Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 12, 19-21. c. 13. v. 1. an die Römer. [Spaltenumbruch]
V. 19. Rächet euch selber nicht, meine Lieb- Anmerckungen. 1. Daß vom Zorne GOttes eigentlich die Rede sey, siehet man aus dem gleich darauf ange- zogenen Spruch. Und dabey bleibet es auch an sich wahr, daß wenn man zum Zorn gereitzet, auch damit bey sich selbst übereilet wird, also, daß man die heftige Bewegung fühlet, man ihn nicht müsse ausbrechen lassen, sondern an sich halten und durch die beywohnende Gnaden-Kraft GOttes in sich dämpfen, und in so fern ihm Raum geben. 2. Man muß sich aber wohl in acht nehmen, daß man, unter der Meinung, daß man der ge- schehenen Beleidigung wegen GOtt die Rache überlasse, oder es GOtt befehle, nicht unvermerckt seinen eignen Zorn hege und auslasse. Denn es kan gar leicht geschehen, daß man sich auf das Ge- richt GOttes beziehet mit dem Wunsche, daß der Feind von GOtt recht nachdrücklich gestrafet werden möge: zumal, wenn man sich zur Selbst- Rache zu unvermögend befindet, oder durch ande- re Umstände daran verhindert wird. Demnach heißt, die Rache GOtt befehlen, so viel, als in Vorstellung dessen, daß sich GOtt selbst dieselbe vorbehalten hat, sich von derselben enthalten, und indessen wünschen, daß es mit dem Feinde dazu nicht kommen möge. 3. Und da die Obrigkeit von GOtt zum Schutz verordnet ist, so ist damit, daß man die Sa- [Spaltenumbruch] che GOtt heimstellen soll, nicht verboten, die O- brigkeit in gewissen Fällen um Schutz anzuflehen. Wenn sie denn, nach den Regeln der Gerechtig- keit, es bey dem blossen Schutze nicht lässet, sondern den Beleidiger auch zur wohlverdienten Strafe ziehet, so überläßt man ihr dasselbe, mit dem Wun- sche, daß es nicht nöthig seyn möchte. V. 20. So nun deinen Feind hungert, so speise Anmerckung. Die Redens-Art: feurige Kohlen auf V. 21. Laß dich nicht das Böse überwinden, Das dreyzehnte Capitel. Darinnen der würdige Gebrauch der empfangenen Gnade GOttes in der schuldigen Pflicht gegen die Obrigkeit/ in Ausübung der Liebe gegen den Nächsten/ und in der nöthigen Wahrneh- mung der gegenwärtigen Zeit der Gnade noch ferner angewiesen wird. V. 1. [Spaltenumbruch]
JEderman sey unterthan (zu wel- gi- U
Cap. 12, 19-21. c. 13. v. 1. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
V. 19. Raͤchet euch ſelber nicht, meine Lieb- Anmerckungen. 1. Daß vom Zorne GOttes eigentlich die Rede ſey, ſiehet man aus dem gleich darauf ange- zogenen Spruch. Und dabey bleibet es auch an ſich wahr, daß wenn man zum Zorn gereitzet, auch damit bey ſich ſelbſt uͤbereilet wird, alſo, daß man die heftige Bewegung fuͤhlet, man ihn nicht muͤſſe ausbrechen laſſen, ſondern an ſich halten und durch die beywohnende Gnaden-Kraft GOttes in ſich daͤmpfen, und in ſo fern ihm Raum geben. 2. Man muß ſich aber wohl in acht nehmen, daß man, unter der Meinung, daß man der ge- ſchehenen Beleidigung wegen GOtt die Rache uͤberlaſſe, oder es GOtt befehle, nicht unvermerckt ſeinen eignen Zorn hege und auslaſſe. Denn es kan gar leicht geſchehen, daß man ſich auf das Ge- richt GOttes beziehet mit dem Wunſche, daß der Feind von GOtt recht nachdruͤcklich geſtrafet werden moͤge: zumal, wenn man ſich zur Selbſt- Rache zu unvermoͤgend befindet, oder durch ande- re Umſtaͤnde daran verhindert wird. Demnach heißt, die Rache GOtt befehlen, ſo viel, als in Vorſtellung deſſen, daß ſich GOtt ſelbſt dieſelbe vorbehalten hat, ſich von derſelben enthalten, und indeſſen wuͤnſchen, daß es mit dem Feinde dazu nicht kommen moͤge. 3. Und da die Obrigkeit von GOtt zum Schutz verordnet iſt, ſo iſt damit, daß man die Sa- [Spaltenumbruch] che GOtt heimſtellen ſoll, nicht verboten, die O- brigkeit in gewiſſen Faͤllen um Schutz anzuflehen. Wenn ſie denn, nach den Regeln der Gerechtig- keit, es bey dem bloſſen Schutze nicht laͤſſet, ſondern den Beleidiger auch zur wohlverdienten Strafe ziehet, ſo uͤberlaͤßt man ihr daſſelbe, mit dem Wun- ſche, daß es nicht noͤthig ſeyn moͤchte. V. 20. So nun deinen Feind hungert, ſo ſpeiſe Anmerckung. Die Redens-Art: feurige Kohlen auf V. 21. Laß dich nicht das Boͤſe uͤberwinden, Das dreyzehnte Capitel. Darinnen der wuͤrdige Gebrauch der empfangenen Gnade GOttes in der ſchuldigen Pflicht gegen die Obrigkeit/ in Ausuͤbung der Liebe gegen den Naͤchſten/ und in der noͤthigen Wahrneh- mung der gegenwaͤrtigen Zeit der Gnade noch ferner angewieſen wird. V. 1. [Spaltenumbruch]
JEderman ſey unterthan (zu wel- gi- U
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0181" n="153"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Cap. 12, 19-21. c. 13. v. 1. an die Roͤmer.</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div n="3"> <head>V. 19.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Raͤchet euch ſelber nicht, meine Lieb-<lb/> ſten, ſondern gebet Raum dem Zorn</hi> (nem-<lb/> lich GOttes Zorn, als von welchem die Straf-<lb/> Gerechtigkeit mit dieſem Worte ausgedrucket<lb/> wird Rom. 2, 8. 4, 15. Eph. 2, 3. 1 Theſſ. 1, 10.<lb/> 2, 16. befehlet es GOtt, dem gerechten Richter,<lb/> der die Verfolger, wenn ſie ſich nicht bekehren,<lb/> bald finden wird: und das nach Chriſti eignem<lb/> Exempel 1 Pet. 2, 23.) <hi rendition="#fr">denn es ſtehet</hi> (<hi rendition="#aq">Deut.</hi><lb/> 32, 35.) <hi rendition="#fr">geſchrieben: Jch</hi> (als der Ober-Rich-<lb/> ter, der alles, was hie ungerochen bleibt, ans<lb/> Licht ziehen wird) <hi rendition="#fr">will vergelten</hi> (einem<lb/> jeglichen nach <hi rendition="#aq">Proportion</hi> ſeiner boͤſen und feind-<lb/> ſeligen Wercke) <hi rendition="#fr">ſpricht der HErr.</hi> (Siehe<lb/> auch Matth. 5, 39. <hi rendition="#aq">ſqq.</hi> 25, 31. 32. Rom. 14, 10.<lb/> 12. 2 Cor. 5, 10. Col. 3, 15. ꝛc.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Daß vom Zorne GOttes eigentlich die<lb/> Rede ſey, ſiehet man aus dem gleich darauf ange-<lb/> zogenen Spruch. Und dabey bleibet es auch an<lb/> ſich wahr, daß wenn man zum Zorn gereitzet, auch<lb/> damit bey ſich ſelbſt uͤbereilet wird, alſo, daß man<lb/> die heftige Bewegung fuͤhlet, man ihn nicht muͤſſe<lb/> ausbrechen laſſen, ſondern an ſich halten und durch<lb/> die beywohnende Gnaden-Kraft GOttes in ſich<lb/> daͤmpfen, und in ſo fern ihm Raum geben.</item><lb/> <item>2. Man muß ſich aber wohl in acht nehmen,<lb/> daß man, unter der Meinung, daß man der ge-<lb/> ſchehenen Beleidigung wegen GOtt die Rache<lb/> uͤberlaſſe, oder es GOtt befehle, nicht unvermerckt<lb/> ſeinen eignen Zorn hege und auslaſſe. Denn es<lb/> kan gar leicht geſchehen, daß man ſich auf das Ge-<lb/> richt GOttes beziehet mit dem Wunſche, daß der<lb/> Feind von GOtt recht nachdruͤcklich geſtrafet<lb/> werden moͤge: zumal, wenn man ſich zur Selbſt-<lb/> Rache zu unvermoͤgend befindet, oder durch ande-<lb/> re Umſtaͤnde daran verhindert wird. Demnach<lb/> heißt, <hi rendition="#fr">die Rache GOtt befehlen,</hi> ſo viel, als in<lb/> Vorſtellung deſſen, daß ſich GOtt ſelbſt dieſelbe<lb/> vorbehalten hat, ſich von derſelben enthalten, und<lb/> indeſſen wuͤnſchen, daß es mit dem Feinde dazu<lb/> nicht kommen moͤge.</item><lb/> <item>3. Und da die Obrigkeit von GOtt zum<lb/> Schutz verordnet iſt, ſo iſt damit, daß man die Sa-<lb/><cb/> che GOtt heimſtellen ſoll, nicht verboten, die O-<lb/> brigkeit in gewiſſen Faͤllen um Schutz anzuflehen.<lb/> Wenn ſie denn, nach den Regeln der Gerechtig-<lb/> keit, es bey dem bloſſen Schutze nicht laͤſſet, ſondern<lb/> den Beleidiger auch zur wohlverdienten Strafe<lb/> ziehet, ſo uͤberlaͤßt man ihr daſſelbe, mit dem Wun-<lb/> ſche, daß es nicht noͤthig ſeyn moͤchte.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 20.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">So nun deinen Feind hungert, ſo ſpeiſe<lb/> ihn, durſtet ihn, ſo traͤncke ihn</hi>) imgleichen<lb/> nackt, ſo kleide ihn, oder hilf ihm ſonſt freywillig,<lb/> worinnen er deiner bedarf, und du ihm helfen<lb/> kanſt) <hi rendition="#fr">wenn du das thuſt, ſo wirſt du feurige<lb/> Kohlen auf ſein Haupt ſammlen</hi> (ihn gantz<lb/> ſchamroth machen, daß er vor Unruhe ſeines Ge-<lb/> wiſſens bey der Uberzeugung von deiner Unſchuld<lb/> ſich kaum zu laſſen wiſſen und ſich beſſern wird.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/> <p>Die Redens-Art: <hi rendition="#fr">feurige Kohlen auf<lb/> eines Haupt ſammlen,</hi> iſt hergenommen aus<lb/> Sprichw. 25, 21. 22. und ein Sprichwort bey den<lb/> Hebraͤern, welches ſo viel heißt, als einen durch<lb/> Wohlthaten zu einer ſolchen Uberzeugung und<lb/> Empfindung ſeines Unrechts bringen, welche<lb/> ihm im Gewiſſen ſo unertraͤglich werde, als auf<lb/> dem Haupte feurige Kohlen ſind. Erhaͤlt man<lb/> aber dieſes durch Wohlthun bey dem Feinde nicht,<lb/> ſo folget hernach von ſich ſelbſt daraus, daß er de-<lb/> ſto ſchwerer in das Zorn-Feuer des goͤttlichen Ge-<lb/> richts verfaͤllt. Siehe Pſ. 21, 10. 140, 11. Jeſ.<lb/> 26, 11. Man ſehe ein Exempel an David und<lb/> Saul 1 Sam. 24, 17. <hi rendition="#aq">ſqq.</hi> wiewol Saul der<lb/> Uberzeugung nicht nachlebte.)</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 21.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Laß dich nicht das Boͤſe uͤberwinden,<lb/> ſondern uͤberwinde das Boͤſe mit Gutem:</hi><lb/> welches die rechte Großmuͤthigkeit der Chriſten<lb/> iſt, wodurch ſie zugleich ihre geiſtliche Staͤrcke<lb/> beweiſen: gleichwie es hingegen eine groſſe<lb/> Schwaͤche und eine rechte Unehre iſt, ſich vom<lb/> Boͤſen uͤberwinden laſſen. Welches geſchehen<lb/> wuͤrde, wenn man ſich ſelbſt raͤchete v. 19. 20.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das dreyzehnte Capitel.<lb/> Darinnen der wuͤrdige Gebrauch der empfangenen Gnade<lb/> GOttes in der ſchuldigen Pflicht gegen die Obrigkeit/ in Ausuͤbung<lb/> der Liebe gegen den Naͤchſten/ und in der noͤthigen Wahrneh-<lb/> mung der gegenwaͤrtigen Zeit der Gnade noch ferner<lb/> angewieſen wird.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>V. 1.</head><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#in">J</hi><hi rendition="#fr">Ederman ſey unterthan</hi> (zu wel-<lb/> cher Unterthaͤnigkeit unter andern<lb/> ſonderlich Liebe, Ehrerbietung und<lb/> Vorbitte, und in Dingen, die<lb/> nicht wider das Gewiſſen lauffen,<lb/> Gehorſam gehoͤret) <hi rendition="#fr">der Obrigkeit, die Gewalt<lb/><cb/> uͤber ihn hat</hi> (ſie mag zu dieſer Gewalt anfaͤng-<lb/> lich mit Recht, oder mit Unrecht gekommenſeyn;<lb/> ſie mag dieſelbe recht gebrauchen oder nicht: Gr.<lb/> den Obrigkeiten, oder denen uͤber andere erhabe-<lb/> nen Gewalten; ſintemal die hohe Obrigkeit wie-<lb/> der andere unter ſich hat, durch welche ſie das Re-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">U</fw><fw place="bottom" type="catch">gi-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0181]
Cap. 12, 19-21. c. 13. v. 1. an die Roͤmer.
V. 19.
Raͤchet euch ſelber nicht, meine Lieb-
ſten, ſondern gebet Raum dem Zorn (nem-
lich GOttes Zorn, als von welchem die Straf-
Gerechtigkeit mit dieſem Worte ausgedrucket
wird Rom. 2, 8. 4, 15. Eph. 2, 3. 1 Theſſ. 1, 10.
2, 16. befehlet es GOtt, dem gerechten Richter,
der die Verfolger, wenn ſie ſich nicht bekehren,
bald finden wird: und das nach Chriſti eignem
Exempel 1 Pet. 2, 23.) denn es ſtehet (Deut.
32, 35.) geſchrieben: Jch (als der Ober-Rich-
ter, der alles, was hie ungerochen bleibt, ans
Licht ziehen wird) will vergelten (einem
jeglichen nach Proportion ſeiner boͤſen und feind-
ſeligen Wercke) ſpricht der HErr. (Siehe
auch Matth. 5, 39. ſqq. 25, 31. 32. Rom. 14, 10.
12. 2 Cor. 5, 10. Col. 3, 15. ꝛc.)
Anmerckungen.
1. Daß vom Zorne GOttes eigentlich die
Rede ſey, ſiehet man aus dem gleich darauf ange-
zogenen Spruch. Und dabey bleibet es auch an
ſich wahr, daß wenn man zum Zorn gereitzet, auch
damit bey ſich ſelbſt uͤbereilet wird, alſo, daß man
die heftige Bewegung fuͤhlet, man ihn nicht muͤſſe
ausbrechen laſſen, ſondern an ſich halten und durch
die beywohnende Gnaden-Kraft GOttes in ſich
daͤmpfen, und in ſo fern ihm Raum geben.
2. Man muß ſich aber wohl in acht nehmen,
daß man, unter der Meinung, daß man der ge-
ſchehenen Beleidigung wegen GOtt die Rache
uͤberlaſſe, oder es GOtt befehle, nicht unvermerckt
ſeinen eignen Zorn hege und auslaſſe. Denn es
kan gar leicht geſchehen, daß man ſich auf das Ge-
richt GOttes beziehet mit dem Wunſche, daß der
Feind von GOtt recht nachdruͤcklich geſtrafet
werden moͤge: zumal, wenn man ſich zur Selbſt-
Rache zu unvermoͤgend befindet, oder durch ande-
re Umſtaͤnde daran verhindert wird. Demnach
heißt, die Rache GOtt befehlen, ſo viel, als in
Vorſtellung deſſen, daß ſich GOtt ſelbſt dieſelbe
vorbehalten hat, ſich von derſelben enthalten, und
indeſſen wuͤnſchen, daß es mit dem Feinde dazu
nicht kommen moͤge.
3. Und da die Obrigkeit von GOtt zum
Schutz verordnet iſt, ſo iſt damit, daß man die Sa-
che GOtt heimſtellen ſoll, nicht verboten, die O-
brigkeit in gewiſſen Faͤllen um Schutz anzuflehen.
Wenn ſie denn, nach den Regeln der Gerechtig-
keit, es bey dem bloſſen Schutze nicht laͤſſet, ſondern
den Beleidiger auch zur wohlverdienten Strafe
ziehet, ſo uͤberlaͤßt man ihr daſſelbe, mit dem Wun-
ſche, daß es nicht noͤthig ſeyn moͤchte.
V. 20.
So nun deinen Feind hungert, ſo ſpeiſe
ihn, durſtet ihn, ſo traͤncke ihn) imgleichen
nackt, ſo kleide ihn, oder hilf ihm ſonſt freywillig,
worinnen er deiner bedarf, und du ihm helfen
kanſt) wenn du das thuſt, ſo wirſt du feurige
Kohlen auf ſein Haupt ſammlen (ihn gantz
ſchamroth machen, daß er vor Unruhe ſeines Ge-
wiſſens bey der Uberzeugung von deiner Unſchuld
ſich kaum zu laſſen wiſſen und ſich beſſern wird.
Anmerckung.
Die Redens-Art: feurige Kohlen auf
eines Haupt ſammlen, iſt hergenommen aus
Sprichw. 25, 21. 22. und ein Sprichwort bey den
Hebraͤern, welches ſo viel heißt, als einen durch
Wohlthaten zu einer ſolchen Uberzeugung und
Empfindung ſeines Unrechts bringen, welche
ihm im Gewiſſen ſo unertraͤglich werde, als auf
dem Haupte feurige Kohlen ſind. Erhaͤlt man
aber dieſes durch Wohlthun bey dem Feinde nicht,
ſo folget hernach von ſich ſelbſt daraus, daß er de-
ſto ſchwerer in das Zorn-Feuer des goͤttlichen Ge-
richts verfaͤllt. Siehe Pſ. 21, 10. 140, 11. Jeſ.
26, 11. Man ſehe ein Exempel an David und
Saul 1 Sam. 24, 17. ſqq. wiewol Saul der
Uberzeugung nicht nachlebte.)
V. 21.
Laß dich nicht das Boͤſe uͤberwinden,
ſondern uͤberwinde das Boͤſe mit Gutem:
welches die rechte Großmuͤthigkeit der Chriſten
iſt, wodurch ſie zugleich ihre geiſtliche Staͤrcke
beweiſen: gleichwie es hingegen eine groſſe
Schwaͤche und eine rechte Unehre iſt, ſich vom
Boͤſen uͤberwinden laſſen. Welches geſchehen
wuͤrde, wenn man ſich ſelbſt raͤchete v. 19. 20.
Das dreyzehnte Capitel.
Darinnen der wuͤrdige Gebrauch der empfangenen Gnade
GOttes in der ſchuldigen Pflicht gegen die Obrigkeit/ in Ausuͤbung
der Liebe gegen den Naͤchſten/ und in der noͤthigen Wahrneh-
mung der gegenwaͤrtigen Zeit der Gnade noch ferner
angewieſen wird.
V. 1.
JEderman ſey unterthan (zu wel-
cher Unterthaͤnigkeit unter andern
ſonderlich Liebe, Ehrerbietung und
Vorbitte, und in Dingen, die
nicht wider das Gewiſſen lauffen,
Gehorſam gehoͤret) der Obrigkeit, die Gewalt
uͤber ihn hat (ſie mag zu dieſer Gewalt anfaͤng-
lich mit Recht, oder mit Unrecht gekommenſeyn;
ſie mag dieſelbe recht gebrauchen oder nicht: Gr.
den Obrigkeiten, oder denen uͤber andere erhabe-
nen Gewalten; ſintemal die hohe Obrigkeit wie-
der andere unter ſich hat, durch welche ſie das Re-
gi-
U
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |