Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

VI. Hauptstück,
A, C seyn; Nun aber ist A nicht C, folglich
kann es auch nicht B seyn.

Es ist aber dieser Beweis nur ein versteckter
Schluß in Camestres. Denn man darf statt des hy-
pothetischen Satzes nur den Grund seiner Aussage
nehmen, so wird man den förmlichen Schluß haben:

B ist C
A ist nicht C
folglich: A ist nicht B.

welcher gar nichts apogogisches an sich hat. Man
sieht leicht, daß sich alle Schlüsse in Cesare und Ca-
mestres
auf die erst angezeigte Art vortragen lassen.
Will man sie aber für apogogisch gelten lassen, so wird
man so viele apogogische Beweise machen können, als
Schlüsse in Cesare und Camestres möglich sind.

§. 358.

Wir können zum Behuf dessen noch anmerken,
daß sich mit Umkehrung eines Satzes die Schlüsse in
Cesare und Camestres in der That in eine Form brin-
gen lassen, die der apogogischen viel näher kömmt,
und um desto eher diesen Namen verdienen wird.
Diese Form, um bey erstgegebenem Schlusse zu blei-
ben, wird folgende seyn:

A ist nicht B. Man setze, A sey B. Nun ist
B, C, folglich wird A, C seyn. Aber kein C ist
A, folglich ist A nicht A, welches offenbar un-
gereimt, und daher auch falsch ist, daß A, B
sey. Demnach ist A nicht B.

§. 359.

Auf eine ähnliche Art giebt jeder Schluß in Ce-
sare

Kein B ist C
Alle A sind C
Kein A ist B
einen

VI. Hauptſtuͤck,
A, C ſeyn; Nun aber iſt A nicht C, folglich
kann es auch nicht B ſeyn.

Es iſt aber dieſer Beweis nur ein verſteckter
Schluß in Cameſtres. Denn man darf ſtatt des hy-
pothetiſchen Satzes nur den Grund ſeiner Ausſage
nehmen, ſo wird man den foͤrmlichen Schluß haben:

B iſt C
A iſt nicht C
folglich: A iſt nicht B.

welcher gar nichts apogogiſches an ſich hat. Man
ſieht leicht, daß ſich alle Schluͤſſe in Ceſare und Ca-
meſtres
auf die erſt angezeigte Art vortragen laſſen.
Will man ſie aber fuͤr apogogiſch gelten laſſen, ſo wird
man ſo viele apogogiſche Beweiſe machen koͤnnen, als
Schluͤſſe in Ceſare und Cameſtres moͤglich ſind.

§. 358.

Wir koͤnnen zum Behuf deſſen noch anmerken,
daß ſich mit Umkehrung eines Satzes die Schluͤſſe in
Ceſare und Cameſtres in der That in eine Form brin-
gen laſſen, die der apogogiſchen viel naͤher koͤmmt,
und um deſto eher dieſen Namen verdienen wird.
Dieſe Form, um bey erſtgegebenem Schluſſe zu blei-
ben, wird folgende ſeyn:

A iſt nicht B. Man ſetze, A ſey B. Nun iſt
B, C, folglich wird A, C ſeyn. Aber kein C iſt
A, folglich iſt A nicht A, welches offenbar un-
gereimt, und daher auch falſch iſt, daß A, B
ſey. Demnach iſt A nicht B.

§. 359.

Auf eine aͤhnliche Art giebt jeder Schluß in Ce-
ſare

Kein B iſt C
Alle A ſind C
Kein A iſt B
einen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0254" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">A, C</hi> &#x017F;eyn; Nun aber i&#x017F;t <hi rendition="#aq">A</hi> nicht <hi rendition="#aq">C,</hi> folglich<lb/>
kann es auch nicht <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;eyn.</hi> </p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t aber die&#x017F;er Beweis nur ein ver&#x017F;teckter<lb/>
Schluß in <hi rendition="#aq">Came&#x017F;tres.</hi> Denn man darf &#x017F;tatt des hy-<lb/>
potheti&#x017F;chen Satzes nur den Grund &#x017F;einer Aus&#x017F;age<lb/>
nehmen, &#x017F;o wird man den fo&#x0364;rmlichen Schluß haben:</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">B</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">C</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">C</hi></item><lb/>
              <item>folglich: <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">B.</hi></item>
            </list><lb/>
            <p>welcher gar nichts apogogi&#x017F;ches an &#x017F;ich hat. Man<lb/>
&#x017F;ieht leicht, daß &#x017F;ich alle Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in <hi rendition="#aq">Ce&#x017F;are</hi> und <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
me&#x017F;tres</hi> auf die er&#x017F;t angezeigte Art vortragen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Will man &#x017F;ie aber fu&#x0364;r apogogi&#x017F;ch gelten la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wird<lb/>
man &#x017F;o viele apogogi&#x017F;che Bewei&#x017F;e machen ko&#x0364;nnen, als<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">in Ce&#x017F;are</hi> und <hi rendition="#aq">Came&#x017F;tres</hi> mo&#x0364;glich &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 358.</head><lb/>
            <p>Wir ko&#x0364;nnen zum Behuf de&#x017F;&#x017F;en noch anmerken,<lb/>
daß &#x017F;ich mit Umkehrung eines Satzes die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in<lb/><hi rendition="#aq">Ce&#x017F;are</hi> und <hi rendition="#aq">Came&#x017F;tres</hi> in der That in eine Form brin-<lb/>
gen la&#x017F;&#x017F;en, die der apogogi&#x017F;chen viel na&#x0364;her ko&#x0364;mmt,<lb/>
und um de&#x017F;to eher die&#x017F;en Namen verdienen wird.<lb/>
Die&#x017F;e Form, um bey er&#x017F;tgegebenem Schlu&#x017F;&#x017F;e zu blei-<lb/>
ben, wird folgende &#x017F;eyn:</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">B.</hi> Man &#x017F;etze, <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ey <hi rendition="#aq">B.</hi> Nun i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">B, C,</hi> folglich wird <hi rendition="#aq">A, C</hi> &#x017F;eyn. Aber kein <hi rendition="#aq">C</hi> i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">A,</hi> folglich i&#x017F;t <hi rendition="#aq">A</hi> nicht <hi rendition="#aq">A,</hi> welches offenbar un-<lb/>
gereimt, und daher auch fal&#x017F;ch i&#x017F;t, daß <hi rendition="#aq">A, B</hi><lb/>
&#x017F;ey. Demnach i&#x017F;t <hi rendition="#aq">A</hi> nicht <hi rendition="#aq">B.</hi></hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 359.</head><lb/>
            <p>Auf eine a&#x0364;hnliche Art giebt jeder Schluß in <hi rendition="#aq">Ce-<lb/>
&#x017F;are</hi></p><lb/>
            <list>
              <item>Kein <hi rendition="#aq">B</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">C</hi></item><lb/>
              <item>Alle <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">C</hi></item><lb/>
              <item>Kein <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B</hi></item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0254] VI. Hauptſtuͤck, A, C ſeyn; Nun aber iſt A nicht C, folglich kann es auch nicht B ſeyn. Es iſt aber dieſer Beweis nur ein verſteckter Schluß in Cameſtres. Denn man darf ſtatt des hy- pothetiſchen Satzes nur den Grund ſeiner Ausſage nehmen, ſo wird man den foͤrmlichen Schluß haben: B iſt C A iſt nicht C folglich: A iſt nicht B. welcher gar nichts apogogiſches an ſich hat. Man ſieht leicht, daß ſich alle Schluͤſſe in Ceſare und Ca- meſtres auf die erſt angezeigte Art vortragen laſſen. Will man ſie aber fuͤr apogogiſch gelten laſſen, ſo wird man ſo viele apogogiſche Beweiſe machen koͤnnen, als Schluͤſſe in Ceſare und Cameſtres moͤglich ſind. §. 358. Wir koͤnnen zum Behuf deſſen noch anmerken, daß ſich mit Umkehrung eines Satzes die Schluͤſſe in Ceſare und Cameſtres in der That in eine Form brin- gen laſſen, die der apogogiſchen viel naͤher koͤmmt, und um deſto eher dieſen Namen verdienen wird. Dieſe Form, um bey erſtgegebenem Schluſſe zu blei- ben, wird folgende ſeyn: A iſt nicht B. Man ſetze, A ſey B. Nun iſt B, C, folglich wird A, C ſeyn. Aber kein C iſt A, folglich iſt A nicht A, welches offenbar un- gereimt, und daher auch falſch iſt, daß A, B ſey. Demnach iſt A nicht B. §. 359. Auf eine aͤhnliche Art giebt jeder Schluß in Ce- ſare Kein B iſt C Alle A ſind C Kein A iſt B einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/254
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/254>, abgerufen am 22.11.2024.