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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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I. Hauptstück. Von der symbolischen

§. 23. Die Zeichen der Begriffe und Dinge sind
ferner im engeren Verstande wissenschaftlich, wenn
sie nicht nur überhaupt die Begriffe oder Dinge vorstel-
len, sondern auch solche Verhältnisse anzeigen, daß die
Theorie der Sache und die Theorie ihrer Zei-
chen mit einander verwechselt werden können.

Da hierinn die letzte Vollkommenheit der Zeichen be-
steht, so wollen wir uns dabey besonders aufhalten, und
die bereits schon erfundenen Zeichen in dieser Absicht
durchgehen, oder nach diesem Maaßstabe ihren Werth
bestimmen.

§. 24. Die Theorie der Sache auf die Theo-
rie der Zeichen reduciren,
will sagen, das dunkle Be-
wußtseyn der Begriffe mit der anschauenden Erkennt-
niß, mit der Empfindung und klaren Vorstellung der
Zeichen verwechseln. Die Zeichen sind uns für jede
Begriffe, die wir nicht immer durch wirkliche Empfin-
dung aufklären können, ohnehin schlechterdings noth-
wendig. Kann man sie demnach so wählen und zu sol-
cher Vollständigkeit bringen, daß die Theorie, Combi-
nation, Verwandlung etc. der Zeichen statt dessen dienen
kann, was sonst mit den Begriffen selbst vorgenommen
werden müßte; so ist dieses alles, was wir von Zeichen
verlangen können, weil es so viel ist, als wenn die Sa-
che selbst vor Augen läge.

§. 25. Die erste Art von Zeichen, die wir in dieser
Absicht betrachten können, sind die Noten in der
Musik.
Sie haben einen merklichen Grad der Voll-
kommenheit, weil sie mit einem male die Höhe des
Tones und seine Dauer, und vermittelst einiger andern
Zeichen auch die Art, wie er gespielt werden solle, des-
gleichen auch in dem Generalbaß vermittelst einiger dar-
über gesetzten Zahlen, eine Harmonie oder Consonanz
mehrerer Töne vorstellen. Der einige Mangel dabey
ist, daß sie die Criteria der Harmonie nicht angeben,

weil
I. Hauptſtuͤck. Von der ſymboliſchen

§. 23. Die Zeichen der Begriffe und Dinge ſind
ferner im engeren Verſtande wiſſenſchaftlich, wenn
ſie nicht nur uͤberhaupt die Begriffe oder Dinge vorſtel-
len, ſondern auch ſolche Verhaͤltniſſe anzeigen, daß die
Theorie der Sache und die Theorie ihrer Zei-
chen mit einander verwechſelt werden koͤnnen.

Da hierinn die letzte Vollkommenheit der Zeichen be-
ſteht, ſo wollen wir uns dabey beſonders aufhalten, und
die bereits ſchon erfundenen Zeichen in dieſer Abſicht
durchgehen, oder nach dieſem Maaßſtabe ihren Werth
beſtimmen.

§. 24. Die Theorie der Sache auf die Theo-
rie der Zeichen reduciren,
will ſagen, das dunkle Be-
wußtſeyn der Begriffe mit der anſchauenden Erkennt-
niß, mit der Empfindung und klaren Vorſtellung der
Zeichen verwechſeln. Die Zeichen ſind uns fuͤr jede
Begriffe, die wir nicht immer durch wirkliche Empfin-
dung aufklaͤren koͤnnen, ohnehin ſchlechterdings noth-
wendig. Kann man ſie demnach ſo waͤhlen und zu ſol-
cher Vollſtaͤndigkeit bringen, daß die Theorie, Combi-
nation, Verwandlung ꝛc. der Zeichen ſtatt deſſen dienen
kann, was ſonſt mit den Begriffen ſelbſt vorgenommen
werden muͤßte; ſo iſt dieſes alles, was wir von Zeichen
verlangen koͤnnen, weil es ſo viel iſt, als wenn die Sa-
che ſelbſt vor Augen laͤge.

§. 25. Die erſte Art von Zeichen, die wir in dieſer
Abſicht betrachten koͤnnen, ſind die Noten in der
Muſik.
Sie haben einen merklichen Grad der Voll-
kommenheit, weil ſie mit einem male die Hoͤhe des
Tones und ſeine Dauer, und vermittelſt einiger andern
Zeichen auch die Art, wie er geſpielt werden ſolle, des-
gleichen auch in dem Generalbaß vermittelſt einiger dar-
uͤber geſetzten Zahlen, eine Harmonie oder Conſonanz
mehrerer Toͤne vorſtellen. Der einige Mangel dabey
iſt, daß ſie die Criteria der Harmonie nicht angeben,

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[16/0022] I. Hauptſtuͤck. Von der ſymboliſchen §. 23. Die Zeichen der Begriffe und Dinge ſind ferner im engeren Verſtande wiſſenſchaftlich, wenn ſie nicht nur uͤberhaupt die Begriffe oder Dinge vorſtel- len, ſondern auch ſolche Verhaͤltniſſe anzeigen, daß die Theorie der Sache und die Theorie ihrer Zei- chen mit einander verwechſelt werden koͤnnen. Da hierinn die letzte Vollkommenheit der Zeichen be- ſteht, ſo wollen wir uns dabey beſonders aufhalten, und die bereits ſchon erfundenen Zeichen in dieſer Abſicht durchgehen, oder nach dieſem Maaßſtabe ihren Werth beſtimmen. §. 24. Die Theorie der Sache auf die Theo- rie der Zeichen reduciren, will ſagen, das dunkle Be- wußtſeyn der Begriffe mit der anſchauenden Erkennt- niß, mit der Empfindung und klaren Vorſtellung der Zeichen verwechſeln. Die Zeichen ſind uns fuͤr jede Begriffe, die wir nicht immer durch wirkliche Empfin- dung aufklaͤren koͤnnen, ohnehin ſchlechterdings noth- wendig. Kann man ſie demnach ſo waͤhlen und zu ſol- cher Vollſtaͤndigkeit bringen, daß die Theorie, Combi- nation, Verwandlung ꝛc. der Zeichen ſtatt deſſen dienen kann, was ſonſt mit den Begriffen ſelbſt vorgenommen werden muͤßte; ſo iſt dieſes alles, was wir von Zeichen verlangen koͤnnen, weil es ſo viel iſt, als wenn die Sa- che ſelbſt vor Augen laͤge. §. 25. Die erſte Art von Zeichen, die wir in dieſer Abſicht betrachten koͤnnen, ſind die Noten in der Muſik. Sie haben einen merklichen Grad der Voll- kommenheit, weil ſie mit einem male die Hoͤhe des Tones und ſeine Dauer, und vermittelſt einiger andern Zeichen auch die Art, wie er geſpielt werden ſolle, des- gleichen auch in dem Generalbaß vermittelſt einiger dar- uͤber geſetzten Zahlen, eine Harmonie oder Conſonanz mehrerer Toͤne vorſtellen. Der einige Mangel dabey iſt, daß ſie die Criteria der Harmonie nicht angeben, weil

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/22>, abgerufen am 23.11.2024.