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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 11, v. 17-24.
[Spaltenumbruch]
V. 17.

Ob aber (gleich) etliche (und ihrer nicht
wenige) von den Zweigen zubrochen sind
(abgebrochen sind durch den Unglauben von dem
Stamm ihrer gläubigen ersten Vor-Eltern)
und du (o Leib der ietzo gläubigen Heidenschaft
mit einem ieden Gliede insonderheit) da du ein
wilder Oelbaum warest
(ein Volck ohne
GOtt, oder ohne seine Gnade und selige Ge-
meinschaft) bist unter sie (an ihrer statt in den
gesegneten Stamm des guten Oelbaums) ge-
pfropfet
(in der Ordnung der neuen Geburt
aus GOTT, zu der Gemeine der Heiligen, ja
zu der Gemeinschaft CHristi, als ein Rebe am
Weinstocke Joh. 15, 1. seqq. gekommen) und
theilhaftig worden der Wurtzel
(der geist-
lichen Kindschaft von Abraham Gal. 3, 7. 29.)
und des Safts (der Fettigkeit) im Oelbaum
(der den Patriarchen gegebenen Verheissungen
in der Erfüllung, das ist, der Gnade und alles
geistlichen Segens in CHristo, woraus und wor-
nach man GOTT im Geiste und in der Wahr-
heit dienen kan; welcher Segen bey dem Oel-
baum, der Jüdischen Kirche, so fern sie nach ihrer
innern, guten und geistlichen Constitution in ih-
ren rechtschaffenen Gliedern betrachtet wird, zu
finden war, und auch dir also mitgetheilet ist,
daß du ihn gleichsam als ein Pfropfreis an und
in dich gesogen und gezogen hast. Von der
Redens-Art des Oelbaums mit der Absicht auf
die Jüdische Republic und Kirche, siehe Jud. 9, 8.
9. Jer. 11, 16.

V. 18.

So rühme dich nicht wider die (abge-
brochenen) Zweige, (die um ihres Unglaubens
willen verworfenen Jüden: wider die überhebe
dich nicht, als wenn du von Natur und aus dir
selbst besser und GOTT gefälliger wärest, als
sie:) rühmest du dich aber wider sie, so solt
du wissen, daß du die Wurtzel nicht trä-
gest, sondern die Wurtzel träget dich,
(die
Gnade und der Segen GOttes kömmt nicht von
euch auf sie, sondern von ihnen auf euch: und
wie würde es sich schicken, wenn sich, auf mensch-
liche Art also von der Sache zu reden, die Zweige
wider die Wurtzel, von welcher sie getragen wer-
den, und von welcher sie ihren Saft empfangen,
rühmen und erheben wolten?)

V. 19. 20. 21.

So sprichst du (wirst etwa gedencken
und sagen, um dich wider die verworfenen Jü-
den rühmen zu können:) Die Zweige sind zer-
brochen, daß ich hinein gepfropfet würde.

V. 20. Jst wohl geredet (verhält sich zwar in
gewissem, vorher v. 11. angezeigeten Verstande
also:) sie sind zubrochen um ihres Unglau-
bens willen. Du stehest aber durch den
Glauben
(nachdem du durch denselben einge-
pfropfet worden, so bist du bisher an der Fettig-
keit des Stammes geblieben c. 5, 1. 2.) sey nicht
stoltz
(überhebe dich der geistlichen Gaben in
der Einbildung eigener Würdigkeit ja nicht)
sondern fürchte dich (bleibe in der Demuth
[Spaltenumbruch] und im Gefühl deiner eignen geistlichen Armuth,
und hüte dich in sorgfältiger Wahrnehmung
deiner selbst vor dem Rückfall in den Unglauben
und vor dem Abfall von GOTT und aus seiner
seligen Gemeinschaft. Wer sich düncken läßt,
er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle.
1 Cor. 10, 12. Phil. 2, 12.) V. 21. Hat GOtt
der natürlichen Zweige
die von den Patriar-
chen, mit welchen und ihrem Saamen GOtt
einen so theuren Gnaden-Bund aufgerichtet hat,
natürlicher Weise herstammen) nicht verscho-
net,
(sondern sie aus seiner Gemeinschaft ver-
stossen, als unächte Kinder Abrahams: so siehe
dich wohl vor) daß er vielleicht dein auch
nicht verschone.

V. 22.

Darum schaue die Güte und den Ernst
(apotomian, einen solchen Ernst, in welchem
GOtt nach seiner Gerechtigkeit ein faules Glied
abschneidet, und einen Reben, der an ihm nicht
Frucht bringet, abhauet, oder wegnimmt, und
wegwirft Joh. 15, 2. 6. Und hingegen eine solche
Güte, von welcher Petrus mit David saget:
Schmecket und sehet, wie freundlich der HErr
ist Ps. 34, 9. 1 Pet. 2, 3.) den Ernst an de-
nen, die gefallen sind,
(an den Juden, um
dich vor ihrem Unglauben zu hüten,) die Güte
aber an dir, so fern du an der Güte blei-
best
(1 Cor. 15, 1. 2. Col. 1, 23. Hebr. 3, 6. 14.)
sonst wirst du auch abgehauen werden.

Anmerckungen.
1. Da uns das Jüdische Volck an so vielen
Orten täglich vor Augen gehet, haben wir uns
zum öftern zu unserer Warnung und zum schuldi-
gen Mitleiden mit jenem dieses so nachdrückli-
chen Paulinischen Ausspruchs zu erinneru.
2. Wie oft geschiehet es nicht, daß noch
heute zu Tage an so manchem Volcke, an so
mancher Familie und Person, gewisse Straf-
Gerichte GOttes, nicht weniger auch besondere
Merckmaale göttlicher Güte u. Errettung sich her-
vorthun? aber wie viele sind, die sich dabey die-
ses Ausspruchs mit gehöriger Application erin-
nern? Siehe auch Luc. 13, 2-5. Wo ihr euch
nicht bessert, werdet ihr auch alle also um-
komm en.
3. Was ist aber seliger, als an der Güte
des Evangelii bleiben, und derselben in gehöriger
Ordnung der Erneuerung recht geniessen? denn
da bleibt man am Weinstock CHristo, und brin-
get viele Frucht. Joh. 15, 1. u. s. f.
V. 23. 24.

Und jene (die Jüden) so sie (in ihren
Nachkommen) nicht bleiben in dem Unglau-
ben, werden sie eingepfropfet werden,
(das
ist, wie es 2 Cor. 3, 16. heißt: Wenn es sich be-
kehret, so wird die Decke hinweg gethan: und
also wird es den HERRN in seiner Klarheit er-
kennen.) GOTT kan sie wohl wieder ein-
pfropfen.
V. 24. Denn so du aus dem
Oelbaum, der von Natur wilde war,
(aus
dem wilden Heidenthum) bist abgehauen, (dar-

aus
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 11, v. 17-24.
[Spaltenumbruch]
V. 17.

Ob aber (gleich) etliche (und ihrer nicht
wenige) von den Zweigen zubrochen ſind
(abgebrochen ſind durch den Unglauben von dem
Stamm ihrer glaͤubigen erſten Vor-Eltern)
und du (o Leib der ietzo glaͤubigen Heidenſchaft
mit einem ieden Gliede inſonderheit) da du ein
wilder Oelbaum wareſt
(ein Volck ohne
GOtt, oder ohne ſeine Gnade und ſelige Ge-
meinſchaft) biſt unter ſie (an ihrer ſtatt in den
geſegneten Stamm des guten Oelbaums) ge-
pfropfet
(in der Ordnung der neuen Geburt
aus GOTT, zu der Gemeine der Heiligen, ja
zu der Gemeinſchaft CHriſti, als ein Rebe am
Weinſtocke Joh. 15, 1. ſeqq. gekommen) und
theilhaftig worden der Wurtzel
(der geiſt-
lichen Kindſchaft von Abraham Gal. 3, 7. 29.)
und des Safts (der Fettigkeit) im Oelbaum
(der den Patriarchen gegebenen Verheiſſungen
in der Erfuͤllung, das iſt, der Gnade und alles
geiſtlichen Segens in CHriſto, woraus und wor-
nach man GOTT im Geiſte und in der Wahr-
heit dienen kan; welcher Segen bey dem Oel-
baum, der Juͤdiſchen Kirche, ſo fern ſie nach ihrer
innern, guten und geiſtlichen Conſtitution in ih-
ren rechtſchaffenen Gliedern betrachtet wird, zu
finden war, und auch dir alſo mitgetheilet iſt,
daß du ihn gleichſam als ein Pfropfreis an und
in dich geſogen und gezogen haſt. Von der
Redens-Art des Oelbaums mit der Abſicht auf
die Juͤdiſche Republic und Kirche, ſiehe Jud. 9, 8.
9. Jer. 11, 16.

V. 18.

So ruͤhme dich nicht wider die (abge-
brochenen) Zweige, (die um ihres Unglaubens
willen verworfenen Juͤden: wider die uͤberhebe
dich nicht, als wenn du von Natur und aus dir
ſelbſt beſſer und GOTT gefaͤlliger waͤreſt, als
ſie:) ruͤhmeſt du dich aber wider ſie, ſo ſolt
du wiſſen, daß du die Wurtzel nicht traͤ-
geſt, ſondern die Wurtzel traͤget dich,
(die
Gnade und der Segen GOttes koͤmmt nicht von
euch auf ſie, ſondern von ihnen auf euch: und
wie wuͤrde es ſich ſchicken, wenn ſich, auf menſch-
liche Art alſo von der Sache zu reden, die Zweige
wider die Wurtzel, von welcher ſie getragen wer-
den, und von welcher ſie ihren Saft empfangen,
ruͤhmen und erheben wolten?)

V. 19. 20. 21.

So ſprichſt du (wirſt etwa gedencken
und ſagen, um dich wider die verworfenen Juͤ-
den ruͤhmen zu koͤnnen:) Die Zweige ſind zer-
brochen, daß ich hinein gepfropfet wuͤrde.

V. 20. Jſt wohl geredet (verhaͤlt ſich zwar in
gewiſſem, vorher v. 11. angezeigeten Verſtande
alſo:) ſie ſind zubrochen um ihres Unglau-
bens willen. Du ſteheſt aber durch den
Glauben
(nachdem du durch denſelben einge-
pfropfet worden, ſo biſt du bisher an der Fettig-
keit des Stammes geblieben c. 5, 1. 2.) ſey nicht
ſtoltz
(uͤberhebe dich der geiſtlichen Gaben in
der Einbildung eigener Wuͤrdigkeit ja nicht)
ſondern fuͤrchte dich (bleibe in der Demuth
[Spaltenumbruch] und im Gefuͤhl deiner eignen geiſtlichen Armuth,
und huͤte dich in ſorgfaͤltiger Wahrnehmung
deiner ſelbſt vor dem Ruͤckfall in den Unglauben
und vor dem Abfall von GOTT und aus ſeiner
ſeligen Gemeinſchaft. Wer ſich duͤncken laͤßt,
er ſtehe, mag wohl zuſehen, daß er nicht falle.
1 Cor. 10, 12. Phil. 2, 12.) V. 21. Hat GOtt
der natuͤrlichen Zweige
die von den Patriar-
chen, mit welchen und ihrem Saamen GOtt
einen ſo theuren Gnaden-Bund aufgerichtet hat,
natuͤrlicher Weiſe herſtammen) nicht verſcho-
net,
(ſondern ſie aus ſeiner Gemeinſchaft ver-
ſtoſſen, als unaͤchte Kinder Abrahams: ſo ſiehe
dich wohl vor) daß er vielleicht dein auch
nicht verſchone.

V. 22.

Darum ſchaue die Guͤte und den Ernſt
(ἀποτομίαν, einen ſolchen Ernſt, in welchem
GOtt nach ſeiner Gerechtigkeit ein faules Glied
abſchneidet, und einen Reben, der an ihm nicht
Frucht bringet, abhauet, oder wegnimmt, und
wegwirft Joh. 15, 2. 6. Und hingegen eine ſolche
Guͤte, von welcher Petrus mit David ſaget:
Schmecket und ſehet, wie freundlich der HErr
iſt Pſ. 34, 9. 1 Pet. 2, 3.) den Ernſt an de-
nen, die gefallen ſind,
(an den Juden, um
dich vor ihrem Unglauben zu huͤten,) die Guͤte
aber an dir, ſo fern du an der Guͤte blei-
beſt
(1 Cor. 15, 1. 2. Col. 1, 23. Hebr. 3, 6. 14.)
ſonſt wirſt du auch abgehauen werden.

Anmerckungen.
1. Da uns das Juͤdiſche Volck an ſo vielen
Orten taͤglich vor Augen gehet, haben wir uns
zum oͤftern zu unſerer Warnung und zum ſchuldi-
gen Mitleiden mit jenem dieſes ſo nachdruͤckli-
chen Pauliniſchen Ausſpruchs zu erinneru.
2. Wie oft geſchiehet es nicht, daß noch
heute zu Tage an ſo manchem Volcke, an ſo
mancher Familie und Perſon, gewiſſe Straf-
Gerichte GOttes, nicht weniger auch beſondere
Merckmaale goͤttlicher Guͤte u. Errettung ſich her-
vorthun? aber wie viele ſind, die ſich dabey die-
ſes Ausſpruchs mit gehoͤriger Application erin-
nern? Siehe auch Luc. 13, 2-5. Wo ihr euch
nicht beſſert, werdet ihr auch alle alſo um-
komm en.
3. Was iſt aber ſeliger, als an der Guͤte
des Evangelii bleiben, und derſelben in gehoͤriger
Ordnung der Erneuerung recht genieſſen? denn
da bleibt man am Weinſtock CHriſto, und brin-
get viele Frucht. Joh. 15, 1. u. ſ. f.
V. 23. 24.

Und jene (die Juͤden) ſo ſie (in ihren
Nachkommen) nicht bleiben in dem Unglau-
ben, werden ſie eingepfropfet werden,
(das
iſt, wie es 2 Cor. 3, 16. heißt: Wenn es ſich be-
kehret, ſo wird die Decke hinweg gethan: und
alſo wird es den HERRN in ſeiner Klarheit er-
kennen.) GOTT kan ſie wohl wieder ein-
pfropfen.
V. 24. Denn ſo du aus dem
Oelbaum, der von Natur wilde war,
(aus
dem wilden Heidenthum) biſt abgehauen, (dar-

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[138/0166] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 11, v. 17-24. V. 17. Ob aber (gleich) etliche (und ihrer nicht wenige) von den Zweigen zubrochen ſind (abgebrochen ſind durch den Unglauben von dem Stamm ihrer glaͤubigen erſten Vor-Eltern) und du (o Leib der ietzo glaͤubigen Heidenſchaft mit einem ieden Gliede inſonderheit) da du ein wilder Oelbaum wareſt (ein Volck ohne GOtt, oder ohne ſeine Gnade und ſelige Ge- meinſchaft) biſt unter ſie (an ihrer ſtatt in den geſegneten Stamm des guten Oelbaums) ge- pfropfet (in der Ordnung der neuen Geburt aus GOTT, zu der Gemeine der Heiligen, ja zu der Gemeinſchaft CHriſti, als ein Rebe am Weinſtocke Joh. 15, 1. ſeqq. gekommen) und theilhaftig worden der Wurtzel (der geiſt- lichen Kindſchaft von Abraham Gal. 3, 7. 29.) und des Safts (der Fettigkeit) im Oelbaum (der den Patriarchen gegebenen Verheiſſungen in der Erfuͤllung, das iſt, der Gnade und alles geiſtlichen Segens in CHriſto, woraus und wor- nach man GOTT im Geiſte und in der Wahr- heit dienen kan; welcher Segen bey dem Oel- baum, der Juͤdiſchen Kirche, ſo fern ſie nach ihrer innern, guten und geiſtlichen Conſtitution in ih- ren rechtſchaffenen Gliedern betrachtet wird, zu finden war, und auch dir alſo mitgetheilet iſt, daß du ihn gleichſam als ein Pfropfreis an und in dich geſogen und gezogen haſt. Von der Redens-Art des Oelbaums mit der Abſicht auf die Juͤdiſche Republic und Kirche, ſiehe Jud. 9, 8. 9. Jer. 11, 16. V. 18. So ruͤhme dich nicht wider die (abge- brochenen) Zweige, (die um ihres Unglaubens willen verworfenen Juͤden: wider die uͤberhebe dich nicht, als wenn du von Natur und aus dir ſelbſt beſſer und GOTT gefaͤlliger waͤreſt, als ſie:) ruͤhmeſt du dich aber wider ſie, ſo ſolt du wiſſen, daß du die Wurtzel nicht traͤ- geſt, ſondern die Wurtzel traͤget dich, (die Gnade und der Segen GOttes koͤmmt nicht von euch auf ſie, ſondern von ihnen auf euch: und wie wuͤrde es ſich ſchicken, wenn ſich, auf menſch- liche Art alſo von der Sache zu reden, die Zweige wider die Wurtzel, von welcher ſie getragen wer- den, und von welcher ſie ihren Saft empfangen, ruͤhmen und erheben wolten?) V. 19. 20. 21. So ſprichſt du (wirſt etwa gedencken und ſagen, um dich wider die verworfenen Juͤ- den ruͤhmen zu koͤnnen:) Die Zweige ſind zer- brochen, daß ich hinein gepfropfet wuͤrde. V. 20. Jſt wohl geredet (verhaͤlt ſich zwar in gewiſſem, vorher v. 11. angezeigeten Verſtande alſo:) ſie ſind zubrochen um ihres Unglau- bens willen. Du ſteheſt aber durch den Glauben (nachdem du durch denſelben einge- pfropfet worden, ſo biſt du bisher an der Fettig- keit des Stammes geblieben c. 5, 1. 2.) ſey nicht ſtoltz (uͤberhebe dich der geiſtlichen Gaben in der Einbildung eigener Wuͤrdigkeit ja nicht) ſondern fuͤrchte dich (bleibe in der Demuth und im Gefuͤhl deiner eignen geiſtlichen Armuth, und huͤte dich in ſorgfaͤltiger Wahrnehmung deiner ſelbſt vor dem Ruͤckfall in den Unglauben und vor dem Abfall von GOTT und aus ſeiner ſeligen Gemeinſchaft. Wer ſich duͤncken laͤßt, er ſtehe, mag wohl zuſehen, daß er nicht falle. 1 Cor. 10, 12. Phil. 2, 12.) V. 21. Hat GOtt der natuͤrlichen Zweige die von den Patriar- chen, mit welchen und ihrem Saamen GOtt einen ſo theuren Gnaden-Bund aufgerichtet hat, natuͤrlicher Weiſe herſtammen) nicht verſcho- net, (ſondern ſie aus ſeiner Gemeinſchaft ver- ſtoſſen, als unaͤchte Kinder Abrahams: ſo ſiehe dich wohl vor) daß er vielleicht dein auch nicht verſchone. V. 22. Darum ſchaue die Guͤte und den Ernſt (ἀποτομίαν, einen ſolchen Ernſt, in welchem GOtt nach ſeiner Gerechtigkeit ein faules Glied abſchneidet, und einen Reben, der an ihm nicht Frucht bringet, abhauet, oder wegnimmt, und wegwirft Joh. 15, 2. 6. Und hingegen eine ſolche Guͤte, von welcher Petrus mit David ſaget: Schmecket und ſehet, wie freundlich der HErr iſt Pſ. 34, 9. 1 Pet. 2, 3.) den Ernſt an de- nen, die gefallen ſind, (an den Juden, um dich vor ihrem Unglauben zu huͤten,) die Guͤte aber an dir, ſo fern du an der Guͤte blei- beſt (1 Cor. 15, 1. 2. Col. 1, 23. Hebr. 3, 6. 14.) ſonſt wirſt du auch abgehauen werden. Anmerckungen. 1. Da uns das Juͤdiſche Volck an ſo vielen Orten taͤglich vor Augen gehet, haben wir uns zum oͤftern zu unſerer Warnung und zum ſchuldi- gen Mitleiden mit jenem dieſes ſo nachdruͤckli- chen Pauliniſchen Ausſpruchs zu erinneru. 2. Wie oft geſchiehet es nicht, daß noch heute zu Tage an ſo manchem Volcke, an ſo mancher Familie und Perſon, gewiſſe Straf- Gerichte GOttes, nicht weniger auch beſondere Merckmaale goͤttlicher Guͤte u. Errettung ſich her- vorthun? aber wie viele ſind, die ſich dabey die- ſes Ausſpruchs mit gehoͤriger Application erin- nern? Siehe auch Luc. 13, 2-5. Wo ihr euch nicht beſſert, werdet ihr auch alle alſo um- komm en. 3. Was iſt aber ſeliger, als an der Guͤte des Evangelii bleiben, und derſelben in gehoͤriger Ordnung der Erneuerung recht genieſſen? denn da bleibt man am Weinſtock CHriſto, und brin- get viele Frucht. Joh. 15, 1. u. ſ. f. V. 23. 24. Und jene (die Juͤden) ſo ſie (in ihren Nachkommen) nicht bleiben in dem Unglau- ben, werden ſie eingepfropfet werden, (das iſt, wie es 2 Cor. 3, 16. heißt: Wenn es ſich be- kehret, ſo wird die Decke hinweg gethan: und alſo wird es den HERRN in ſeiner Klarheit er- kennen.) GOTT kan ſie wohl wieder ein- pfropfen. V. 24. Denn ſo du aus dem Oelbaum, der von Natur wilde war, (aus dem wilden Heidenthum) biſt abgehauen, (dar- aus

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/166>, abgerufen am 21.11.2024.