Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 9, v. 22-29. an die Römer. [Spaltenumbruch]
nung der Gnade fähig und theilhaftig, auchdamit immer mehr ausgeschmücket und geheili- get, und auf diese Art zum Reichthum der Herr- lichkeit GOttes zubereitet werden. 5. Und hiebey ist wohl anzumercken, daß von diesen Gevässen der Barmhertzigkeit aus- drücklich gesaget wird, daß sie GOtt berei- tet habe zu seiner Herrlichkeit: dahingegen die Zubereitung der Gevässe des Zorns zur Ver- dammniß GOtt nicht zugeschrieben wird. 6. Und also sehen wir, daß der Apostel den verwegnen Einwurf der halsstarrigen Jü- den, nachdem er darauf indirecte mit einer Be- strafung geantwortet hatte, hiemit, und im fol- genden mit mehrern, directe beantwortet, und die Wege GOttes mit den Menschen im Wer- cke der Seligkeit nach ihrer Lauterkeit und Rich- tigkeit vorstellet. 7. Wilst du aber, geliebter Leser, ein rechtes Geväs der Gnade seyn, so nimm aus der Fülle JESU Gnade um Gnade Joh. 1, 16. laß die Liebe GOTTES in dein Hertz ausgegossen werden durch den Heiligen Geist. Rom. 5, 5. Und damit du dem Haus- HErrn brauchbar seyst und ein geheiliget Geväß zu seinen Ehren, so suche dich zu reinigen von der Gemeinschaft aller unreinen Gevässe. 2 Tim. 20, 21. 8. Jm übrigen ist bey beyden Versiculn zu mercken, daß die syntactische structur der Wor- te, nach Art vieler andern Scribenten, von der gemeinen Weise etwas abgehet. Denn bey dem 22ten Vers ist per aposiopesin, welche die Beantwortung des so unbilligen Einwurfs al- so mit sich brachte, etwas ausgelassen, wel- ches entweder von vorne, oder hinten suppliret werden muß. Die Worte an sich lauten also: Denn so GOtt, da er wolte seinen Zorn beweisen, und seine Macht bekannt ma- chen, die zum Verderben zubereiteten Ge- fässe des Zorns mit grosser Geduld getra- gen hat; nun thue man hinzu, oder setze vor- her: Was hast du daran auszusetzen? Die Anfangs-Worte des 23ten Verses: kai ina gnorise, stehen nach etwas veränderter Con- struction in dem sensu der v. 22. gesetzten Wor- te: kai grorisai. Man kan auch die particu- lam kai erklären, daß sie so viel sey, als kai touto, idque, oder & quidem: wie Joh. 1, 16. V. 24. Welche er auch berufen hat, nem- V. 25. 26. Wie er denn auch durch Hoseam (c. Anmerckung. Es hat zwar der Apostel v. 25. der Berufe- V. 27. 28. Jesaias aber schreiet (leget ein öffent- V. 29. Und wie Jesaias davon (cap. 1, 9. vor- Zeba-
Cap. 9, v. 22-29. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
nung der Gnade faͤhig und theilhaftig, auchdamit immer mehr ausgeſchmuͤcket und geheili- get, und auf dieſe Art zum Reichthum der Herr- lichkeit GOttes zubereitet werden. 5. Und hiebey iſt wohl anzumercken, daß von dieſen Gevaͤſſen der Barmhertzigkeit aus- druͤcklich geſaget wird, daß ſie GOtt berei- tet habe zu ſeiner Herrlichkeit: dahingegen die Zubereitung der Gevaͤſſe des Zorns zur Ver- dammniß GOtt nicht zugeſchrieben wird. 6. Und alſo ſehen wir, daß der Apoſtel den verwegnen Einwurf der halsſtarrigen Juͤ- den, nachdem er darauf indirecte mit einer Be- ſtrafung geantwortet hatte, hiemit, und im fol- genden mit mehrern, directe beantwortet, und die Wege GOttes mit den Menſchen im Wer- cke der Seligkeit nach ihrer Lauterkeit und Rich- tigkeit vorſtellet. 7. Wilſt du aber, geliebter Leſer, ein rechtes Gevaͤs der Gnade ſeyn, ſo nimm aus der Fuͤlle JESU Gnade um Gnade Joh. 1, 16. laß die Liebe GOTTES in dein Hertz ausgegoſſen werden durch den Heiligen Geiſt. Rom. 5, 5. Und damit du dem Haus- HErrn brauchbar ſeyſt und ein geheiliget Gevaͤß zu ſeinen Ehren, ſo ſuche dich zu reinigen von der Gemeinſchaft aller unreinen Gevaͤſſe. 2 Tim. 20, 21. 8. Jm uͤbrigen iſt bey beyden Verſiculn zu mercken, daß die ſyntactiſche ſtructur der Wor- te, nach Art vieler andern Scribenten, von der gemeinen Weiſe etwas abgehet. Denn bey dem 22ten Vers iſt per apoſiopeſin, welche die Beantwortung des ſo unbilligen Einwurfs al- ſo mit ſich brachte, etwas ausgelaſſen, wel- ches entweder von vorne, oder hinten ſuppliret werden muß. Die Worte an ſich lauten alſo: Denn ſo GOtt, da er wolte ſeinen Zorn beweiſen, und ſeine Macht bekannt ma- chen, die zum Verderben zubereiteten Ge- faͤſſe des Zorns mit groſſer Geduld getra- gen hat; nun thue man hinzu, oder ſetze vor- her: Was haſt du daran auszuſetzen? Die Anfangs-Worte des 23ten Verſes: καὶ ἵνα γνωρίσῃ, ſtehen nach etwas veraͤnderter Con- ſtruction in dem ſenſu der v. 22. geſetzten Wor- te: καὶ γρωρίσαι. Man kan auch die particu- lam καὶ erklaͤren, daß ſie ſo viel ſey, als καὶ τοῦτο, idque, oder & quidem: wie Joh. 1, 16. V. 24. Welche er auch berufen hat, nem- V. 25. 26. Wie er denn auch durch Hoſeam (c. Anmerckung. Es hat zwar der Apoſtel v. 25. der Berufe- V. 27. 28. Jeſaias aber ſchreiet (leget ein oͤffent- V. 29. Und wie Jeſaias davon (cap. 1, 9. vor- Zeba-
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Cap. 9, v. 22-29. an die Roͤmer.
nung der Gnade faͤhig und theilhaftig, auch
damit immer mehr ausgeſchmuͤcket und geheili-
get, und auf dieſe Art zum Reichthum der Herr-
lichkeit GOttes zubereitet werden.
5. Und hiebey iſt wohl anzumercken, daß
von dieſen Gevaͤſſen der Barmhertzigkeit aus-
druͤcklich geſaget wird, daß ſie GOtt berei-
tet habe zu ſeiner Herrlichkeit: dahingegen
die Zubereitung der Gevaͤſſe des Zorns zur Ver-
dammniß GOtt nicht zugeſchrieben wird.
6. Und alſo ſehen wir, daß der Apoſtel
den verwegnen Einwurf der halsſtarrigen Juͤ-
den, nachdem er darauf indirecte mit einer Be-
ſtrafung geantwortet hatte, hiemit, und im fol-
genden mit mehrern, directe beantwortet, und
die Wege GOttes mit den Menſchen im Wer-
cke der Seligkeit nach ihrer Lauterkeit und Rich-
tigkeit vorſtellet.
7. Wilſt du aber, geliebter Leſer, ein
rechtes Gevaͤs der Gnade ſeyn, ſo nimm aus
der Fuͤlle JESU Gnade um Gnade Joh. 1,
16. laß die Liebe GOTTES in dein Hertz
ausgegoſſen werden durch den Heiligen
Geiſt. Rom. 5, 5. Und damit du dem Haus-
HErrn brauchbar ſeyſt und ein geheiliget
Gevaͤß zu ſeinen Ehren, ſo ſuche dich zu
reinigen von der Gemeinſchaft aller unreinen
Gevaͤſſe. 2 Tim. 20, 21.
8. Jm uͤbrigen iſt bey beyden Verſiculn
zu mercken, daß die ſyntactiſche ſtructur der Wor-
te, nach Art vieler andern Scribenten, von der
gemeinen Weiſe etwas abgehet. Denn bey
dem 22ten Vers iſt per apoſiopeſin, welche die
Beantwortung des ſo unbilligen Einwurfs al-
ſo mit ſich brachte, etwas ausgelaſſen, wel-
ches entweder von vorne, oder hinten ſuppliret
werden muß. Die Worte an ſich lauten alſo:
Denn ſo GOtt, da er wolte ſeinen Zorn
beweiſen, und ſeine Macht bekannt ma-
chen, die zum Verderben zubereiteten Ge-
faͤſſe des Zorns mit groſſer Geduld getra-
gen hat; nun thue man hinzu, oder ſetze vor-
her: Was haſt du daran auszuſetzen?
Die Anfangs-Worte des 23ten Verſes: καὶ ἵνα
γνωρίσῃ, ſtehen nach etwas veraͤnderter Con-
ſtruction in dem ſenſu der v. 22. geſetzten Wor-
te: καὶ γρωρίσαι. Man kan auch die particu-
lam καὶ erklaͤren, daß ſie ſo viel ſey, als καὶ τοῦτο,
idque, oder & quidem: wie Joh. 1, 16.
V. 24.
Welche er auch berufen hat, nem-
lich uns (die wir an Chriſti Namen glauben
auͤſſerhalb und innerhalb Rom, und alſo die
Berufungs-Gnade an uns kraͤftig ſeyn laſſen,)
nicht allein aus den Juͤden, ſondern auch
aus den Heyden, (nach der von den Prophe-
ten angezeigten, aber den unglaubigen Juden
ſo gar ſehr verhaſſeten, Eigenſchaft des Meßia-
niſchen Reichs.)
V. 25. 26.
Wie er denn auch durch Hoſeam (c.
1, 10. 11. 23.) ſpricht: Jch will das mein
Volck heiſſen, das nicht mein Volck war,
und meine Liebe, die nicht die Liebe war.
Und ſoll geſchehen an dem Ort, da zu ih-
nen geſaget ward, ihr ſeyd nicht mein
Volck, ſollen ſie Kinder des lebendigen
GOttes genennet werden.
Anmerckung.
Es hat zwar der Apoſtel v. 25. der Berufe-
nen aus Juden und Heiden gedacht: weil er a-
ber ſonderlich erweiſen wolte, daß GOTT das
Juͤdiſche Volck nicht gar verworfen haͤtte, ſon-
dern alle diejenige, welche den Meßiam glau-
big annaͤhmen, und ſich alſo als rechte Kinder
und Nachfolger Abrahams bewieſen, zu Gna-
den-Kindern aufnehme, ſo fuͤhret er ſolche
Schrift-Stellen an, welche eigentlich von den
Juden in den letzten Zeiten und von ihrer Be-
kehrung zum Meßia handeln: als durch welche
ſie erſt recht zum wahren Volcke GOttes wer-
den ſolten, da ſie ſonſt bey ihren bloß aͤuſſerli-
chen Vorzuͤgen ſo ſehr aus der innern Abraha-
miſchen Art geſchlagen, daß ſie GOTT nicht
fuͤr ſein Volck, ſo ihm im Geiſt und in der
Wahrheit diene, erkennen koͤnnen. Von und
zu denen zum Meßia Bekehrten aber ſagt Pe-
trus: Jhr ſeyd das auserwehlte Ge-
ſchlecht, das Koͤnigliche Prieſterthum,
das heilige Volck, das Volck des Eigen-
thums ꝛc. 1 Pet. 2, 9.
V. 27. 28.
Jeſaias aber ſchreiet (leget ein oͤffent-
liches Zeugniß mit groſſem Nachdruck ab) fuͤr
Jſrael, (ſo wol was die ſchweren Straf-Ge-
richte uͤber die Unglaͤubigen, als auch die Ver-
heiſſung der, Gnade fuͤr die Glaubigen betrifft:)
wenn die Zahl der Kinder Jſrael (nemlich
der Unglaͤubigen) wuͤrde ſeyn wie der Sand
am Meer, (alſo, daß es das Anſehen gewin-
ne, als waͤre das gantze ſo ſehr zahlreiche Volck
verworfen worden,) ſo wird doch das uͤbri-
ge, (der heilige Same der Jſraeliten, welche
es nicht auf ihre aͤuſſere Vorrechte und auf ihre
Abſtammung vom Abraham ankommen laſſen,
ſondern den ihnen geſchenckten Meßiam fuͤr ih-
ren Heiland erkennen und im Glauben anneh-
men: ſiehe c. 11, 5. von dieſen uͤbrigen, oder
Uberbliebenen) ſelig werden. v. 28. Denn
es wird ein Verderben und Steuren ge-
ſchehen zur Gerechtigkeit, und der HErr
wird daſſelbe Steuren thun auf Erden.
(Es wird, wenn die Juden das Maaß ihrer
Suͤnden werden voll gemacht haben, wie Pha-
rao, uͤber ſie ein ſcharfes Straf-Gericht erge-
hen; iedoch alſo, daß dabey ſo wol den glau-
bigen Juden Gnade und Heil wiederfaͤhret, und
ſie der wahren Gerechtigkeit, damit man vor
GOtt beſtehen kan, theilhaftig werden. Man
ſehe hiebey in dieſer Epiſtel cap. 11, v. 22. da es
heißt: Schaue die Guͤte und den Ernſt
GOttes. Den Ernſt an denen, die ge-
fallen ſind: die Guͤte aber an dir, ſo fern
du an der Guͤte bleibeſt ꝛc.
V. 29.
Und wie Jeſaias davon (cap. 1, 9. vor-
her) geſaget: Wenn uns nicht der HErr
Zeba-
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