Der dritte Weg besteht schlechthin darinn, daß wenn man eine Eigenschaft findet, die einigen Indi- viduis einer Gattung zukömmt, diese Eigenschaft dem Begriff der Gattung als eine Bestimmung beygelegt werde. Man erlangt dadurch den Begriff einer be- sondern Art, so unter die Gattung gehört. Die Eintheilung der Menschen in unzähligen Absichten sind nichts anders als solche Bestimmungen, und die meisten Eintheilungen in den Wissenschaften sind auf diese Art herausgebracht worden. Bey allen unvoll- ständigen Abzählungen der Arten einer Gattung läßt man es noch bey diesem Mittel, neue Arten zu fin- den, bewenden; so lange das Mittel noch fehlt, sie alle zu bestimmen.
§. 76.
Es giebt ferner allgemeine Sätze, die uns anzei- gen, daß noch in sehr vielen Fällen Begriffe von Arten und die Sachen selbst können gefunden werden. So hat man z. E. den Begriff einer Maschine so allgemein gemacht, daß man dazu weiter nichts als eine bestän- dig gleiche oder nach einerley Gesetzen wiederkehrende Bewegung dazu erfordert. Und hieraus folgert man, daß wo eine solche Bewegung vorkomme, auch eine Maschine angebracht werden könne. Da nun noch lange nicht alle Fälle vorgekommen, oder bemerkt worden sind, wo sich dergleichen Bewegungen finden oder finden können, so giebt dieser Satz Anlaß, bey jedesmaliger Bemerkung dieser Fälle auf den Begriff zu fallen, daß eine Maschine dabey möglich sey. So z. E. würde man mit einer vollständigen Schreib- Maschine bald fertig seyn, so bald man eine Ma- terie hätte, die sich durch jeden verschiedenen Schall
der
I. Hauptſtuͤck,
§. 75.
Der dritte Weg beſteht ſchlechthin darinn, daß wenn man eine Eigenſchaft findet, die einigen Indi- viduis einer Gattung zukoͤmmt, dieſe Eigenſchaft dem Begriff der Gattung als eine Beſtimmung beygelegt werde. Man erlangt dadurch den Begriff einer be- ſondern Art, ſo unter die Gattung gehoͤrt. Die Eintheilung der Menſchen in unzaͤhligen Abſichten ſind nichts anders als ſolche Beſtimmungen, und die meiſten Eintheilungen in den Wiſſenſchaften ſind auf dieſe Art herausgebracht worden. Bey allen unvoll- ſtaͤndigen Abzaͤhlungen der Arten einer Gattung laͤßt man es noch bey dieſem Mittel, neue Arten zu fin- den, bewenden; ſo lange das Mittel noch fehlt, ſie alle zu beſtimmen.
§. 76.
Es giebt ferner allgemeine Saͤtze, die uns anzei- gen, daß noch in ſehr vielen Faͤllen Begriffe von Arten und die Sachen ſelbſt koͤnnen gefunden werden. So hat man z. E. den Begriff einer Maſchine ſo allgemein gemacht, daß man dazu weiter nichts als eine beſtaͤn- dig gleiche oder nach einerley Geſetzen wiederkehrende Bewegung dazu erfordert. Und hieraus folgert man, daß wo eine ſolche Bewegung vorkomme, auch eine Maſchine angebracht werden koͤnne. Da nun noch lange nicht alle Faͤlle vorgekommen, oder bemerkt worden ſind, wo ſich dergleichen Bewegungen finden oder finden koͤnnen, ſo giebt dieſer Satz Anlaß, bey jedesmaliger Bemerkung dieſer Faͤlle auf den Begriff zu fallen, daß eine Maſchine dabey moͤglich ſey. So z. E. wuͤrde man mit einer vollſtaͤndigen Schreib- Maſchine bald fertig ſeyn, ſo bald man eine Ma- terie haͤtte, die ſich durch jeden verſchiedenen Schall
der
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I. Hauptſtuͤck,
§. 75.
Der dritte Weg beſteht ſchlechthin darinn, daß
wenn man eine Eigenſchaft findet, die einigen Indi-
viduis einer Gattung zukoͤmmt, dieſe Eigenſchaft dem
Begriff der Gattung als eine Beſtimmung beygelegt
werde. Man erlangt dadurch den Begriff einer be-
ſondern Art, ſo unter die Gattung gehoͤrt. Die
Eintheilung der Menſchen in unzaͤhligen Abſichten
ſind nichts anders als ſolche Beſtimmungen, und die
meiſten Eintheilungen in den Wiſſenſchaften ſind auf
dieſe Art herausgebracht worden. Bey allen unvoll-
ſtaͤndigen Abzaͤhlungen der Arten einer Gattung laͤßt
man es noch bey dieſem Mittel, neue Arten zu fin-
den, bewenden; ſo lange das Mittel noch fehlt, ſie
alle zu beſtimmen.
§. 76.
Es giebt ferner allgemeine Saͤtze, die uns anzei-
gen, daß noch in ſehr vielen Faͤllen Begriffe von Arten
und die Sachen ſelbſt koͤnnen gefunden werden. So hat
man z. E. den Begriff einer Maſchine ſo allgemein
gemacht, daß man dazu weiter nichts als eine beſtaͤn-
dig gleiche oder nach einerley Geſetzen wiederkehrende
Bewegung dazu erfordert. Und hieraus folgert man,
daß wo eine ſolche Bewegung vorkomme, auch eine
Maſchine angebracht werden koͤnne. Da nun noch
lange nicht alle Faͤlle vorgekommen, oder bemerkt
worden ſind, wo ſich dergleichen Bewegungen finden
oder finden koͤnnen, ſo giebt dieſer Satz Anlaß, bey
jedesmaliger Bemerkung dieſer Faͤlle auf den Begriff
zu fallen, daß eine Maſchine dabey moͤglich ſey. So
z. E. wuͤrde man mit einer vollſtaͤndigen Schreib-
Maſchine bald fertig ſeyn, ſo bald man eine Ma-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/70>, abgerufen am 23.11.2024.
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