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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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V. Hauptstück.
oder man tractirt das Adiectiuum in Form eines Sub-
stantiui.
Eben dieses findet sich auch bey der Umkeh-
rung der Sätze. Die Folge, die wir hieraus ziehen,
ist, daß in der dritten und vierten Figur das Prädicat
des Untersatzes keinen Bruch haben können, wenn der
Schlußsatz solle können gezogen werden. Denn dieser
Bruch würde im Untersatze einen Theil von Merkma-
len, im Schlußsatze aber einen Theil von Indiuiduis
vorstellen, und so hätte die Schlußrede vier verschiede-
ne Glieder, welches nicht angeht. Man setze z. E. in
Darapti

alle A sind B.
alle A sind 3/4 C.

so würde folgen: Etliche 3/4 C sind B. Das will sa-
gen: Etliche Dinge, welche 3/4 von den Merkmalen des
C haben, sind B. Dieser Schluß ist aber von dem
Schluß: Etliche C sind B, verschieden. Und der
Schluß: 3/4 C sind B, geht gar nicht an, weil sichs von
3/4 der Merkmale des C auf 3/4 von den darunter gehö-
renden Indiuiduis nicht schließen läßt.

§. 211. Aus gleichem Grunde kann auch ein Satz,
dessen Prädicat mit einem Bruche behaftet ist, nicht
umgekehrt werden, und ohnehin auch nicht verneinend
seyn (§. 203.). Jst aber das Subject mit einem Bru-
che behaftet, so fällt bey der Umkehrung der Bruch weg.
So wird z. E. aus dem Satze

2/3 A sind B

der Satz

etliche B sind A.

Denn 2/3 A sind etliche A, und zum Umkehren ist es
genug, daß B etlichen A zukomme. Hätte man aber
setzen wollen

etliche B sind 3/4 A

so wäre der Verstand des Satzes geändert worden, weil
es auf diese Art schiene, als wüßte man nur noch von 3/4

der

V. Hauptſtuͤck.
oder man tractirt das Adiectiuum in Form eines Sub-
ſtantiui.
Eben dieſes findet ſich auch bey der Umkeh-
rung der Saͤtze. Die Folge, die wir hieraus ziehen,
iſt, daß in der dritten und vierten Figur das Praͤdicat
des Unterſatzes keinen Bruch haben koͤnnen, wenn der
Schlußſatz ſolle koͤnnen gezogen werden. Denn dieſer
Bruch wuͤrde im Unterſatze einen Theil von Merkma-
len, im Schlußſatze aber einen Theil von Indiuiduis
vorſtellen, und ſo haͤtte die Schlußrede vier verſchiede-
ne Glieder, welches nicht angeht. Man ſetze z. E. in
Darapti

alle A ſind B.
alle A ſind ¾ C.

ſo wuͤrde folgen: Etliche ¾ C ſind B. Das will ſa-
gen: Etliche Dinge, welche ¾ von den Merkmalen des
C haben, ſind B. Dieſer Schluß iſt aber von dem
Schluß: Etliche C ſind B, verſchieden. Und der
Schluß: ¾ C ſind B, geht gar nicht an, weil ſichs von
¾ der Merkmale des C auf ¾ von den darunter gehoͤ-
renden Indiuiduis nicht ſchließen laͤßt.

§. 211. Aus gleichem Grunde kann auch ein Satz,
deſſen Praͤdicat mit einem Bruche behaftet iſt, nicht
umgekehrt werden, und ohnehin auch nicht verneinend
ſeyn (§. 203.). Jſt aber das Subject mit einem Bru-
che behaftet, ſo faͤllt bey der Umkehrung der Bruch weg.
So wird z. E. aus dem Satze

A ſind B

der Satz

etliche B ſind A.

Denn ⅔ A ſind etliche A, und zum Umkehren iſt es
genug, daß B etlichen A zukomme. Haͤtte man aber
ſetzen wollen

etliche B ſind ¾ A

ſo waͤre der Verſtand des Satzes geaͤndert worden, weil
es auf dieſe Art ſchiene, als wuͤßte man nur noch von ¾

der
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[376/0382] V. Hauptſtuͤck. oder man tractirt das Adiectiuum in Form eines Sub- ſtantiui. Eben dieſes findet ſich auch bey der Umkeh- rung der Saͤtze. Die Folge, die wir hieraus ziehen, iſt, daß in der dritten und vierten Figur das Praͤdicat des Unterſatzes keinen Bruch haben koͤnnen, wenn der Schlußſatz ſolle koͤnnen gezogen werden. Denn dieſer Bruch wuͤrde im Unterſatze einen Theil von Merkma- len, im Schlußſatze aber einen Theil von Indiuiduis vorſtellen, und ſo haͤtte die Schlußrede vier verſchiede- ne Glieder, welches nicht angeht. Man ſetze z. E. in Darapti alle A ſind B. alle A ſind ¾ C. ſo wuͤrde folgen: Etliche ¾ C ſind B. Das will ſa- gen: Etliche Dinge, welche ¾ von den Merkmalen des C haben, ſind B. Dieſer Schluß iſt aber von dem Schluß: Etliche C ſind B, verſchieden. Und der Schluß: ¾ C ſind B, geht gar nicht an, weil ſichs von ¾ der Merkmale des C auf ¾ von den darunter gehoͤ- renden Indiuiduis nicht ſchließen laͤßt. §. 211. Aus gleichem Grunde kann auch ein Satz, deſſen Praͤdicat mit einem Bruche behaftet iſt, nicht umgekehrt werden, und ohnehin auch nicht verneinend ſeyn (§. 203.). Jſt aber das Subject mit einem Bru- che behaftet, ſo faͤllt bey der Umkehrung der Bruch weg. So wird z. E. aus dem Satze ⅔ A ſind B der Satz etliche B ſind A. Denn ⅔ A ſind etliche A, und zum Umkehren iſt es genug, daß B etlichen A zukomme. Haͤtte man aber ſetzen wollen etliche B ſind ¾ A ſo waͤre der Verſtand des Satzes geaͤndert worden, weil es auf dieſe Art ſchiene, als wuͤßte man nur noch von ¾ der

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/382>, abgerufen am 22.11.2024.