anwendet, oder wenigstens den Schein von diesen Feh- lern veranlaßt.
§. 241. Das Gesetz der Einbildungskraft, vermög dessen uns vorhin gehabte Vorstellungen bey Anlaß der gegenwärtigen wieder in Sinn kommen, wenn diese ein Theil davon sind, oder auch nur etwas Aehnliches und Gemeinsames haben, kann uns allerdings oft verleiten, Dinge zusammenzubringen, die weiter keinen Zusam- menhang unter sich haben, als daß sie uns zugleich oder gelegentlich in Sinn kommen. Das französische a pro- pos ist das Bindwörtgen, oder, besser zu sagen, das Flickwort, welches einen so gelegentlichen Zusammen- hang oder vielmehr Unterbrechung und Wendung der Rede anzeigt, oder statt dessen wir durch gleichgeltende Redensarten die Zuhörer oder Leser errinnern, daß das, so wir sagen wollen, weder einen logischen noch metaphysi- schen Zusammenhang mit dem vorhergehenden habe, son- dern uns nur bey Anlaß desselben in Sinn komme. Durch solche a propos ist es leicht möglich, daß in Unterredun- gen, wo man keinen vorgesetzten Gegenstand hat, un- vermerkt die ganze Welt durch die Musterung geht, und zuletzt gefragt wird, wo das Gespräch angefan- gen habe?
§. 242. Hingegen wo man sich im Reden und Schreiben vorsetzt, den Gegenstand nicht aus dem Ge- sichte zu verlieren, da werden solche a propos seltener. Man abstrahirt von den gelegentlich beyfallenden Ge- danken, und wählt und sucht diejenigen, die zum Zu- sammenhange gehoren. Die Mathematiker, die hier- inn am strengsten verfahren, haben ihre so genannten Scholia zu solchen Ruheplätzen gemacht, wo sie die durch die Theorie der Sache veranlaßte Anmerkungen anbringen. Größere Abweichungen von der Hauptsa- che werden Digressionen, und wenn sie fehlerhaft sind,
wirkliche
VI. Hauptſtuͤck.
anwendet, oder wenigſtens den Schein von dieſen Feh- lern veranlaßt.
§. 241. Das Geſetz der Einbildungskraft, vermoͤg deſſen uns vorhin gehabte Vorſtellungen bey Anlaß der gegenwaͤrtigen wieder in Sinn kommen, wenn dieſe ein Theil davon ſind, oder auch nur etwas Aehnliches und Gemeinſames haben, kann uns allerdings oft verleiten, Dinge zuſammenzubringen, die weiter keinen Zuſam- menhang unter ſich haben, als daß ſie uns zugleich oder gelegentlich in Sinn kommen. Das franzoͤſiſche à pro- pos iſt das Bindwoͤrtgen, oder, beſſer zu ſagen, das Flickwort, welches einen ſo gelegentlichen Zuſammen- hang oder vielmehr Unterbrechung und Wendung der Rede anzeigt, oder ſtatt deſſen wir durch gleichgeltende Redensarten die Zuhoͤrer oder Leſer errinnern, daß das, ſo wir ſagen wollen, weder einen logiſchen noch metaphyſi- ſchen Zuſammenhang mit dem vorhergehenden habe, ſon- dern uns nur bey Anlaß deſſelben in Sinn komme. Durch ſolche à propos iſt es leicht moͤglich, daß in Unterredun- gen, wo man keinen vorgeſetzten Gegenſtand hat, un- vermerkt die ganze Welt durch die Muſterung geht, und zuletzt gefragt wird, wo das Geſpraͤch angefan- gen habe?
§. 242. Hingegen wo man ſich im Reden und Schreiben vorſetzt, den Gegenſtand nicht aus dem Ge- ſichte zu verlieren, da werden ſolche à propos ſeltener. Man abſtrahirt von den gelegentlich beyfallenden Ge- danken, und waͤhlt und ſucht diejenigen, die zum Zu- ſammenhange gehoren. Die Mathematiker, die hier- inn am ſtrengſten verfahren, haben ihre ſo genannten Scholia zu ſolchen Ruheplaͤtzen gemacht, wo ſie die durch die Theorie der Sache veranlaßte Anmerkungen anbringen. Groͤßere Abweichungen von der Hauptſa- che werden Digreſſionen, und wenn ſie fehlerhaft ſind,
wirkliche
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VI. Hauptſtuͤck.
anwendet, oder wenigſtens den Schein von dieſen Feh-
lern veranlaßt.
§. 241. Das Geſetz der Einbildungskraft, vermoͤg
deſſen uns vorhin gehabte Vorſtellungen bey Anlaß der
gegenwaͤrtigen wieder in Sinn kommen, wenn dieſe ein
Theil davon ſind, oder auch nur etwas Aehnliches und
Gemeinſames haben, kann uns allerdings oft verleiten,
Dinge zuſammenzubringen, die weiter keinen Zuſam-
menhang unter ſich haben, als daß ſie uns zugleich oder
gelegentlich in Sinn kommen. Das franzoͤſiſche à pro-
pos iſt das Bindwoͤrtgen, oder, beſſer zu ſagen, das
Flickwort, welches einen ſo gelegentlichen Zuſammen-
hang oder vielmehr Unterbrechung und Wendung der
Rede anzeigt, oder ſtatt deſſen wir durch gleichgeltende
Redensarten die Zuhoͤrer oder Leſer errinnern, daß das,
ſo wir ſagen wollen, weder einen logiſchen noch metaphyſi-
ſchen Zuſammenhang mit dem vorhergehenden habe, ſon-
dern uns nur bey Anlaß deſſelben in Sinn komme. Durch
ſolche à propos iſt es leicht moͤglich, daß in Unterredun-
gen, wo man keinen vorgeſetzten Gegenſtand hat, un-
vermerkt die ganze Welt durch die Muſterung geht,
und zuletzt gefragt wird, wo das Geſpraͤch angefan-
gen habe?
§. 242. Hingegen wo man ſich im Reden und
Schreiben vorſetzt, den Gegenſtand nicht aus dem Ge-
ſichte zu verlieren, da werden ſolche à propos ſeltener.
Man abſtrahirt von den gelegentlich beyfallenden Ge-
danken, und waͤhlt und ſucht diejenigen, die zum Zu-
ſammenhange gehoren. Die Mathematiker, die hier-
inn am ſtrengſten verfahren, haben ihre ſo genannten
Scholia zu ſolchen Ruheplaͤtzen gemacht, wo ſie die
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/150>, abgerufen am 21.11.2024.
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