Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Aufgaben.
chet, wo sie sich eben nicht gleich von selbsten anbie-
ten, weil wir es oft nur der Unachtsamkeit zuzuschrei-
ben haben, wenn erst andre nach uns darauf kommen.

§. 457.

Diese Characterisirung der gegebenen und gesuch-
ten Stücke bey jeder einfachen Methode, dient auch,
das eine durch das andre zu bestimmen. Man
kann bald alles, was man vor sich findet, als ein
Datum oder Quaesitum ansehen. Jm ersten Fall
zeigt sichs, was man daraus folgern könne, und wo-
hin es führe, und dieses auf eben so vielerley Arten,
als es, als ein Datum betrachtet, werden kann, und
die dabey vorkommenden Methoden es zu verschiede-
nen Zielen hinaus lenken. Jm andern Fall nimmt
man den Rückweg, und da man aus dem Quaesito
die Methoden bestimmt, so zeigen diese hinwiederum
die Data an, aus welchen es kann gefunden werden.
So z. E. fanden wir, (§. 64.) daß der Rückweg des
Abstrahirens das Zusammensetzen der Begriffe ist,
ferner (§. 69.) daß man, statt einen willkührlich zusam-
mengesetzten Begriff zu beweisen zu suchen, den gera-
dern Weg geht, wenn man gleich anfangs den Be-
weis vornimmt, oder durch denselben auf einen neuen
Begriff geleitet wird. So sind auch die Wege, wo
man aus mehrern Prädicaten eines Subjectes (§.
71. seqq.) und hinwiederum aus mehrern Subjecten
eines Prädicats (§. 74. 75.) einen neuen Begriff her-
ausbringt, einander gewissermaassen entgegengesetzt,
weil dieser Begriff im ersten Fall bestimmter, im an-
dern aber ausgedehnter ist. Wiefern zu beydem die
Schlüsse der ersten Figur, folglich die synthetische
Methode, und daher, nach voriger Anmerkung,
auch glückliche Einfälle dienen können, (§. 456.) ha-
ben wir §. 328. angezeigt.

§. 458.
T 4

von den Aufgaben.
chet, wo ſie ſich eben nicht gleich von ſelbſten anbie-
ten, weil wir es oft nur der Unachtſamkeit zuzuſchrei-
ben haben, wenn erſt andre nach uns darauf kommen.

§. 457.

Dieſe Characteriſirung der gegebenen und geſuch-
ten Stuͤcke bey jeder einfachen Methode, dient auch,
das eine durch das andre zu beſtimmen. Man
kann bald alles, was man vor ſich findet, als ein
Datum oder Quaeſitum anſehen. Jm erſten Fall
zeigt ſichs, was man daraus folgern koͤnne, und wo-
hin es fuͤhre, und dieſes auf eben ſo vielerley Arten,
als es, als ein Datum betrachtet, werden kann, und
die dabey vorkommenden Methoden es zu verſchiede-
nen Zielen hinaus lenken. Jm andern Fall nimmt
man den Ruͤckweg, und da man aus dem Quaeſito
die Methoden beſtimmt, ſo zeigen dieſe hinwiederum
die Data an, aus welchen es kann gefunden werden.
So z. E. fanden wir, (§. 64.) daß der Ruͤckweg des
Abſtrahirens das Zuſammenſetzen der Begriffe iſt,
ferner (§. 69.) daß man, ſtatt einen willkuͤhrlich zuſam-
mengeſetzten Begriff zu beweiſen zu ſuchen, den gera-
dern Weg geht, wenn man gleich anfangs den Be-
weis vornimmt, oder durch denſelben auf einen neuen
Begriff geleitet wird. So ſind auch die Wege, wo
man aus mehrern Praͤdicaten eines Subjectes (§.
71. ſeqq.) und hinwiederum aus mehrern Subjecten
eines Praͤdicats (§. 74. 75.) einen neuen Begriff her-
ausbringt, einander gewiſſermaaſſen entgegengeſetzt,
weil dieſer Begriff im erſten Fall beſtimmter, im an-
dern aber ausgedehnter iſt. Wiefern zu beydem die
Schluͤſſe der erſten Figur, folglich die ſynthetiſche
Methode, und daher, nach voriger Anmerkung,
auch gluͤckliche Einfaͤlle dienen koͤnnen, (§. 456.) ha-
ben wir §. 328. angezeigt.

§. 458.
T 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0317" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Aufgaben.</hi></fw><lb/>
chet, wo &#x017F;ie &#x017F;ich eben nicht gleich von &#x017F;elb&#x017F;ten anbie-<lb/>
ten, weil wir es oft nur der Unacht&#x017F;amkeit zuzu&#x017F;chrei-<lb/>
ben haben, wenn er&#x017F;t andre nach uns darauf kommen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 457.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Characteri&#x017F;irung der gegebenen und ge&#x017F;uch-<lb/>
ten Stu&#x0364;cke bey jeder einfachen Methode, dient auch,<lb/><hi rendition="#fr">das eine durch das andre zu be&#x017F;timmen.</hi> Man<lb/>
kann bald alles, was man vor &#x017F;ich findet, als ein<lb/><hi rendition="#aq">Datum</hi> oder <hi rendition="#aq">Quae&#x017F;itum</hi> an&#x017F;ehen. Jm er&#x017F;ten Fall<lb/>
zeigt &#x017F;ichs, was man daraus folgern ko&#x0364;nne, und wo-<lb/>
hin es fu&#x0364;hre, und die&#x017F;es auf eben &#x017F;o vielerley Arten,<lb/>
als es, als ein <hi rendition="#aq">Datum</hi> betrachtet, werden kann, und<lb/>
die dabey vorkommenden Methoden es zu ver&#x017F;chiede-<lb/>
nen Zielen hinaus lenken. Jm andern Fall nimmt<lb/>
man den Ru&#x0364;ckweg, und da man aus dem <hi rendition="#aq">Quae&#x017F;ito</hi><lb/>
die Methoden be&#x017F;timmt, &#x017F;o zeigen die&#x017F;e hinwiederum<lb/>
die <hi rendition="#aq">Data</hi> an, aus welchen es kann gefunden werden.<lb/>
So z. E. fanden wir, (§. 64.) daß der Ru&#x0364;ckweg des<lb/><hi rendition="#fr">Ab&#x017F;trahirens</hi> das <hi rendition="#fr">Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzen</hi> der Begriffe i&#x017F;t,<lb/>
ferner (§. 69.) daß man, &#x017F;tatt einen willku&#x0364;hrlich zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;etzten Begriff zu bewei&#x017F;en zu &#x017F;uchen, den gera-<lb/>
dern Weg geht, wenn man gleich anfangs den Be-<lb/>
weis vornimmt, oder durch den&#x017F;elben auf einen neuen<lb/>
Begriff geleitet wird. So &#x017F;ind auch die Wege, wo<lb/>
man aus mehrern Pra&#x0364;dicaten eines Subjectes (§.<lb/>
71. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi>) und hinwiederum aus mehrern Subjecten<lb/>
eines Pra&#x0364;dicats (§. 74. 75.) einen neuen Begriff her-<lb/>
ausbringt, einander gewi&#x017F;&#x017F;ermaa&#x017F;&#x017F;en entgegenge&#x017F;etzt,<lb/>
weil die&#x017F;er Begriff im er&#x017F;ten Fall be&#x017F;timmter, im an-<lb/>
dern aber ausgedehnter i&#x017F;t. Wiefern zu beydem die<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der er&#x017F;ten Figur, folglich die &#x017F;yntheti&#x017F;che<lb/>
Methode, und daher, nach voriger Anmerkung,<lb/>
auch glu&#x0364;ckliche Einfa&#x0364;lle dienen ko&#x0364;nnen, (§. 456.) ha-<lb/>
ben wir §. 328. angezeigt.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">T 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 458.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0317] von den Aufgaben. chet, wo ſie ſich eben nicht gleich von ſelbſten anbie- ten, weil wir es oft nur der Unachtſamkeit zuzuſchrei- ben haben, wenn erſt andre nach uns darauf kommen. §. 457. Dieſe Characteriſirung der gegebenen und geſuch- ten Stuͤcke bey jeder einfachen Methode, dient auch, das eine durch das andre zu beſtimmen. Man kann bald alles, was man vor ſich findet, als ein Datum oder Quaeſitum anſehen. Jm erſten Fall zeigt ſichs, was man daraus folgern koͤnne, und wo- hin es fuͤhre, und dieſes auf eben ſo vielerley Arten, als es, als ein Datum betrachtet, werden kann, und die dabey vorkommenden Methoden es zu verſchiede- nen Zielen hinaus lenken. Jm andern Fall nimmt man den Ruͤckweg, und da man aus dem Quaeſito die Methoden beſtimmt, ſo zeigen dieſe hinwiederum die Data an, aus welchen es kann gefunden werden. So z. E. fanden wir, (§. 64.) daß der Ruͤckweg des Abſtrahirens das Zuſammenſetzen der Begriffe iſt, ferner (§. 69.) daß man, ſtatt einen willkuͤhrlich zuſam- mengeſetzten Begriff zu beweiſen zu ſuchen, den gera- dern Weg geht, wenn man gleich anfangs den Be- weis vornimmt, oder durch denſelben auf einen neuen Begriff geleitet wird. So ſind auch die Wege, wo man aus mehrern Praͤdicaten eines Subjectes (§. 71. ſeqq.) und hinwiederum aus mehrern Subjecten eines Praͤdicats (§. 74. 75.) einen neuen Begriff her- ausbringt, einander gewiſſermaaſſen entgegengeſetzt, weil dieſer Begriff im erſten Fall beſtimmter, im an- dern aber ausgedehnter iſt. Wiefern zu beydem die Schluͤſſe der erſten Figur, folglich die ſynthetiſche Methode, und daher, nach voriger Anmerkung, auch gluͤckliche Einfaͤlle dienen koͤnnen, (§. 456.) ha- ben wir §. 328. angezeigt. §. 458. T 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/317
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/317>, abgerufen am 22.11.2024.