eine andre Gestalt geben, und sie in einem ungleich engern und genauern Verstande analytisch machen. Jch will sagen: Man muß die Erfahrung, an- statt sie beweisen zu wollen, zum Grunde le- gen, und ihre ersten Gründe directe daraus her- leiten; Und zwar dieses wiederum nicht in der Absicht, diese Erfahrung nachgehends daraus zu beweisen, sondern schlechthin, damit man die Gründe wisse, und zu andern Schlüssen gebrauchen könne.
§. 405.
Damit geht es nun so leichte nicht, und wir ha- ben in der Naturlehre noch wenige Beyspiele davon, so erwünscht sie auch wären. Wir müssen demnach zu bestimmen suchen, was eigentlich dazu erfordert wird Einmal, da es um Gründe zu thun ist, so gebrauchen wir die erste Figur, (§. 232. 250. 300. 322.) und daraus besonders Schlüsse in Barbara, weil wir den Erfahrungssatz, und um destomehr noch die Gründe als allgemein betrachten werden. Sodann, da die Gründe, die wir suchen sollen, zu dem Beweise des Erfahrungssatzes müssen dienen können, so muß dieser Satz zum Schlußsatze, die Gründe aber zu Vordersätzen können gemacht werden. Demnach, wenn wir anfangs nur auf den nächsten Grund bedacht sind, so werden wir die einfache Schlußrede:
M ist B
A ist M
A ist B
zur Formel nehmen können. Und vermöge der erst angezeigten Bedingung ist der Schlußsatz die Erfah- rung, das Mittelglied M aber der nächste Grund. (§. 250.) Sind nun die Vordersätze wahr, so ist
unstrei-
VI. Hauptſtuͤck,
eine andre Geſtalt geben, und ſie in einem ungleich engern und genauern Verſtande analytiſch machen. Jch will ſagen: Man muß die Erfahrung, an- ſtatt ſie beweiſen zu wollen, zum Grunde le- gen, und ihre erſten Gruͤnde directe daraus her- leiten; Und zwar dieſes wiederum nicht in der Abſicht, dieſe Erfahrung nachgehends daraus zu beweiſen, ſondern ſchlechthin, damit man die Gruͤnde wiſſe, und zu andern Schluͤſſen gebrauchen koͤnne.
§. 405.
Damit geht es nun ſo leichte nicht, und wir ha- ben in der Naturlehre noch wenige Beyſpiele davon, ſo erwuͤnſcht ſie auch waͤren. Wir muͤſſen demnach zu beſtimmen ſuchen, was eigentlich dazu erfordert wird Einmal, da es um Gruͤnde zu thun iſt, ſo gebrauchen wir die erſte Figur, (§. 232. 250. 300. 322.) und daraus beſonders Schluͤſſe in Barbara, weil wir den Erfahrungsſatz, und um deſtomehr noch die Gruͤnde als allgemein betrachten werden. Sodann, da die Gruͤnde, die wir ſuchen ſollen, zu dem Beweiſe des Erfahrungsſatzes muͤſſen dienen koͤnnen, ſo muß dieſer Satz zum Schlußſatze, die Gruͤnde aber zu Vorderſaͤtzen koͤnnen gemacht werden. Demnach, wenn wir anfangs nur auf den naͤchſten Grund bedacht ſind, ſo werden wir die einfache Schlußrede:
M iſt B
A iſt M
A iſt B
zur Formel nehmen koͤnnen. Und vermoͤge der erſt angezeigten Bedingung iſt der Schlußſatz die Erfah- rung, das Mittelglied M aber der naͤchſte Grund. (§. 250.) Sind nun die Vorderſaͤtze wahr, ſo iſt
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VI. Hauptſtuͤck,
eine andre Geſtalt geben, und ſie in einem ungleich
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Jch will ſagen: Man muß die Erfahrung, an-
ſtatt ſie beweiſen zu wollen, zum Grunde le-
gen, und ihre erſten Gruͤnde directe daraus her-
leiten; Und zwar dieſes wiederum nicht in der
Abſicht, dieſe Erfahrung nachgehends daraus
zu beweiſen, ſondern ſchlechthin, damit man
die Gruͤnde wiſſe, und zu andern Schluͤſſen
gebrauchen koͤnne.
§. 405.
Damit geht es nun ſo leichte nicht, und wir ha-
ben in der Naturlehre noch wenige Beyſpiele davon,
ſo erwuͤnſcht ſie auch waͤren. Wir muͤſſen demnach
zu beſtimmen ſuchen, was eigentlich dazu erfordert
wird Einmal, da es um Gruͤnde zu thun iſt, ſo
gebrauchen wir die erſte Figur, (§. 232. 250. 300.
322.) und daraus beſonders Schluͤſſe in Barbara,
weil wir den Erfahrungsſatz, und um deſtomehr
noch die Gruͤnde als allgemein betrachten werden.
Sodann, da die Gruͤnde, die wir ſuchen ſollen, zu
dem Beweiſe des Erfahrungsſatzes muͤſſen dienen
koͤnnen, ſo muß dieſer Satz zum Schlußſatze, die
Gruͤnde aber zu Vorderſaͤtzen koͤnnen gemacht werden.
Demnach, wenn wir anfangs nur auf den naͤchſten
Grund bedacht ſind, ſo werden wir die einfache
Schlußrede:
M iſt B
A iſt M
A iſt B
zur Formel nehmen koͤnnen. Und vermoͤge der erſt
angezeigten Bedingung iſt der Schlußſatz die Erfah-
rung, das Mittelglied M aber der naͤchſte Grund.
(§. 250.) Sind nun die Vorderſaͤtze wahr, ſo iſt
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/286>, abgerufen am 24.11.2024.
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