einen apogogischen Beweis, wenn man die Schluß- art Calentes dazu gebraucht. Die Formel ist fol- gende:
A ist nicht B. Denn läugnet man es, so sey A, B. Da nun kein B, C ist: so wird kein C, A seyn. Aber A ist C; folglich A ist nicht A. Da nun dieses ungereimt ist: so ist die Voraus- setzung falsch, folglich ist A nicht B.
Diese Formel wird kürzer und deutlicher so vorge- tragen:
A ist nicht B. Denn wenn A, B wäre, so könnte es nicht C seyn, weil kein B, C ist. Nun aber A ist C; folglich kann es nicht B seyn.
§. 360.
Lassen wir demnach diese Formeln für apogogisch gelten, so erhellet auch hieraus wiederum, daß die Schlüsse der zweyten Figur eben nicht so unbrauchbar noch ungewöhnlich sind, als man sie ausgeben wollte, (§. 220.) weil die erste Formel des §. 357. und die zweyte des §. 359. offenbar Schlüsse in Camestres und Cesare enthalten, und besonders letztere in andre Figuren sehr unschicklich ist.
§. 361.
Nehmen wir hiebey wiederum die Anmerkung her- für, daß die Schlüsse der zweyten Figur uns auf den Unterschied der Dinge führen, (§. 226.) so folgt daraus, daß der Unterschied der Dinge apogogisch könne bewiesen werden. Und hie- durch haben wir wenigstens einen der Fälle characteri- sirt und kenntlich gemacht, wobey sich apogogische Beweise gebrauchen lassen.
§. 362.
Die dritte Figur giebt an sich betrachtet keinen apogogischen Beweis. Jhre Schlüsse können aber
ver-
P 5
von den Beweiſen.
einen apogogiſchen Beweis, wenn man die Schluß- art Calentes dazu gebraucht. Die Formel iſt fol- gende:
A iſt nicht B. Denn laͤugnet man es, ſo ſey A, B. Da nun kein B, C iſt: ſo wird kein C, A ſeyn. Aber A iſt C; folglich A iſt nicht A. Da nun dieſes ungereimt iſt: ſo iſt die Voraus- ſetzung falſch, folglich iſt A nicht B.
Dieſe Formel wird kuͤrzer und deutlicher ſo vorge- tragen:
A iſt nicht B. Denn wenn A, B waͤre, ſo koͤnnte es nicht C ſeyn, weil kein B, C iſt. Nun aber A iſt C; folglich kann es nicht B ſeyn.
§. 360.
Laſſen wir demnach dieſe Formeln fuͤr apogogiſch gelten, ſo erhellet auch hieraus wiederum, daß die Schluͤſſe der zweyten Figur eben nicht ſo unbrauchbar noch ungewoͤhnlich ſind, als man ſie ausgeben wollte, (§. 220.) weil die erſte Formel des §. 357. und die zweyte des §. 359. offenbar Schluͤſſe in Cameſtres und Ceſare enthalten, und beſonders letztere in andre Figuren ſehr unſchicklich iſt.
§. 361.
Nehmen wir hiebey wiederum die Anmerkung her- fuͤr, daß die Schluͤſſe der zweyten Figur uns auf den Unterſchied der Dinge fuͤhren, (§. 226.) ſo folgt daraus, daß der Unterſchied der Dinge apogogiſch koͤnne bewieſen werden. Und hie- durch haben wir wenigſtens einen der Faͤlle characteri- ſirt und kenntlich gemacht, wobey ſich apogogiſche Beweiſe gebrauchen laſſen.
§. 362.
Die dritte Figur giebt an ſich betrachtet keinen apogogiſchen Beweis. Jhre Schluͤſſe koͤnnen aber
ver-
P 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0255"n="233"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Beweiſen.</hi></fw><lb/><p>einen apogogiſchen Beweis, wenn man die Schluß-<lb/>
art <hirendition="#aq">Calentes</hi> dazu gebraucht. Die Formel iſt fol-<lb/>
gende:</p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">A</hi> iſt nicht <hirendition="#aq">B.</hi> Denn laͤugnet man es, ſo ſey<lb/><hirendition="#aq">A, B.</hi> Da nun kein <hirendition="#aq">B, C</hi> iſt: ſo wird kein <hirendition="#aq">C,<lb/>
A</hi>ſeyn. Aber <hirendition="#aq">A</hi> iſt <hirendition="#aq">C;</hi> folglich <hirendition="#aq">A</hi> iſt nicht <hirendition="#aq">A.</hi><lb/>
Da nun dieſes ungereimt iſt: ſo iſt die Voraus-<lb/>ſetzung falſch, folglich iſt <hirendition="#aq">A</hi> nicht <hirendition="#aq">B.</hi></hi></p><lb/><p>Dieſe Formel wird kuͤrzer und deutlicher ſo vorge-<lb/>
tragen:</p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">A</hi> iſt nicht <hirendition="#aq">B.</hi> Denn wenn <hirendition="#aq">A, B</hi> waͤre, ſo<lb/>
koͤnnte es nicht <hirendition="#aq">C</hi>ſeyn, weil kein <hirendition="#aq">B, C</hi> iſt. Nun<lb/>
aber <hirendition="#aq">A</hi> iſt <hirendition="#aq">C;</hi> folglich kann es nicht <hirendition="#aq">B</hi>ſeyn.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>§. 360.</head><lb/><p>Laſſen wir demnach dieſe Formeln fuͤr apogogiſch<lb/>
gelten, ſo erhellet auch hieraus wiederum, daß die<lb/>
Schluͤſſe der zweyten Figur eben nicht ſo unbrauchbar<lb/>
noch ungewoͤhnlich ſind, als man ſie ausgeben wollte,<lb/>
(§. 220.) weil die erſte Formel des §. 357. und die<lb/>
zweyte des §. 359. offenbar Schluͤſſe in <hirendition="#aq">Cameſtres</hi><lb/>
und <hirendition="#aq">Ceſare</hi> enthalten, und beſonders letztere in andre<lb/>
Figuren ſehr unſchicklich iſt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 361.</head><lb/><p>Nehmen wir hiebey wiederum die Anmerkung her-<lb/>
fuͤr, daß die Schluͤſſe der zweyten Figur uns auf<lb/>
den <hirendition="#fr">Unterſchied</hi> der Dinge fuͤhren, (§. 226.) ſo<lb/>
folgt daraus, <hirendition="#fr">daß der Unterſchied der Dinge<lb/>
apogogiſch koͤnne bewieſen werden.</hi> Und hie-<lb/>
durch haben wir wenigſtens einen der Faͤlle characteri-<lb/>ſirt und kenntlich gemacht, wobey ſich apogogiſche<lb/>
Beweiſe gebrauchen laſſen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 362.</head><lb/><p>Die dritte Figur giebt an ſich betrachtet keinen<lb/>
apogogiſchen Beweis. Jhre Schluͤſſe koͤnnen aber<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[233/0255]
von den Beweiſen.
einen apogogiſchen Beweis, wenn man die Schluß-
art Calentes dazu gebraucht. Die Formel iſt fol-
gende:
A iſt nicht B. Denn laͤugnet man es, ſo ſey
A, B. Da nun kein B, C iſt: ſo wird kein C,
A ſeyn. Aber A iſt C; folglich A iſt nicht A.
Da nun dieſes ungereimt iſt: ſo iſt die Voraus-
ſetzung falſch, folglich iſt A nicht B.
Dieſe Formel wird kuͤrzer und deutlicher ſo vorge-
tragen:
A iſt nicht B. Denn wenn A, B waͤre, ſo
koͤnnte es nicht C ſeyn, weil kein B, C iſt. Nun
aber A iſt C; folglich kann es nicht B ſeyn.
§. 360.
Laſſen wir demnach dieſe Formeln fuͤr apogogiſch
gelten, ſo erhellet auch hieraus wiederum, daß die
Schluͤſſe der zweyten Figur eben nicht ſo unbrauchbar
noch ungewoͤhnlich ſind, als man ſie ausgeben wollte,
(§. 220.) weil die erſte Formel des §. 357. und die
zweyte des §. 359. offenbar Schluͤſſe in Cameſtres
und Ceſare enthalten, und beſonders letztere in andre
Figuren ſehr unſchicklich iſt.
§. 361.
Nehmen wir hiebey wiederum die Anmerkung her-
fuͤr, daß die Schluͤſſe der zweyten Figur uns auf
den Unterſchied der Dinge fuͤhren, (§. 226.) ſo
folgt daraus, daß der Unterſchied der Dinge
apogogiſch koͤnne bewieſen werden. Und hie-
durch haben wir wenigſtens einen der Faͤlle characteri-
ſirt und kenntlich gemacht, wobey ſich apogogiſche
Beweiſe gebrauchen laſſen.
§. 362.
Die dritte Figur giebt an ſich betrachtet keinen
apogogiſchen Beweis. Jhre Schluͤſſe koͤnnen aber
ver-
P 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/255>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.