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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Urtheilen und Fragen.
D, von selbst. Beweiset man aber diese beyde, so
folgt der erste: A ist B, ohne fernern Beweis. Letz-
teres ist ein Umweg, den man mehrentheils deswegen
nimmt, weil der Beweis eines verneinenden Satzes
überhaupt leichter ist, als der von einem bejahenden.
Denn man muß einen Begriff C von dem andern A
verneinen, so oft in dem einen sich auch nur das ge-
ringste befindet, was in dem andern nicht ist. Auf
gleiche Art verfährt man, wenn das Subject Glieder
hat. Z. E. Entweder A oder B ist C. Wird nun
bewiesen, A sey C; so folgt sogleich, daß B nicht C
sey, und umgekehrt, B sey C, wenn A nicht C ist.

§. 137.

Man hat noch eine andre Eintheilung der Sä-
tze, die von gewissen sehr allgemeinen Bestimmun-
gen herrührt, welche man dem Bindewörtgen bey-
setzt. Diese Bestimmungen beruhen überhaupt auf
dem Unterschiede des möglichen, wirklichen,
nothwendigen
und ihres Gegensatzes. Die For-
meln, am einfachsten vorgetragen, sind folgende:

1. A kann B seyn.
2. A ist B.
3. A muß B seyn, oder A ist nothwendig B.
4. A kann nicht B seyn.
5. A ist nicht B.
6. A ist nicht nothwendig B.

Der Unterschied dieser Sätze macht den Unterschied
der Vernunftlehre des möglichen, wirklichen
und nothwendigen
aus. Da aber diese Begriffe
in die Ontologie gehören, und nicht bloß von der äus-
serlichen Form der Erkenntniß abhangen, so werden
wir sie auch nur in so weit hier mitnehmen, als die
Form der Erkenntniß selbsten Anlaß dazu geben wird.
Wir merken daher nur überhaupt an, daß der Satz:

A kann
F 5

von den Urtheilen und Fragen.
D, von ſelbſt. Beweiſet man aber dieſe beyde, ſo
folgt der erſte: A iſt B, ohne fernern Beweis. Letz-
teres iſt ein Umweg, den man mehrentheils deswegen
nimmt, weil der Beweis eines verneinenden Satzes
uͤberhaupt leichter iſt, als der von einem bejahenden.
Denn man muß einen Begriff C von dem andern A
verneinen, ſo oft in dem einen ſich auch nur das ge-
ringſte befindet, was in dem andern nicht iſt. Auf
gleiche Art verfaͤhrt man, wenn das Subject Glieder
hat. Z. E. Entweder A oder B iſt C. Wird nun
bewieſen, A ſey C; ſo folgt ſogleich, daß B nicht C
ſey, und umgekehrt, B ſey C, wenn A nicht C iſt.

§. 137.

Man hat noch eine andre Eintheilung der Saͤ-
tze, die von gewiſſen ſehr allgemeinen Beſtimmun-
gen herruͤhrt, welche man dem Bindewoͤrtgen bey-
ſetzt. Dieſe Beſtimmungen beruhen uͤberhaupt auf
dem Unterſchiede des moͤglichen, wirklichen,
nothwendigen
und ihres Gegenſatzes. Die For-
meln, am einfachſten vorgetragen, ſind folgende:

1. A kann B ſeyn.
2. A iſt B.
3. A muß B ſeyn, oder A iſt nothwendig B.
4. A kann nicht B ſeyn.
5. A iſt nicht B.
6. A iſt nicht nothwendig B.

Der Unterſchied dieſer Saͤtze macht den Unterſchied
der Vernunftlehre des moͤglichen, wirklichen
und nothwendigen
aus. Da aber dieſe Begriffe
in die Ontologie gehoͤren, und nicht bloß von der aͤuſ-
ſerlichen Form der Erkenntniß abhangen, ſo werden
wir ſie auch nur in ſo weit hier mitnehmen, als die
Form der Erkenntniß ſelbſten Anlaß dazu geben wird.
Wir merken daher nur uͤberhaupt an, daß der Satz:

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F 5
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[89/0111] von den Urtheilen und Fragen. D, von ſelbſt. Beweiſet man aber dieſe beyde, ſo folgt der erſte: A iſt B, ohne fernern Beweis. Letz- teres iſt ein Umweg, den man mehrentheils deswegen nimmt, weil der Beweis eines verneinenden Satzes uͤberhaupt leichter iſt, als der von einem bejahenden. Denn man muß einen Begriff C von dem andern A verneinen, ſo oft in dem einen ſich auch nur das ge- ringſte befindet, was in dem andern nicht iſt. Auf gleiche Art verfaͤhrt man, wenn das Subject Glieder hat. Z. E. Entweder A oder B iſt C. Wird nun bewieſen, A ſey C; ſo folgt ſogleich, daß B nicht C ſey, und umgekehrt, B ſey C, wenn A nicht C iſt. §. 137. Man hat noch eine andre Eintheilung der Saͤ- tze, die von gewiſſen ſehr allgemeinen Beſtimmun- gen herruͤhrt, welche man dem Bindewoͤrtgen bey- ſetzt. Dieſe Beſtimmungen beruhen uͤberhaupt auf dem Unterſchiede des moͤglichen, wirklichen, nothwendigen und ihres Gegenſatzes. Die For- meln, am einfachſten vorgetragen, ſind folgende: 1. A kann B ſeyn. 2. A iſt B. 3. A muß B ſeyn, oder A iſt nothwendig B. 4. A kann nicht B ſeyn. 5. A iſt nicht B. 6. A iſt nicht nothwendig B. Der Unterſchied dieſer Saͤtze macht den Unterſchied der Vernunftlehre des moͤglichen, wirklichen und nothwendigen aus. Da aber dieſe Begriffe in die Ontologie gehoͤren, und nicht bloß von der aͤuſ- ſerlichen Form der Erkenntniß abhangen, ſo werden wir ſie auch nur in ſo weit hier mitnehmen, als die Form der Erkenntniß ſelbſten Anlaß dazu geben wird. Wir merken daher nur uͤberhaupt an, daß der Satz: A kann F 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/111>, abgerufen am 24.11.2024.