſes nicht an. Denn der Satz: Etliche A ſind nicht B, beſtimmt weiter nichts, als, daß eben nicht alle A, B ſind. Dieſes iſt aber wiederum nur, ſo weit wir Lamb. Org. I. Band. F

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/103>, abgerufen am 23.11.2024.