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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Begriffen und Erklärungen.
wodurch man ein Bild sieht, welches durch das Ob-
jectivglas vor demselben formirt wird. Beydes wird
durch das Gesetz der Stralenbrechung und durch die
leistenförmige Figur der Gläser begreiflich gemacht.
Die Stralenbrechung selbst muß sich durch die Theo-
rie des Lichtes und der durchsichtigen Körper begreif-
lich machen lassen.

§. 6.

Man sieht aus diesen Beyspielen, was dazu ge-
hört, biß wir sagen können, daß wir etwas begreifen,
und daß es damit durch mehrere Stuffen geht, sobald
wir nicht gleich bey der Erfahrung beruhen wollen.
Wer eine Sache begreift, kann sich dieselbe in Ge-
danken vorstellen, und sich immer wieder darein fin-
den. Die Vorstellung selbst nennen wir einen Be-
griff,
und dieser hat mit der Vorstellung gleiche
Stuffen der Ausführlichkeit. Keinen Begriff von
einer Sache haben,
heißt sich dieselbe nicht vor-
stellen können. Ein Blinder hat keine Begriffe von
Farben, weil er niemals eine Vorstellung davon ge-
habt hat. Wer die Meßkunst nicht erlernt hat, hat
keinen Begriff von der Schärfe ihrer Beweise. Einen
netten Begriff haben,
will sagen, sich die Sache
durchaus in natürlicher Ordnung und ohne Einmen-
gung fremder und zur Sache nicht gehöriger Umstände
vorstellen können. Eine Sache begreiflich ma-
chen,
will sagen, ihre Möglichkeit und die Art wie
sie seyn kann, vorstellig machen.

§. 7.

Die gemeine Art zu reden bringt es mit, daß die
Redensarten, eine Sache begreifen, und einen Be-
griff davon haben,
nicht völlig gleichgültig sind.
Wir nehmen den Begriff schlechthin als die Vorstel-
lung der Sache in den Gedanken an, ohne zu bestim-
men, wie weit diese Vorstellung reichen solle. So

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A 3

von den Begriffen und Erklaͤrungen.
wodurch man ein Bild ſieht, welches durch das Ob-
jectivglas vor demſelben formirt wird. Beydes wird
durch das Geſetz der Stralenbrechung und durch die
leiſtenfoͤrmige Figur der Glaͤſer begreiflich gemacht.
Die Stralenbrechung ſelbſt muß ſich durch die Theo-
rie des Lichtes und der durchſichtigen Koͤrper begreif-
lich machen laſſen.

§. 6.

Man ſieht aus dieſen Beyſpielen, was dazu ge-
hoͤrt, biß wir ſagen koͤnnen, daß wir etwas begreifen,
und daß es damit durch mehrere Stuffen geht, ſobald
wir nicht gleich bey der Erfahrung beruhen wollen.
Wer eine Sache begreift, kann ſich dieſelbe in Ge-
danken vorſtellen, und ſich immer wieder darein fin-
den. Die Vorſtellung ſelbſt nennen wir einen Be-
griff,
und dieſer hat mit der Vorſtellung gleiche
Stuffen der Ausfuͤhrlichkeit. Keinen Begriff von
einer Sache haben,
heißt ſich dieſelbe nicht vor-
ſtellen koͤnnen. Ein Blinder hat keine Begriffe von
Farben, weil er niemals eine Vorſtellung davon ge-
habt hat. Wer die Meßkunſt nicht erlernt hat, hat
keinen Begriff von der Schaͤrfe ihrer Beweiſe. Einen
netten Begriff haben,
will ſagen, ſich die Sache
durchaus in natuͤrlicher Ordnung und ohne Einmen-
gung fremder und zur Sache nicht gehoͤriger Umſtaͤnde
vorſtellen koͤnnen. Eine Sache begreiflich ma-
chen,
will ſagen, ihre Moͤglichkeit und die Art wie
ſie ſeyn kann, vorſtellig machen.

§. 7.

Die gemeine Art zu reden bringt es mit, daß die
Redensarten, eine Sache begreifen, und einen Be-
griff davon haben,
nicht voͤllig gleichguͤltig ſind.
Wir nehmen den Begriff ſchlechthin als die Vorſtel-
lung der Sache in den Gedanken an, ohne zu beſtim-
men, wie weit dieſe Vorſtellung reichen ſolle. So

z. E.
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[5/0027] von den Begriffen und Erklaͤrungen. wodurch man ein Bild ſieht, welches durch das Ob- jectivglas vor demſelben formirt wird. Beydes wird durch das Geſetz der Stralenbrechung und durch die leiſtenfoͤrmige Figur der Glaͤſer begreiflich gemacht. Die Stralenbrechung ſelbſt muß ſich durch die Theo- rie des Lichtes und der durchſichtigen Koͤrper begreif- lich machen laſſen. §. 6. Man ſieht aus dieſen Beyſpielen, was dazu ge- hoͤrt, biß wir ſagen koͤnnen, daß wir etwas begreifen, und daß es damit durch mehrere Stuffen geht, ſobald wir nicht gleich bey der Erfahrung beruhen wollen. Wer eine Sache begreift, kann ſich dieſelbe in Ge- danken vorſtellen, und ſich immer wieder darein fin- den. Die Vorſtellung ſelbſt nennen wir einen Be- griff, und dieſer hat mit der Vorſtellung gleiche Stuffen der Ausfuͤhrlichkeit. Keinen Begriff von einer Sache haben, heißt ſich dieſelbe nicht vor- ſtellen koͤnnen. Ein Blinder hat keine Begriffe von Farben, weil er niemals eine Vorſtellung davon ge- habt hat. Wer die Meßkunſt nicht erlernt hat, hat keinen Begriff von der Schaͤrfe ihrer Beweiſe. Einen netten Begriff haben, will ſagen, ſich die Sache durchaus in natuͤrlicher Ordnung und ohne Einmen- gung fremder und zur Sache nicht gehoͤriger Umſtaͤnde vorſtellen koͤnnen. Eine Sache begreiflich ma- chen, will ſagen, ihre Moͤglichkeit und die Art wie ſie ſeyn kann, vorſtellig machen. §. 7. Die gemeine Art zu reden bringt es mit, daß die Redensarten, eine Sache begreifen, und einen Be- griff davon haben, nicht voͤllig gleichguͤltig ſind. Wir nehmen den Begriff ſchlechthin als die Vorſtel- lung der Sache in den Gedanken an, ohne zu beſtim- men, wie weit dieſe Vorſtellung reichen ſolle. So z. E. A 3

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/27>, abgerufen am 23.11.2024.