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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 8, v. 24. 26. an die Römer.
[Spaltenumbruch] es heißt: Alsdenn wird der Gerechte ste-
hen mit grosser Freudigkeit, wider die, so
ihn geängstet und seine Arbeit verworfen
haben. Wenn denn dieselben solches se-
hen, werden sie grausam erschrecken vor
solcher Seligkeit, der sie sich nicht versehen
hätten. Und werden unter einander re-
den mit Reue, und vor Angst des Hertzens
seufzen: Das ist der, welchen wir etwa für
einen Spott hatten, und für ein hönisch
Beyspiel. Wir Narren hielten sein Leben
für unsinnig, und sein Ende für eine Schan-
de. Wie
NB. ist er nun gezehlet unter die
Kinder GOttes, und sein Erbe ist unter
den Heiligen
etc.
2. Von der völligen Erlösung oder Be-
freyung von allem Ubel, nach Leib und Seele, als
einer Frucht der einmal für allemal geschehenen
Erlösung CHristi, siehe auch Luc. 21, 28. Wenn
dieses alles anfähet zu geschehen, so sehet
auf und hebet eure Häupter auf, darum,
daß sich eure Erlösung nahet.
Also auch
Eph. 4, 30. Betrübet nicht den Heiligen
Geist, damit ihr versiegelt seyd auf den
Tag der Erlösung.
3. Das innige und gläubige Seufzen und
Sehnen der Kinder GOttes nach der Offenba-
rung ihrer Kindschaft, ist ein gewisses Kennzeichen
ihres Gnaden-Standes, und kan ihnen daher
mitten in allerley Noth Leibes und der Seelen
zum Troste dienen. Wenn man aber der Gnade
GOttes versichert ist, was will man mehr?
4. Jnsonderheit haben Krancke, kränckli-
che und gebrechliche Leute darinnen einen gros-
sen Trost, daß sie mit gewisser Hoffnung der Be-
freyung auf ihres Leibes Erlösung warten
können.
V. 24.

Denn wir sind wol selig (schon in die-
sem Leben) doch in der Hoffnung (der völligen
Offenbarung.) Die Hoffnung aber, die man
siehet,
(da man bereits die gehoffete Sache hat)
ist nicht (mehr) Hoffnung, (sondern ein würck-
licher Besitz:) denn wie kan man das (noch
erst) hoffen, das man (schon) siehet (und be-
sitzet?) Es ist demnach die Hoffnung eine Aus-
daurung, eine Auswartung des noch zukünfti-
gen Guten, davon man die Verheissung im
Glauben ergriffen und sich zugeeignet hat. Sie-
he Joh. 20, 29. Hebr. 11, 1.

Anmerckungen.

1. Die gläubigen Kinder GOttes sind
schon in dieser Welt würcklich selig, ob gleich
noch nicht vollkömmlich. Dieses sehen wir aus-
ser diesem Spruch a. aus der Gemeinschaft
GOttes,
darinnen sie schon stehen: b. aus den
Heils-Gütern, zu deren Genuß sie schon gelan-
gen: als welche von ihnen im leiblichen Tode
nicht genommen, sondern nach demselben viel-
mehr vollkommen werden: c. aus dem wieder-
holten klaren Ausspruch unsers Heilandes
Matth. 5, 3. seqq. Selig, selig, selig sind etc.
Anderer so vielen Schrift-Stellen nicht zu ge-
dencken. Die Kinder GOttes sind dergestalt selig
[Spaltenumbruch] wie unmündige Kinder, die da Erben grosser
Güter sind, reich genennet werden können, da sie
ihre Güter schon geniessen zu ihrem reichlichen
Unterhalt, ob sie gleich die eigentliche admini-
stration
davon noch nicht haben. Siehe auch
1 Joh. 3, 2. Hingegen sind die Gottlosen auch
schon würcklich unselig; ob gleich die Unseligkeit
auch noch erst künftig zu ihrer rechten Vollendung
kommen wird.

2. Die wahre Hoffnung characterisiret sich
sonderlich damit, daß dabey die Liebe GOttes im
Hertzen ausgegossen ist. c. 5, 5.

V. 25.

So wir aber deß hoffen, das wir nicht
sehen
(aber doch gläuben Joh. 21, 29. Hebr. 11,
1. und vermöge des wahren Glaubens eine sol-
che lebendige Hoffnung haben, die nicht zu-
schanden werden läßt Rom. 5, 5.) so warten
wir seiner durch Geduld
(und Beharrung,
wie unter dem Leiden, also auch in allem Guten:
als die wir nicht sehen auf das sichtbare, die
Trübsal, die zeitlich und leicht ist; sondern auf
das unsichtbare und ewige, auf eine über alle
Maß wichtige Herrlichkeit. 2 Cor. 4, 18. 19.
Siehe auch Jac. 4, 7. 8.

V. 26.

Desselbigen gleichen (wie uns die leben-
dige Hoffnung der künftigen Herrlichkeit, als ei-
ne rechte Nahrung unserer Seelen, stärcket und
unterstützet; also) auch der Heilige Geist
hilft unser Schwachheit auf
(sunantilam-
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]anetai, wenn wir zum Wercke greifen, und wenn
die lebendige Hoffnung in uns die Last des Creu-
tzes, und das Joch JEsu CHristi über sich nimmt,
und es träget, es ihr aber zu schwer werden will,
so tritt der Heilige Geist gleichsam mit zu, greift
es mit an, und machet es uns durch innere Stär-
ckung sanft und leicht: wie man an den Aposteln,
ersten Christen, und Märtyrern mit Verwunde-
rung stehet, es auch ein ieder rechtschaffener
Christ noch ietzo also erfähret.) Denn (diesen
Zutritt und diese Beyhülfe des Heiligen Geistes
insonderheit in der Materie von der Gebets-
Ubung zu erläutern, so) wissen wir nicht (alle-
mal eigentlich) was wir (in diesen und jenen
Umständen, sonderlich unter der Creutzes-Last)
beten sollen, wie sichs gebühret (wie es dem
Willen GOttes gemäß ist; da wir oft nach um-
serm, ob gleich wohlgemeinten, doch eigenem
Willen in eigner Wahl und eignem Wunsche
dieses und jenes zu erbitten suchen) sondern der
Geist selbst vertritt uns aufs beste mit un-
aussprechlichen Seufzen
(er wircket in uns
solche innige Seufzer, davon das Hertz erfüllet
wird, ob sie gleich der Mund weder allemal aus-
spricht, noch aussprechen kan.)

Anmerckungen.
1. Die Schwachheiten sind alhier sonder-
lich die Leidens-Schwachheiten, wenn den
menschlichen, zum theil auch den geschenckten
Gnaden-Kräften, das Creutz zu schwer werden
will: welchen Verstand alhier der Context mit
sich bringet: in welchem dieses Wort auch sonst
mehr
O
Cap. 8, v. 24. 26. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] es heißt: Alsdenn wird der Gerechte ſte-
hen mit groſſer Freudigkeit, wider die, ſo
ihn geaͤngſtet und ſeine Arbeit verworfen
haben. Wenn denn dieſelben ſolches ſe-
hen, werden ſie grauſam erſchrecken vor
ſolcher Seligkeit, der ſie ſich nicht verſehen
haͤtten. Und werden unter einander re-
den mit Reue, und vor Angſt des Hertzens
ſeufzen: Das iſt der, welchen wir etwa fuͤr
einen Spott hatten, und fuͤr ein hoͤniſch
Beyſpiel. Wir Narren hielten ſein Leben
fuͤr unſinnig, und ſein Ende fuͤr eine Schan-
de. Wie
NB. iſt er nun gezehlet unter die
Kinder GOttes, und ſein Erbe iſt unter
den Heiligen
ꝛc.
2. Von der voͤlligen Erloͤſung oder Be-
freyung von allem Ubel, nach Leib und Seele, als
einer Frucht der einmal fuͤr allemal geſchehenen
Erloͤſung CHriſti, ſiehe auch Luc. 21, 28. Wenn
dieſes alles anfaͤhet zu geſchehen, ſo ſehet
auf und hebet eure Haͤupter auf, darum,
daß ſich eure Erloͤſung nahet.
Alſo auch
Eph. 4, 30. Betruͤbet nicht den Heiligen
Geiſt, damit ihr verſiegelt ſeyd auf den
Tag der Erloͤſung.
3. Das innige und glaͤubige Seufzen und
Sehnen der Kinder GOttes nach der Offenba-
rung ihrer Kindſchaft, iſt ein gewiſſes Kennzeichen
ihres Gnaden-Standes, und kan ihnen daher
mitten in allerley Noth Leibes und der Seelen
zum Troſte dienen. Wenn man aber der Gnade
GOttes verſichert iſt, was will man mehr?
4. Jnſonderheit haben Krancke, kraͤnckli-
che und gebrechliche Leute darinnen einen groſ-
ſen Troſt, daß ſie mit gewiſſer Hoffnung der Be-
freyung auf ihres Leibes Erloͤſung warten
koͤnnen.
V. 24.

Denn wir ſind wol ſelig (ſchon in die-
ſem Leben) doch in der Hoffnung (der voͤlligen
Offenbarung.) Die Hoffnung aber, die man
ſiehet,
(da man bereits die gehoffete Sache hat)
iſt nicht (mehr) Hoffnung, (ſondern ein wuͤrck-
licher Beſitz:) denn wie kan man das (noch
erſt) hoffen, das man (ſchon) ſiehet (und be-
ſitzet?) Es iſt demnach die Hoffnung eine Aus-
daurung, eine Auswartung des noch zukuͤnfti-
gen Guten, davon man die Verheiſſung im
Glauben ergriffen und ſich zugeeignet hat. Sie-
he Joh. 20, 29. Hebr. 11, 1.

Anmerckungen.

1. Die glaͤubigen Kinder GOttes ſind
ſchon in dieſer Welt wuͤrcklich ſelig, ob gleich
noch nicht vollkoͤmmlich. Dieſes ſehen wir auſ-
ſer dieſem Spruch a. aus der Gemeinſchaft
GOttes,
darinnen ſie ſchon ſtehen: b. aus den
Heils-Guͤtern, zu deren Genuß ſie ſchon gelan-
gen: als welche von ihnen im leiblichen Tode
nicht genommen, ſondern nach demſelben viel-
mehr vollkommen werden: c. aus dem wieder-
holten klaren Ausſpruch unſers Heilandes
Matth. 5, 3. ſeqq. Selig, ſelig, ſelig ſind ꝛc.
Anderer ſo vielen Schrift-Stellen nicht zu ge-
dencken. Die Kinder GOttes ſind dergeſtalt ſelig
[Spaltenumbruch] wie unmuͤndige Kinder, die da Erben groſſer
Guͤter ſind, reich genennet werden koͤnnen, da ſie
ihre Guͤter ſchon genieſſen zu ihrem reichlichen
Unterhalt, ob ſie gleich die eigentliche admini-
ſtration
davon noch nicht haben. Siehe auch
1 Joh. 3, 2. Hingegen ſind die Gottloſen auch
ſchon wuͤrcklich unſelig; ob gleich die Unſeligkeit
auch noch erſt kuͤnftig zu ihrer rechten Vollendung
kommen wird.

2. Die wahre Hoffnung characteriſiret ſich
ſonderlich damit, daß dabey die Liebe GOttes im
Hertzen ausgegoſſen iſt. c. 5, 5.

V. 25.

So wir aber deß hoffen, das wir nicht
ſehen
(aber doch glaͤuben Joh. 21, 29. Hebr. 11,
1. und vermoͤge des wahren Glaubens eine ſol-
che lebendige Hoffnung haben, die nicht zu-
ſchanden werden laͤßt Rom. 5, 5.) ſo warten
wir ſeiner durch Geduld
(und Beharrung,
wie unter dem Leiden, alſo auch in allem Guten:
als die wir nicht ſehen auf das ſichtbare, die
Truͤbſal, die zeitlich und leicht iſt; ſondern auf
das unſichtbare und ewige, auf eine uͤber alle
Maß wichtige Herrlichkeit. 2 Cor. 4, 18. 19.
Siehe auch Jac. 4, 7. 8.

V. 26.

Deſſelbigen gleichen (wie uns die leben-
dige Hoffnung der kuͤnftigen Herrlichkeit, als ei-
ne rechte Nahrung unſerer Seelen, ſtaͤrcket und
unterſtuͤtzet; alſo) auch der Heilige Geiſt
hilft unſer Schwachheit auf
(συναντιλαμ-
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]άνεται, wenn wir zum Wercke greifen, und wenn
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tzes, und das Joch JEſu CHriſti uͤber ſich nimmt,
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ckung ſanft und leicht: wie man an den Apoſteln,
erſten Chriſten, und Maͤrtyrern mit Verwunde-
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Chriſt noch ietzo alſo erfaͤhret.) Denn (dieſen
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ausſprechlichen Seufzen
(er wircket in uns
ſolche innige Seufzer, davon das Hertz erfuͤllet
wird, ob ſie gleich der Mund weder allemal aus-
ſpricht, noch ausſprechen kan.)

Anmerckungen.
1. Die Schwachheiten ſind alhier ſonder-
lich die Leidens-Schwachheiten, wenn den
menſchlichen, zum theil auch den geſchenckten
Gnaden-Kraͤften, das Creutz zu ſchwer werden
will: welchen Verſtand alhier der Context mit
ſich bringet: in welchem dieſes Wort auch ſonſt
mehr
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[105/0133] Cap. 8, v. 24. 26. an die Roͤmer. es heißt: Alsdenn wird der Gerechte ſte- hen mit groſſer Freudigkeit, wider die, ſo ihn geaͤngſtet und ſeine Arbeit verworfen haben. Wenn denn dieſelben ſolches ſe- hen, werden ſie grauſam erſchrecken vor ſolcher Seligkeit, der ſie ſich nicht verſehen haͤtten. Und werden unter einander re- den mit Reue, und vor Angſt des Hertzens ſeufzen: Das iſt der, welchen wir etwa fuͤr einen Spott hatten, und fuͤr ein hoͤniſch Beyſpiel. Wir Narren hielten ſein Leben fuͤr unſinnig, und ſein Ende fuͤr eine Schan- de. Wie NB. iſt er nun gezehlet unter die Kinder GOttes, und ſein Erbe iſt unter den Heiligen ꝛc. 2. Von der voͤlligen Erloͤſung oder Be- freyung von allem Ubel, nach Leib und Seele, als einer Frucht der einmal fuͤr allemal geſchehenen Erloͤſung CHriſti, ſiehe auch Luc. 21, 28. Wenn dieſes alles anfaͤhet zu geſchehen, ſo ſehet auf und hebet eure Haͤupter auf, darum, daß ſich eure Erloͤſung nahet. Alſo auch Eph. 4, 30. Betruͤbet nicht den Heiligen Geiſt, damit ihr verſiegelt ſeyd auf den Tag der Erloͤſung. 3. Das innige und glaͤubige Seufzen und Sehnen der Kinder GOttes nach der Offenba- rung ihrer Kindſchaft, iſt ein gewiſſes Kennzeichen ihres Gnaden-Standes, und kan ihnen daher mitten in allerley Noth Leibes und der Seelen zum Troſte dienen. Wenn man aber der Gnade GOttes verſichert iſt, was will man mehr? 4. Jnſonderheit haben Krancke, kraͤnckli- che und gebrechliche Leute darinnen einen groſ- ſen Troſt, daß ſie mit gewiſſer Hoffnung der Be- freyung auf ihres Leibes Erloͤſung warten koͤnnen. V. 24. Denn wir ſind wol ſelig (ſchon in die- ſem Leben) doch in der Hoffnung (der voͤlligen Offenbarung.) Die Hoffnung aber, die man ſiehet, (da man bereits die gehoffete Sache hat) iſt nicht (mehr) Hoffnung, (ſondern ein wuͤrck- licher Beſitz:) denn wie kan man das (noch erſt) hoffen, das man (ſchon) ſiehet (und be- ſitzet?) Es iſt demnach die Hoffnung eine Aus- daurung, eine Auswartung des noch zukuͤnfti- gen Guten, davon man die Verheiſſung im Glauben ergriffen und ſich zugeeignet hat. Sie- he Joh. 20, 29. Hebr. 11, 1. Anmerckungen. 1. Die glaͤubigen Kinder GOttes ſind ſchon in dieſer Welt wuͤrcklich ſelig, ob gleich noch nicht vollkoͤmmlich. Dieſes ſehen wir auſ- ſer dieſem Spruch a. aus der Gemeinſchaft GOttes, darinnen ſie ſchon ſtehen: b. aus den Heils-Guͤtern, zu deren Genuß ſie ſchon gelan- gen: als welche von ihnen im leiblichen Tode nicht genommen, ſondern nach demſelben viel- mehr vollkommen werden: c. aus dem wieder- holten klaren Ausſpruch unſers Heilandes Matth. 5, 3. ſeqq. Selig, ſelig, ſelig ſind ꝛc. Anderer ſo vielen Schrift-Stellen nicht zu ge- dencken. Die Kinder GOttes ſind dergeſtalt ſelig wie unmuͤndige Kinder, die da Erben groſſer Guͤter ſind, reich genennet werden koͤnnen, da ſie ihre Guͤter ſchon genieſſen zu ihrem reichlichen Unterhalt, ob ſie gleich die eigentliche admini- ſtration davon noch nicht haben. Siehe auch 1 Joh. 3, 2. Hingegen ſind die Gottloſen auch ſchon wuͤrcklich unſelig; ob gleich die Unſeligkeit auch noch erſt kuͤnftig zu ihrer rechten Vollendung kommen wird. 2. Die wahre Hoffnung characteriſiret ſich ſonderlich damit, daß dabey die Liebe GOttes im Hertzen ausgegoſſen iſt. c. 5, 5. V. 25. So wir aber deß hoffen, das wir nicht ſehen (aber doch glaͤuben Joh. 21, 29. Hebr. 11, 1. und vermoͤge des wahren Glaubens eine ſol- che lebendige Hoffnung haben, die nicht zu- ſchanden werden laͤßt Rom. 5, 5.) ſo warten wir ſeiner durch Geduld (und Beharrung, wie unter dem Leiden, alſo auch in allem Guten: als die wir nicht ſehen auf das ſichtbare, die Truͤbſal, die zeitlich und leicht iſt; ſondern auf das unſichtbare und ewige, auf eine uͤber alle Maß wichtige Herrlichkeit. 2 Cor. 4, 18. 19. Siehe auch Jac. 4, 7. 8. V. 26. Deſſelbigen gleichen (wie uns die leben- dige Hoffnung der kuͤnftigen Herrlichkeit, als ei- ne rechte Nahrung unſerer Seelen, ſtaͤrcket und unterſtuͤtzet; alſo) auch der Heilige Geiſt hilft unſer Schwachheit auf (συναντιλαμ- _ άνεται, wenn wir zum Wercke greifen, und wenn die lebendige Hoffnung in uns die Laſt des Creu- tzes, und das Joch JEſu CHriſti uͤber ſich nimmt, und es traͤget, es ihr aber zu ſchwer werden will, ſo tritt der Heilige Geiſt gleichſam mit zu, greift es mit an, und machet es uns durch innere Staͤr- ckung ſanft und leicht: wie man an den Apoſteln, erſten Chriſten, und Maͤrtyrern mit Verwunde- rung ſtehet, es auch ein ieder rechtſchaffener Chriſt noch ietzo alſo erfaͤhret.) Denn (dieſen Zutritt und dieſe Beyhuͤlfe des Heiligen Geiſtes inſonderheit in der Materie von der Gebets- Ubung zu erlaͤutern, ſo) wiſſen wir nicht (alle- mal eigentlich) was wir (in dieſen und jenen Umſtaͤnden, ſonderlich unter der Creutzes-Laſt) beten ſollen, wie ſichs gebuͤhret (wie es dem Willen GOttes gemaͤß iſt; da wir oft nach um- ſerm, ob gleich wohlgemeinten, doch eigenem Willen in eigner Wahl und eignem Wunſche dieſes und jenes zu erbitten ſuchen) ſondern der Geiſt ſelbſt vertritt uns aufs beſte mit un- ausſprechlichen Seufzen (er wircket in uns ſolche innige Seufzer, davon das Hertz erfuͤllet wird, ob ſie gleich der Mund weder allemal aus- ſpricht, noch ausſprechen kan.) Anmerckungen. 1. Die Schwachheiten ſind alhier ſonder- lich die Leidens-Schwachheiten, wenn den menſchlichen, zum theil auch den geſchenckten Gnaden-Kraͤften, das Creutz zu ſchwer werden will: welchen Verſtand alhier der Context mit ſich bringet: in welchem dieſes Wort auch ſonſt mehr O

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/133>, abgerufen am 27.11.2024.