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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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I. Hauptstück, von den einfachen
nichts mannichfaltiges oder verschiedenes finden kön-
nen, eben deswegen, weil sie einfach sind.

§. 11.

Wir merken ferner an, daß das, so ein einfacher Be-
griff vorstellt, ebenfalls nichts mannichfaltiges zeigt, da-
gegen aber dem einfachen in dem Begriffe ohne Nach-
theil an Größe und Graden verschieden seyn kann.
Man wird hierinn den Begriff der Homogeneität
oder Gleichartigkeit, oder Einartigkeit in seiner
äußersten Schärfe finden. Denn zusammengesetzte
Dinge werden homogen oder gleichartig genennt,
wenn ein jeder Theil desselben für jeden andern von
gleicher Figur und Größe gesetzt werden kann, ohne
daß das Ganze dadurch verändert werde, indem
nämlich alles übrige, wodurch sich die Theile
könnten unterscheiden lassen, durchaus einerley ist.
Um desto mehr wird diese Homogeneität statt haben,
wo die Sache das ist, was ein einfacher Begriff
vorstellt.

§. 12.

Da demnach der Unterschied der Größe und der
Grade dem einfachen eines Begriffes keinen Eintrag
thut, so ist klar, daß solche Begriffe eben nicht noth-
wendig etwas unendlich Kleines vorstellen müssen,
welches folglich eben deswegen von uns nicht könnte em-
pfunden werden, weil es unendlich klein ist. Will man
die Begriffe der Ausdehnung und der Existenz
als solche einfache Begriffe ansehen, so wird das, was
der erstere vorstellt, der Größe nach unendlich viele
Stufen haben, und der andre wird Stufen leiden,
in sofern mehr oder minder Dinge als existirend be-
trachtet werden, und in sofern die Existenz größere
oder kleinere Dauer hat; hingegen hat die Existenz
keine Gradus intensitatis, weil etwas nicht mehr oder

minder

I. Hauptſtuͤck, von den einfachen
nichts mannichfaltiges oder verſchiedenes finden koͤn-
nen, eben deswegen, weil ſie einfach ſind.

§. 11.

Wir merken ferner an, daß das, ſo ein einfacher Be-
griff vorſtellt, ebenfalls nichts mannichfaltiges zeigt, da-
gegen aber dem einfachen in dem Begriffe ohne Nach-
theil an Groͤße und Graden verſchieden ſeyn kann.
Man wird hierinn den Begriff der Homogeneitaͤt
oder Gleichartigkeit, oder Einartigkeit in ſeiner
aͤußerſten Schaͤrfe finden. Denn zuſammengeſetzte
Dinge werden homogen oder gleichartig genennt,
wenn ein jeder Theil deſſelben fuͤr jeden andern von
gleicher Figur und Groͤße geſetzt werden kann, ohne
daß das Ganze dadurch veraͤndert werde, indem
naͤmlich alles uͤbrige, wodurch ſich die Theile
koͤnnten unterſcheiden laſſen, durchaus einerley iſt.
Um deſto mehr wird dieſe Homogeneitaͤt ſtatt haben,
wo die Sache das iſt, was ein einfacher Begriff
vorſtellt.

§. 12.

Da demnach der Unterſchied der Groͤße und der
Grade dem einfachen eines Begriffes keinen Eintrag
thut, ſo iſt klar, daß ſolche Begriffe eben nicht noth-
wendig etwas unendlich Kleines vorſtellen muͤſſen,
welches folglich eben deswegen von uns nicht koͤnnte em-
pfunden werden, weil es unendlich klein iſt. Will man
die Begriffe der Ausdehnung und der Exiſtenz
als ſolche einfache Begriffe anſehen, ſo wird das, was
der erſtere vorſtellt, der Groͤße nach unendlich viele
Stufen haben, und der andre wird Stufen leiden,
in ſofern mehr oder minder Dinge als exiſtirend be-
trachtet werden, und in ſofern die Exiſtenz groͤßere
oder kleinere Dauer hat; hingegen hat die Exiſtenz
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minder
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[458/0480] I. Hauptſtuͤck, von den einfachen nichts mannichfaltiges oder verſchiedenes finden koͤn- nen, eben deswegen, weil ſie einfach ſind. §. 11. Wir merken ferner an, daß das, ſo ein einfacher Be- griff vorſtellt, ebenfalls nichts mannichfaltiges zeigt, da- gegen aber dem einfachen in dem Begriffe ohne Nach- theil an Groͤße und Graden verſchieden ſeyn kann. Man wird hierinn den Begriff der Homogeneitaͤt oder Gleichartigkeit, oder Einartigkeit in ſeiner aͤußerſten Schaͤrfe finden. Denn zuſammengeſetzte Dinge werden homogen oder gleichartig genennt, wenn ein jeder Theil deſſelben fuͤr jeden andern von gleicher Figur und Groͤße geſetzt werden kann, ohne daß das Ganze dadurch veraͤndert werde, indem naͤmlich alles uͤbrige, wodurch ſich die Theile koͤnnten unterſcheiden laſſen, durchaus einerley iſt. Um deſto mehr wird dieſe Homogeneitaͤt ſtatt haben, wo die Sache das iſt, was ein einfacher Begriff vorſtellt. §. 12. Da demnach der Unterſchied der Groͤße und der Grade dem einfachen eines Begriffes keinen Eintrag thut, ſo iſt klar, daß ſolche Begriffe eben nicht noth- wendig etwas unendlich Kleines vorſtellen muͤſſen, welches folglich eben deswegen von uns nicht koͤnnte em- pfunden werden, weil es unendlich klein iſt. Will man die Begriffe der Ausdehnung und der Exiſtenz als ſolche einfache Begriffe anſehen, ſo wird das, was der erſtere vorſtellt, der Groͤße nach unendlich viele Stufen haben, und der andre wird Stufen leiden, in ſofern mehr oder minder Dinge als exiſtirend be- trachtet werden, und in ſofern die Exiſtenz groͤßere oder kleinere Dauer hat; hingegen hat die Exiſtenz keine Gradus intenſitatis, weil etwas nicht mehr oder minder

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/480>, abgerufen am 22.11.2024.