Jn der ersten dieser Formeln ist B eine Bestimmung, die der Begriff A leidet, und die Versicherung, daß A könne B seyn, gründet sich immer auf Postulata. Z. E. Ein einfacher Begriff kann gedacht werden, ein Triangel kann gleichseitig seyn etc. Jn der zwey- ten Formel ist B eine Eigenschaft oder Bestimmung, die der Begriff A bereits schon hat. Z. E. Das solide füllt einen Raum aus, die Bewegung hat eine Dauer, der Raum hat eine Ausdehnung etc. Jn der dritten Formel erfüllt B eine Bedingung, die in dem Begriffe A liegt. Z. E. Ein Triangel muß einen Raum schließen, zwo seiner Seiten zusammengenom- men müssen länger als die dritte seyn etc. Die erste Formel giebt zusammengesetzte Begriffe. Denn wenn A kann B seyn, so lassen sich A gedenken, die B sind, und AB ist demnach ein zusammengesetzter Be- griff. Die zweyte Formel giebt Sätze, welche so- dann durch Schlüße mit andern verbunden werden können. Die dritte Formel giebt Requisita, und bezeichnet gewissermaaßen die Gränzen der Mög- lichkeit, indem sie ihre Bedingungen anzeigt etc. Sol- che Sätze werden entweder aus andern von gleicher Form hergeleitet, oder ihr Gegentheil als unmöglich, ungereimt, widersprechend etc. erwiesen. (§. |165.)
§. 220.
Wir führen dieses hier an, um die verschiednen Arten von Schritten anzuzeigen, die uns von Wahr- heit zu Wahrheit führen können. Denn man sieht hieraus, daß ein zusammengesetzter Begriff AB mög- lich ist, wenn A kann B seyn, und daß der Satz: A kannBseyn, sich auf Postulata gründen muß, wenn er nicht selbst ein Postulatum ist. Auf eine ähnliche Art verhält sich der Satz: A ist B, zu den Grund- sätzen. Denn er ist selbst ein Grundsatz, wenn sich A nicht gedenken läßt, ohne sich sogleich des B bewußt
zu
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
Jn der erſten dieſer Formeln iſt B eine Beſtimmung, die der Begriff A leidet, und die Verſicherung, daß A koͤnne B ſeyn, gruͤndet ſich immer auf Poſtulata. Z. E. Ein einfacher Begriff kann gedacht werden, ein Triangel kann gleichſeitig ſeyn ꝛc. Jn der zwey- ten Formel iſt B eine Eigenſchaft oder Beſtimmung, die der Begriff A bereits ſchon hat. Z. E. Das ſolide fuͤllt einen Raum aus, die Bewegung hat eine Dauer, der Raum hat eine Ausdehnung ꝛc. Jn der dritten Formel erfuͤllt B eine Bedingung, die in dem Begriffe A liegt. Z. E. Ein Triangel muß einen Raum ſchließen, zwo ſeiner Seiten zuſammengenom- men muͤſſen laͤnger als die dritte ſeyn ꝛc. Die erſte Formel giebt zuſammengeſetzte Begriffe. Denn wenn A kann B ſeyn, ſo laſſen ſich A gedenken, die B ſind, und AB iſt demnach ein zuſammengeſetzter Be- griff. Die zweyte Formel giebt Saͤtze, welche ſo- dann durch Schluͤße mit andern verbunden werden koͤnnen. Die dritte Formel giebt Requiſita, und bezeichnet gewiſſermaaßen die Graͤnzen der Moͤg- lichkeit, indem ſie ihre Bedingungen anzeigt ꝛc. Sol- che Saͤtze werden entweder aus andern von gleicher Form hergeleitet, oder ihr Gegentheil als unmoͤglich, ungereimt, widerſprechend ꝛc. erwieſen. (§. |165.)
§. 220.
Wir fuͤhren dieſes hier an, um die verſchiednen Arten von Schritten anzuzeigen, die uns von Wahr- heit zu Wahrheit fuͤhren koͤnnen. Denn man ſieht hieraus, daß ein zuſammengeſetzter Begriff AB moͤg- lich iſt, wenn A kann B ſeyn, und daß der Satz: A kannBſeyn, ſich auf Poſtulata gruͤnden muß, wenn er nicht ſelbſt ein Poſtulatum iſt. Auf eine aͤhnliche Art verhaͤlt ſich der Satz: A iſt B, zu den Grund- ſaͤtzen. Denn er iſt ſelbſt ein Grundſatz, wenn ſich A nicht gedenken laͤßt, ohne ſich ſogleich des B bewußt
zu
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IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
Jn der erſten dieſer Formeln iſt B eine Beſtimmung,
die der Begriff A leidet, und die Verſicherung, daß
A koͤnne B ſeyn, gruͤndet ſich immer auf Poſtulata.
Z. E. Ein einfacher Begriff kann gedacht werden,
ein Triangel kann gleichſeitig ſeyn ꝛc. Jn der zwey-
ten Formel iſt B eine Eigenſchaft oder Beſtimmung,
die der Begriff A bereits ſchon hat. Z. E. Das
ſolide fuͤllt einen Raum aus, die Bewegung hat eine
Dauer, der Raum hat eine Ausdehnung ꝛc. Jn der
dritten Formel erfuͤllt B eine Bedingung, die in dem
Begriffe A liegt. Z. E. Ein Triangel muß einen
Raum ſchließen, zwo ſeiner Seiten zuſammengenom-
men muͤſſen laͤnger als die dritte ſeyn ꝛc. Die erſte
Formel giebt zuſammengeſetzte Begriffe. Denn
wenn A kann B ſeyn, ſo laſſen ſich A gedenken, die B
ſind, und AB iſt demnach ein zuſammengeſetzter Be-
griff. Die zweyte Formel giebt Saͤtze, welche ſo-
dann durch Schluͤße mit andern verbunden werden
koͤnnen. Die dritte Formel giebt Requiſita, und
bezeichnet gewiſſermaaßen die Graͤnzen der Moͤg-
lichkeit, indem ſie ihre Bedingungen anzeigt ꝛc. Sol-
che Saͤtze werden entweder aus andern von gleicher
Form hergeleitet, oder ihr Gegentheil als unmoͤglich,
ungereimt, widerſprechend ꝛc. erwieſen. (§. |165.)
§. 220.
Wir fuͤhren dieſes hier an, um die verſchiednen
Arten von Schritten anzuzeigen, die uns von Wahr-
heit zu Wahrheit fuͤhren koͤnnen. Denn man ſieht
hieraus, daß ein zuſammengeſetzter Begriff AB moͤg-
lich iſt, wenn A kann B ſeyn, und daß der Satz: A
kann B ſeyn, ſich auf Poſtulata gruͤnden muß, wenn
er nicht ſelbſt ein Poſtulatum iſt. Auf eine aͤhnliche
Art verhaͤlt ſich der Satz: A iſt B, zu den Grund-
ſaͤtzen. Denn er iſt ſelbſt ein Grundſatz, wenn ſich
A nicht gedenken laͤßt, ohne ſich ſogleich des B bewußt
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/588>, abgerufen am 22.11.2024.
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