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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 8, v. 38. an die Römer.
[Spaltenumbruch] wir auch gleich in gewissem Verstande schwach
bleiben, so stehet solche Schwachheit doch der ge-
hörigen Stärcke (davon man unter andern sehe
Eph. 6, 10. u. s. w.) nicht entgegen.
3. Gleichwie dieser Paulinische Text sich
überhaupt am allerbesten aus der Erfahrung er-
kennen lässet: also empfähet er eine grosse Erläu-
terung aus der Geschichte so vieler Märtyrer in
ihrem Glaubens-Siege.
V. 38.

Denn ich bin gewiß (mit aller Glaubens-
Freudigkeit, siehe Phil. 1, 6. 1 Tim. 1, 12.) daß
weder Tod
(so er mir angedrohet, oder auch
wircklich angethan wird) noch Leben (so es ver-
heissen wird mit dem Bedinge, Christum zu ver-
leugnen) weder Engel (nemlich die bösen mit
allen ihren Anschlägen und Bemühungen 2 Cor.
12, 7. Apoc. 12, 7. 9.) noch Fürstenthum,
noch Gewalt
(was unter den bösen Engeln,
und auch in der Welt ein sonderliches Ansehen
und Macht hat Eph. 1, 21. 6, 12.) weder ge-
genwärtiges noch zukünftiges
(an Versu-
chungen und Leiden) weder hohes (an Ehren
dieser Welt) noch tiefes (äusserste Schmach
und Beschimpfung) noch keine andere Crea-
tur
(sie sey auch, welche sie immer wolle) mag
uns scheiden von der Liebe GOttes in
Christo JEsu, unserm HErrn
(soll uns
GOttes Liebe, die er in Christo gegen uns trä-
get und bewiesen hat, zweifelhaft machen und
rauben, oder uns davon also entfernen, daß wir
auch unsere schuldige Gegen-Liebe gegen GOtt
solten fahren lassen. Und also bin ich meiner
Seligkeit gewiß, nicht allein für ietzo, sondern
auch aufs künftige.)

Anmerckung.

Es ist nun im übrigen die Verbindung des
achten Capitels, ja auch der vorhergehenden mit
den solgenden, sonderlich mit dem neunten, wohl
zu mercken:

1. Paulus hatte bisher durch alle Capitel bis an
das neunte gezeiget, wie alle und jede Men-
schen aus Juden und Heiden allein durch
Christum aus lauter Gnade müssen gerecht
und selig, und zugleich auch in der rechten
Heils-Ordnung geheiliget werden. Nun
aber kömmt er auf das Gegentheil, so sich
an den Unglaubigen und halsstarrigen Jü-
den fand: da er denn anzeiget, daß, da sie
Christum mit dem Evangelio verworfen, sie
auch hinwiederum von GOtt verworfen wä-
ren, also, daß sie in solchem ihrem Unglauben
nun auch nicht mehr sein Volck seyn könten.
2. Er hatte schon oben c. 2. den grossen Unter-
scheid gewiesen unter den wahren und fal-
schen,
oder nur bloß äusserlichen Jsraeliten,
mit der Anzeige, wie GOtt nur allein auf die
wahren sehe. Dieses führet er nun mit
mehren aus, also, daß er darthut, wie sehr
sich die nur bloß äusserlichen Jsraeliten mit
übler aplication ihrer Vorzüge selbst betrogen,
und damit Christum und sein Evangelium
[Spaltenumbruch] sich zum Anstosse gesetzet, und solchergestalt
ihre Verstossung selbst verursachet hätten.
3. Er hatte cap. 4. vom Abraham gehandelt, als
einem Vater, oder einem Muster aller Gläu-
bigen aus Juden und Heyden. Darauf zei-
get er nun c. 9. 10. 11. wie daß die unglaubi-
gen Juden, denen der Meßias nur zum Aer-
gerniß geworden, keinesweges sich als ein
rechter und ächter Saame Abrahams, so sei-
nen Fußstapfen nachwandelten, erwiesen,
und daher verworfen; die Heiden aber, da sie
sich zum Glauben bringen lassen, dagegen an-
genommen worden; und daß doch aber die
Jüdische Nation endlich in den guten Oel-
Baum wieder würde eingepfropfet werden,
und den verworfenen Meßiam für ihren Hei-
land erkennen und annehmen.
4. Es hatte der Apostel c. 8. von den kräftigen
Trost-Gründen der Gläubigen gehandelt,
und den Römern sonderlich die Grösse der Lie-
be GOttes gegen uns aufs lieblichste vorge-
stellet, und sie versichert, wie nichts sey, wel-
ches uns aus dem Eigenthum und Genuß der
so seligen Liebe GOttes setzen könne. Da-
mit nun dieses so vielweniger gemißbrauchet
und dahin gezogen werden könte, als könte
man dieses grossen Gutes auch durch Unge-
horsam nicht wieder verlustig werden, wenn
man einmal in der Possession stehe; und kom-
me es nur darauf an, daß man den äusserli-
chen Vorrechten nach nunmehro ein von den
Heiden und Juden unterschiedenes und also
GOttes äusserliches Christen-Volck sey:
so zeiget er das Gegentheil an dem Exempel
des Jüdischen Volcks; als welches auch in
solcher Meynung gestanden und noch stehe,
aber eben damit sich der Gnade GOttes selbst
unfähig und unwürdig gemachet habe.
5. Und diese Vorstellung schickte sich auch deß-
wegen in keinem Briefe besser, als in diesem
an die Römer, weil GOtt wohl vorhergese-
hen, daß insonderheit die Römische Kirche
der Jüdischen würde gleich werden: und zwar
wie erstlich in der Sünde der stoltzen Erhe-
bung unter angemaßten grossen Vorzügen
und des äusserlichen operis operati beym Got-
tesdienste, auch der Verfolgung Christi in sei-
nen Gliedern; also auch endlich in der Stra-
fe des Untergangs:
davon sonderlich die
Offenbahrung Johannis zeuget. Auch thut
Paulus die Warnung in diesem Briefe schon
so fort ausdrücklich hinzu, wenn er c 2. v. 20.
seqq. schreibet: Sie, die Juden, sind zu-
brochen um ihres Unglaubens willen.
Du stehest aber durch den Glauben:
Sey nicht stoltz, sondern fürchte dich.
Hat GOtt der natürlichen Zweige nicht
verschonet, daß er vielleicht dein auch
nicht verschonen werde. Darum schaue
die Güte und den Ernst GOttes: den
Ernst an denen, die gefallen sind: die
Güte aber an dir, so fern du an der Gü-
te bleibest: sonst wirst du auch abge-
hauen werden,
u. s. w.
Das
Cap. 8, v. 38. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] wir auch gleich in gewiſſem Verſtande ſchwach
bleiben, ſo ſtehet ſolche Schwachheit doch der ge-
hoͤrigen Staͤrcke (davon man unter andern ſehe
Eph. 6, 10. u. ſ. w.) nicht entgegen.
3. Gleichwie dieſer Pauliniſche Text ſich
uͤberhaupt am allerbeſten aus der Erfahrung er-
kennen laͤſſet: alſo empfaͤhet er eine groſſe Erlaͤu-
terung aus der Geſchichte ſo vieler Maͤrtyrer in
ihrem Glaubens-Siege.
V. 38.

Denn ich bin gewiß (mit aller Glaubens-
Freudigkeit, ſiehe Phil. 1, 6. 1 Tim. 1, 12.) daß
weder Tod
(ſo er mir angedrohet, oder auch
wircklich angethan wird) noch Leben (ſo es ver-
heiſſen wird mit dem Bedinge, Chriſtum zu ver-
leugnen) weder Engel (nemlich die boͤſen mit
allen ihren Anſchlaͤgen und Bemuͤhungen 2 Cor.
12, 7. Apoc. 12, 7. 9.) noch Fuͤrſtenthum,
noch Gewalt
(was unter den boͤſen Engeln,
und auch in der Welt ein ſonderliches Anſehen
und Macht hat Eph. 1, 21. 6, 12.) weder ge-
genwaͤrtiges noch zukuͤnftiges
(an Verſu-
chungen und Leiden) weder hohes (an Ehren
dieſer Welt) noch tiefes (aͤuſſerſte Schmach
und Beſchimpfung) noch keine andere Crea-
tur
(ſie ſey auch, welche ſie immer wolle) mag
uns ſcheiden von der Liebe GOttes in
Chriſto JEſu, unſerm HErrn
(ſoll uns
GOttes Liebe, die er in Chriſto gegen uns traͤ-
get und bewieſen hat, zweifelhaft machen und
rauben, oder uns davon alſo entfernen, daß wir
auch unſere ſchuldige Gegen-Liebe gegen GOtt
ſolten fahren laſſen. Und alſo bin ich meiner
Seligkeit gewiß, nicht allein fuͤr ietzo, ſondern
auch aufs kuͤnftige.)

Anmerckung.

Es iſt nun im uͤbrigen die Verbindung des
achten Capitels, ja auch der vorhergehenden mit
den ſolgenden, ſonderlich mit dem neunten, wohl
zu mercken:

1. Paulus hatte bisher durch alle Capitel bis an
das neunte gezeiget, wie alle und jede Men-
ſchen aus Juden und Heiden allein durch
Chriſtum aus lauter Gnade muͤſſen gerecht
und ſelig, und zugleich auch in der rechten
Heils-Ordnung geheiliget werden. Nun
aber koͤmmt er auf das Gegentheil, ſo ſich
an den Unglaubigen und halsſtarrigen Juͤ-
den fand: da er denn anzeiget, daß, da ſie
Chriſtum mit dem Evangelio verworfen, ſie
auch hinwiederum von GOtt verworfen waͤ-
ren, alſo, daß ſie in ſolchem ihrem Unglauben
nun auch nicht mehr ſein Volck ſeyn koͤnten.
2. Er hatte ſchon oben c. 2. den groſſen Unter-
ſcheid gewieſen unter den wahren und fal-
ſchen,
oder nur bloß aͤuſſerlichen Jſraeliten,
mit der Anzeige, wie GOtt nur allein auf die
wahren ſehe. Dieſes fuͤhret er nun mit
mehren aus, alſo, daß er darthut, wie ſehr
ſich die nur bloß aͤuſſerlichen Jſraeliten mit
uͤbler aplication ihrer Vorzuͤge ſelbſt betrogen,
und damit Chriſtum und ſein Evangelium
[Spaltenumbruch] ſich zum Anſtoſſe geſetzet, und ſolchergeſtalt
ihre Verſtoſſung ſelbſt verurſachet haͤtten.
3. Er hatte cap. 4. vom Abraham gehandelt, als
einem Vater, oder einem Muſter aller Glaͤu-
bigen aus Juden und Heyden. Darauf zei-
get er nun c. 9. 10. 11. wie daß die unglaubi-
gen Juden, denen der Meßias nur zum Aer-
gerniß geworden, keinesweges ſich als ein
rechter und aͤchter Saame Abrahams, ſo ſei-
nen Fußſtapfen nachwandelten, erwieſen,
und daher verworfen; die Heiden aber, da ſie
ſich zum Glauben bringen laſſen, dagegen an-
genommen worden; und daß doch aber die
Juͤdiſche Nation endlich in den guten Oel-
Baum wieder wuͤrde eingepfropfet werden,
und den verworfenen Meßiam fuͤr ihren Hei-
land erkennen und annehmen.
4. Es hatte der Apoſtel c. 8. von den kraͤftigen
Troſt-Gruͤnden der Glaͤubigen gehandelt,
und den Roͤmern ſonderlich die Groͤſſe der Lie-
be GOttes gegen uns aufs lieblichſte vorge-
ſtellet, und ſie verſichert, wie nichts ſey, wel-
ches uns aus dem Eigenthum und Genuß der
ſo ſeligen Liebe GOttes ſetzen koͤnne. Da-
mit nun dieſes ſo vielweniger gemißbrauchet
und dahin gezogen werden koͤnte, als koͤnte
man dieſes groſſen Gutes auch durch Unge-
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man einmal in der Poſſesſion ſtehe; und kom-
me es nur darauf an, daß man den aͤuſſerli-
chen Vorrechten nach nunmehro ein von den
Heiden und Juden unterſchiedenes und alſo
GOttes aͤuſſerliches Chriſten-Volck ſey:
ſo zeiget er das Gegentheil an dem Exempel
des Juͤdiſchen Volcks; als welches auch in
ſolcher Meynung geſtanden und noch ſtehe,
aber eben damit ſich der Gnade GOttes ſelbſt
unfaͤhig und unwuͤrdig gemachet habe.
5. Und dieſe Vorſtellung ſchickte ſich auch deß-
wegen in keinem Briefe beſſer, als in dieſem
an die Roͤmer, weil GOtt wohl vorhergeſe-
hen, daß inſonderheit die Roͤmiſche Kirche
der Juͤdiſchen wuͤrde gleich werden: und zwar
wie erſtlich in der Suͤnde der ſtoltzen Erhe-
bung unter angemaßten groſſen Vorzuͤgen
und des aͤuſſerlichen operis operati beym Got-
tesdienſte, auch der Verfolgung Chriſti in ſei-
nen Gliedern; alſo auch endlich in der Stra-
fe des Untergangs:
davon ſonderlich die
Offenbahrung Johannis zeuget. Auch thut
Paulus die Warnung in dieſem Briefe ſchon
ſo fort ausdruͤcklich hinzu, wenn er c 2. v. 20.
ſeqq. ſchreibet: Sie, die Juden, ſind zu-
brochen um ihres Unglaubens willen.
Du ſteheſt aber durch den Glauben:
Sey nicht ſtoltz, ſondern fuͤrchte dich.
Hat GOtt der natuͤrlichen Zweige nicht
verſchonet, daß er vielleicht dein auch
nicht verſchonen werde. Darum ſchaue
die Guͤte und den Ernſt GOttes: den
Ernſt an denen, die gefallen ſind: die
Guͤte aber an dir, ſo fern du an der Guͤ-
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hauen werden,
u. ſ. w.
Das
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[111/0139] Cap. 8, v. 38. an die Roͤmer. wir auch gleich in gewiſſem Verſtande ſchwach bleiben, ſo ſtehet ſolche Schwachheit doch der ge- hoͤrigen Staͤrcke (davon man unter andern ſehe Eph. 6, 10. u. ſ. w.) nicht entgegen. 3. Gleichwie dieſer Pauliniſche Text ſich uͤberhaupt am allerbeſten aus der Erfahrung er- kennen laͤſſet: alſo empfaͤhet er eine groſſe Erlaͤu- terung aus der Geſchichte ſo vieler Maͤrtyrer in ihrem Glaubens-Siege. V. 38. Denn ich bin gewiß (mit aller Glaubens- Freudigkeit, ſiehe Phil. 1, 6. 1 Tim. 1, 12.) daß weder Tod (ſo er mir angedrohet, oder auch wircklich angethan wird) noch Leben (ſo es ver- heiſſen wird mit dem Bedinge, Chriſtum zu ver- leugnen) weder Engel (nemlich die boͤſen mit allen ihren Anſchlaͤgen und Bemuͤhungen 2 Cor. 12, 7. Apoc. 12, 7. 9.) noch Fuͤrſtenthum, noch Gewalt (was unter den boͤſen Engeln, und auch in der Welt ein ſonderliches Anſehen und Macht hat Eph. 1, 21. 6, 12.) weder ge- genwaͤrtiges noch zukuͤnftiges (an Verſu- chungen und Leiden) weder hohes (an Ehren dieſer Welt) noch tiefes (aͤuſſerſte Schmach und Beſchimpfung) noch keine andere Crea- tur (ſie ſey auch, welche ſie immer wolle) mag uns ſcheiden von der Liebe GOttes in Chriſto JEſu, unſerm HErrn (ſoll uns GOttes Liebe, die er in Chriſto gegen uns traͤ- get und bewieſen hat, zweifelhaft machen und rauben, oder uns davon alſo entfernen, daß wir auch unſere ſchuldige Gegen-Liebe gegen GOtt ſolten fahren laſſen. Und alſo bin ich meiner Seligkeit gewiß, nicht allein fuͤr ietzo, ſondern auch aufs kuͤnftige.) Anmerckung. Es iſt nun im uͤbrigen die Verbindung des achten Capitels, ja auch der vorhergehenden mit den ſolgenden, ſonderlich mit dem neunten, wohl zu mercken: 1. Paulus hatte bisher durch alle Capitel bis an das neunte gezeiget, wie alle und jede Men- ſchen aus Juden und Heiden allein durch Chriſtum aus lauter Gnade muͤſſen gerecht und ſelig, und zugleich auch in der rechten Heils-Ordnung geheiliget werden. Nun aber koͤmmt er auf das Gegentheil, ſo ſich an den Unglaubigen und halsſtarrigen Juͤ- den fand: da er denn anzeiget, daß, da ſie Chriſtum mit dem Evangelio verworfen, ſie auch hinwiederum von GOtt verworfen waͤ- ren, alſo, daß ſie in ſolchem ihrem Unglauben nun auch nicht mehr ſein Volck ſeyn koͤnten. 2. Er hatte ſchon oben c. 2. den groſſen Unter- ſcheid gewieſen unter den wahren und fal- ſchen, oder nur bloß aͤuſſerlichen Jſraeliten, mit der Anzeige, wie GOtt nur allein auf die wahren ſehe. Dieſes fuͤhret er nun mit mehren aus, alſo, daß er darthut, wie ſehr ſich die nur bloß aͤuſſerlichen Jſraeliten mit uͤbler aplication ihrer Vorzuͤge ſelbſt betrogen, und damit Chriſtum und ſein Evangelium ſich zum Anſtoſſe geſetzet, und ſolchergeſtalt ihre Verſtoſſung ſelbſt verurſachet haͤtten. 3. Er hatte cap. 4. vom Abraham gehandelt, als einem Vater, oder einem Muſter aller Glaͤu- bigen aus Juden und Heyden. Darauf zei- get er nun c. 9. 10. 11. wie daß die unglaubi- gen Juden, denen der Meßias nur zum Aer- gerniß geworden, keinesweges ſich als ein rechter und aͤchter Saame Abrahams, ſo ſei- nen Fußſtapfen nachwandelten, erwieſen, und daher verworfen; die Heiden aber, da ſie ſich zum Glauben bringen laſſen, dagegen an- genommen worden; und daß doch aber die Juͤdiſche Nation endlich in den guten Oel- Baum wieder wuͤrde eingepfropfet werden, und den verworfenen Meßiam fuͤr ihren Hei- land erkennen und annehmen. 4. Es hatte der Apoſtel c. 8. von den kraͤftigen Troſt-Gruͤnden der Glaͤubigen gehandelt, und den Roͤmern ſonderlich die Groͤſſe der Lie- be GOttes gegen uns aufs lieblichſte vorge- ſtellet, und ſie verſichert, wie nichts ſey, wel- ches uns aus dem Eigenthum und Genuß der ſo ſeligen Liebe GOttes ſetzen koͤnne. Da- mit nun dieſes ſo vielweniger gemißbrauchet und dahin gezogen werden koͤnte, als koͤnte man dieſes groſſen Gutes auch durch Unge- horſam nicht wieder verluſtig werden, wenn man einmal in der Poſſesſion ſtehe; und kom- me es nur darauf an, daß man den aͤuſſerli- chen Vorrechten nach nunmehro ein von den Heiden und Juden unterſchiedenes und alſo GOttes aͤuſſerliches Chriſten-Volck ſey: ſo zeiget er das Gegentheil an dem Exempel des Juͤdiſchen Volcks; als welches auch in ſolcher Meynung geſtanden und noch ſtehe, aber eben damit ſich der Gnade GOttes ſelbſt unfaͤhig und unwuͤrdig gemachet habe. 5. Und dieſe Vorſtellung ſchickte ſich auch deß- wegen in keinem Briefe beſſer, als in dieſem an die Roͤmer, weil GOtt wohl vorhergeſe- hen, daß inſonderheit die Roͤmiſche Kirche der Juͤdiſchen wuͤrde gleich werden: und zwar wie erſtlich in der Suͤnde der ſtoltzen Erhe- bung unter angemaßten groſſen Vorzuͤgen und des aͤuſſerlichen operis operati beym Got- tesdienſte, auch der Verfolgung Chriſti in ſei- nen Gliedern; alſo auch endlich in der Stra- fe des Untergangs: davon ſonderlich die Offenbahrung Johannis zeuget. Auch thut Paulus die Warnung in dieſem Briefe ſchon ſo fort ausdruͤcklich hinzu, wenn er c 2. v. 20. ſeqq. ſchreibet: Sie, die Juden, ſind zu- brochen um ihres Unglaubens willen. Du ſteheſt aber durch den Glauben: Sey nicht ſtoltz, ſondern fuͤrchte dich. Hat GOtt der natuͤrlichen Zweige nicht verſchonet, daß er vielleicht dein auch nicht verſchonen werde. Darum ſchaue die Guͤte und den Ernſt GOttes: den Ernſt an denen, die gefallen ſind: die Guͤte aber an dir, ſo fern du an der Guͤ- te bleibeſt: ſonſt wirſt du auch abge- hauen werden, u. ſ. w. Das

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/139>, abgerufen am 23.11.2024.