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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 7, v. 21-25.
[Spaltenumbruch] thue, das ich nicht will, so thue ich das-
selbe nicht
(in so fern mein Wollen dagegen ge-
richtet ist) sondern die Sünde, die in mir
wohnet
(und mich beherrschet.)

Anmerckung.

Selbst etwas thun, heißt alhier so viel,
als es freywillig und mit Vorsatz thun. Die-
ses selbst thun, nemlich das Böse, so fern es sich
im Stande der Sicherheit befindet, höret nun
zwar durch die nachdrückliche Bestrafung des
Gesetzes auf; allein es wird doch die Herrschaft
der Sünde damit noch nicht hinweg genommen,
sondern der Mensch befindet sich davon auch wi-
der seinen Wunsch beherrschet, so lange er ausser
dem Stande der Gnade bleibet.

V. 21. 22.

So finde ich mir nun ein Gesetz (ton
nomon, das Gesetz, (nemlich t[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]n kakon, das böse)
der ich will das Gute thun, daß mir das
Böse anhanget
(und zwar also, daß es mich
beherrschet.) V. 22. Denn ich habe Lust am
Gesetz GOttes nach dem inwendigen Men-
schen
(in meinem innern, es reget sich in meiner
Seelen, aus der zuvorkommenden und erwecken-
den Gnade, einiges Gefallen am Gesetze GOt-
tes.

Anmerckungen.

1. Mit dieser Lust am Gesetze GOttes hat
es die Beschaffenheit nicht, davon David spricht
Psalm 1, 2. Denn die von David beschriebene
heilige Lust am Gesetze des HERRN hat-
te die Herrschaft über die bösen Lüste: sintemal
der damit erfüllete Mensch ist wie ein Baum
an den Wasser-Bächen gepflantzet, der sei-
ne Frucht bringet zu seiner Zeit,
und also
auch ein Erweis ist von dem seligen Zustande ei-
nes solchen Menschen.

2. Ein anders ist der inwendie Mensch, ein
anders der neue. Welches gar leichtlich aus
dem Gegensatze zu erkennen ist. Denn der in-
wendige
wird also genennet, im Gegensatz auf
den äusserlichen, das ist, den Leib mit seinen Glie-
dern: aber des neuen Menschen Gegensatz ist
der alte c. 6, 6. das ist, nach der Redens-Art der
heiligen Schrift, das Sünden-Ubel. Dieses ist
an sich klar, und wird bekräftiget aus dem Orte
2 Cor. 4, 16. da es heißt: Ob gleich unser äus-
serlicher Mensch
(der Leib mit allen seinen sinn-
lichen Kräften) verweset, so wird doch der
innerliche
(die Seele) von Tage zu Tage ver-
neuret. Da wir sehen, daß der innerliche Mensch
nicht schon der neue Mensch ist, sondern erst ver-
neuret wird. Und also ist wol der neue Mensch
auch der innere; aber der innere ist nicht bey
allen der neue, sondern bey vielen der alte, und
zwar bey allen denen, welche der Apostel alhier
nach dem Zustande unter dem Gesetze beschreibet.
Wenn man hiebey erweget die Worte Pauli
Eph. 4, 23. Erneuret euch im Geiste eures
Gemüths:
so ist der Geist des Gemüths
nichts anders als der inwendige Mensch, der da
erneuret werden soll; und wenn dieses geschie-
het, so wird er angezogen v. 24. gleichwie es
[Spaltenumbruch] c. 3, 16. heißt: am inwendigen Menschen,
d. i. an der Seele, durch den Geist GOttes
starck werden.
Und wenn der innere Mensch
in der Erneurung stehet, so heißt er 1 Petr. 3,
4. der verborgene Mensch des Hertzens vor
GOtt unverrückt mit sanftem und stillem
Geiste.

V. 23.

Jch sehe (finde und fühle) aber ein ander
Gesetz
(ein anderes, und gantz widriges princi-
pium,
einen gantz widrigen und dabey herrschen-
den Trieb) in meinen Gliedern (in den Glie-
dern des alten Menschen, in allen Theilen, Stü-
cken und Kräften der verderbten Natur) das da
widerstreitet dem Gesetz in meinen Gemü-
the
(dem Gesetze GOttes, welches mir auf ge-
wisse Art ins Gewissen geschrieben ist) und nimmt
mich gefangen
(reisset mich bey meinem grossen
Unvermögen dahin, und beherrschet mich) in
der Sünden-Gesetz, welches ist in meinen
Gliedern
(es unterwirft mich sich selbst: nach der
Hebräischen Redens-Art, da das vorhergehende
nomen an statt des pronominis reciproci gesetzet
und also wiederholet wird.)

V. 24.

Jch elender Mensch, wer wird mich
erlösen von dem Leibe dieses Todes,
(von
dem Leibe des alten Menschen c. 6, 6. und allen
seinen Gliedern, oder Theilen und Kräften: von
dem gantzen Stande der mich im geistlichen To-
de zum ewigen von Natur beherrschenden Sün-
de: woraus ich mich unter dem Gesetz selbst nicht
schwingen kan, sondern dazu eines Erlösers be-
nöthiget bin.

Anmerckung.

Mit dieser Vorstellung zeiget Paulus an,
wie man unter dem Gesetz durch seine eigene Noth
endlich zu dem vom Evangelio gezeigten Erlöser,
CHristo, getrieben werde.

V. 25.

Jch dancke GOTT, durch JESUM
CHristum, unsern HERRN,
(daß mir nem-
lich von dem Leibe des Todes durch ihn eine Er-
lösung, davon bereits cap. 3. 4. 5. 6. auch cap.
7. v. 4. gehandelt worden, und welcher auch cap.
8. wieder gedacht werden wird, wiederfahren ist,
auch der Application nach; und wie mir also
und allen übrigen Gläubigen; oder allen denen
widerfähret, welche sich von Mose zu CHristo
wenden.) So diene ich nun (nach dem Recht
und aus der Kraft der durch CHristum geschehe-
nen Erlösung) mit dem Gemüthe dem Gese-
tze GOttes
(diesem diene ich nun von Hertzen,
also, daß ich ihm einen, ob gleich nicht vollkom-
menen, doch wahrhaftigen Gehorsam, erweise;
an statt dessen, daß ich zuvor das Gesetz GOttes
nur an sich selbst für gut gehalten v. 16. und,
wenn es hoch kam, an demselben nur einige Lust
hatte v. 22. aber diese Lust ohne Kraft nicht ins
Werck richten konte) aber mit dem Fleisch
(der noch übrigen Unvollkommenheit nach) dem
Gesetz der Sünden
(also, daß ich das widrige

prin-

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 7, v. 21-25.
[Spaltenumbruch] thue, das ich nicht will, ſo thue ich daſ-
ſelbe nicht
(in ſo fern mein Wollen dagegen ge-
richtet iſt) ſondern die Suͤnde, die in mir
wohnet
(und mich beherrſchet.)

Anmerckung.

Selbſt etwas thun, heißt alhier ſo viel,
als es freywillig und mit Vorſatz thun. Die-
ſes ſelbſt thun, nemlich das Boͤſe, ſo fern es ſich
im Stande der Sicherheit befindet, hoͤret nun
zwar durch die nachdruͤckliche Beſtrafung des
Geſetzes auf; allein es wird doch die Herrſchaft
der Suͤnde damit noch nicht hinweg genommen,
ſondern der Menſch befindet ſich davon auch wi-
der ſeinen Wunſch beherrſchet, ſo lange er auſſer
dem Stande der Gnade bleibet.

V. 21. 22.

So finde ich mir nun ein Geſetz (τὸν
νόμον, das Geſetz, (nemlich τ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ν κακὸν, das boͤſe)
der ich will das Gute thun, daß mir das
Boͤſe anhanget
(und zwar alſo, daß es mich
beherrſchet.) V. 22. Denn ich habe Luſt am
Geſetz GOttes nach dem inwendigen Men-
ſchen
(in meinem innern, es reget ſich in meiner
Seelen, aus der zuvorkommenden und erwecken-
den Gnade, einiges Gefallen am Geſetze GOt-
tes.

Anmerckungen.

1. Mit dieſer Luſt am Geſetze GOttes hat
es die Beſchaffenheit nicht, davon David ſpricht
Pſalm 1, 2. Denn die von David beſchriebene
heilige Luſt am Geſetze des HERRN hat-
te die Herrſchaft uͤber die boͤſen Luͤſte: ſintemal
der damit erfuͤllete Menſch iſt wie ein Baum
an den Waſſer-Baͤchen gepflantzet, der ſei-
ne Frucht bringet zu ſeiner Zeit,
und alſo
auch ein Erweis iſt von dem ſeligen Zuſtande ei-
nes ſolchen Menſchen.

2. Ein anders iſt der inwendie Menſch, ein
anders der neue. Welches gar leichtlich aus
dem Gegenſatze zu erkennen iſt. Denn der in-
wendige
wird alſo genennet, im Gegenſatz auf
den aͤuſſerlichen, das iſt, den Leib mit ſeinen Glie-
dern: aber des neuen Menſchen Gegenſatz iſt
der alte c. 6, 6. das iſt, nach der Redens-Art der
heiligen Schrift, das Suͤnden-Ubel. Dieſes iſt
an ſich klar, und wird bekraͤftiget aus dem Orte
2 Cor. 4, 16. da es heißt: Ob gleich unſer aͤuſ-
ſerlicher Menſch
(der Leib mit allen ſeinen ſinn-
lichen Kraͤften) verweſet, ſo wird doch der
innerliche
(die Seele) von Tage zu Tage ver-
neuret. Da wir ſehen, daß der innerliche Menſch
nicht ſchon der neue Menſch iſt, ſondern erſt ver-
neuret wird. Und alſo iſt wol der neue Menſch
auch der innere; aber der innere iſt nicht bey
allen der neue, ſondern bey vielen der alte, und
zwar bey allen denen, welche der Apoſtel alhier
nach dem Zuſtande unter dem Geſetze beſchreibet.
Wenn man hiebey erweget die Worte Pauli
Eph. 4, 23. Erneuret euch im Geiſte eures
Gemuͤths:
ſo iſt der Geiſt des Gemuͤths
nichts anders als der inwendige Menſch, der da
erneuret werden ſoll; und wenn dieſes geſchie-
het, ſo wird er angezogen v. 24. gleichwie es
[Spaltenumbruch] c. 3, 16. heißt: am inwendigen Menſchen,
d. i. an der Seele, durch den Geiſt GOttes
ſtarck werden.
Und wenn der innere Menſch
in der Erneurung ſtehet, ſo heißt er 1 Petr. 3,
4. der verborgene Menſch des Hertzens vor
GOtt unverruͤckt mit ſanftem und ſtillem
Geiſte.

V. 23.

Jch ſehe (finde und fuͤhle) aber ein ander
Geſetz
(ein anderes, und gantz widriges princi-
pium,
einen gantz widrigen und dabey herrſchen-
den Trieb) in meinen Gliedern (in den Glie-
dern des alten Menſchen, in allen Theilen, Stuͤ-
cken und Kraͤften der verderbten Natur) das da
widerſtreitet dem Geſetz in meinen Gemuͤ-
the
(dem Geſetze GOttes, welches mir auf ge-
wiſſe Art ins Gewiſſen geſchrieben iſt) und nimmt
mich gefangen
(reiſſet mich bey meinem groſſen
Unvermoͤgen dahin, und beherrſchet mich) in
der Suͤnden-Geſetz, welches iſt in meinen
Gliedern
(es unterwirft mich ſich ſelbſt: nach der
Hebraͤiſchen Redens-Art, da das vorhergehende
nomen an ſtatt des pronominis reciproci geſetzet
und alſo wiederholet wird.)

V. 24.

Jch elender Menſch, wer wird mich
erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes,
(von
dem Leibe des alten Menſchen c. 6, 6. und allen
ſeinen Gliedern, oder Theilen und Kraͤften: von
dem gantzen Stande der mich im geiſtlichen To-
de zum ewigen von Natur beherrſchenden Suͤn-
de: woraus ich mich unter dem Geſetz ſelbſt nicht
ſchwingen kan, ſondern dazu eines Erloͤſers be-
noͤthiget bin.

Anmerckung.

Mit dieſer Vorſtellung zeiget Paulus an,
wie man unter dem Geſetz durch ſeine eigene Noth
endlich zu dem vom Evangelio gezeigten Erloͤſer,
CHriſto, getrieben werde.

V. 25.

Jch dancke GOTT, durch JESUM
CHriſtum, unſern HERRN,
(daß mir nem-
lich von dem Leibe des Todes durch ihn eine Er-
loͤſung, davon bereits cap. 3. 4. 5. 6. auch cap.
7. v. 4. gehandelt worden, und welcher auch cap.
8. wieder gedacht werden wird, wiederfahren iſt,
auch der Application nach; und wie mir alſo
und allen uͤbrigen Glaͤubigen; oder allen denen
widerfaͤhret, welche ſich von Moſe zu CHriſto
wenden.) So diene ich nun (nach dem Recht
und aus der Kraft der durch CHriſtum geſchehe-
nen Erloͤſung) mit dem Gemuͤthe dem Geſe-
tze GOttes
(dieſem diene ich nun von Hertzen,
alſo, daß ich ihm einen, ob gleich nicht vollkom-
menen, doch wahrhaftigen Gehorſam, erweiſe;
an ſtatt deſſen, daß ich zuvor das Geſetz GOttes
nur an ſich ſelbſt fuͤr gut gehalten v. 16. und,
wenn es hoch kam, an demſelben nur einige Luſt
hatte v. 22. aber dieſe Luſt ohne Kraft nicht ins
Werck richten konte) aber mit dem Fleiſch
(der noch uͤbrigen Unvollkommenheit nach) dem
Geſetz der Suͤnden
(alſo, daß ich das widrige

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[92/0120] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 7, v. 21-25. thue, das ich nicht will, ſo thue ich daſ- ſelbe nicht (in ſo fern mein Wollen dagegen ge- richtet iſt) ſondern die Suͤnde, die in mir wohnet (und mich beherrſchet.) Anmerckung. Selbſt etwas thun, heißt alhier ſo viel, als es freywillig und mit Vorſatz thun. Die- ſes ſelbſt thun, nemlich das Boͤſe, ſo fern es ſich im Stande der Sicherheit befindet, hoͤret nun zwar durch die nachdruͤckliche Beſtrafung des Geſetzes auf; allein es wird doch die Herrſchaft der Suͤnde damit noch nicht hinweg genommen, ſondern der Menſch befindet ſich davon auch wi- der ſeinen Wunſch beherrſchet, ſo lange er auſſer dem Stande der Gnade bleibet. V. 21. 22. So finde ich mir nun ein Geſetz (τὸν νόμον, das Geſetz, (nemlich τ_ ν κακὸν, das boͤſe) der ich will das Gute thun, daß mir das Boͤſe anhanget (und zwar alſo, daß es mich beherrſchet.) V. 22. Denn ich habe Luſt am Geſetz GOttes nach dem inwendigen Men- ſchen (in meinem innern, es reget ſich in meiner Seelen, aus der zuvorkommenden und erwecken- den Gnade, einiges Gefallen am Geſetze GOt- tes. Anmerckungen. 1. Mit dieſer Luſt am Geſetze GOttes hat es die Beſchaffenheit nicht, davon David ſpricht Pſalm 1, 2. Denn die von David beſchriebene heilige Luſt am Geſetze des HERRN hat- te die Herrſchaft uͤber die boͤſen Luͤſte: ſintemal der damit erfuͤllete Menſch iſt wie ein Baum an den Waſſer-Baͤchen gepflantzet, der ſei- ne Frucht bringet zu ſeiner Zeit, und alſo auch ein Erweis iſt von dem ſeligen Zuſtande ei- nes ſolchen Menſchen. 2. Ein anders iſt der inwendie Menſch, ein anders der neue. Welches gar leichtlich aus dem Gegenſatze zu erkennen iſt. Denn der in- wendige wird alſo genennet, im Gegenſatz auf den aͤuſſerlichen, das iſt, den Leib mit ſeinen Glie- dern: aber des neuen Menſchen Gegenſatz iſt der alte c. 6, 6. das iſt, nach der Redens-Art der heiligen Schrift, das Suͤnden-Ubel. Dieſes iſt an ſich klar, und wird bekraͤftiget aus dem Orte 2 Cor. 4, 16. da es heißt: Ob gleich unſer aͤuſ- ſerlicher Menſch (der Leib mit allen ſeinen ſinn- lichen Kraͤften) verweſet, ſo wird doch der innerliche (die Seele) von Tage zu Tage ver- neuret. Da wir ſehen, daß der innerliche Menſch nicht ſchon der neue Menſch iſt, ſondern erſt ver- neuret wird. Und alſo iſt wol der neue Menſch auch der innere; aber der innere iſt nicht bey allen der neue, ſondern bey vielen der alte, und zwar bey allen denen, welche der Apoſtel alhier nach dem Zuſtande unter dem Geſetze beſchreibet. Wenn man hiebey erweget die Worte Pauli Eph. 4, 23. Erneuret euch im Geiſte eures Gemuͤths: ſo iſt der Geiſt des Gemuͤths nichts anders als der inwendige Menſch, der da erneuret werden ſoll; und wenn dieſes geſchie- het, ſo wird er angezogen v. 24. gleichwie es c. 3, 16. heißt: am inwendigen Menſchen, d. i. an der Seele, durch den Geiſt GOttes ſtarck werden. Und wenn der innere Menſch in der Erneurung ſtehet, ſo heißt er 1 Petr. 3, 4. der verborgene Menſch des Hertzens vor GOtt unverruͤckt mit ſanftem und ſtillem Geiſte. V. 23. Jch ſehe (finde und fuͤhle) aber ein ander Geſetz (ein anderes, und gantz widriges princi- pium, einen gantz widrigen und dabey herrſchen- den Trieb) in meinen Gliedern (in den Glie- dern des alten Menſchen, in allen Theilen, Stuͤ- cken und Kraͤften der verderbten Natur) das da widerſtreitet dem Geſetz in meinen Gemuͤ- the (dem Geſetze GOttes, welches mir auf ge- wiſſe Art ins Gewiſſen geſchrieben iſt) und nimmt mich gefangen (reiſſet mich bey meinem groſſen Unvermoͤgen dahin, und beherrſchet mich) in der Suͤnden-Geſetz, welches iſt in meinen Gliedern (es unterwirft mich ſich ſelbſt: nach der Hebraͤiſchen Redens-Art, da das vorhergehende nomen an ſtatt des pronominis reciproci geſetzet und alſo wiederholet wird.) V. 24. Jch elender Menſch, wer wird mich erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes, (von dem Leibe des alten Menſchen c. 6, 6. und allen ſeinen Gliedern, oder Theilen und Kraͤften: von dem gantzen Stande der mich im geiſtlichen To- de zum ewigen von Natur beherrſchenden Suͤn- de: woraus ich mich unter dem Geſetz ſelbſt nicht ſchwingen kan, ſondern dazu eines Erloͤſers be- noͤthiget bin. Anmerckung. Mit dieſer Vorſtellung zeiget Paulus an, wie man unter dem Geſetz durch ſeine eigene Noth endlich zu dem vom Evangelio gezeigten Erloͤſer, CHriſto, getrieben werde. V. 25. Jch dancke GOTT, durch JESUM CHriſtum, unſern HERRN, (daß mir nem- lich von dem Leibe des Todes durch ihn eine Er- loͤſung, davon bereits cap. 3. 4. 5. 6. auch cap. 7. v. 4. gehandelt worden, und welcher auch cap. 8. wieder gedacht werden wird, wiederfahren iſt, auch der Application nach; und wie mir alſo und allen uͤbrigen Glaͤubigen; oder allen denen widerfaͤhret, welche ſich von Moſe zu CHriſto wenden.) So diene ich nun (nach dem Recht und aus der Kraft der durch CHriſtum geſchehe- nen Erloͤſung) mit dem Gemuͤthe dem Geſe- tze GOttes (dieſem diene ich nun von Hertzen, alſo, daß ich ihm einen, ob gleich nicht vollkom- menen, doch wahrhaftigen Gehorſam, erweiſe; an ſtatt deſſen, daß ich zuvor das Geſetz GOttes nur an ſich ſelbſt fuͤr gut gehalten v. 16. und, wenn es hoch kam, an demſelben nur einige Luſt hatte v. 22. aber dieſe Luſt ohne Kraft nicht ins Werck richten konte) aber mit dem Fleiſch (der noch uͤbrigen Unvollkommenheit nach) dem Geſetz der Suͤnden (alſo, daß ich das widrige prin-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/120>, abgerufen am 23.11.2024.