Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

IX. Hauptstück,
wendig und nützlich, wo solche Materialien erst noch
durch Beobachtungen und Versuche müssen gesamm-
let werden, wie man etwann dergleichen noch derma-
len zu der wissenschaftlichen Erkenntniß der
Witterung
zu sammeln beschäfftigt ist. Die Aus-
wahl der Beobachtungen und die Einrichtung der
Versuche hängt davon ab, und werden einige verges-
sen, so ist es zwar möglich, aus den übrigen einige
Regeln, Sätze, Verhältnisse etc. herauszubringen,
sie machen aber kein Ganzes aus, und in diesem blei-
ben Lücken, deren Größe und Erheblichkeit noch un-
bestimmt ist. So z. E. bleibt die wissenschaftliche
Meteorologie
nothwendig zurück, wenn man sich
nicht Mühe giebt, die Abwechslungen aller Umstände
und Ursachen, die in die Witterung einen Einfluß
haben können, zu beobachten, und sich etwann be-
gnügt, die Schwere, Wärme oder Feuchtigkeit der
Luft in dem Observirzimmer aufzuzeichnen. Aus sol-
chen Differentialgrößen das Jntegrale zu finden, dazu
haben wir die Kunstgriffe noch nicht.

§. 630.

Nimmt man aber nicht so weitläuftige Ganze
vor sich, so gebraucht es auch nicht so viele Materia-
lien, und man kann sich begnügen, die zusammen zu
nehmen, die eine nähere Aehnlichkeit und Verwand-
schaft mit einander haben. Die nähere Betrachtung
eines jeden (§. 611.) und ihre Vergleichung giebt
sodann eine gewisse Anzahl von Combinationen an,
wodurch ihre Aehnlichkeiten, Unterschiede und
Verhältnisse bestimmt, und die etwann zurückblei-
benden Lücken entdeckt werden können. Eine solche
Untersuchung der Aehnlichkeiten, Unterschiede und
Verhältnisse zwischen verwandten Begriffen ist
überdies auf eine vorzügliche Art dienlich, Licht und

Ord-

IX. Hauptſtuͤck,
wendig und nuͤtzlich, wo ſolche Materialien erſt noch
durch Beobachtungen und Verſuche muͤſſen geſamm-
let werden, wie man etwann dergleichen noch derma-
len zu der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß der
Witterung
zu ſammeln beſchaͤfftigt iſt. Die Aus-
wahl der Beobachtungen und die Einrichtung der
Verſuche haͤngt davon ab, und werden einige vergeſ-
ſen, ſo iſt es zwar moͤglich, aus den uͤbrigen einige
Regeln, Saͤtze, Verhaͤltniſſe ꝛc. herauszubringen,
ſie machen aber kein Ganzes aus, und in dieſem blei-
ben Luͤcken, deren Groͤße und Erheblichkeit noch un-
beſtimmt iſt. So z. E. bleibt die wiſſenſchaftliche
Meteorologie
nothwendig zuruͤck, wenn man ſich
nicht Muͤhe giebt, die Abwechslungen aller Umſtaͤnde
und Urſachen, die in die Witterung einen Einfluß
haben koͤnnen, zu beobachten, und ſich etwann be-
gnuͤgt, die Schwere, Waͤrme oder Feuchtigkeit der
Luft in dem Obſervirzimmer aufzuzeichnen. Aus ſol-
chen Differentialgroͤßen das Jntegrale zu finden, dazu
haben wir die Kunſtgriffe noch nicht.

§. 630.

Nimmt man aber nicht ſo weitlaͤuftige Ganze
vor ſich, ſo gebraucht es auch nicht ſo viele Materia-
lien, und man kann ſich begnuͤgen, die zuſammen zu
nehmen, die eine naͤhere Aehnlichkeit und Verwand-
ſchaft mit einander haben. Die naͤhere Betrachtung
eines jeden (§. 611.) und ihre Vergleichung giebt
ſodann eine gewiſſe Anzahl von Combinationen an,
wodurch ihre Aehnlichkeiten, Unterſchiede und
Verhaͤltniſſe beſtimmt, und die etwann zuruͤckblei-
benden Luͤcken entdeckt werden koͤnnen. Eine ſolche
Unterſuchung der Aehnlichkeiten, Unterſchiede und
Verhaͤltniſſe zwiſchen verwandten Begriffen iſt
uͤberdies auf eine vorzuͤgliche Art dienlich, Licht und

Ord-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0430" n="408"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
wendig und nu&#x0364;tzlich, wo &#x017F;olche Materialien er&#x017F;t noch<lb/>
durch Beobachtungen und Ver&#x017F;uche mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;amm-<lb/>
let werden, wie man etwann dergleichen noch derma-<lb/>
len zu der <hi rendition="#fr">wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Erkenntniß der<lb/>
Witterung</hi> zu &#x017F;ammeln be&#x017F;cha&#x0364;fftigt i&#x017F;t. Die Aus-<lb/>
wahl der Beobachtungen und die Einrichtung der<lb/>
Ver&#x017F;uche ha&#x0364;ngt davon ab, und werden einige verge&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;o i&#x017F;t es zwar mo&#x0364;glich, aus den u&#x0364;brigen einige<lb/>
Regeln, Sa&#x0364;tze, Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e &#xA75B;c. herauszubringen,<lb/>
&#x017F;ie machen aber kein Ganzes aus, und in die&#x017F;em blei-<lb/>
ben <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;cken,</hi> deren Gro&#x0364;ße und Erheblichkeit noch un-<lb/>
be&#x017F;timmt i&#x017F;t. So z. E. bleibt die <hi rendition="#fr">wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche<lb/>
Meteorologie</hi> nothwendig zuru&#x0364;ck, wenn man &#x017F;ich<lb/>
nicht Mu&#x0364;he giebt, die Abwechslungen aller Um&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
und Ur&#x017F;achen, die in die Witterung einen Einfluß<lb/>
haben ko&#x0364;nnen, zu beobachten, und &#x017F;ich etwann be-<lb/>
gnu&#x0364;gt, die Schwere, Wa&#x0364;rme oder Feuchtigkeit der<lb/>
Luft in dem Ob&#x017F;ervirzimmer aufzuzeichnen. Aus &#x017F;ol-<lb/>
chen Differentialgro&#x0364;ßen das Jntegrale zu finden, dazu<lb/>
haben wir die Kun&#x017F;tgriffe noch nicht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 630.</head><lb/>
            <p>Nimmt man aber nicht &#x017F;o weitla&#x0364;uftige Ganze<lb/>
vor &#x017F;ich, &#x017F;o gebraucht es auch nicht &#x017F;o viele Materia-<lb/>
lien, und man kann &#x017F;ich begnu&#x0364;gen, die zu&#x017F;ammen zu<lb/>
nehmen, die eine na&#x0364;here Aehnlichkeit und Verwand-<lb/>
&#x017F;chaft mit einander haben. Die na&#x0364;here Betrachtung<lb/>
eines jeden (§. 611.) und ihre Vergleichung giebt<lb/>
&#x017F;odann eine gewi&#x017F;&#x017F;e Anzahl von Combinationen an,<lb/>
wodurch ihre <hi rendition="#fr">Aehnlichkeiten, Unter&#x017F;chiede</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e</hi> be&#x017F;timmt, und die etwann zuru&#x0364;ckblei-<lb/>
benden Lu&#x0364;cken entdeckt werden ko&#x0364;nnen. Eine &#x017F;olche<lb/>
Unter&#x017F;uchung der Aehnlichkeiten, Unter&#x017F;chiede und<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zwi&#x017F;chen <hi rendition="#fr">verwandten Begriffen</hi> i&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;berdies auf eine vorzu&#x0364;gliche Art dienlich, Licht und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ord-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0430] IX. Hauptſtuͤck, wendig und nuͤtzlich, wo ſolche Materialien erſt noch durch Beobachtungen und Verſuche muͤſſen geſamm- let werden, wie man etwann dergleichen noch derma- len zu der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß der Witterung zu ſammeln beſchaͤfftigt iſt. Die Aus- wahl der Beobachtungen und die Einrichtung der Verſuche haͤngt davon ab, und werden einige vergeſ- ſen, ſo iſt es zwar moͤglich, aus den uͤbrigen einige Regeln, Saͤtze, Verhaͤltniſſe ꝛc. herauszubringen, ſie machen aber kein Ganzes aus, und in dieſem blei- ben Luͤcken, deren Groͤße und Erheblichkeit noch un- beſtimmt iſt. So z. E. bleibt die wiſſenſchaftliche Meteorologie nothwendig zuruͤck, wenn man ſich nicht Muͤhe giebt, die Abwechslungen aller Umſtaͤnde und Urſachen, die in die Witterung einen Einfluß haben koͤnnen, zu beobachten, und ſich etwann be- gnuͤgt, die Schwere, Waͤrme oder Feuchtigkeit der Luft in dem Obſervirzimmer aufzuzeichnen. Aus ſol- chen Differentialgroͤßen das Jntegrale zu finden, dazu haben wir die Kunſtgriffe noch nicht. §. 630. Nimmt man aber nicht ſo weitlaͤuftige Ganze vor ſich, ſo gebraucht es auch nicht ſo viele Materia- lien, und man kann ſich begnuͤgen, die zuſammen zu nehmen, die eine naͤhere Aehnlichkeit und Verwand- ſchaft mit einander haben. Die naͤhere Betrachtung eines jeden (§. 611.) und ihre Vergleichung giebt ſodann eine gewiſſe Anzahl von Combinationen an, wodurch ihre Aehnlichkeiten, Unterſchiede und Verhaͤltniſſe beſtimmt, und die etwann zuruͤckblei- benden Luͤcken entdeckt werden koͤnnen. Eine ſolche Unterſuchung der Aehnlichkeiten, Unterſchiede und Verhaͤltniſſe zwiſchen verwandten Begriffen iſt uͤberdies auf eine vorzuͤgliche Art dienlich, Licht und Ord-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/430
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/430>, abgerufen am 24.11.2024.