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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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III. Hauptstück,
§. 135.

Die copulativen Sätze sind nichts anders, als
kurz zusammengefaßte einfache Sätze. Denn sie
lassen sich in eben so viele einfache auflösen, als die
copulirten Glieder mit einander combinirt werden
können. Oder um es auszurechnen, so muß die An-
zahl der Glieder des Subjectes mit der Anzahl der
Glieder des Prädicats multiplicirt werden. Z. E.
der letzte Satz: A und B sind C und D, hat im
Subject und Prädicat zwey Glieder, folglich ist er aus
folgenden 4 einfachen Sätzen zusammen gezogen:

1. A ist C.
2. A ist D.
3. B ist C.
4. B ist D.

Es sind demnach die copulativen Sätze nur compen-
diöse Vorstellungen von mehrern einfachen Sätzen,
und man thut es theils Kürze halber, theils um den
ganzen Zusammenhang auf einmal vorzustellen. Jn
dem Beweise aber wird jeder besonders vorgenommen.

§. 136.

Die disjunctiven Sätze hingegen lassen sich nicht
so auflösen, denn einmal ist nur ein Glied wahr, und
der Satz läßt es unbestimmt, welches es sey. Wird
aber dieses ausgemacht, so erhält man einfache Sä-
tze, so, daß einer derselben bejahend, die übrigen aber
verneinend sind. Wenn die Abtheilung der Glieder
richtig getroffen ist, so geht der Beweis entweder auf den
bejahenden allein, und die übrigen sind dadurch zu-
gleich erwiesen, oder man muß jeden verneinenden
besonders beweisen, und dadurch ist auch der beja-
hende bewiesen. Z. E. A ist entweder B, oder C,
oder D. Beweiset man nun, daß A, B sey, so fol-
gen die Sätze: A ist nicht C, und: A ist nicht

D, von
III. Hauptſtuͤck,
§. 135.

Die copulativen Saͤtze ſind nichts anders, als
kurz zuſammengefaßte einfache Saͤtze. Denn ſie
laſſen ſich in eben ſo viele einfache aufloͤſen, als die
copulirten Glieder mit einander combinirt werden
koͤnnen. Oder um es auszurechnen, ſo muß die An-
zahl der Glieder des Subjectes mit der Anzahl der
Glieder des Praͤdicats multiplicirt werden. Z. E.
der letzte Satz: A und B ſind C und D, hat im
Subject und Praͤdicat zwey Glieder, folglich iſt er aus
folgenden 4 einfachen Saͤtzen zuſammen gezogen:

1. A iſt C.
2. A iſt D.
3. B iſt C.
4. B iſt D.

Es ſind demnach die copulativen Saͤtze nur compen-
dioͤſe Vorſtellungen von mehrern einfachen Saͤtzen,
und man thut es theils Kuͤrze halber, theils um den
ganzen Zuſammenhang auf einmal vorzuſtellen. Jn
dem Beweiſe aber wird jeder beſonders vorgenommen.

§. 136.

Die disjunctiven Saͤtze hingegen laſſen ſich nicht
ſo aufloͤſen, denn einmal iſt nur ein Glied wahr, und
der Satz laͤßt es unbeſtimmt, welches es ſey. Wird
aber dieſes ausgemacht, ſo erhaͤlt man einfache Saͤ-
tze, ſo, daß einer derſelben bejahend, die uͤbrigen aber
verneinend ſind. Wenn die Abtheilung der Glieder
richtig getroffen iſt, ſo geht der Beweis entweder auf den
bejahenden allein, und die uͤbrigen ſind dadurch zu-
gleich erwieſen, oder man muß jeden verneinenden
beſonders beweiſen, und dadurch iſt auch der beja-
hende bewieſen. Z. E. A iſt entweder B, oder C,
oder D. Beweiſet man nun, daß A, B ſey, ſo fol-
gen die Saͤtze: A iſt nicht C, und: A iſt nicht

D, von
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[88/0110] III. Hauptſtuͤck, §. 135. Die copulativen Saͤtze ſind nichts anders, als kurz zuſammengefaßte einfache Saͤtze. Denn ſie laſſen ſich in eben ſo viele einfache aufloͤſen, als die copulirten Glieder mit einander combinirt werden koͤnnen. Oder um es auszurechnen, ſo muß die An- zahl der Glieder des Subjectes mit der Anzahl der Glieder des Praͤdicats multiplicirt werden. Z. E. der letzte Satz: A und B ſind C und D, hat im Subject und Praͤdicat zwey Glieder, folglich iſt er aus folgenden 4 einfachen Saͤtzen zuſammen gezogen: 1. A iſt C. 2. A iſt D. 3. B iſt C. 4. B iſt D. Es ſind demnach die copulativen Saͤtze nur compen- dioͤſe Vorſtellungen von mehrern einfachen Saͤtzen, und man thut es theils Kuͤrze halber, theils um den ganzen Zuſammenhang auf einmal vorzuſtellen. Jn dem Beweiſe aber wird jeder beſonders vorgenommen. §. 136. Die disjunctiven Saͤtze hingegen laſſen ſich nicht ſo aufloͤſen, denn einmal iſt nur ein Glied wahr, und der Satz laͤßt es unbeſtimmt, welches es ſey. Wird aber dieſes ausgemacht, ſo erhaͤlt man einfache Saͤ- tze, ſo, daß einer derſelben bejahend, die uͤbrigen aber verneinend ſind. Wenn die Abtheilung der Glieder richtig getroffen iſt, ſo geht der Beweis entweder auf den bejahenden allein, und die uͤbrigen ſind dadurch zu- gleich erwieſen, oder man muß jeden verneinenden beſonders beweiſen, und dadurch iſt auch der beja- hende bewieſen. Z. E. A iſt entweder B, oder C, oder D. Beweiſet man nun, daß A, B ſey, ſo fol- gen die Saͤtze: A iſt nicht C, und: A iſt nicht D, von

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/110>, abgerufen am 24.11.2024.