Dieser Satz will nun allerdings nicht sagen, daß eben auch wir alles für sich Gedenkbare für sich als wahr erkennen, weil wir noch lange nicht allwissend sind, und weil unsre Begriffe durch die Sinnen ver- anlaßt werden. Man sehe auch §. 16. und Dia- noiol. §. 656.
§. 234. a)
Da die einfachen Begriffe für sich gedenkbar sind, (§. 161.) so sind sie auch für sich erkennbar, (§. 232) und bedürfen daher keines fernern Grun- des, (§. 231.) oder wenn sie einen haben, so ist er zu ihrer Erkennbarkeit nicht unumgänglich nothwen- dig. (§. cit.) So z. E. werden unsre einfachen Be- griffe durch die Sinnen veranlaßt, und erkennbar. Wir finden aber auch, daß dieses eine bloße Veran- lassung, und folglich kein absolut nothwendiger Grund ist. (§. 16. und Dianoiol. §. 656.) Jn der Theo- logie wird erwiesen, daß der göttliche Verstand die Quelle aller einfachen Begriffe oder aller daraus zu- sammengesetzten Wahrheiten sey. Das will nun sa- gen: Es sind Wahrheiten, weil ein Gott ist, und hinwiederum: es ist ein Gott, weil Wahrheiten sind. Oder metaphysisch zu reden. Gott ist das Principium essendi der Wahrheiten, und die Wahrheiten sind das Principium cognoscendi der Existenz Gottes. Dessen unerachtet sind aber die einfachen Begriffe dennoch für sich erkennbar, weil sie weiter nichts als die Gedenkbarkeit fordern. Daß sie aber in der That erkannt und gedacht werden, dazu gehört allerdings ein Suppositum intelligens, oder ein denkendes Wesen.
§. 234. b)
Da das für sich Erkennbare keines fernern Grun- des, um erkannt zu werden, bedarf, (§. 231.) so kann man allerdings setzen, daß es den Grund seiner
Erkenn-
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
§. 233.
Dieſer Satz will nun allerdings nicht ſagen, daß eben auch wir alles fuͤr ſich Gedenkbare fuͤr ſich als wahr erkennen, weil wir noch lange nicht allwiſſend ſind, und weil unſre Begriffe durch die Sinnen ver- anlaßt werden. Man ſehe auch §. 16. und Dia- noiol. §. 656.
§. 234. a)
Da die einfachen Begriffe fuͤr ſich gedenkbar ſind, (§. 161.) ſo ſind ſie auch fuͤr ſich erkennbar, (§. 232) und beduͤrfen daher keines fernern Grun- des, (§. 231.) oder wenn ſie einen haben, ſo iſt er zu ihrer Erkennbarkeit nicht unumgaͤnglich nothwen- dig. (§. cit.) So z. E. werden unſre einfachen Be- griffe durch die Sinnen veranlaßt, und erkennbar. Wir finden aber auch, daß dieſes eine bloße Veran- laſſung, und folglich kein abſolut nothwendiger Grund iſt. (§. 16. und Dianoiol. §. 656.) Jn der Theo- logie wird erwieſen, daß der goͤttliche Verſtand die Quelle aller einfachen Begriffe oder aller daraus zu- ſammengeſetzten Wahrheiten ſey. Das will nun ſa- gen: Es ſind Wahrheiten, weil ein Gott iſt, und hinwiederum: es iſt ein Gott, weil Wahrheiten ſind. Oder metaphyſiſch zu reden. Gott iſt das Principium eſſendi der Wahrheiten, und die Wahrheiten ſind das Principium cognoſcendi der Exiſtenz Gottes. Deſſen unerachtet ſind aber die einfachen Begriffe dennoch fuͤr ſich erkennbar, weil ſie weiter nichts als die Gedenkbarkeit fordern. Daß ſie aber in der That erkannt und gedacht werden, dazu gehoͤrt allerdings ein Suppoſitum intelligens, oder ein denkendes Weſen.
§. 234. b)
Da das fuͤr ſich Erkennbare keines fernern Grun- des, um erkannt zu werden, bedarf, (§. 231.) ſo kann man allerdings ſetzen, daß es den Grund ſeiner
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IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
§. 233.
Dieſer Satz will nun allerdings nicht ſagen, daß
eben auch wir alles fuͤr ſich Gedenkbare fuͤr ſich als
wahr erkennen, weil wir noch lange nicht allwiſſend
ſind, und weil unſre Begriffe durch die Sinnen ver-
anlaßt werden. Man ſehe auch §. 16. und Dia-
noiol. §. 656.
§. 234. a)
Da die einfachen Begriffe fuͤr ſich gedenkbar
ſind, (§. 161.) ſo ſind ſie auch fuͤr ſich erkennbar,
(§. 232) und beduͤrfen daher keines fernern Grun-
des, (§. 231.) oder wenn ſie einen haben, ſo iſt er
zu ihrer Erkennbarkeit nicht unumgaͤnglich nothwen-
dig. (§. cit.) So z. E. werden unſre einfachen Be-
griffe durch die Sinnen veranlaßt, und erkennbar.
Wir finden aber auch, daß dieſes eine bloße Veran-
laſſung, und folglich kein abſolut nothwendiger Grund
iſt. (§. 16. und Dianoiol. §. 656.) Jn der Theo-
logie wird erwieſen, daß der goͤttliche Verſtand die
Quelle aller einfachen Begriffe oder aller daraus zu-
ſammengeſetzten Wahrheiten ſey. Das will nun ſa-
gen: Es ſind Wahrheiten, weil ein Gott iſt, und
hinwiederum: es iſt ein Gott, weil Wahrheiten ſind.
Oder metaphyſiſch zu reden. Gott iſt das Principium
eſſendi der Wahrheiten, und die Wahrheiten ſind
das Principium cognoſcendi der Exiſtenz Gottes.
Deſſen unerachtet ſind aber die einfachen Begriffe
dennoch fuͤr ſich erkennbar, weil ſie weiter nichts als
die Gedenkbarkeit fordern. Daß ſie aber in der That
erkannt und gedacht werden, dazu gehoͤrt allerdings
ein Suppoſitum intelligens, oder ein denkendes Weſen.
§. 234. b)
Da das fuͤr ſich Erkennbare keines fernern Grun-
des, um erkannt zu werden, bedarf, (§. 231.) ſo
kann man allerdings ſetzen, daß es den Grund ſeiner
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/594>, abgerufen am 22.11.2024.
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