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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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V. Hauptst. von zusammenges. Schlüssen
§. 290.

Man sieht demnach hieraus, daß sowohl die Jn-
ductionen als die Dilemmata unter die nächsten Um-
wege gehören, durch die man zur Erfindung oder zum
Beweise eines Satzes, oder zu beydem zugleich ge-
langen kann, wenn ein einfacher Schluß nicht zurei-
chend oder nicht vorräthig ist. (§. 280. 284.) Man
sieht aber auch zugleich hieraus, daß die Jnductionen
und Dilemmata nicht die einigen nächsten Umwege
sind, sondern daß die vollständige Abzählung derselben
noch fünf andre angiebt, die eben so wie die einfachen
Schlußarten nicht bloß der äusserlichen Form nach,
sondern auch vornehmlich in Absicht auf ihren Ge-
brauch von einander verschieden sind.

§. 291.

Die Umwege, wenn sie schicklich gewählt werden,
machen einen beträchtlichen Theil der Kunstgriffe
im Erfinden aus. Um sich diese bekannt zu machen,
giebt man den Lehrlingen der Erfindungskunst den
Rath, auf die Veyspiele, so in den Schriften scharf-
sinniger Gelehrten vorkommen, genau acht zu haben,
um sie in ähnlichen Fällen gebrauchen zu können. Die
Abzählung der einfachsten solcher Umwege, die wir
hier vorgenommen, hat uns in Stand gesetzt, sie in
allgemeinen Formeln vorzustellen, und sie durch eigne
und bedeutende Namen gewisser Maaßen characteri-
stisch zu machen. Die Versicherung, daß man alle
habe, läßt nichts zurück, und die Uebung, sich an alle
zu gewöhnen, macht, daß man in jedem vorkommen-
den Fall den tüchtigsten Umweg leicht finden kann,
weil man alle kennt. Wir machen diese Anmerkung,
um dem Leser die wahre Seite aufzudecken, von wel-
cher sich die bisherigen Betrachtungen als gar nicht
unerheblich zeigen. Man wird es daher ebenfalls

nicht
V. Hauptſt. von zuſammengeſ. Schluͤſſen
§. 290.

Man ſieht demnach hieraus, daß ſowohl die Jn-
ductionen als die Dilemmata unter die naͤchſten Um-
wege gehoͤren, durch die man zur Erfindung oder zum
Beweiſe eines Satzes, oder zu beydem zugleich ge-
langen kann, wenn ein einfacher Schluß nicht zurei-
chend oder nicht vorraͤthig iſt. (§. 280. 284.) Man
ſieht aber auch zugleich hieraus, daß die Jnductionen
und Dilemmata nicht die einigen naͤchſten Umwege
ſind, ſondern daß die vollſtaͤndige Abzaͤhlung derſelben
noch fuͤnf andre angiebt, die eben ſo wie die einfachen
Schlußarten nicht bloß der aͤuſſerlichen Form nach,
ſondern auch vornehmlich in Abſicht auf ihren Ge-
brauch von einander verſchieden ſind.

§. 291.

Die Umwege, wenn ſie ſchicklich gewaͤhlt werden,
machen einen betraͤchtlichen Theil der Kunſtgriffe
im Erfinden aus. Um ſich dieſe bekannt zu machen,
giebt man den Lehrlingen der Erfindungskunſt den
Rath, auf die Veyſpiele, ſo in den Schriften ſcharf-
ſinniger Gelehrten vorkommen, genau acht zu haben,
um ſie in aͤhnlichen Faͤllen gebrauchen zu koͤnnen. Die
Abzaͤhlung der einfachſten ſolcher Umwege, die wir
hier vorgenommen, hat uns in Stand geſetzt, ſie in
allgemeinen Formeln vorzuſtellen, und ſie durch eigne
und bedeutende Namen gewiſſer Maaßen characteri-
ſtiſch zu machen. Die Verſicherung, daß man alle
habe, laͤßt nichts zuruͤck, und die Uebung, ſich an alle
zu gewoͤhnen, macht, daß man in jedem vorkommen-
den Fall den tuͤchtigſten Umweg leicht finden kann,
weil man alle kennt. Wir machen dieſe Anmerkung,
um dem Leſer die wahre Seite aufzudecken, von wel-
cher ſich die bisherigen Betrachtungen als gar nicht
unerheblich zeigen. Man wird es daher ebenfalls

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[186/0208] V. Hauptſt. von zuſammengeſ. Schluͤſſen §. 290. Man ſieht demnach hieraus, daß ſowohl die Jn- ductionen als die Dilemmata unter die naͤchſten Um- wege gehoͤren, durch die man zur Erfindung oder zum Beweiſe eines Satzes, oder zu beydem zugleich ge- langen kann, wenn ein einfacher Schluß nicht zurei- chend oder nicht vorraͤthig iſt. (§. 280. 284.) Man ſieht aber auch zugleich hieraus, daß die Jnductionen und Dilemmata nicht die einigen naͤchſten Umwege ſind, ſondern daß die vollſtaͤndige Abzaͤhlung derſelben noch fuͤnf andre angiebt, die eben ſo wie die einfachen Schlußarten nicht bloß der aͤuſſerlichen Form nach, ſondern auch vornehmlich in Abſicht auf ihren Ge- brauch von einander verſchieden ſind. §. 291. Die Umwege, wenn ſie ſchicklich gewaͤhlt werden, machen einen betraͤchtlichen Theil der Kunſtgriffe im Erfinden aus. Um ſich dieſe bekannt zu machen, giebt man den Lehrlingen der Erfindungskunſt den Rath, auf die Veyſpiele, ſo in den Schriften ſcharf- ſinniger Gelehrten vorkommen, genau acht zu haben, um ſie in aͤhnlichen Faͤllen gebrauchen zu koͤnnen. Die Abzaͤhlung der einfachſten ſolcher Umwege, die wir hier vorgenommen, hat uns in Stand geſetzt, ſie in allgemeinen Formeln vorzuſtellen, und ſie durch eigne und bedeutende Namen gewiſſer Maaßen characteri- ſtiſch zu machen. Die Verſicherung, daß man alle habe, laͤßt nichts zuruͤck, und die Uebung, ſich an alle zu gewoͤhnen, macht, daß man in jedem vorkommen- den Fall den tuͤchtigſten Umweg leicht finden kann, weil man alle kennt. Wir machen dieſe Anmerkung, um dem Leſer die wahre Seite aufzudecken, von wel- cher ſich die bisherigen Betrachtungen als gar nicht unerheblich zeigen. Man wird es daher ebenfalls nicht

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/208>, abgerufen am 21.11.2024.