falsch ist, auch sein Schlußsatz, und der Obersatz des nächst folgenden falsch seyn werde. Jst z. E. in dem dritten Schlusse der Obersatz falsch, so wird er so ge- ändert:
S ist nicht B
M ist S
M ist nicht B.
Und dieser Schlußsatz, der nunmehr wahr ist (ver- möge der Bedingung) zeigt, daß der Schlußsatz im dritten Schlusse, und folglich (vermöge des Gesetzes der Reihe) auch der Obersatz des vierten Schlusses falsch sey. Da demnach dieses von jedem Schlusse gilt, so folgt, daß, wenn der erste Obersatz: T ist B, falsch ist, auch der erste Schlußsatz, folglich der zweyte Obersatz, folglich auch der zweyte Schlußsatz, folglich der dritte Obersatz etc. und demnach alle Ober- sätze und Schlußsätze falsch seyn werden. Und dieses war zu beweisen.
§. 402.
Jn dieser Reihe von Schlüssen hatten wir zwey- erley Gesetze. Das erstere dehnt sich mit einemmal auf alle Glieder aus, weil es fordert, daß alle Schlüsse in Barbara, und alle Untersätze wahr seyn Dieses Gesetz ist demnach von der Art, die wir im §. 396. betrachtet haben, und es giebt den Gliedern der Reihe noch keine Verbindung. Hingegen das zweyte Ge- setz hängt sie zusammen, weil es forderte, der Schluß- satz jedes Schlusses solle der Obersatz des folgenden seyn. Das erste Gesetz machte, daß man von dem falschen Obersatz auf den falschen Schlußsatz eine Folge ziehen konnte. Hingegen dehnte das zweyte Gesetz diese Folge von dem ersten Glied auf alle nach- folgenden aus. Man sieht demnach zugleich aus die- sem Beyspiele, worinn beyde Arten von Gesetzen (§.
396.
VI. Hauptſtuͤck,
falſch iſt, auch ſein Schlußſatz, und der Oberſatz des naͤchſt folgenden falſch ſeyn werde. Jſt z. E. in dem dritten Schluſſe der Oberſatz falſch, ſo wird er ſo ge- aͤndert:
S iſt nicht B
M iſt S
M iſt nicht B.
Und dieſer Schlußſatz, der nunmehr wahr iſt (ver- moͤge der Bedingung) zeigt, daß der Schlußſatz im dritten Schluſſe, und folglich (vermoͤge des Geſetzes der Reihe) auch der Oberſatz des vierten Schluſſes falſch ſey. Da demnach dieſes von jedem Schluſſe gilt, ſo folgt, daß, wenn der erſte Oberſatz: T iſt B, falſch iſt, auch der erſte Schlußſatz, folglich der zweyte Oberſatz, folglich auch der zweyte Schlußſatz, folglich der dritte Oberſatz ꝛc. und demnach alle Ober- ſaͤtze und Schlußſaͤtze falſch ſeyn werden. Und dieſes war zu beweiſen.
§. 402.
Jn dieſer Reihe von Schluͤſſen hatten wir zwey- erley Geſetze. Das erſtere dehnt ſich mit einemmal auf alle Glieder aus, weil es fordert, daß alle Schluͤſſe in Barbara, und alle Unterſaͤtze wahr ſeyn Dieſes Geſetz iſt demnach von der Art, die wir im §. 396. betrachtet haben, und es giebt den Gliedern der Reihe noch keine Verbindung. Hingegen das zweyte Ge- ſetz haͤngt ſie zuſammen, weil es forderte, der Schluß- ſatz jedes Schluſſes ſolle der Oberſatz des folgenden ſeyn. Das erſte Geſetz machte, daß man von dem falſchen Oberſatz auf den falſchen Schlußſatz eine Folge ziehen konnte. Hingegen dehnte das zweyte Geſetz dieſe Folge von dem erſten Glied auf alle nach- folgenden aus. Man ſieht demnach zugleich aus die- ſem Beyſpiele, worinn beyde Arten von Geſetzen (§.
396.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0284"n="262"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">VI.</hi> Hauptſtuͤck,</hi></fw><lb/>
falſch iſt, auch ſein Schlußſatz, und der Oberſatz des<lb/>
naͤchſt folgenden falſch ſeyn werde. Jſt z. E. in dem<lb/>
dritten Schluſſe der Oberſatz falſch, ſo wird er ſo ge-<lb/>
aͤndert:</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">S</hi> iſt nicht <hirendition="#aq">B</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">M</hi> iſt <hirendition="#aq">S</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">M</hi> iſt nicht <hirendition="#aq">B.</hi></item></list><lb/><p>Und dieſer Schlußſatz, der nunmehr wahr iſt (ver-<lb/>
moͤge der Bedingung) zeigt, daß der Schlußſatz im<lb/>
dritten Schluſſe, und folglich (vermoͤge des Geſetzes<lb/>
der Reihe) auch der Oberſatz des vierten Schluſſes<lb/>
falſch ſey. Da demnach dieſes von jedem Schluſſe<lb/>
gilt, ſo folgt, daß, wenn der erſte Oberſatz: <hirendition="#aq">T</hi> iſt<lb/><hirendition="#aq">B,</hi> falſch iſt, auch der erſte Schlußſatz, folglich der<lb/>
zweyte Oberſatz, folglich auch der zweyte Schlußſatz,<lb/>
folglich der dritte Oberſatz ꝛc. und demnach alle Ober-<lb/>ſaͤtze und Schlußſaͤtze falſch ſeyn werden. Und dieſes<lb/>
war zu beweiſen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 402.</head><lb/><p>Jn dieſer Reihe von Schluͤſſen hatten wir zwey-<lb/>
erley Geſetze. Das erſtere dehnt ſich mit einemmal auf<lb/>
alle Glieder aus, weil es fordert, daß alle Schluͤſſe<lb/>
in <hirendition="#aq">Barbara,</hi> und alle Unterſaͤtze wahr ſeyn Dieſes<lb/>
Geſetz iſt demnach von der Art, die wir im §. 396.<lb/>
betrachtet haben, und es giebt den Gliedern der Reihe<lb/>
noch keine Verbindung. Hingegen das zweyte Ge-<lb/>ſetz haͤngt ſie zuſammen, weil es forderte, der Schluß-<lb/>ſatz jedes Schluſſes ſolle der Oberſatz des folgenden<lb/>ſeyn. Das erſte Geſetz machte, daß man von dem<lb/>
falſchen Oberſatz auf den falſchen Schlußſatz eine<lb/>
Folge ziehen konnte. Hingegen dehnte das zweyte<lb/>
Geſetz dieſe Folge von dem erſten Glied auf alle nach-<lb/>
folgenden aus. Man ſieht demnach zugleich aus die-<lb/>ſem Beyſpiele, worinn beyde Arten von Geſetzen (§.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">396.</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[262/0284]
VI. Hauptſtuͤck,
falſch iſt, auch ſein Schlußſatz, und der Oberſatz des
naͤchſt folgenden falſch ſeyn werde. Jſt z. E. in dem
dritten Schluſſe der Oberſatz falſch, ſo wird er ſo ge-
aͤndert:
S iſt nicht B
M iſt S
M iſt nicht B.
Und dieſer Schlußſatz, der nunmehr wahr iſt (ver-
moͤge der Bedingung) zeigt, daß der Schlußſatz im
dritten Schluſſe, und folglich (vermoͤge des Geſetzes
der Reihe) auch der Oberſatz des vierten Schluſſes
falſch ſey. Da demnach dieſes von jedem Schluſſe
gilt, ſo folgt, daß, wenn der erſte Oberſatz: T iſt
B, falſch iſt, auch der erſte Schlußſatz, folglich der
zweyte Oberſatz, folglich auch der zweyte Schlußſatz,
folglich der dritte Oberſatz ꝛc. und demnach alle Ober-
ſaͤtze und Schlußſaͤtze falſch ſeyn werden. Und dieſes
war zu beweiſen.
§. 402.
Jn dieſer Reihe von Schluͤſſen hatten wir zwey-
erley Geſetze. Das erſtere dehnt ſich mit einemmal auf
alle Glieder aus, weil es fordert, daß alle Schluͤſſe
in Barbara, und alle Unterſaͤtze wahr ſeyn Dieſes
Geſetz iſt demnach von der Art, die wir im §. 396.
betrachtet haben, und es giebt den Gliedern der Reihe
noch keine Verbindung. Hingegen das zweyte Ge-
ſetz haͤngt ſie zuſammen, weil es forderte, der Schluß-
ſatz jedes Schluſſes ſolle der Oberſatz des folgenden
ſeyn. Das erſte Geſetz machte, daß man von dem
falſchen Oberſatz auf den falſchen Schlußſatz eine
Folge ziehen konnte. Hingegen dehnte das zweyte
Geſetz dieſe Folge von dem erſten Glied auf alle nach-
folgenden aus. Man ſieht demnach zugleich aus die-
ſem Beyſpiele, worinn beyde Arten von Geſetzen (§.
396.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/284>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.