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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 19.
[Spaltenumbruch] solches sehnen haben sie ja aus sich selbst nach
ihrer verderbten Natur nicht haben können. Es
findet sich dieses auch gar nicht also in der Kir-
chen-Geschicht. Es läßt sich auch nicht sagen,
daß sie GOtt ohne ihren Willen der Eitelkeit
unterworfen habe.
3. Da nun keine Menschen unter dem
Worte Creatur verstanden werden können, und
von den Engeln es sich auch nicht einmal ge-
dencken lässet; da die guten Engel der Eitelkeit
nicht unterworfen sind, und das sehnliche Ver-
langen nach der Offenbarung der Herrlichkeit
der Kinder GOttes von den bösen nicht gesaget
werden kan; auch alle übrige Auslegungen un-
gereimt sind: so bleibet nichts übrig, als daß
man das Wort Creatur in seinem gantz natür-
lichen und eigentlichen Verstande, auf welchen
die Vorurtheile die meisten Ausleger nicht ha-
ben kommen lassen, nehme, das ist, daß man
es von den vom menschlichen Geschlecht unter-
schiedenen Geschlechten der sichtbaren Welt ver-
stehe.
4. Hiebey aber entstehet eine andere Fra-
ge: Ob denn diese sichtbare Welt werde der-
maleins gantz und gar vernichtet, oder
aber, ob sie nur werde verneuert, und in ei-
nem herrlichern Zustande dargestellet werden?
Die gemeineste, oder doch sehr vieler ihre Mei-
nung gehet auf eine gäntzliche Vernichtung.
Welche aber weder mit den Worten dieses Te-
xtes, noch mit andern Schrift-Stellen beste-
hen kan.
5. Gedachte Meinung kan nicht bestehen
mit den Worten dieses Textes. Denn a. es
wird von der Creatur gesaget, daß sie vom
Dienste des vergänglichen Wesens befreyet
werden soll.
Ein anders aber ist es, wovon
befreyet, ein anders gar vernichtet und auf-
gehoben werden. b. Die Creatur soll nicht al-
lein befreyet werden apo, von dem Dienst der
Vergänglichkeit; sondern auch eis ten eleu-
therian, zu der herrlichen Freyheit der Kinder
GOttes. Und also wird nicht allein terminus
a quo,
sondern auch ad quem in der Befreyung
bezeichnet, daß nemlich die Creatur auf ihre Art
an der künftigen Verherrlichung der Kinder
GOttes mit Theil nehmen soll. c. Die Crea-
tur sehnet sich gar heftig auf ihre Art nach ih-
rem herrlichen Zustande, und folglich nicht nach
ihrem gäntzlichen Untergang; als wornach na-
türlicher weise sich nichts sehnet; sondern ein
iedes Ding, so viel an ihm ist, gehet auf seine
Erhaltung. Und da andere wol gesehen haben,
daß sich dieser Text nicht von der sichtbaren Welt
in Ansehung der gäntzlichen Vernichtung er-
klären läßt, sind sie auf andere Auslegungen
gefallen; welche aber eben so wenig statt fin-
den.
6. Gleichwie nun gedachte Explication,
da man die Creatur zwar von der sichtbaren
Welt verstehet, aber doch alles auf derselben
Zernichtung führet, aus vorgefaßter Meinung
von der als vest gesetzten annihilation herrühret,
und den sensum nicht aus dem Texte eruiret,
sondern in denselben inseriret, und ihm daher
auch Gewalt thut: so ist der darinnen liegende,
[Spaltenumbruch] und also daraus nicht erst mühesam zu eruirende,
sondern gar offenbare, Verstand dieser, daß
dieses universum, die sichtbare Welt, nicht
werde dem Wesen nach vergehen, und gäntzlich
vernichtet, sondern verneuret werden; und
zwar alsdenn, wenn die Kinder GOttes aus
dem Stande ihrer Erniedrigung werden zu ihrer
Erhöhung gelangen.
7. Diesen sensum erweise ich
a. aus dem Texte; und zwar nach denen num.
5. angeführten drey rationibus.
b. Aus andern Schrift-Oertern, als Psalm.
102, 26. 27. Jes. 65, 17. 66, 22. Hebr. 1, 10.
2, 12. 2 Pet. 3, 13. Apoc. 21, 1 5.
c. Aus der Analogia, oder Aehnlichkeit zwi-
schen dem Menschen, als der kleinen, und
der grossen Welt. Wenn GOtt die Men-
schen wird verkläret nach Leib und Seele dar-
stellen, sonderlich dem Leibe nach, der auf
gewisse Art mit zur sichtbaren grossen Welt
gehöret, so erfodert es die Harmonie der
Wercke GOttes, daß auch in der grossen Welt
eine Haupt-Veränderung zu ihrer Verbesse-
rung vorgehe: zumal da wir wissen, daß sie
um des menschlichen Geschlechts willen un-
ter den Fluch und in einen schlechten Zustand
gerathen ist; sonderlich was denjenigen Theil
der sichtbaren Welt betrifft, den der Mensch
zu nechst unter, um und über sich hat: und
daher es sich sehr wohl schicket, daß sie nach
aufgehabenem Fluch auch wieder in ihren vo-
rigen, ja noch in einen viel bessern, Zustand
gesetzet werden; wie denn auch der Mensch
in CHristo mehr wieder bekömmt, als er in
Adam verlohren hat. Und das ists, was in
unserm Texte gesaget wird, daß die Crea-
tur wartet auf die Offenbarung der
Kinder GOttes.
v. 19. daß sie der Eitel-
keit, oder der Vergänglichkeit, der Zer-
brechlichkeit, auch so vielem Elende unterwor-
fen ist auf Hoffnung, nemlich der Befrey-
ung
v. 20. daß sie frey werden wird von
dem Dienst des vergänglichen Wesens
zu der herrlichen Freyheit der Kinder
GOttes.
v. 21. Man stelle sich die Sache
im Gleichniß vor von einem Königl. Printzen
und seinen Bedienten. Wenn dieser ein
Rebel wird, so ist es billig, daß er nicht al-
lein seiner vorigen Herrlichkeit beraubet
werde, sondern auch daß seine Bedienten,
so fern sie ihm gelassen werden, um ihres
Herrn willen, in einen weit schlechtern Zu-
stand kommen. Wenn aber der Printz wie-
der zu Gnaden angenommen wird, ist es denn
nicht billig, daß auch seine Bedienten auf
eine ihnen gemässe Art es mit geniessen, und
insonderheit mit einer geschenckten köstlichen
Liberey erscheinen? Wer wolte daran zwei-
feln? Die Application ist schon gemacht.
d. Aus der mehrern Verherrlichung Got-
ter in seinen Eigenschaften.
Denn da
die gäntzliche Vernichtung der Welt nur
ein Werck der blossen Allmacht GOttes
seyn würde; so wird die Erneurung der-
selben nicht allein ein Werck der Allmacht,
sondern auch der Weisheit und Güte Got-
tes
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 19.
[Spaltenumbruch] ſolches ſehnen haben ſie ja aus ſich ſelbſt nach
ihrer verderbten Natur nicht haben koͤnnen. Es
findet ſich dieſes auch gar nicht alſo in der Kir-
chen-Geſchicht. Es laͤßt ſich auch nicht ſagen,
daß ſie GOtt ohne ihren Willen der Eitelkeit
unterworfen habe.
3. Da nun keine Menſchen unter dem
Worte Creatur verſtanden werden koͤnnen, und
von den Engeln es ſich auch nicht einmal ge-
dencken laͤſſet; da die guten Engel der Eitelkeit
nicht unterworfen ſind, und das ſehnliche Ver-
langen nach der Offenbarung der Herrlichkeit
der Kinder GOttes von den boͤſen nicht geſaget
werden kan; auch alle uͤbrige Auslegungen un-
gereimt ſind: ſo bleibet nichts uͤbrig, als daß
man das Wort Creatur in ſeinem gantz natuͤr-
lichen und eigentlichen Verſtande, auf welchen
die Vorurtheile die meiſten Ausleger nicht ha-
ben kommen laſſen, nehme, das iſt, daß man
es von den vom menſchlichen Geſchlecht unter-
ſchiedenen Geſchlechten der ſichtbaren Welt ver-
ſtehe.
4. Hiebey aber entſtehet eine andere Fra-
ge: Ob denn dieſe ſichtbare Welt werde der-
maleins gantz und gar vernichtet, oder
aber, ob ſie nur werde verneuert, und in ei-
nem herrlichern Zuſtande dargeſtellet werden?
Die gemeineſte, oder doch ſehr vieler ihre Mei-
nung gehet auf eine gaͤntzliche Vernichtung.
Welche aber weder mit den Worten dieſes Te-
xtes, noch mit andern Schrift-Stellen beſte-
hen kan.
5. Gedachte Meinung kan nicht beſtehen
mit den Worten dieſes Textes. Denn a. es
wird von der Creatur geſaget, daß ſie vom
Dienſte des vergaͤnglichen Weſens befreyet
werden ſoll.
Ein anders aber iſt es, wovon
befreyet, ein anders gar vernichtet und auf-
gehoben werden. b. Die Creatur ſoll nicht al-
lein befreyet werden ἀπὸ, von dem Dienſt der
Vergaͤnglichkeit; ſondern auch ἐις τὴν ἐλευ-
ϑερίαν, zu der herrlichen Freyheit der Kinder
GOttes. Und alſo wird nicht allein terminus
a quo,
ſondern auch ad quem in der Befreyung
bezeichnet, daß nemlich die Creatur auf ihre Art
an der kuͤnftigen Verherrlichung der Kinder
GOttes mit Theil nehmen ſoll. c. Die Crea-
tur ſehnet ſich gar heftig auf ihre Art nach ih-
rem herrlichen Zuſtande, und folglich nicht nach
ihrem gaͤntzlichen Untergang; als wornach na-
tuͤrlicher weiſe ſich nichts ſehnet; ſondern ein
iedes Ding, ſo viel an ihm iſt, gehet auf ſeine
Erhaltung. Und da andere wol geſehen haben,
daß ſich dieſer Text nicht von der ſichtbaren Welt
in Anſehung der gaͤntzlichen Vernichtung er-
klaͤren laͤßt, ſind ſie auf andere Auslegungen
gefallen; welche aber eben ſo wenig ſtatt fin-
den.
6. Gleichwie nun gedachte Explication,
da man die Creatur zwar von der ſichtbaren
Welt verſtehet, aber doch alles auf derſelben
Zernichtung fuͤhret, aus vorgefaßter Meinung
von der als veſt geſetzten annihilation herruͤhret,
und den ſenſum nicht aus dem Texte eruiret,
ſondern in denſelben inſeriret, und ihm daher
auch Gewalt thut: ſo iſt der darinnen liegende,
[Spaltenumbruch] und alſo daraus nicht erſt muͤheſam zu eruirende,
ſondern gar offenbare, Verſtand dieſer, daß
dieſes univerſum, die ſichtbare Welt, nicht
werde dem Weſen nach vergehen, und gaͤntzlich
vernichtet, ſondern verneuret werden; und
zwar alsdenn, wenn die Kinder GOttes aus
dem Stande ihrer Erniedrigung werden zu ihrer
Erhoͤhung gelangen.
7. Dieſen ſenſum erweiſe ich
a. aus dem Texte; und zwar nach denen num.
5. angefuͤhrten drey rationibus.
b. Aus andern Schrift-Oertern, als Pſalm.
102, 26. 27. Jeſ. 65, 17. 66, 22. Hebr. 1, 10.
2, 12. 2 Pet. 3, 13. Apoc. 21, 1 5.
c. Aus der Analogia, oder Aehnlichkeit zwi-
ſchen dem Menſchen, als der kleinen, und
der groſſen Welt. Wenn GOtt die Men-
ſchen wird verklaͤret nach Leib und Seele dar-
ſtellen, ſonderlich dem Leibe nach, der auf
gewiſſe Art mit zur ſichtbaren groſſen Welt
gehoͤret, ſo erfodert es die Harmonie der
Wercke GOttes, daß auch in der groſſen Welt
eine Haupt-Veraͤnderung zu ihrer Verbeſſe-
rung vorgehe: zumal da wir wiſſen, daß ſie
um des menſchlichen Geſchlechts willen un-
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rigen, ja noch in einen viel beſſern, Zuſtand
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in CHriſto mehr wieder bekoͤmmt, als er in
Adam verlohren hat. Und das iſts, was in
unſerm Texte geſaget wird, daß die Crea-
tur wartet auf die Offenbarung der
Kinder GOttes.
v. 19. daß ſie der Eitel-
keit, oder der Vergaͤnglichkeit, der Zer-
brechlichkeit, auch ſo vielem Elende unterwor-
fen iſt auf Hoffnung, nemlich der Befrey-
ung
v. 20. daß ſie frey werden wird von
dem Dienſt des vergaͤnglichen Weſens
zu der herrlichen Freyheit der Kinder
GOttes.
v. 21. Man ſtelle ſich die Sache
im Gleichniß vor von einem Koͤnigl. Printzen
und ſeinen Bedienten. Wenn dieſer ein
Rebel wird, ſo iſt es billig, daß er nicht al-
lein ſeiner vorigen Herrlichkeit beraubet
werde, ſondern auch daß ſeine Bedienten,
ſo fern ſie ihm gelaſſen werden, um ihres
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ſtand kommen. Wenn aber der Printz wie-
der zu Gnaden angenommen wird, iſt es denn
nicht billig, daß auch ſeine Bedienten auf
eine ihnen gemaͤſſe Art es mit genieſſen, und
inſonderheit mit einer geſchenckten koͤſtlichen
Liberey erſcheinen? Wer wolte daran zwei-
feln? Die Application iſt ſchon gemacht.
d. Aus der mehrern Verherrlichung Got-
ter in ſeinen Eigenſchaften.
Denn da
die gaͤntzliche Vernichtung der Welt nur
ein Werck der bloſſen Allmacht GOttes
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[102/0130] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 19. ſolches ſehnen haben ſie ja aus ſich ſelbſt nach ihrer verderbten Natur nicht haben koͤnnen. Es findet ſich dieſes auch gar nicht alſo in der Kir- chen-Geſchicht. Es laͤßt ſich auch nicht ſagen, daß ſie GOtt ohne ihren Willen der Eitelkeit unterworfen habe. 3. Da nun keine Menſchen unter dem Worte Creatur verſtanden werden koͤnnen, und von den Engeln es ſich auch nicht einmal ge- dencken laͤſſet; da die guten Engel der Eitelkeit nicht unterworfen ſind, und das ſehnliche Ver- langen nach der Offenbarung der Herrlichkeit der Kinder GOttes von den boͤſen nicht geſaget werden kan; auch alle uͤbrige Auslegungen un- gereimt ſind: ſo bleibet nichts uͤbrig, als daß man das Wort Creatur in ſeinem gantz natuͤr- lichen und eigentlichen Verſtande, auf welchen die Vorurtheile die meiſten Ausleger nicht ha- ben kommen laſſen, nehme, das iſt, daß man es von den vom menſchlichen Geſchlecht unter- ſchiedenen Geſchlechten der ſichtbaren Welt ver- ſtehe. 4. Hiebey aber entſtehet eine andere Fra- ge: Ob denn dieſe ſichtbare Welt werde der- maleins gantz und gar vernichtet, oder aber, ob ſie nur werde verneuert, und in ei- nem herrlichern Zuſtande dargeſtellet werden? Die gemeineſte, oder doch ſehr vieler ihre Mei- nung gehet auf eine gaͤntzliche Vernichtung. Welche aber weder mit den Worten dieſes Te- xtes, noch mit andern Schrift-Stellen beſte- hen kan. 5. Gedachte Meinung kan nicht beſtehen mit den Worten dieſes Textes. Denn a. es wird von der Creatur geſaget, daß ſie vom Dienſte des vergaͤnglichen Weſens befreyet werden ſoll. Ein anders aber iſt es, wovon befreyet, ein anders gar vernichtet und auf- gehoben werden. b. Die Creatur ſoll nicht al- lein befreyet werden ἀπὸ, von dem Dienſt der Vergaͤnglichkeit; ſondern auch ἐις τὴν ἐλευ- ϑερίαν, zu der herrlichen Freyheit der Kinder GOttes. Und alſo wird nicht allein terminus a quo, ſondern auch ad quem in der Befreyung bezeichnet, daß nemlich die Creatur auf ihre Art an der kuͤnftigen Verherrlichung der Kinder GOttes mit Theil nehmen ſoll. c. Die Crea- tur ſehnet ſich gar heftig auf ihre Art nach ih- rem herrlichen Zuſtande, und folglich nicht nach ihrem gaͤntzlichen Untergang; als wornach na- tuͤrlicher weiſe ſich nichts ſehnet; ſondern ein iedes Ding, ſo viel an ihm iſt, gehet auf ſeine Erhaltung. Und da andere wol geſehen haben, daß ſich dieſer Text nicht von der ſichtbaren Welt in Anſehung der gaͤntzlichen Vernichtung er- klaͤren laͤßt, ſind ſie auf andere Auslegungen gefallen; welche aber eben ſo wenig ſtatt fin- den. 6. Gleichwie nun gedachte Explication, da man die Creatur zwar von der ſichtbaren Welt verſtehet, aber doch alles auf derſelben Zernichtung fuͤhret, aus vorgefaßter Meinung von der als veſt geſetzten annihilation herruͤhret, und den ſenſum nicht aus dem Texte eruiret, ſondern in denſelben inſeriret, und ihm daher auch Gewalt thut: ſo iſt der darinnen liegende, und alſo daraus nicht erſt muͤheſam zu eruirende, ſondern gar offenbare, Verſtand dieſer, daß dieſes univerſum, die ſichtbare Welt, nicht werde dem Weſen nach vergehen, und gaͤntzlich vernichtet, ſondern verneuret werden; und zwar alsdenn, wenn die Kinder GOttes aus dem Stande ihrer Erniedrigung werden zu ihrer Erhoͤhung gelangen. 7. Dieſen ſenſum erweiſe ich a. aus dem Texte; und zwar nach denen num. 5. angefuͤhrten drey rationibus. b. Aus andern Schrift-Oertern, als Pſalm. 102, 26. 27. Jeſ. 65, 17. 66, 22. Hebr. 1, 10. 2, 12. 2 Pet. 3, 13. Apoc. 21, 1 5. c. Aus der Analogia, oder Aehnlichkeit zwi- ſchen dem Menſchen, als der kleinen, und der groſſen Welt. Wenn GOtt die Men- ſchen wird verklaͤret nach Leib und Seele dar- ſtellen, ſonderlich dem Leibe nach, der auf gewiſſe Art mit zur ſichtbaren groſſen Welt gehoͤret, ſo erfodert es die Harmonie der Wercke GOttes, daß auch in der groſſen Welt eine Haupt-Veraͤnderung zu ihrer Verbeſſe- rung vorgehe: zumal da wir wiſſen, daß ſie um des menſchlichen Geſchlechts willen un- ter den Fluch und in einen ſchlechten Zuſtand gerathen iſt; ſonderlich was denjenigen Theil der ſichtbaren Welt betrifft, den der Menſch zu nechſt unter, um und uͤber ſich hat: und daher es ſich ſehr wohl ſchicket, daß ſie nach aufgehabenem Fluch auch wieder in ihren vo- rigen, ja noch in einen viel beſſern, Zuſtand geſetzet werden; wie denn auch der Menſch in CHriſto mehr wieder bekoͤmmt, als er in Adam verlohren hat. Und das iſts, was in unſerm Texte geſaget wird, daß die Crea- tur wartet auf die Offenbarung der Kinder GOttes. v. 19. daß ſie der Eitel- keit, oder der Vergaͤnglichkeit, der Zer- brechlichkeit, auch ſo vielem Elende unterwor- fen iſt auf Hoffnung, nemlich der Befrey- ung v. 20. daß ſie frey werden wird von dem Dienſt des vergaͤnglichen Weſens zu der herrlichen Freyheit der Kinder GOttes. v. 21. Man ſtelle ſich die Sache im Gleichniß vor von einem Koͤnigl. Printzen und ſeinen Bedienten. Wenn dieſer ein Rebel wird, ſo iſt es billig, daß er nicht al- lein ſeiner vorigen Herrlichkeit beraubet werde, ſondern auch daß ſeine Bedienten, ſo fern ſie ihm gelaſſen werden, um ihres Herrn willen, in einen weit ſchlechtern Zu- ſtand kommen. Wenn aber der Printz wie- der zu Gnaden angenommen wird, iſt es denn nicht billig, daß auch ſeine Bedienten auf eine ihnen gemaͤſſe Art es mit genieſſen, und inſonderheit mit einer geſchenckten koͤſtlichen Liberey erſcheinen? Wer wolte daran zwei- feln? Die Application iſt ſchon gemacht. d. Aus der mehrern Verherrlichung Got- ter in ſeinen Eigenſchaften. Denn da die gaͤntzliche Vernichtung der Welt nur ein Werck der bloſſen Allmacht GOttes ſeyn wuͤrde; ſo wird die Erneurung der- ſelben nicht allein ein Werck der Allmacht, ſondern auch der Weisheit und Guͤte Got- tes

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/130>, abgerufen am 23.11.2024.