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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 27. 28.
[Spaltenumbruch] mehr von dem Apostel genommen wird, als
1 Cor. 2, 2. Jch war bey euch mit Schwach-
heit
etc. 2 Cor. 11, 30. Jch will mich meiner
Schwachheit rühmen.
Also auch c. 12, 5. 9.
10. 13, 9. Hebr. 4, 15. 5, 2. Doch sind ande-
re Schwachheiten alhier nicht ausgenommen.
2. Der Sohn GOttes vertritt uns, als
unser Erlöser und Mittler, zur Rechten GOttes,
Kraft seines Löse-Geldes Rom. 8, 34. 1 Joh. 2,
1. 2. Hebr. 7, 25. 9, 24. 12, 24. aber der Hei-
lige Geist vertritt uns mit Seufzen, wenn er
dieselbe in uns erwecket, und machet, daß wir
uns damit wohlgefällig zu GOTT nahen kön-
nen. Jn welchem Verstande es v. 15. und Gal.
4, 6. heißt, daß er in uns schreye Abba, lie-
ber Vater!
Wie er denn ein Geist der Gnaden
und des Gebets ist: Zach. 12, 10.
3. Daß Gottlose nicht beten können, oder
doch nicht recht beten, und daher auch nicht er-
höret werden, kömmt daher, weil sie den Geist
des Gebets nicht haben.
V. 27.

Der aber die Hertzen forschet (GOTT
der Hertzens-Kündiger 1 Sam. 16, 12. 1 Chron.
28, 9. 29, 17. Ps. 7, 10. 139, 1. 2. Jer. 11, 20.
17, 10. 20, 12. Ap. Gesch. 1, 24. 15, 8. und also
auch die innerlichen Seufzen, das verborgene
Verlangen des Hertzens, erkennet,) der weiß,
was des Geistes Sinn sey
(er unterscheidet
gar wohl dasjenige, was der Heilige Geist in
uns zum Gebet gewircket hat, von dem, was
nach unserm eignen Willen in uns aufsteiget.)
Denn er vertritt die Heiligen, nachdem es
GOTT gefället.
kata ton Theon, kata to thi-
lema tou Theou 1 Joh. 5, 14. er erwecket in ihnen
nur lauter solche Seufzer, die GOTT gefallen,
und die daher auch erhöret werden.

Anmerckung.

Das Gebet der Christen soll zwar auch bil-
lig mit dem Munde verrichtet werden, da
GOTT auch ein HErr unsers Leibes ist, und
ihn der Mensch ja noch vielmehr auch mit dem
Munde loben soll, als es die Vögel unter dem
Himmel nach ihrer Art thun: allein es ist doch
eigentlich eine innerliche Ubung des Hertzens;
und kan es demnach auch mitten unter den äus-
serlichen Geschäften geschehen. Man siehet hier-
in einen grossen Unterscheid der wahren Christen
und Heuchler. Denn da jene innerlich beten,
auch ohne äusserliche Worte, und mit ihnen die
Andacht des Hertzens vereinigen; so regen diese
nur den Mund ohne Andacht: oder so ja das
Hertz dabey ist, so stehet es doch durch den Selbst-
Betrug in falscher Andacht und lauter Einbil-
dungen.

V. 28.

Wir wissen aber (zum neuen und gleich-
fals kräftigen Trost in allem unserm Leiden) daß
denen, die GOtt lieben,
(in welchen die Lie-
be GOttes ausgegossen ist durch den Heiligen
Geist, die der Liebe GOttes durch die Erlösung
CHristi genugsam versichert sind, nach Cap. 3,
24. seqq. 5, 5. seqq. und die daher wie schuldig,
[Spaltenumbruch] also auch aus der mitgetheilten Gnaden-Kraft
willig sind GOTT wieder zu lieben, nach dem
Ausspruch Johannis: Lasset uns ihn lieben,
denn er hat uns erst geliebet
1 Joh. 3, 19.
und solcher gestalt ihren Glauben durch die Liebe
und durch den Gehorsam in der Erneuerung nach
Cap. 9. thätig erweisen) alle Dinge (und also
insonderheit alle Leiden, ja selbst die Fehler, als
die sie sich zu desto mehrer Wahrnehmung ihrer
selbst und zur Demuth zu Nutze machen) zum
besten dienen
(vermöge der besondern Provi-
den
tz und Regierung GOttes zum kräftigen
Trost in allen Anliegen: wie wir denn auch schon
oben c. 5, 3. seqq gehöret haben, wie viel gutes
die Trübsal wircket: und Petrus saget, daß sie
sey wie das Feuer eines Goldschmiedes, welches
das Gold unsers Glaubens von den Schlacken
reiniget und also bewähret. 1 Pet. 1, 7. Siehe
auch Mal. 3, 3.) die nach dem Vorsatz (den
GOtt gemacht in CHristo, durch ihn die Men-
schen selig zu machen) berufen sind (dergestalt,
daß sie die Berufungs-Gnade auch angenommen
und getreulich angeleget haben, also, daß sie sich
zum Gehorsam des Glaubens haben bringen
lassen, und noch darinnen stehen, auch darinnen
beharren c. 1, 5. Rom. 6, 17.)

Anmerckung.
1. Diese prothesis, dieser Fürsatz ist der
gnädige Wille und der ewige Raht GOttes, se-
lig zu machen alle diejenige, welche nach der all-
gemeinen Liebe des Vaters das allgemeine Ver-
dienst JEsu CHristi aus der allgemeinen Beru-
fungs-Gnade des Heiligen Geistes würden im
Glauben annehmen und sich zueignen. Dieser
Vorsatz GOttes wird uns gar deutlich vor Au-
gen geleget in folgenden Sprüchen: Joh. 6,
40. Das ist der Wille deß, der mich ge-
sandt hat, daß wer den Sohn siehet, und
gläubet an ihn, habe das ewige Leben
etc.
Siehe auch Joh. 7, 15. 16. und Marc. 16, 16.
Wer da gläubet und getaufet wird, der
wird selig werden: wer aber nicht gläubet,
der wird verdammet werden.
2. Man siehet aus diesen Oertern, daß der
göttliche Fürsatz, der zum Leben gehet, auch im
Gegensatze müsse von dem ewigen Tode verstan-
den werden: daß nemlich GOtt beschlossen, die-
jenige, welche CHristum in der angebotenen
Heils-Ordnung zur Seligkeit nicht annehmen,
zu verdammen.
3. Es ist aber dieser Fürsatz GOttes kei-
nes weges ein absolutes Decret, sondern eine sol-
che Verordnung, welche die Heils-Ordnung mit
in sich fasset, und zum Grunde setzet: und also ein
Decretum respectivum. Denn wäre es ein Decre-
tum absolutum,
so müste und könte es nicht heis-
sen: Wer gläubet, der soll selig werden:
sondern: Wer da soll selig werden, nemlich
nach dem unbedingten Raht-Schlusse, der soll
auch gläuben,
oder in der Zeit zum Glauben
gebracht werden, nemlich vermöge solches ab-
solut
en Decrets. Und in Ansehung der Ver-
dammniß könte und müste es auch nicht heissen:
Wer da nicht gläubet, der soll verdammet
werden,
nemlich seines Unglaubens und der
damit
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 27. 28.
[Spaltenumbruch] mehr von dem Apoſtel genommen wird, als
1 Cor. 2, 2. Jch war bey euch mit Schwach-
heit
ꝛc. 2 Cor. 11, 30. Jch will mich meiner
Schwachheit ruͤhmen.
Alſo auch c. 12, 5. 9.
10. 13, 9. Hebr. 4, 15. 5, 2. Doch ſind ande-
re Schwachheiten alhier nicht ausgenommen.
2. Der Sohn GOttes vertritt uns, als
unſer Erloͤſer und Mittler, zur Rechten GOttes,
Kraft ſeines Loͤſe-Geldes Rom. 8, 34. 1 Joh. 2,
1. 2. Hebr. 7, 25. 9, 24. 12, 24. aber der Hei-
lige Geiſt vertritt uns mit Seufzen, wenn er
dieſelbe in uns erwecket, und machet, daß wir
uns damit wohlgefaͤllig zu GOTT nahen koͤn-
nen. Jn welchem Verſtande es v. 15. und Gal.
4, 6. heißt, daß er in uns ſchreye Abba, lie-
ber Vater!
Wie er denn ein Geiſt der Gnaden
und des Gebets iſt: Zach. 12, 10.
3. Daß Gottloſe nicht beten koͤnnen, oder
doch nicht recht beten, und daher auch nicht er-
hoͤret werden, koͤmmt daher, weil ſie den Geiſt
des Gebets nicht haben.
V. 27.

Der aber die Hertzen forſchet (GOTT
der Hertzens-Kuͤndiger 1 Sam. 16, 12. 1 Chron.
28, 9. 29, 17. Pſ. 7, 10. 139, 1. 2. Jer. 11, 20.
17, 10. 20, 12. Ap. Geſch. 1, 24. 15, 8. und alſo
auch die innerlichen Seufzen, das verborgene
Verlangen des Hertzens, erkennet,) der weiß,
was des Geiſtes Sinn ſey
(er unterſcheidet
gar wohl dasjenige, was der Heilige Geiſt in
uns zum Gebet gewircket hat, von dem, was
nach unſerm eignen Willen in uns aufſteiget.)
Denn er vertritt die Heiligen, nachdem es
GOTT gefaͤllet.
κατὰ τὸν Θεὸν, κατὰ τὸ ϑί-
λημα τοῦ Θεοῦ 1 Joh. 5, 14. er erwecket in ihnen
nur lauter ſolche Seufzer, die GOTT gefallen,
und die daher auch erhoͤret werden.

Anmerckung.

Das Gebet der Chriſten ſoll zwar auch bil-
lig mit dem Munde verrichtet werden, da
GOTT auch ein HErr unſers Leibes iſt, und
ihn der Menſch ja noch vielmehr auch mit dem
Munde loben ſoll, als es die Voͤgel unter dem
Himmel nach ihrer Art thun: allein es iſt doch
eigentlich eine innerliche Ubung des Hertzens;
und kan es demnach auch mitten unter den aͤuſ-
ſerlichen Geſchaͤften geſchehen. Man ſiehet hier-
in einen groſſen Unterſcheid der wahren Chriſten
und Heuchler. Denn da jene innerlich beten,
auch ohne aͤuſſerliche Worte, und mit ihnen die
Andacht des Hertzens vereinigen; ſo regen dieſe
nur den Mund ohne Andacht: oder ſo ja das
Hertz dabey iſt, ſo ſtehet es doch durch den Selbſt-
Betrug in falſcher Andacht und lauter Einbil-
dungen.

V. 28.

Wir wiſſen aber (zum neuen und gleich-
fals kraͤftigen Troſt in allem unſerm Leiden) daß
denen, die GOtt lieben,
(in welchen die Lie-
be GOttes ausgegoſſen iſt durch den Heiligen
Geiſt, die der Liebe GOttes durch die Erloͤſung
CHriſti genugſam verſichert ſind, nach Cap. 3,
24. ſeqq. 5, 5. ſeqq. und die daher wie ſchuldig,
[Spaltenumbruch] alſo auch aus der mitgetheilten Gnaden-Kraft
willig ſind GOTT wieder zu lieben, nach dem
Ausſpruch Johannis: Laſſet uns ihn lieben,
denn er hat uns erſt geliebet
1 Joh. 3, 19.
und ſolcher geſtalt ihren Glauben durch die Liebe
und durch den Gehorſam in der Erneuerung nach
Cap. 9. thaͤtig erweiſen) alle Dinge (und alſo
inſonderheit alle Leiden, ja ſelbſt die Fehler, als
die ſie ſich zu deſto mehrer Wahrnehmung ihrer
ſelbſt und zur Demuth zu Nutze machen) zum
beſten dienen
(vermoͤge der beſondern Provi-
den
tz und Regierung GOttes zum kraͤftigen
Troſt in allen Anliegen: wie wir denn auch ſchon
oben c. 5, 3. ſeqq gehoͤret haben, wie viel gutes
die Truͤbſal wircket: und Petrus ſaget, daß ſie
ſey wie das Feuer eines Goldſchmiedes, welches
das Gold unſers Glaubens von den Schlacken
reiniget und alſo bewaͤhret. 1 Pet. 1, 7. Siehe
auch Mal. 3, 3.) die nach dem Vorſatz (den
GOtt gemacht in CHriſto, durch ihn die Men-
ſchen ſelig zu machen) berufen ſind (dergeſtalt,
daß ſie die Berufungs-Gnade auch angenommen
und getreulich angeleget haben, alſo, daß ſie ſich
zum Gehorſam des Glaubens haben bringen
laſſen, und noch darinnen ſtehen, auch darinnen
beharren c. 1, 5. Rom. 6, 17.)

Anmerckung.
1. Dieſe πρόϑεσις, dieſer Fuͤrſatz iſt der
gnaͤdige Wille und der ewige Raht GOttes, ſe-
lig zu machen alle diejenige, welche nach der all-
gemeinen Liebe des Vaters das allgemeine Ver-
dienſt JEſu CHriſti aus der allgemeinen Beru-
fungs-Gnade des Heiligen Geiſtes wuͤrden im
Glauben annehmen und ſich zueignen. Dieſer
Vorſatz GOttes wird uns gar deutlich vor Au-
gen geleget in folgenden Spruͤchen: Joh. 6,
40. Das iſt der Wille deß, der mich ge-
ſandt hat, daß wer den Sohn ſiehet, und
glaͤubet an ihn, habe das ewige Leben
ꝛc.
Siehe auch Joh. 7, 15. 16. und Marc. 16, 16.
Wer da glaͤubet und getaufet wird, der
wird ſelig werden: wer aber nicht glaͤubet,
der wird verdammet werden.
2. Man ſiehet aus dieſen Oertern, daß der
goͤttliche Fuͤrſatz, der zum Leben gehet, auch im
Gegenſatze muͤſſe von dem ewigen Tode verſtan-
den werden: daß nemlich GOtt beſchloſſen, die-
jenige, welche CHriſtum in der angebotenen
Heils-Ordnung zur Seligkeit nicht annehmen,
zu verdammen.
3. Es iſt aber dieſer Fuͤrſatz GOttes kei-
nes weges ein abſolutes Decret, ſondern eine ſol-
che Verordnung, welche die Heils-Ordnung mit
in ſich faſſet, und zum Grunde ſetzet: und alſo ein
Decretum reſpectivum. Denn waͤre es ein Decre-
tum abſolutum,
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ſen: Wer glaͤubet, der ſoll ſelig werden:
ſondern: Wer da ſoll ſelig werden, nemlich
nach dem unbedingten Raht-Schluſſe, der ſoll
auch glaͤuben,
oder in der Zeit zum Glauben
gebracht werden, nemlich vermoͤge ſolches ab-
ſolut
en Decrets. Und in Anſehung der Ver-
dammniß koͤnte und muͤſte es auch nicht heiſſen:
Wer da nicht glaͤubet, der ſoll verdammet
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[106/0134] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 27. 28. mehr von dem Apoſtel genommen wird, als 1 Cor. 2, 2. Jch war bey euch mit Schwach- heit ꝛc. 2 Cor. 11, 30. Jch will mich meiner Schwachheit ruͤhmen. Alſo auch c. 12, 5. 9. 10. 13, 9. Hebr. 4, 15. 5, 2. Doch ſind ande- re Schwachheiten alhier nicht ausgenommen. 2. Der Sohn GOttes vertritt uns, als unſer Erloͤſer und Mittler, zur Rechten GOttes, Kraft ſeines Loͤſe-Geldes Rom. 8, 34. 1 Joh. 2, 1. 2. Hebr. 7, 25. 9, 24. 12, 24. aber der Hei- lige Geiſt vertritt uns mit Seufzen, wenn er dieſelbe in uns erwecket, und machet, daß wir uns damit wohlgefaͤllig zu GOTT nahen koͤn- nen. Jn welchem Verſtande es v. 15. und Gal. 4, 6. heißt, daß er in uns ſchreye Abba, lie- ber Vater! Wie er denn ein Geiſt der Gnaden und des Gebets iſt: Zach. 12, 10. 3. Daß Gottloſe nicht beten koͤnnen, oder doch nicht recht beten, und daher auch nicht er- hoͤret werden, koͤmmt daher, weil ſie den Geiſt des Gebets nicht haben. V. 27. Der aber die Hertzen forſchet (GOTT der Hertzens-Kuͤndiger 1 Sam. 16, 12. 1 Chron. 28, 9. 29, 17. Pſ. 7, 10. 139, 1. 2. Jer. 11, 20. 17, 10. 20, 12. Ap. Geſch. 1, 24. 15, 8. und alſo auch die innerlichen Seufzen, das verborgene Verlangen des Hertzens, erkennet,) der weiß, was des Geiſtes Sinn ſey (er unterſcheidet gar wohl dasjenige, was der Heilige Geiſt in uns zum Gebet gewircket hat, von dem, was nach unſerm eignen Willen in uns aufſteiget.) Denn er vertritt die Heiligen, nachdem es GOTT gefaͤllet. κατὰ τὸν Θεὸν, κατὰ τὸ ϑί- λημα τοῦ Θεοῦ 1 Joh. 5, 14. er erwecket in ihnen nur lauter ſolche Seufzer, die GOTT gefallen, und die daher auch erhoͤret werden. Anmerckung. Das Gebet der Chriſten ſoll zwar auch bil- lig mit dem Munde verrichtet werden, da GOTT auch ein HErr unſers Leibes iſt, und ihn der Menſch ja noch vielmehr auch mit dem Munde loben ſoll, als es die Voͤgel unter dem Himmel nach ihrer Art thun: allein es iſt doch eigentlich eine innerliche Ubung des Hertzens; und kan es demnach auch mitten unter den aͤuſ- ſerlichen Geſchaͤften geſchehen. Man ſiehet hier- in einen groſſen Unterſcheid der wahren Chriſten und Heuchler. Denn da jene innerlich beten, auch ohne aͤuſſerliche Worte, und mit ihnen die Andacht des Hertzens vereinigen; ſo regen dieſe nur den Mund ohne Andacht: oder ſo ja das Hertz dabey iſt, ſo ſtehet es doch durch den Selbſt- Betrug in falſcher Andacht und lauter Einbil- dungen. V. 28. Wir wiſſen aber (zum neuen und gleich- fals kraͤftigen Troſt in allem unſerm Leiden) daß denen, die GOtt lieben, (in welchen die Lie- be GOttes ausgegoſſen iſt durch den Heiligen Geiſt, die der Liebe GOttes durch die Erloͤſung CHriſti genugſam verſichert ſind, nach Cap. 3, 24. ſeqq. 5, 5. ſeqq. und die daher wie ſchuldig, alſo auch aus der mitgetheilten Gnaden-Kraft willig ſind GOTT wieder zu lieben, nach dem Ausſpruch Johannis: Laſſet uns ihn lieben, denn er hat uns erſt geliebet 1 Joh. 3, 19. und ſolcher geſtalt ihren Glauben durch die Liebe und durch den Gehorſam in der Erneuerung nach Cap. 9. thaͤtig erweiſen) alle Dinge (und alſo inſonderheit alle Leiden, ja ſelbſt die Fehler, als die ſie ſich zu deſto mehrer Wahrnehmung ihrer ſelbſt und zur Demuth zu Nutze machen) zum beſten dienen (vermoͤge der beſondern Provi- dentz und Regierung GOttes zum kraͤftigen Troſt in allen Anliegen: wie wir denn auch ſchon oben c. 5, 3. ſeqq gehoͤret haben, wie viel gutes die Truͤbſal wircket: und Petrus ſaget, daß ſie ſey wie das Feuer eines Goldſchmiedes, welches das Gold unſers Glaubens von den Schlacken reiniget und alſo bewaͤhret. 1 Pet. 1, 7. Siehe auch Mal. 3, 3.) die nach dem Vorſatz (den GOtt gemacht in CHriſto, durch ihn die Men- ſchen ſelig zu machen) berufen ſind (dergeſtalt, daß ſie die Berufungs-Gnade auch angenommen und getreulich angeleget haben, alſo, daß ſie ſich zum Gehorſam des Glaubens haben bringen laſſen, und noch darinnen ſtehen, auch darinnen beharren c. 1, 5. Rom. 6, 17.) Anmerckung. 1. Dieſe πρόϑεσις, dieſer Fuͤrſatz iſt der gnaͤdige Wille und der ewige Raht GOttes, ſe- lig zu machen alle diejenige, welche nach der all- gemeinen Liebe des Vaters das allgemeine Ver- dienſt JEſu CHriſti aus der allgemeinen Beru- fungs-Gnade des Heiligen Geiſtes wuͤrden im Glauben annehmen und ſich zueignen. Dieſer Vorſatz GOttes wird uns gar deutlich vor Au- gen geleget in folgenden Spruͤchen: Joh. 6, 40. Das iſt der Wille deß, der mich ge- ſandt hat, daß wer den Sohn ſiehet, und glaͤubet an ihn, habe das ewige Leben ꝛc. Siehe auch Joh. 7, 15. 16. und Marc. 16, 16. Wer da glaͤubet und getaufet wird, der wird ſelig werden: wer aber nicht glaͤubet, der wird verdammet werden. 2. Man ſiehet aus dieſen Oertern, daß der goͤttliche Fuͤrſatz, der zum Leben gehet, auch im Gegenſatze muͤſſe von dem ewigen Tode verſtan- den werden: daß nemlich GOtt beſchloſſen, die- jenige, welche CHriſtum in der angebotenen Heils-Ordnung zur Seligkeit nicht annehmen, zu verdammen. 3. Es iſt aber dieſer Fuͤrſatz GOttes kei- nes weges ein abſolutes Decret, ſondern eine ſol- che Verordnung, welche die Heils-Ordnung mit in ſich faſſet, und zum Grunde ſetzet: und alſo ein Decretum reſpectivum. Denn waͤre es ein Decre- tum abſolutum, ſo muͤſte und koͤnte es nicht heiſ- ſen: Wer glaͤubet, der ſoll ſelig werden: ſondern: Wer da ſoll ſelig werden, nemlich nach dem unbedingten Raht-Schluſſe, der ſoll auch glaͤuben, oder in der Zeit zum Glauben gebracht werden, nemlich vermoͤge ſolches ab- ſoluten Decrets. Und in Anſehung der Ver- dammniß koͤnte und muͤſte es auch nicht heiſſen: Wer da nicht glaͤubet, der ſoll verdammet werden, nemlich ſeines Unglaubens und der damit

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/134>, abgerufen am 27.11.2024.