zu seyn. (Dianoiol. §. 146.) Z. E. Der Raum hat eine Ausdehnung, wer denkt, der existirt etc. oder er wird aus Grundsätzen hergeleitet, wie z. E. der pythagorische Lehrsatz. Jn der Formel oder Satz: AmußBseyn, hat der Begriff A Bedingungen, welche B erfordern, und dieses wird gemeiniglich durch die Unmöglichkeit des Gegentheils erwiesen.
§. 221.
So weit man Schritt für Schritt geht, muß auch der Grund in einem fort gehen. Dieser Satz ist wiederum aus der Körperwelt. Er läßt sich aber auf die Jntellectualwelt anwenden. So haben wir in der Dianoiologie (§. 232.) angemerkt, daß eigentlich das Mittelglied in der ersten Figur der Schlüße den Grund angebe, warum der Schluß- satz wahr ist. Die Wörter: warum, weil, des- wegen etc. schließen den Begriff des Grundes in sich. Und wenn A wahr ist, weilB wahr ist, so sagt man, daß B den Grund von Aenthalte, |daß sich A auf Bgründe, daß die Wahrheit des A von der Wahr- heit des Babhänge etc.
§. 222.
Das Wort Grund hat etwas vieldeutiges. Wir nehmen es hier schlechthin in einem logischen Ver- stande, weil wir bloß die Gründe des Wahren hier betrachten, und in sofern verstehen wir durch einen Grund diejenigen Sätze oder Begriffe, wodurch sich die Wahrheit eines Satzes, oder die Möglichkeit und Richtigkeit eines Begriffes erkennen läßt.
§. 223.
Da sich ferner sowohl a priori als a posteriori etwas erkennen läßt, so theilt sich auch der Begriff des logischen Grundes in diese zwo Arten, und diese müssen nicht verwechselt werden, weil man sonst in Beantwortung der Frage: ob etwas ohne zureichen-
den
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des Wahren und Jrrigen.
zu ſeyn. (Dianoiol. §. 146.) Z. E. Der Raum hat eine Ausdehnung, wer denkt, der exiſtirt ꝛc. oder er wird aus Grundſaͤtzen hergeleitet, wie z. E. der pythagoriſche Lehrſatz. Jn der Formel oder Satz: AmußBſeyn, hat der Begriff A Bedingungen, welche B erfordern, und dieſes wird gemeiniglich durch die Unmoͤglichkeit des Gegentheils erwieſen.
§. 221.
So weit man Schritt fuͤr Schritt geht, muß auch der Grund in einem fort gehen. Dieſer Satz iſt wiederum aus der Koͤrperwelt. Er laͤßt ſich aber auf die Jntellectualwelt anwenden. So haben wir in der Dianoiologie (§. 232.) angemerkt, daß eigentlich das Mittelglied in der erſten Figur der Schluͤße den Grund angebe, warum der Schluß- ſatz wahr iſt. Die Woͤrter: warum, weil, des- wegen ꝛc. ſchließen den Begriff des Grundes in ſich. Und wenn A wahr iſt, weilB wahr iſt, ſo ſagt man, daß B den Grund von Aenthalte, |daß ſich A auf Bgruͤnde, daß die Wahrheit des A von der Wahr- heit des Babhaͤnge ꝛc.
§. 222.
Das Wort Grund hat etwas vieldeutiges. Wir nehmen es hier ſchlechthin in einem logiſchen Ver- ſtande, weil wir bloß die Gruͤnde des Wahren hier betrachten, und in ſofern verſtehen wir durch einen Grund diejenigen Saͤtze oder Begriffe, wodurch ſich die Wahrheit eines Satzes, oder die Moͤglichkeit und Richtigkeit eines Begriffes erkennen laͤßt.
§. 223.
Da ſich ferner ſowohl a priori als a poſteriori etwas erkennen laͤßt, ſo theilt ſich auch der Begriff des logiſchen Grundes in dieſe zwo Arten, und dieſe muͤſſen nicht verwechſelt werden, weil man ſonſt in Beantwortung der Frage: ob etwas ohne zureichen-
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des Wahren und Jrrigen.
zu ſeyn. (Dianoiol. §. 146.) Z. E. Der Raum
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er wird aus Grundſaͤtzen hergeleitet, wie z. E. der
pythagoriſche Lehrſatz. Jn der Formel oder Satz:
A muß B ſeyn, hat der Begriff A Bedingungen,
welche B erfordern, und dieſes wird gemeiniglich durch
die Unmoͤglichkeit des Gegentheils erwieſen.
§. 221.
So weit man Schritt fuͤr Schritt geht,
muß auch der Grund in einem fort gehen. Dieſer
Satz iſt wiederum aus der Koͤrperwelt. Er laͤßt ſich
aber auf die Jntellectualwelt anwenden. So haben
wir in der Dianoiologie (§. 232.) angemerkt, daß
eigentlich das Mittelglied in der erſten Figur der
Schluͤße den Grund angebe, warum der Schluß-
ſatz wahr iſt. Die Woͤrter: warum, weil, des-
wegen ꝛc. ſchließen den Begriff des Grundes in ſich.
Und wenn A wahr iſt, weil B wahr iſt, ſo ſagt man,
daß B den Grund von A enthalte, |daß ſich A auf
B gruͤnde, daß die Wahrheit des A von der Wahr-
heit des B abhaͤnge ꝛc.
§. 222.
Das Wort Grund hat etwas vieldeutiges. Wir
nehmen es hier ſchlechthin in einem logiſchen Ver-
ſtande, weil wir bloß die Gruͤnde des Wahren hier
betrachten, und in ſofern verſtehen wir durch einen
Grund diejenigen Saͤtze oder Begriffe, wodurch ſich
die Wahrheit eines Satzes, oder die Moͤglichkeit und
Richtigkeit eines Begriffes erkennen laͤßt.
§. 223.
Da ſich ferner ſowohl a priori als a poſteriori
etwas erkennen laͤßt, ſo theilt ſich auch der Begriff
des logiſchen Grundes in dieſe zwo Arten, und dieſe
muͤſſen nicht verwechſelt werden, weil man ſonſt in
Beantwortung der Frage: ob etwas ohne zureichen-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/589>, abgerufen am 22.11.2024.
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