Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.V. Hauptstück. dere von der Vernunftlehre zu erwarten hätten, wenndarinn zu solchen Lehrsätzen der Weg gebahnt wäre. Man sehe hierüber (Dianoiol. §. 449. 455. 467.). §. 181. Die bisher betrachteten Arten von Argu- §. 182. Wir können die Lehre von den Einwür- 1. Wenn ein Satz richtig bestimmt, und zureichend erwiesen ist, so können die Einwürfe höchstens nur aus Misverständniß herrühren. Sie wer- den demnach vermieden, oder man beugt ihnen vor, wenn man den Beweis klar, ausführlich und mit aller Evidenz aus einander setzt. Denn so wird, wer die Worte versteht, die Sache zugeben. Dieß ist der Fall geometrischer Sätze und Be- weise.
V. Hauptſtuͤck. dere von der Vernunftlehre zu erwarten haͤtten, wenndarinn zu ſolchen Lehrſaͤtzen der Weg gebahnt waͤre. Man ſehe hieruͤber (Dianoiol. §. 449. 455. 467.). §. 181. Die bisher betrachteten Arten von Argu- §. 182. Wir koͤnnen die Lehre von den Einwuͤr- 1. Wenn ein Satz richtig beſtimmt, und zureichend erwieſen iſt, ſo koͤnnen die Einwuͤrfe hoͤchſtens nur aus Misverſtaͤndniß herruͤhren. Sie wer- den demnach vermieden, oder man beugt ihnen vor, wenn man den Beweis klar, ausfuͤhrlich und mit aller Evidenz aus einander ſetzt. Denn ſo wird, wer die Worte verſteht, die Sache zugeben. Dieß iſt der Fall geometriſcher Saͤtze und Be- weiſe.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0358" n="352"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/> dere von der Vernunftlehre zu erwarten haͤtten, wenn<lb/> darinn zu ſolchen Lehrſaͤtzen der Weg gebahnt waͤre.<lb/> Man ſehe hieruͤber (Dianoiol. §. 449. 455. 467.).</p><lb/> <p>§. 181. Die bisher betrachteten Arten von Argu-<lb/> menten ſind gleichſam poſitiv. Man nimmt dabey den<lb/> Satz, den man beweiſen will, als eine Praͤmiſſe an, und<lb/> zeigt, daß jede Folgen, ſo man daraus herleitet, wahr<lb/> ſind, oder daß er mit andern Wahrheiten, mit welchen<lb/> man ihn vergleicht, harmonire, oder denſelben wenig-<lb/> ſtens nicht widerſpreche (§. 167. 168.). Da es aber bey<lb/> der bloßen Aufhaͤufung ſolcher Argumente immer noch<lb/> wenigſtens ſcheinbare Maͤngel und Luͤcken giebt (§. 172.<lb/> 174.), ſo kommen auch dabey gewoͤhnlich <hi rendition="#fr">Zweifel</hi> zu<lb/> heben, und <hi rendition="#fr">Einwuͤrfe</hi> zu beantworten vor, die man<lb/> theils gegen den Satz ſelbſt, theils gegen die in den Ar-<lb/> gumenten gebrauchte Saͤtze macht, theils auch von den<lb/> Luͤcken hernimmt, die noch ausgefuͤllt werden muͤſſen,<lb/> und die theils in Anzeigen von Moͤglichkeiten beſtehen,<lb/> von denen man zeigen muß, daß ſie in Anſehung des<lb/> Satzes nicht ſtatt haben. Der allgemeine Zweifel aber<lb/> iſt, daß die Argumente nicht vollſtaͤndig zu beweiſen<lb/> ſcheinen. Und dieſem kann nicht wohl anders begegnet<lb/> werden, als daß man ihnen eine logiſche Geſtalt gebe,<lb/> und zeige, daß ſie ſtricte und vollſtaͤndig erweiſen.</p><lb/> <p>§. 182. Wir koͤnnen die Lehre von den <hi rendition="#fr">Einwuͤr-<lb/> fen</hi> uͤberhaupt in folgende Saͤtze zuſammenfaſſen.</p><lb/> <list> <item>1. Wenn ein Satz richtig beſtimmt, und zureichend<lb/> erwieſen iſt, ſo koͤnnen die Einwuͤrfe hoͤchſtens<lb/> nur aus <hi rendition="#fr">Misverſtaͤndniß</hi> herruͤhren. Sie wer-<lb/> den demnach vermieden, oder man beugt ihnen<lb/> vor, wenn man den Beweis klar, ausfuͤhrlich und<lb/> mit aller Evidenz aus einander ſetzt. Denn ſo<lb/> wird, wer die Worte verſteht, die Sache zugeben.<lb/> Dieß iſt der Fall geometriſcher Saͤtze und Be-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">weiſe.</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [352/0358]
V. Hauptſtuͤck.
dere von der Vernunftlehre zu erwarten haͤtten, wenn
darinn zu ſolchen Lehrſaͤtzen der Weg gebahnt waͤre.
Man ſehe hieruͤber (Dianoiol. §. 449. 455. 467.).
§. 181. Die bisher betrachteten Arten von Argu-
menten ſind gleichſam poſitiv. Man nimmt dabey den
Satz, den man beweiſen will, als eine Praͤmiſſe an, und
zeigt, daß jede Folgen, ſo man daraus herleitet, wahr
ſind, oder daß er mit andern Wahrheiten, mit welchen
man ihn vergleicht, harmonire, oder denſelben wenig-
ſtens nicht widerſpreche (§. 167. 168.). Da es aber bey
der bloßen Aufhaͤufung ſolcher Argumente immer noch
wenigſtens ſcheinbare Maͤngel und Luͤcken giebt (§. 172.
174.), ſo kommen auch dabey gewoͤhnlich Zweifel zu
heben, und Einwuͤrfe zu beantworten vor, die man
theils gegen den Satz ſelbſt, theils gegen die in den Ar-
gumenten gebrauchte Saͤtze macht, theils auch von den
Luͤcken hernimmt, die noch ausgefuͤllt werden muͤſſen,
und die theils in Anzeigen von Moͤglichkeiten beſtehen,
von denen man zeigen muß, daß ſie in Anſehung des
Satzes nicht ſtatt haben. Der allgemeine Zweifel aber
iſt, daß die Argumente nicht vollſtaͤndig zu beweiſen
ſcheinen. Und dieſem kann nicht wohl anders begegnet
werden, als daß man ihnen eine logiſche Geſtalt gebe,
und zeige, daß ſie ſtricte und vollſtaͤndig erweiſen.
§. 182. Wir koͤnnen die Lehre von den Einwuͤr-
fen uͤberhaupt in folgende Saͤtze zuſammenfaſſen.
1. Wenn ein Satz richtig beſtimmt, und zureichend
erwieſen iſt, ſo koͤnnen die Einwuͤrfe hoͤchſtens
nur aus Misverſtaͤndniß herruͤhren. Sie wer-
den demnach vermieden, oder man beugt ihnen
vor, wenn man den Beweis klar, ausfuͤhrlich und
mit aller Evidenz aus einander ſetzt. Denn ſo
wird, wer die Worte verſteht, die Sache zugeben.
Dieß iſt der Fall geometriſcher Saͤtze und Be-
weiſe.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |