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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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VI. Hauptstück,
falsch ist, auch sein Schlußsatz, und der Obersatz des
nächst folgenden falsch seyn werde. Jst z. E. in dem
dritten Schlusse der Obersatz falsch, so wird er so ge-
ändert:

S ist nicht B
M ist S
M ist nicht B.

Und dieser Schlußsatz, der nunmehr wahr ist (ver-
möge der Bedingung) zeigt, daß der Schlußsatz im
dritten Schlusse, und folglich (vermöge des Gesetzes
der Reihe) auch der Obersatz des vierten Schlusses
falsch sey. Da demnach dieses von jedem Schlusse
gilt, so folgt, daß, wenn der erste Obersatz: T ist
B, falsch ist, auch der erste Schlußsatz, folglich der
zweyte Obersatz, folglich auch der zweyte Schlußsatz,
folglich der dritte Obersatz etc. und demnach alle Ober-
sätze und Schlußsätze falsch seyn werden. Und dieses
war zu beweisen.

§. 402.

Jn dieser Reihe von Schlüssen hatten wir zwey-
erley Gesetze. Das erstere dehnt sich mit einemmal auf
alle Glieder aus, weil es fordert, daß alle Schlüsse
in Barbara, und alle Untersätze wahr seyn Dieses
Gesetz ist demnach von der Art, die wir im §. 396.
betrachtet haben, und es giebt den Gliedern der Reihe
noch keine Verbindung. Hingegen das zweyte Ge-
setz hängt sie zusammen, weil es forderte, der Schluß-
satz jedes Schlusses solle der Obersatz des folgenden
seyn. Das erste Gesetz machte, daß man von dem
falschen Obersatz auf den falschen Schlußsatz eine
Folge ziehen konnte. Hingegen dehnte das zweyte
Gesetz diese Folge von dem ersten Glied auf alle nach-
folgenden aus. Man sieht demnach zugleich aus die-
sem Beyspiele, worinn beyde Arten von Gesetzen (§.

396.

VI. Hauptſtuͤck,
falſch iſt, auch ſein Schlußſatz, und der Oberſatz des
naͤchſt folgenden falſch ſeyn werde. Jſt z. E. in dem
dritten Schluſſe der Oberſatz falſch, ſo wird er ſo ge-
aͤndert:

S iſt nicht B
M iſt S
M iſt nicht B.

Und dieſer Schlußſatz, der nunmehr wahr iſt (ver-
moͤge der Bedingung) zeigt, daß der Schlußſatz im
dritten Schluſſe, und folglich (vermoͤge des Geſetzes
der Reihe) auch der Oberſatz des vierten Schluſſes
falſch ſey. Da demnach dieſes von jedem Schluſſe
gilt, ſo folgt, daß, wenn der erſte Oberſatz: T iſt
B, falſch iſt, auch der erſte Schlußſatz, folglich der
zweyte Oberſatz, folglich auch der zweyte Schlußſatz,
folglich der dritte Oberſatz ꝛc. und demnach alle Ober-
ſaͤtze und Schlußſaͤtze falſch ſeyn werden. Und dieſes
war zu beweiſen.

§. 402.

Jn dieſer Reihe von Schluͤſſen hatten wir zwey-
erley Geſetze. Das erſtere dehnt ſich mit einemmal auf
alle Glieder aus, weil es fordert, daß alle Schluͤſſe
in Barbara, und alle Unterſaͤtze wahr ſeyn Dieſes
Geſetz iſt demnach von der Art, die wir im §. 396.
betrachtet haben, und es giebt den Gliedern der Reihe
noch keine Verbindung. Hingegen das zweyte Ge-
ſetz haͤngt ſie zuſammen, weil es forderte, der Schluß-
ſatz jedes Schluſſes ſolle der Oberſatz des folgenden
ſeyn. Das erſte Geſetz machte, daß man von dem
falſchen Oberſatz auf den falſchen Schlußſatz eine
Folge ziehen konnte. Hingegen dehnte das zweyte
Geſetz dieſe Folge von dem erſten Glied auf alle nach-
folgenden aus. Man ſieht demnach zugleich aus die-
ſem Beyſpiele, worinn beyde Arten von Geſetzen (§.

396.
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[262/0284] VI. Hauptſtuͤck, falſch iſt, auch ſein Schlußſatz, und der Oberſatz des naͤchſt folgenden falſch ſeyn werde. Jſt z. E. in dem dritten Schluſſe der Oberſatz falſch, ſo wird er ſo ge- aͤndert: S iſt nicht B M iſt S M iſt nicht B. Und dieſer Schlußſatz, der nunmehr wahr iſt (ver- moͤge der Bedingung) zeigt, daß der Schlußſatz im dritten Schluſſe, und folglich (vermoͤge des Geſetzes der Reihe) auch der Oberſatz des vierten Schluſſes falſch ſey. Da demnach dieſes von jedem Schluſſe gilt, ſo folgt, daß, wenn der erſte Oberſatz: T iſt B, falſch iſt, auch der erſte Schlußſatz, folglich der zweyte Oberſatz, folglich auch der zweyte Schlußſatz, folglich der dritte Oberſatz ꝛc. und demnach alle Ober- ſaͤtze und Schlußſaͤtze falſch ſeyn werden. Und dieſes war zu beweiſen. §. 402. Jn dieſer Reihe von Schluͤſſen hatten wir zwey- erley Geſetze. Das erſtere dehnt ſich mit einemmal auf alle Glieder aus, weil es fordert, daß alle Schluͤſſe in Barbara, und alle Unterſaͤtze wahr ſeyn Dieſes Geſetz iſt demnach von der Art, die wir im §. 396. betrachtet haben, und es giebt den Gliedern der Reihe noch keine Verbindung. Hingegen das zweyte Ge- ſetz haͤngt ſie zuſammen, weil es forderte, der Schluß- ſatz jedes Schluſſes ſolle der Oberſatz des folgenden ſeyn. Das erſte Geſetz machte, daß man von dem falſchen Oberſatz auf den falſchen Schlußſatz eine Folge ziehen konnte. Hingegen dehnte das zweyte Geſetz dieſe Folge von dem erſten Glied auf alle nach- folgenden aus. Man ſieht demnach zugleich aus die- ſem Beyſpiele, worinn beyde Arten von Geſetzen (§. 396.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/284>, abgerufen am 28.11.2024.