Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Hauptstück,
A kann B seyn, zur Ausübung, der Satz: A ist
B, zur Erfahrung, und der Satz: A ist nothwen-
dig
B, theils zu den Wahrheiten, die eine geome-
trische Nothwendigkeit haben, theils überhaupt zu
denen Schlußfolgen, die eine merklichere Nothwen-
digkeit haben, gehöre.

§. 138.

Endlich leidet das Bindewörtgen in dem Satze
noch unzählige Bestimmungen, wodurch überhaupt
die Art und Weise angezeigt wird, wie das Prädicat
dem Subjecte zukomme, oder nicht zukomme. Die
Anzeige der Zeit, des Ortes, andrer Umstände und
Verhältnisse, die man in der Sprache durch Präpo-
sitionen, Adverbia, Jnterjectionen, Conjunctionen
etc. ausdrückt, gehören mit hieher. Es sind aber
solche Sätze mehrentheils auch zusammengezogene
einfache Sätze, wie wir es vorhin (§. 135.) von den
Copulativen angemerkt haben. Es ist unnöthig, be-
sondere Beyspiele anzubringen, weil die meisten Pe-
rioden in der Rede solche Sätze sind.

§. 139.

Wir haben bisher gesehen, wie die Sätze ihrer
Form nach unterschieden sind, und sie in so ferne ein-
zeln, und jede Form für sich betrachtet. Sie sind
nicht bloß in Absicht auf die Begriffe des Subjects
und Prädicats verschieden, weil sie mit Beybehal-
tung dieser Begriffe ihre Form noch ändern können.
Wir haben demnach zu sehen, was aus dieser Aende-
rung erfolgt. Die zween Begriffe seyn A und B.
So fern sich diese durch andre oder gleichgültige
Worte ausdrücken lassen, ist der Unterschied nur schein-
bar, und die Sätze werden gleichgültig genennet.
Diese Gleichgültigkeit hat ihre Stufen, wovon wir
folgende anmerken können:

1. Ei-

III. Hauptſtuͤck,
A kann B ſeyn, zur Ausuͤbung, der Satz: A iſt
B, zur Erfahrung, und der Satz: A iſt nothwen-
dig
B, theils zu den Wahrheiten, die eine geome-
triſche Nothwendigkeit haben, theils uͤberhaupt zu
denen Schlußfolgen, die eine merklichere Nothwen-
digkeit haben, gehoͤre.

§. 138.

Endlich leidet das Bindewoͤrtgen in dem Satze
noch unzaͤhlige Beſtimmungen, wodurch uͤberhaupt
die Art und Weiſe angezeigt wird, wie das Praͤdicat
dem Subjecte zukomme, oder nicht zukomme. Die
Anzeige der Zeit, des Ortes, andrer Umſtaͤnde und
Verhaͤltniſſe, die man in der Sprache durch Praͤpo-
ſitionen, Adverbia, Jnterjectionen, Conjunctionen
ꝛc. ausdruͤckt, gehoͤren mit hieher. Es ſind aber
ſolche Saͤtze mehrentheils auch zuſammengezogene
einfache Saͤtze, wie wir es vorhin (§. 135.) von den
Copulativen angemerkt haben. Es iſt unnoͤthig, be-
ſondere Beyſpiele anzubringen, weil die meiſten Pe-
rioden in der Rede ſolche Saͤtze ſind.

§. 139.

Wir haben bisher geſehen, wie die Saͤtze ihrer
Form nach unterſchieden ſind, und ſie in ſo ferne ein-
zeln, und jede Form fuͤr ſich betrachtet. Sie ſind
nicht bloß in Abſicht auf die Begriffe des Subjects
und Praͤdicats verſchieden, weil ſie mit Beybehal-
tung dieſer Begriffe ihre Form noch aͤndern koͤnnen.
Wir haben demnach zu ſehen, was aus dieſer Aende-
rung erfolgt. Die zween Begriffe ſeyn A und B.
So fern ſich dieſe durch andre oder gleichguͤltige
Worte ausdruͤcken laſſen, iſt der Unterſchied nur ſchein-
bar, und die Saͤtze werden gleichguͤltig genennet.
Dieſe Gleichguͤltigkeit hat ihre Stufen, wovon wir
folgende anmerken koͤnnen:

1. Ei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0112" n="90"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">A</hi><hi rendition="#fr">kann</hi><hi rendition="#aq">B</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;eyn,</hi> zur Ausu&#x0364;bung, der Satz: <hi rendition="#aq">A</hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t</hi><lb/><hi rendition="#aq">B,</hi> zur Erfahrung, und der Satz: <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#fr">nothwen-<lb/>
dig</hi> <hi rendition="#aq">B,</hi> theils zu den Wahrheiten, die eine geome-<lb/>
tri&#x017F;che Nothwendigkeit haben, theils u&#x0364;berhaupt zu<lb/>
denen Schlußfolgen, die eine merklichere Nothwen-<lb/>
digkeit haben, geho&#x0364;re.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 138.</head><lb/>
            <p>Endlich leidet das Bindewo&#x0364;rtgen in dem Satze<lb/>
noch unza&#x0364;hlige Be&#x017F;timmungen, wodurch u&#x0364;berhaupt<lb/>
die Art und Wei&#x017F;e angezeigt wird, wie das Pra&#x0364;dicat<lb/>
dem Subjecte zukomme, oder nicht zukomme. Die<lb/>
Anzeige der Zeit, des Ortes, andrer Um&#x017F;ta&#x0364;nde und<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, die man in der Sprache durch Pra&#x0364;po-<lb/>
&#x017F;itionen, Adverbia, Jnterjectionen, Conjunctionen<lb/>
&#xA75B;c. ausdru&#x0364;ckt, geho&#x0364;ren mit hieher. Es &#x017F;ind aber<lb/>
&#x017F;olche Sa&#x0364;tze mehrentheils auch zu&#x017F;ammengezogene<lb/>
einfache Sa&#x0364;tze, wie wir es vorhin (§. 135.) von den<lb/>
Copulativen angemerkt haben. Es i&#x017F;t unno&#x0364;thig, be-<lb/>
&#x017F;ondere Bey&#x017F;piele anzubringen, weil die mei&#x017F;ten Pe-<lb/>
rioden in der Rede &#x017F;olche Sa&#x0364;tze &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 139.</head><lb/>
            <p>Wir haben bisher ge&#x017F;ehen, wie die Sa&#x0364;tze ihrer<lb/>
Form nach unter&#x017F;chieden &#x017F;ind, und &#x017F;ie in &#x017F;o ferne ein-<lb/>
zeln, und jede Form fu&#x0364;r &#x017F;ich betrachtet. Sie &#x017F;ind<lb/>
nicht bloß in Ab&#x017F;icht auf die Begriffe des Subjects<lb/>
und Pra&#x0364;dicats ver&#x017F;chieden, weil &#x017F;ie mit Beybehal-<lb/>
tung die&#x017F;er Begriffe ihre Form noch a&#x0364;ndern ko&#x0364;nnen.<lb/>
Wir haben demnach zu &#x017F;ehen, was aus die&#x017F;er Aende-<lb/>
rung erfolgt. Die zween Begriffe &#x017F;eyn <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B.</hi><lb/>
So fern &#x017F;ich die&#x017F;e durch andre oder gleichgu&#x0364;ltige<lb/>
Worte ausdru&#x0364;cken la&#x017F;&#x017F;en, i&#x017F;t der Unter&#x017F;chied nur &#x017F;chein-<lb/>
bar, und die Sa&#x0364;tze werden <hi rendition="#fr">gleichgu&#x0364;ltig</hi> genennet.<lb/>
Die&#x017F;e Gleichgu&#x0364;ltigkeit hat ihre Stufen, wovon wir<lb/>
folgende anmerken ko&#x0364;nnen:</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">1. Ei-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0112] III. Hauptſtuͤck, A kann B ſeyn, zur Ausuͤbung, der Satz: A iſt B, zur Erfahrung, und der Satz: A iſt nothwen- dig B, theils zu den Wahrheiten, die eine geome- triſche Nothwendigkeit haben, theils uͤberhaupt zu denen Schlußfolgen, die eine merklichere Nothwen- digkeit haben, gehoͤre. §. 138. Endlich leidet das Bindewoͤrtgen in dem Satze noch unzaͤhlige Beſtimmungen, wodurch uͤberhaupt die Art und Weiſe angezeigt wird, wie das Praͤdicat dem Subjecte zukomme, oder nicht zukomme. Die Anzeige der Zeit, des Ortes, andrer Umſtaͤnde und Verhaͤltniſſe, die man in der Sprache durch Praͤpo- ſitionen, Adverbia, Jnterjectionen, Conjunctionen ꝛc. ausdruͤckt, gehoͤren mit hieher. Es ſind aber ſolche Saͤtze mehrentheils auch zuſammengezogene einfache Saͤtze, wie wir es vorhin (§. 135.) von den Copulativen angemerkt haben. Es iſt unnoͤthig, be- ſondere Beyſpiele anzubringen, weil die meiſten Pe- rioden in der Rede ſolche Saͤtze ſind. §. 139. Wir haben bisher geſehen, wie die Saͤtze ihrer Form nach unterſchieden ſind, und ſie in ſo ferne ein- zeln, und jede Form fuͤr ſich betrachtet. Sie ſind nicht bloß in Abſicht auf die Begriffe des Subjects und Praͤdicats verſchieden, weil ſie mit Beybehal- tung dieſer Begriffe ihre Form noch aͤndern koͤnnen. Wir haben demnach zu ſehen, was aus dieſer Aende- rung erfolgt. Die zween Begriffe ſeyn A und B. So fern ſich dieſe durch andre oder gleichguͤltige Worte ausdruͤcken laſſen, iſt der Unterſchied nur ſchein- bar, und die Saͤtze werden gleichguͤltig genennet. Dieſe Gleichguͤltigkeit hat ihre Stufen, wovon wir folgende anmerken koͤnnen: 1. Ei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/112
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/112>, abgerufen am 24.11.2024.