angezeigt. (§. 653. seqq.) Hier aber ist der Ort, sie zum Hauptgegenstande der Betrachtung zu machen.
§. 8.
Wir nehmen daher anfangs weiter nichts an, als daß solche einfache Begriffe nicht aus Merkmaalen oder Bestimmungen zusammengesetzt sind. Da sie nun eben deswegen nichts Widersprechendes in sich haben können, so sind sie für sich möglich, (§. 4.) und die bloße Vorstellung derselben versichert uns davon. (Dianoiol. §. 654.)
§. 9.
Da sie ferner nicht aus innern Merkmaalen zu- sammengesetzt sind, so sind sie nothwendig sich selbst ihr Merkmaal, und ihre Vorstellung, in sofern wir von allen Verhältnissen abstrahiren, dringt uns eine unumgängliche Einförmigkeit auf, so, daß wir nicht nur nichts darinn finden, das sich unterscheiden ließe, sondern daß es an sich unmöglich ist, etwas verschie- denes darinn zu finden.
§. 10.
Da demnach die Möglichkeit einfacher Begriffe schlechthin auf ihrer Gedenkbarkeit beruht, (§. 8.) so gilt von denselben im strengsten Verstande, was man in der Metaphysik von den Begriffen und Mög- lichkeiten überhaupt angenommen, daß nämlich alles an sich Gedenkbare möglich sey, und hinwiederum. Denn bey zusammengesetzten Begriffen muß man sich bewußt seyn, daß sie nichts Widersprechendes haben, bey einfachen aber fällt diese Besorgniß für sich weg. Uebrigens ist klar, daß die Gedenkbarkeit hier eigent- lich ein idealer Verhältnißbegriff (§. 95. Dianoiol.) ist. Wir müssen aber solche Verhältnißbegriffe auf- suchen, weil wir in den einfachen Begriffen selbst
nichts
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oder fuͤr ſich gedenkbaren Begriffen.
angezeigt. (§. 653. ſeqq.) Hier aber iſt der Ort, ſie zum Hauptgegenſtande der Betrachtung zu machen.
§. 8.
Wir nehmen daher anfangs weiter nichts an, als daß ſolche einfache Begriffe nicht aus Merkmaalen oder Beſtimmungen zuſammengeſetzt ſind. Da ſie nun eben deswegen nichts Widerſprechendes in ſich haben koͤnnen, ſo ſind ſie fuͤr ſich moͤglich, (§. 4.) und die bloße Vorſtellung derſelben verſichert uns davon. (Dianoiol. §. 654.)
§. 9.
Da ſie ferner nicht aus innern Merkmaalen zu- ſammengeſetzt ſind, ſo ſind ſie nothwendig ſich ſelbſt ihr Merkmaal, und ihre Vorſtellung, in ſofern wir von allen Verhaͤltniſſen abſtrahiren, dringt uns eine unumgaͤngliche Einfoͤrmigkeit auf, ſo, daß wir nicht nur nichts darinn finden, das ſich unterſcheiden ließe, ſondern daß es an ſich unmoͤglich iſt, etwas verſchie- denes darinn zu finden.
§. 10.
Da demnach die Moͤglichkeit einfacher Begriffe ſchlechthin auf ihrer Gedenkbarkeit beruht, (§. 8.) ſo gilt von denſelben im ſtrengſten Verſtande, was man in der Metaphyſik von den Begriffen und Moͤg- lichkeiten uͤberhaupt angenommen, daß naͤmlich alles an ſich Gedenkbare moͤglich ſey, und hinwiederum. Denn bey zuſammengeſetzten Begriffen muß man ſich bewußt ſeyn, daß ſie nichts Widerſprechendes haben, bey einfachen aber faͤllt dieſe Beſorgniß fuͤr ſich weg. Uebrigens iſt klar, daß die Gedenkbarkeit hier eigent- lich ein idealer Verhaͤltnißbegriff (§. 95. Dianoiol.) iſt. Wir muͤſſen aber ſolche Verhaͤltnißbegriffe auf- ſuchen, weil wir in den einfachen Begriffen ſelbſt
nichts
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oder fuͤr ſich gedenkbaren Begriffen.
angezeigt. (§. 653. ſeqq.) Hier aber iſt der Ort, ſie
zum Hauptgegenſtande der Betrachtung zu machen.
§. 8.
Wir nehmen daher anfangs weiter nichts an, als
daß ſolche einfache Begriffe nicht aus Merkmaalen
oder Beſtimmungen zuſammengeſetzt ſind. Da ſie
nun eben deswegen nichts Widerſprechendes in ſich
haben koͤnnen, ſo ſind ſie fuͤr ſich moͤglich, (§. 4.) und
die bloße Vorſtellung derſelben verſichert uns davon.
(Dianoiol. §. 654.)
§. 9.
Da ſie ferner nicht aus innern Merkmaalen zu-
ſammengeſetzt ſind, ſo ſind ſie nothwendig ſich ſelbſt
ihr Merkmaal, und ihre Vorſtellung, in ſofern wir
von allen Verhaͤltniſſen abſtrahiren, dringt uns eine
unumgaͤngliche Einfoͤrmigkeit auf, ſo, daß wir nicht
nur nichts darinn finden, das ſich unterſcheiden ließe,
ſondern daß es an ſich unmoͤglich iſt, etwas verſchie-
denes darinn zu finden.
§. 10.
Da demnach die Moͤglichkeit einfacher Begriffe
ſchlechthin auf ihrer Gedenkbarkeit beruht, (§. 8.)
ſo gilt von denſelben im ſtrengſten Verſtande, was
man in der Metaphyſik von den Begriffen und Moͤg-
lichkeiten uͤberhaupt angenommen, daß naͤmlich alles
an ſich Gedenkbare moͤglich ſey, und hinwiederum.
Denn bey zuſammengeſetzten Begriffen muß man ſich
bewußt ſeyn, daß ſie nichts Widerſprechendes haben,
bey einfachen aber faͤllt dieſe Beſorgniß fuͤr ſich weg.
Uebrigens iſt klar, daß die Gedenkbarkeit hier eigent-
lich ein idealer Verhaͤltnißbegriff (§. 95. Dianoiol.)
iſt. Wir muͤſſen aber ſolche Verhaͤltnißbegriffe auf-
ſuchen, weil wir in den einfachen Begriffen ſelbſt
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/479>, abgerufen am 22.11.2024.
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