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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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VII. Hauptstück,
matik aller Orten gebrauchen kann, sondern aus der
Natur der Sache bestimmen muß, welcher sich ge-
brauchen lasse. Zuweilen muß dieser noch erst gefun-
den werden, und sodann wird er in Form eines Lehn-
satzes vorgetragen. (§. 153.)

§. 445.

Untersucht man aber genauer, wo es denn fehle,
daß in den Wissenschaften nicht auch logische Lehr-
sätze
vorkommen, so wird man den Grund allerdings
darinn finden, daß die Vernunftlehre bisher noch
weit zurück bleibt, weil man lange Zeit kaum die Leh-
re der einfachen Schlüsse und einige Canones, nebst
den Locis logicis, darinn vorgetragen. Dadurch
blieben die zusammengesetzteren Lehrsätze und die Be-
trachtung specialerer Fälle weg, und dieses machte,
daß man auch an keine Anwendung derselben den-
ken konnte. Da indessen die Sache möglich ist, so
ist es anzurathen, bey Untersuchungen in philosophi-
schen Wissenschaften auf die Fälle acht zu haben, wo
die Form der Erkenntniß zum Leitfaden der Untersu-
chung dienen kann. Man wird dabey leicht finden,
daß die vorhin (§. 443.) angezogenen Fälle häufig
vorkommen, weil bey Untersuchungen weder die syn-
thetische noch die analytische Methode unmittelbare
und sichere Dienste thun. (§. 329. seqq.) Wir ha-
ben aus diesem Grunde bemeldte Fälle in größerer
Anzahl angeführt und specialer characterisirt, um sie
da, wo sie vorkommen, leichter finden zu können.

§. 446.

Um aber genauer zu untersuchen, worauf es ei-
gentlich ankomme, so müssen wir auch hier die Data
und Quaesita deutlicher auseinandersetzen und ihren
Zusammenhang anzeigen. Die Data sind eine Frage
über ein vorgegebenes Object, und zwar mit eigenen

Wörtern

VII. Hauptſtuͤck,
matik aller Orten gebrauchen kann, ſondern aus der
Natur der Sache beſtimmen muß, welcher ſich ge-
brauchen laſſe. Zuweilen muß dieſer noch erſt gefun-
den werden, und ſodann wird er in Form eines Lehn-
ſatzes vorgetragen. (§. 153.)

§. 445.

Unterſucht man aber genauer, wo es denn fehle,
daß in den Wiſſenſchaften nicht auch logiſche Lehr-
ſaͤtze
vorkommen, ſo wird man den Grund allerdings
darinn finden, daß die Vernunftlehre bisher noch
weit zuruͤck bleibt, weil man lange Zeit kaum die Leh-
re der einfachen Schluͤſſe und einige Canones, nebſt
den Locis logicis, darinn vorgetragen. Dadurch
blieben die zuſammengeſetzteren Lehrſaͤtze und die Be-
trachtung ſpecialerer Faͤlle weg, und dieſes machte,
daß man auch an keine Anwendung derſelben den-
ken konnte. Da indeſſen die Sache moͤglich iſt, ſo
iſt es anzurathen, bey Unterſuchungen in philoſophi-
ſchen Wiſſenſchaften auf die Faͤlle acht zu haben, wo
die Form der Erkenntniß zum Leitfaden der Unterſu-
chung dienen kann. Man wird dabey leicht finden,
daß die vorhin (§. 443.) angezogenen Faͤlle haͤufig
vorkommen, weil bey Unterſuchungen weder die ſyn-
thetiſche noch die analytiſche Methode unmittelbare
und ſichere Dienſte thun. (§. 329. ſeqq.) Wir ha-
ben aus dieſem Grunde bemeldte Faͤlle in groͤßerer
Anzahl angefuͤhrt und ſpecialer characteriſirt, um ſie
da, wo ſie vorkommen, leichter finden zu koͤnnen.

§. 446.

Um aber genauer zu unterſuchen, worauf es ei-
gentlich ankomme, ſo muͤſſen wir auch hier die Data
und Quaeſita deutlicher auseinanderſetzen und ihren
Zuſammenhang anzeigen. Die Data ſind eine Frage
uͤber ein vorgegebenes Object, und zwar mit eigenen

Woͤrtern
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[288/0310] VII. Hauptſtuͤck, matik aller Orten gebrauchen kann, ſondern aus der Natur der Sache beſtimmen muß, welcher ſich ge- brauchen laſſe. Zuweilen muß dieſer noch erſt gefun- den werden, und ſodann wird er in Form eines Lehn- ſatzes vorgetragen. (§. 153.) §. 445. Unterſucht man aber genauer, wo es denn fehle, daß in den Wiſſenſchaften nicht auch logiſche Lehr- ſaͤtze vorkommen, ſo wird man den Grund allerdings darinn finden, daß die Vernunftlehre bisher noch weit zuruͤck bleibt, weil man lange Zeit kaum die Leh- re der einfachen Schluͤſſe und einige Canones, nebſt den Locis logicis, darinn vorgetragen. Dadurch blieben die zuſammengeſetzteren Lehrſaͤtze und die Be- trachtung ſpecialerer Faͤlle weg, und dieſes machte, daß man auch an keine Anwendung derſelben den- ken konnte. Da indeſſen die Sache moͤglich iſt, ſo iſt es anzurathen, bey Unterſuchungen in philoſophi- ſchen Wiſſenſchaften auf die Faͤlle acht zu haben, wo die Form der Erkenntniß zum Leitfaden der Unterſu- chung dienen kann. Man wird dabey leicht finden, daß die vorhin (§. 443.) angezogenen Faͤlle haͤufig vorkommen, weil bey Unterſuchungen weder die ſyn- thetiſche noch die analytiſche Methode unmittelbare und ſichere Dienſte thun. (§. 329. ſeqq.) Wir ha- ben aus dieſem Grunde bemeldte Faͤlle in groͤßerer Anzahl angefuͤhrt und ſpecialer characteriſirt, um ſie da, wo ſie vorkommen, leichter finden zu koͤnnen. §. 446. Um aber genauer zu unterſuchen, worauf es ei- gentlich ankomme, ſo muͤſſen wir auch hier die Data und Quaeſita deutlicher auseinanderſetzen und ihren Zuſammenhang anzeigen. Die Data ſind eine Frage uͤber ein vorgegebenes Object, und zwar mit eigenen Woͤrtern

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/310>, abgerufen am 22.11.2024.