Begriffe, nicht immer den, der sie anders nimmt, als wir sie nehmen, unverständlich mache, darf man sich nur der Fälle erinnern, wobey man sagt: jemand drücke sich unschicklich aus, man ver- stehe aber doch, was er sagen will. Dieses geschieht mehrentheils, wo der genaue Verstand der Worte eine Ungereimtheit mit sich bringen würde, von welcher man versichert ist, daß sie der Redende nicht hat sagen wollen. Bey Leuten, die der Spra- che nicht mächtig sind, oder die die Kunstwörter in den Wissenschaften nicht genau wissen, kommen sol- che unschickliche Ausdrücke oft vor.
§. 146.
Das vornehmste aber ist, daß man das Willkühr- liche in den zusammengesetzten Begriffen so viel mög- lich suche abzuschaffen. Dieses geschieht nun nicht nur, wenn man den Begriff und seinen Umfang durch eine richtige Definition genau bestimmt, son- dern vornehmlich auch dadurch, wenn man zeigen kann, daß man zureichende Gründe habe, diesen Umfang weder weiter noch enger zu machen, folglich, daß die zusammengenommenen Merkmaale einen rea- len, netten und brauchbaren Begriff geben, der be- sonders genommen und betrachtet zu werden verdiene.
§. 147.
Ferner ist hiezu dienlich, daß man die Begriffe nach den Sachen und die Worte nach beydem richte, und folglich anfange zu sehen, ob die Sache wirklich sey, welche Unterschiede sich darinn finden, und war- um sie besonders betrachtet werden müsse. Denn ist die Sache wirklich, und der Begriff ein realer Be- griff, so sind unstreitig die Worte nur Zeichen da- von, und so bald man genugsam anzeigt, was sie vorstellen, und daß die Vorstellung nichts erdichtetes
oder
Lamb. Org. I. Band. L l
von zuſammengeſetzten Begriffen.
Begriffe, nicht immer den, der ſie anders nimmt, als wir ſie nehmen, unverſtaͤndlich mache, darf man ſich nur der Faͤlle erinnern, wobey man ſagt: jemand druͤcke ſich unſchicklich aus, man ver- ſtehe aber doch, was er ſagen will. Dieſes geſchieht mehrentheils, wo der genaue Verſtand der Worte eine Ungereimtheit mit ſich bringen wuͤrde, von welcher man verſichert iſt, daß ſie der Redende nicht hat ſagen wollen. Bey Leuten, die der Spra- che nicht maͤchtig ſind, oder die die Kunſtwoͤrter in den Wiſſenſchaften nicht genau wiſſen, kommen ſol- che unſchickliche Ausdruͤcke oft vor.
§. 146.
Das vornehmſte aber iſt, daß man das Willkuͤhr- liche in den zuſammengeſetzten Begriffen ſo viel moͤg- lich ſuche abzuſchaffen. Dieſes geſchieht nun nicht nur, wenn man den Begriff und ſeinen Umfang durch eine richtige Definition genau beſtimmt, ſon- dern vornehmlich auch dadurch, wenn man zeigen kann, daß man zureichende Gruͤnde habe, dieſen Umfang weder weiter noch enger zu machen, folglich, daß die zuſammengenommenen Merkmaale einen rea- len, netten und brauchbaren Begriff geben, der be- ſonders genommen und betrachtet zu werden verdiene.
§. 147.
Ferner iſt hiezu dienlich, daß man die Begriffe nach den Sachen und die Worte nach beydem richte, und folglich anfange zu ſehen, ob die Sache wirklich ſey, welche Unterſchiede ſich darinn finden, und war- um ſie beſonders betrachtet werden muͤſſe. Denn iſt die Sache wirklich, und der Begriff ein realer Be- griff, ſo ſind unſtreitig die Worte nur Zeichen da- von, und ſo bald man genugſam anzeigt, was ſie vorſtellen, und daß die Vorſtellung nichts erdichtetes
oder
Lamb. Org. I. Band. L l
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von zuſammengeſetzten Begriffen.
Begriffe, nicht immer den, der ſie anders nimmt,
als wir ſie nehmen, unverſtaͤndlich mache, darf man
ſich nur der Faͤlle erinnern, wobey man ſagt:
jemand druͤcke ſich unſchicklich aus, man ver-
ſtehe aber doch, was er ſagen will. Dieſes
geſchieht mehrentheils, wo der genaue Verſtand der
Worte eine Ungereimtheit mit ſich bringen wuͤrde,
von welcher man verſichert iſt, daß ſie der Redende
nicht hat ſagen wollen. Bey Leuten, die der Spra-
che nicht maͤchtig ſind, oder die die Kunſtwoͤrter in
den Wiſſenſchaften nicht genau wiſſen, kommen ſol-
che unſchickliche Ausdruͤcke oft vor.
§. 146.
Das vornehmſte aber iſt, daß man das Willkuͤhr-
liche in den zuſammengeſetzten Begriffen ſo viel moͤg-
lich ſuche abzuſchaffen. Dieſes geſchieht nun nicht
nur, wenn man den Begriff und ſeinen Umfang
durch eine richtige Definition genau beſtimmt, ſon-
dern vornehmlich auch dadurch, wenn man zeigen
kann, daß man zureichende Gruͤnde habe, dieſen
Umfang weder weiter noch enger zu machen, folglich,
daß die zuſammengenommenen Merkmaale einen rea-
len, netten und brauchbaren Begriff geben, der be-
ſonders genommen und betrachtet zu werden verdiene.
§. 147.
Ferner iſt hiezu dienlich, daß man die Begriffe
nach den Sachen und die Worte nach beydem richte,
und folglich anfange zu ſehen, ob die Sache wirklich
ſey, welche Unterſchiede ſich darinn finden, und war-
um ſie beſonders betrachtet werden muͤſſe. Denn iſt
die Sache wirklich, und der Begriff ein realer Be-
griff, ſo ſind unſtreitig die Worte nur Zeichen da-
von, und ſo bald man genugſam anzeigt, was ſie
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/551>, abgerufen am 22.11.2024.
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