Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.IV. Hauptstück. nimmt man entweder zusammengesetzte, oder man ge-braucht Metaphern dazu. Die Namen, die man in der Anatomie, in der Naturgeschichte etc. im Deutschen eingeführt hat, und sie immer mehr in Aufnahme bringt, mögen als Beyspiele dienen. Es kömmt dabey viel darauf an, daß man den schicklichsten Namen wähle. Denn da wird öfters eine Metapher einem zusammen- gesetzten oder abgeleiteten Worte vorgezogen. Die Re- geln, dieses besonders in Absicht auf die Zeitwörter im Deutschen zu bestimmen, wo die Möglichkeit ihrer Bil- dung gar mannichfaltig ist, gehören ebenfalls in die der deutschen Sprache eigene Theorie. §. 172. Da man in den Sprachen sehr zusammen- solchen
IV. Hauptſtuͤck. nimmt man entweder zuſammengeſetzte, oder man ge-braucht Metaphern dazu. Die Namen, die man in der Anatomie, in der Naturgeſchichte ꝛc. im Deutſchen eingefuͤhrt hat, und ſie immer mehr in Aufnahme bringt, moͤgen als Beyſpiele dienen. Es koͤmmt dabey viel darauf an, daß man den ſchicklichſten Namen waͤhle. Denn da wird oͤfters eine Metapher einem zuſammen- geſetzten oder abgeleiteten Worte vorgezogen. Die Re- geln, dieſes beſonders in Abſicht auf die Zeitwoͤrter im Deutſchen zu beſtimmen, wo die Moͤglichkeit ihrer Bil- dung gar mannichfaltig iſt, gehoͤren ebenfalls in die der deutſchen Sprache eigene Theorie. §. 172. Da man in den Sprachen ſehr zuſammen- ſolchen
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IV. Hauptſtuͤck.
nimmt man entweder zuſammengeſetzte, oder man ge-
braucht Metaphern dazu. Die Namen, die man in
der Anatomie, in der Naturgeſchichte ꝛc. im Deutſchen
eingefuͤhrt hat, und ſie immer mehr in Aufnahme bringt,
moͤgen als Beyſpiele dienen. Es koͤmmt dabey viel
darauf an, daß man den ſchicklichſten Namen waͤhle.
Denn da wird oͤfters eine Metapher einem zuſammen-
geſetzten oder abgeleiteten Worte vorgezogen. Die Re-
geln, dieſes beſonders in Abſicht auf die Zeitwoͤrter im
Deutſchen zu beſtimmen, wo die Moͤglichkeit ihrer Bil-
dung gar mannichfaltig iſt, gehoͤren ebenfalls in die der
deutſchen Sprache eigene Theorie.
§. 172. Da man in den Sprachen ſehr zuſammen-
geſetzte Handlungen und Zuſtaͤnde der Dinge, abkuͤr-
zungsweiſe, durch einzelne Woͤrter benennt: ſo ſind die-
ſes entweder Wurzelwoͤrter, und folglich ganz willkuͤhr-
lich, oder ſie haben ganz oder theilsweiſe bereits ſchon
eine Bedeutung, welche entweder von einer aͤhnlichen
Handlung, oder von der Urſache, Mittel, Werk-
zeug, Abſicht, Wirkung, Eindruck auf die
Sinnen, Veraͤnderung ꝛc. hergenommen iſt. Da
nun dieſes auf vielerley Arten angeht, ſo ſieht man
leicht, daß einerley Handlung verſchiedene, und hinwie-
derum verſchiedene Handlungen einerley Benennungen
haben koͤnnen. Das Zeitwort, nach ſeiner buchſtaͤbli-
chen Bedeutung, zeigt nicht alle Beſtimmungen der
Handlung an, und daher kann es leicht geſchehen, daß
man ſich einige dieſer Beſtimmungen entwe-
der gar nicht oder irrig vorſtellt, und letzteres um
deſto leichter, je mehr man gewoͤhnt iſt, alles individual
zu denken, zumal, wenn man nicht weiß, oder ſich
nicht gleich beſinnet, daß eine Sache auf mehrerley Ar-
ten moͤglich iſt. Die Geſchicklichkeit unter mehrern
ſolchen Zeitwoͤrtern, die, uͤberhaupt betrachtet, einerley
Handlung vorſtellen, dasjenige zu waͤhlen, welches einem
ſolchen
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