Vergleichung umständlicher anzustellen. Und wo sie nach aller Schärfe genommen werden solle, da dienen Zahlen und mathematische Verhältnisse. Die Verglei- chung wird wissenschaftlich, und entlehnt ihre Gründe aus der Mathesi intensorum, welche Wissenschaft aber noch dermalen merklich zurücke bleibt.
§. 192. Außer den drey vorhin betrachteten Ver- gleichungsstuffen haben die Sprachen noch ein anderes und sehr allgemeines Mittel, unbekanntere oder auch gar nicht in die Sinne fallende Dinge durch bekanntere vorstellig zu machen, und das sind die Metaphern, welche vornehmlich bey Zeitwörtern und Hauptwörtern gebraucht werden. Auf diese Art drücken wir alles, was zur Jntellectualwelt gehört, durch Wörter aus, die nach ihrem buchstäblichen Verstande sinnliche Dinge vorstellen, und es ist auch nicht wohl möglich, die ab- stracten Begriffe anders als auf diese Art bey andern zu erwecken. Die Aehnlichkeit des Eindruckes der äußer- lichen und innern Empfindungen, die wir bereits in der Alethiologie (§. 46. seqq.) betrachtet haben, ist der Grund zu dieser Vergleichung. Da es hiebey nicht so fast darauf ankömmt, daß wir unsere Gedanken und Empfindungen für uns selbst an Worte binden, sondern daß wir Worte suchen müssen, sie auch bey andern zu erwecken, so kömmt es bey ganz neuen Empfindungen und abstracten Begriffen, auf Proben an, ob wir Me- taphern finden können, sie auch andern vorstellig zu ma- chen. Geht es an, und ist die figürliche Vorstellung zur Erweckung dieser Begriffe fähig, so ist auch die Metapher tüchtig, in die Sprache aufgenommen zu werden. Auf diese Art und durch solche Proben, haben die wirklichen Sprachen längst schon den hiezu dienen- den Schwung genommen, und ihre Bereicherung wird augenscheinlicher und merklicher, wenn eine Sprache
anfängt
V. Hauptſtuͤck.
Vergleichung umſtaͤndlicher anzuſtellen. Und wo ſie nach aller Schaͤrfe genommen werden ſolle, da dienen Zahlen und mathematiſche Verhaͤltniſſe. Die Verglei- chung wird wiſſenſchaftlich, und entlehnt ihre Gruͤnde aus der Matheſi intenſorum, welche Wiſſenſchaft aber noch dermalen merklich zuruͤcke bleibt.
§. 192. Außer den drey vorhin betrachteten Ver- gleichungsſtuffen haben die Sprachen noch ein anderes und ſehr allgemeines Mittel, unbekanntere oder auch gar nicht in die Sinne fallende Dinge durch bekanntere vorſtellig zu machen, und das ſind die Metaphern, welche vornehmlich bey Zeitwoͤrtern und Hauptwoͤrtern gebraucht werden. Auf dieſe Art druͤcken wir alles, was zur Jntellectualwelt gehoͤrt, durch Woͤrter aus, die nach ihrem buchſtaͤblichen Verſtande ſinnliche Dinge vorſtellen, und es iſt auch nicht wohl moͤglich, die ab- ſtracten Begriffe anders als auf dieſe Art bey andern zu erwecken. Die Aehnlichkeit des Eindruckes der aͤußer- lichen und innern Empfindungen, die wir bereits in der Alethiologie (§. 46. ſeqq.) betrachtet haben, iſt der Grund zu dieſer Vergleichung. Da es hiebey nicht ſo faſt darauf ankoͤmmt, daß wir unſere Gedanken und Empfindungen fuͤr uns ſelbſt an Worte binden, ſondern daß wir Worte ſuchen muͤſſen, ſie auch bey andern zu erwecken, ſo koͤmmt es bey ganz neuen Empfindungen und abſtracten Begriffen, auf Proben an, ob wir Me- taphern finden koͤnnen, ſie auch andern vorſtellig zu ma- chen. Geht es an, und iſt die figuͤrliche Vorſtellung zur Erweckung dieſer Begriffe faͤhig, ſo iſt auch die Metapher tuͤchtig, in die Sprache aufgenommen zu werden. Auf dieſe Art und durch ſolche Proben, haben die wirklichen Sprachen laͤngſt ſchon den hiezu dienen- den Schwung genommen, und ihre Bereicherung wird augenſcheinlicher und merklicher, wenn eine Sprache
anfaͤngt
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V. Hauptſtuͤck.
Vergleichung umſtaͤndlicher anzuſtellen. Und wo ſie
nach aller Schaͤrfe genommen werden ſolle, da dienen
Zahlen und mathematiſche Verhaͤltniſſe. Die Verglei-
chung wird wiſſenſchaftlich, und entlehnt ihre Gruͤnde
aus der Matheſi intenſorum, welche Wiſſenſchaft aber
noch dermalen merklich zuruͤcke bleibt.
§. 192. Außer den drey vorhin betrachteten Ver-
gleichungsſtuffen haben die Sprachen noch ein anderes
und ſehr allgemeines Mittel, unbekanntere oder auch
gar nicht in die Sinne fallende Dinge durch bekanntere
vorſtellig zu machen, und das ſind die Metaphern,
welche vornehmlich bey Zeitwoͤrtern und Hauptwoͤrtern
gebraucht werden. Auf dieſe Art druͤcken wir alles,
was zur Jntellectualwelt gehoͤrt, durch Woͤrter aus, die
nach ihrem buchſtaͤblichen Verſtande ſinnliche Dinge
vorſtellen, und es iſt auch nicht wohl moͤglich, die ab-
ſtracten Begriffe anders als auf dieſe Art bey andern zu
erwecken. Die Aehnlichkeit des Eindruckes der aͤußer-
lichen und innern Empfindungen, die wir bereits in der
Alethiologie (§. 46. ſeqq.) betrachtet haben, iſt der
Grund zu dieſer Vergleichung. Da es hiebey nicht ſo
faſt darauf ankoͤmmt, daß wir unſere Gedanken und
Empfindungen fuͤr uns ſelbſt an Worte binden, ſondern
daß wir Worte ſuchen muͤſſen, ſie auch bey andern zu
erwecken, ſo koͤmmt es bey ganz neuen Empfindungen
und abſtracten Begriffen, auf Proben an, ob wir Me-
taphern finden koͤnnen, ſie auch andern vorſtellig zu ma-
chen. Geht es an, und iſt die figuͤrliche Vorſtellung
zur Erweckung dieſer Begriffe faͤhig, ſo iſt auch die
Metapher tuͤchtig, in die Sprache aufgenommen zu
werden. Auf dieſe Art und durch ſolche Proben, haben
die wirklichen Sprachen laͤngſt ſchon den hiezu dienen-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/118>, abgerufen am 21.11.2024.
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